Leseprobe
Inhaltsverzeichnis:
1 Einleitung
2 Wissenstransfer und Wissensaustausch
3 Handlungsort internationales Unternehmen
4 Social Software
4.1 Weblogs
4.2 Wikis
4.3 Podcasts
4.4 Feedreader
4.5 Social Networking Sites
4.6 e-Portfolio
5 Motivation und Barrieren beim Wissenstransfer mit Social Software in internationalen Unternehmen
5.1 Literaturstudie Motivation und Barrieren
5.2 Motivation der Akteure in Anlehnung an Maslow
5.3 Barrieren, Nachteile, Grenzen, Probleme, Herausforderungen
6 Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Nach dem heutigen Verständnis ist Wissen eine der kostbarsten Ressourcen, die in den Köpfen von Mitarbeitern gespeichert ist. Nicht nur durch den demografischen Wandel ist es für Unternehmen unverzichtbar das Wissen als Ressource im Unternehmen zu teilen. „ Allgemein anerkannt ist mittlerweile, dass die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen nur erhalten werden kann, wenn das Wissen in den Köpfen der Mitarbeiter besser identifiziert und genutzt wird“ (Probst 2010).
Die vorliegende Arbeit beschreibt anhand der aktuellen Literatur den Begriff und Prozess des Wissenstransfers. Im folgenden Abschnitt werden zu Zwecken der Anschaulichkeit die Rahmenbedingungen eines internationalen Unternehmens erläutert. International tätige Unternehmen stellen zum Einen eine aktuelle Entwicklung als Folge der Globalisierung dar, zum Anderen sind diese Unternehmen auf den Einsatz bestimmter Kommunikationstechnologien angewiesen, um Wissen möglichst zeitnah weltweit zu teilen und abzurufen. Als Medium stehen in dieser Arbeit die Anwendungen des Web 2.0 im Fokus. Noch vor 10 Jahren war es schwierig, Beiträge im Internet oder auch im firmeneigenen Intranet effektiv zu platzieren. „Die Anwendungen des Web 2.0 ermöglichen inzwischen aber auch technisch weniger versierten Personen, Inhalte im Rahmen häufig kostenloser Dienste einem breiten Publikum in ansprechender Form und allein mit Hilfe eines Webbrowsers zu präsentieren “ (Mandl & Hense 2009). Mit Social Software Anwendungen stehen verschiedene technologische Wissenstransfer Instrumente im Fokus dieser Arbeit, welche vor dem Hintergrund von international agierenden Unternehmen diskutiert werden. Die Social Software Anwendungen Weblog, Wiki