Die Professionalisierung des britischen Seeoffiziercorps in der maritimen Blütezeit Englands (1660-1815)


Trabajo Escrito, 2009

24 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Historischer Kontext

III. Entwicklung der Ausbildung
a. Von Tarpaulins zu Gentlemen
b. Naval Schoolmaster
c. Portsmouth Naval Academy

IV. Tradition und Prestige
a. Politik und Gesellschaft
b. Selbstverständnis

V. Schlussteil

VI. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Die maritime Blütezeit Englands1, die ihren Höhepunkt in den napoleonischen Kriegen finden sollte, blickt auf eine lange und ereignisreiche Geschichte zurück. Die britische Vorherrschaft zur See ermöglichte England, in der Zeit vom 17. bis zum 19. Jahrhundert, den Ausbau eines weltweiten Handelsnetzes und den Aufstieg zur Weltmacht, aus welchem nationaler Reichtum und Stolz resultierten. In dieser Zeit war die Royal Navy das wichtigste Werkzeug der britischen Politik, um den Handel und die damit verbundene Weltmachtstellung zu schützen und zu wahren. Neben der Veränderung der allgemeinen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, stützte sich diese Blütezeit der britischen Marine auch auf die spezifische Entwicklung des Seeoffiziercorps.

Das Ziel dieser Arbeit ist die Beantwortung der Frage, wie und unter welchen Einflüssen es, in der Zeitspanne ausgehend von der Restauration der Monarchie im Jahr 1660 bis zum Beginn des „Pax Britannica“2, ab dem Jahr 1815, zu einer Professionalisierung des britischen Seeoffiziercorps kam und wie diese von der britischen Gesellschaft empfunden wurde. Der Begriff „Professionalisierung“ steht in dieser Arbeit für einen sich steigernden Entwicklungsprozess, der mehrere Punkte umfasst. Diese Punkte beinhalten eine angestrebte harmonische Geschlossenheit des Seeoffiziercorps, eine einheitliche geistige und loyale Grundauffassung, eine Steigerung der seemännischen Leistungen sowie ein sich formendes Selbstverständnis.

Während die Geschichte der britischen Seefahrt in Quellen und Literatur gut belegt ist, gibt es zur Entwicklung des britischen Seeoffiziercorps nur spärliche Quellen. Obwohl zu erwarten wäre, auf eine Fülle entsprechender Fachliteratur zu stoßen, sind selbst von den offiziellen Institutionen, die sich einst mit der Seeoffizierausbildung beschäftigten, nur wenige Aufzeichnungen zu finden. Demnach beschränkt sich das Literaturverzeichnis auf eine übersichtliche Anzahl von Fachbüchern, unter Zuhilfenahme einschlägiger Standardwerke.

Diese Arbeit gliedert sich in drei Teile. Sie beginnt mit einer kurzen Darstellung des historischen Kontextes, um die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu nennen, welche die folgenden Kapitel umspannen. Es folgt eine Analyse der Seeoffizierausbildung, da diese das Fundament für die Entwicklung der Seeoffiziere bildete. Nach der Beleuchtung der historischen Ereignisse und der Ausbildungssysteme der britischen Offizieranwärter folgt ein in die Tiefe gehender Teil, welcher sich mit den signifikanten Wechselwirkungen von Politik und Gesellschaft mit der Tradition und dem Prestige des sich professionalisierenden Seeoffiziercorps befasst. Dieser Teil ermöglicht schließlich eine Analyse des Selbstverständnisses des Offiziercorps, welches aus den vorausgegangenen Kapiteln resultiert. Die Arbeit schließt mit einer Ergebnisdarstellung.

II. Historischer Kontext

Im 17. Jahrhundert dominierten die Vereinigten Niederlanden den europäischen Handel, da sie über die größte Handelsflotte verfügten. England war bestrebt, diese maritime Vormacht der Vereinigten Niederlanden zu beenden, um sich selbst die Seeherrschaft zu sichern. Aus dieser Bestrebung resultierten drei Kriege von 1652 bis 1674, in denen es aber nie zu einer Entscheidungsschlacht gekommen war. In den folgenden Jahren konnte England seinen Überseehandel allerdings erheblich ausweiten und setzte sich so gegen die Vereinigten Niederlande als Hauptkonkurrenten durch. Diese Ausweitung des Überseehandels, einhergehend mit einem wirtschaftlichen Aufschwung im Inland, führte in der Zeit der Stuart- Restauration und der „Glorious Revolution“ zu einer grundlegenden politischen und Entwicklung, die das Fundament bildete, auf dem in den folgenden Jahren die wachsende britische Seemacht errichtet werden sollte.3

Trotz eines fast permanenten Kriegszustandes zwischen den Niederlanden und England von 1689 bis 1713 wuchs die englische Wirtschaft. Sie führte zu einer und politischen Stabilisierung des Landes, die ihm Kraft und Stetigkeit verlieh, nachdem die Politik des 17. Jahrhunderts überwiegend von Intrigen, Verschwörungen und Gewalttätigkeiten geprägt gewesen war.4

Die Ausweitung des Überseehandels erforderte in den folgenden Jahren und Jahrzehnten den stetigen und weltweiten Schutz der britischen Handelsschifffahrt. Das britische Empire verfügte zwar über einige wenige Stützpunkte, Außenposten und Niederlassungen in seinen Kolonien, doch der sichere Schutz dieser Gebiete und der Handelsschiffe konnte nur durch den Einsatz der Royal Navy gewährleistet werden. Diese konnte die Verbindungswege zum Mutterland schützen und feindliche Angriffe abwehren. Unterstützt wurde diese Politik von der geographischen

Flankenlage zu Europa, die es England ermöglichte, die europäischen Rivalen weitestgehend zu isolieren.5 Daher stand die Royal Navy jedoch unter einer stetigen Belastung, die neben einer Abnutzung des Materials, auch zu einer Erschöpfung des Personals führte.

Im Siebenjährigen Krieg6, von 1756-1765, musste sich England erneut behaupten, um seine Vorherrschaft zur See aufrecht zu erhalten. Vor allem Frankreich versuchte dem Inselstaat diese Vorherrschaft streitig zu machen. Da es einem britischen Admiral, Admiral Torrington, nicht gelang, das von Frankreich besetzte Menorca zurückzuerobern, wurde er wegen seines zu zaghaften Eingreifens zum Tode verurteilt. Nach dieser klaren Zeichensetzung gewann das nunmehr erneut motivierte britische Seeoffiziercorps einige Schlachten und wehrte den Versuch einer französischen Invasion im Jahre 1759 erfolgreich ab. Nach dem Krieg konzentrierten sich alle beteiligten Parteien darauf, sich schnellstmöglich wieder zu erholen.

Da sich England allerdings bereits in einer Vorphase der Industriellen Revolution befand, konnte es seine Weltmachtstellung zügiger wiederaufbauen als seine Konkurrenten. Dieser Aufbau erfolgte unter der Berücksichtigung des ungeschriebenen Gesetzes, dass die englische Flotte mindestens so groß sein müsste, wie die französische und spanische Flotte zusammen.7 Dennoch hatte England wird, während die Engländer „diesen Krieg“ als eine Abfolge kleinerer Kriege gegen Frankreich und Spanien definieren. stark mit den Kriegskosten zu kämpfen und musste daher das Marinebudget in den folgenden Jahren erheblich reduzieren.8

Der Amerikanische-Unabhängigkeitskrieg von 1775 bis 1783 erforderte von England erneut hohe Investitionen und den Dauereinsatz der Royal Navy, um sich gegen die Marine der amerikanischen Kontinentalarmee sowie gegen die Marinen Frankreichs, Spanien und der Vereinigten Niederlanden zu behaupten. So kam es beispielsweise 1780 zum vierten Krieg mit den Vereinigten Niederlanden, der schließlich entscheidend zu Gunsten Englands ausging. Als der Amerikanische- Unabhängigkeitskrieg in Nordamerika ein Ende fand, wurde er in der Karibik und Indien fortgeführt.

Nach dem Ende der Kriegshandlungen genoss die Royal Navy das Wohlwollen der englischen Politiker, die den Ausbau der Flotte befürworteten. Die Industrielle Revolution um das Jahr 1785 in England wirkte sich zudem positiv auf den Ausbau der Flotte aus. Dies führte dazu, dass sich die Royal Navy gegen Ende des 18.

Jahrhunderts in einem augenscheinlich guten materiellen und personellen Zustand befand und zudem über große Reserven an Männern, Geld und Material verfügte.9

In den sich anschließenden napoleonischen Kriegen, von 1793 bis 1802 und von 1803 bis 1815, erreichte der stetige Zweikampf um die Seeherrschaft zwischen der Royal Navy und der französischen Marine seinen Höhepunkt.10 In diesen Kriegen fanden, unter anderem durch den Einfluss Admiral Nelsons, berühmte Seeschlachten und Siege statt, die nicht nur den Kriegsruhm der Royal Navy begründeten, sondern auch in der britischen Gesellschaft das Ansehen des Seeoffiziercorps hoben und prägten. Die napoleonischen Kriege führten mit ihrem siegreichen Ausgang für die

Royal Navy zu einem sich anschließenden Zeitalter, in dem England allein den Anspruch auf die Vorherrschaft zur See geltend machen konnte, da seine europäischen Hauptrivalen wirtschaftlich geschwächt worden waren. Diese Zeit ab 1815 wurde „Pax Britannica“ genannt.

Der geschilderte historische Kontext für die Zeit von der Mitte des 17. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zeigt die Abhängigkeit des britischen Empires von der

Royal Navy, im Bezug auf die Sicherung der Vorherrschaft zur See und die damit verbundene Weltmachtstellung.

Die Macht und die Durchschlagskraft der Royal Navy waren wiederum von dem ihr zur Verfügung gestellten Material und Personal abhängig. Die Qualität und Quantität des zur Verfügung gestellten Materials wurde stets von der jeweiligen wirtschaftlichen Lage und dem politischen Interesse an der Royal Navy bestimmt, wogegen die Leistungen des Marinepersonals neben dem wirtschaftlichen und politischen Rahmen vor allem von den Mitteln und Methoden ihrer Ausbildung sowie dem Rückhalt in der Politik und der Bevölkerung abhängig waren. Vorrang beim Marinepersonal genoss die Ausbildung und Erziehung des Seeoffiziercorps, denn es prägte die inneren Strukturen und die Fähigkeiten der Royal Navy.

III. Entwicklung der Ausbildung

a. Von Tarpaulins zu Gentlemen

Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts fuhr die Royal Navy traditionell unter sogenannten „Tarpaulins” zur See. Der Begriff „Tarpaulin“ stand für das Ölzeug, welches die Seeleute trugen, und wurde daher auch für die Bezeichnung dieser Seeleute selbst genutzt. Die zivilen Tarpaulins waren professionelle Seefahrer, die bei Bedarf entweder aus entsprechenden Positionen der Handelsschifffahrt für die britischen Kriegsschiffe rekrutiert wurden oder direkt eine Art Karriere auf einem Kriegsschiff begannen und regulär auf Beförderungen warteten. Sie stammten meist aus den untersten Bevölkerungsschichten und fuhren überwiegend aus monetären

Gründen zur See, und nicht um mit ihrem Leben der Nation zu dienen.11 Diese

Seeleute beherrschten das seemännische Handwerk und lebten den rauen Alltag an Bord und auf hoher See.12

[...]


1 Die Bezeichnung „England“ steht in dieser Arbeit verallgemeinernd für das Vereinte Königreich; vornehmlich für das Königreich Großbritannien von 1707-1801.

2 „Pax Britannica“ ist ein Begriff, der die britische Herrschaft zur See im 19. Jahrhundert, im Vergleich zur Herrschaft des römischen Imperiums, umschreibt.

3 Vgl. Kennedy, Aufstieg und Verfall der britischen Seemacht, 1978, S.14.

4 Vgl. ebd., S.74.

5 Vgl. Kennedy, Aufstieg und Verfall der britischen Seemacht, 1978, S.123.

6 Der „Siebenjährige Krieg“ ist ein kontinentaler Begriff, der in dieser Arbeit zur Vereinfachung

7 Vgl. ebd., S.119.

8 Von 7 Millionen Pfund im Jahr 1762 auf 1,5 Millionen Pfund im Jahr 1769. 9 Vgl. Kennedy, Aufstieg und Verfall der britischen Seemacht, 1978, S.135. 10 Vgl. ebd., S.137.

11 Vgl. Davies, Gentlemen and Tarpaulins, 1991, S.228.

12 Vgl. Dickinson, Educating the Royal Navy, 2007, S.9.

Final del extracto de 24 páginas

Detalles

Título
Die Professionalisierung des britischen Seeoffiziercorps in der maritimen Blütezeit Englands (1660-1815)
Universidad
Helmut Schmidt University - University of the Federal Armed Forces Hamburg  (Professur für Neuere Geschichte unter Berücksichtigung Westeuropas)
Curso
Geschichte Englands
Calificación
1,0
Autor
Año
2009
Páginas
24
No. de catálogo
V214783
ISBN (Ebook)
9783656429036
ISBN (Libro)
9783656436195
Tamaño de fichero
477 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Britisches Seeoffiziercorps, Seeoffizier, British Empire, Marine, Royal Navy, Navy Officer, Marineoffizier, Maritime Blütezeit
Citar trabajo
Diplom Kaufmann Hans-Christian Stockfisch (Autor), 2009, Die Professionalisierung des britischen Seeoffiziercorps in der maritimen Blütezeit Englands (1660-1815), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/214783

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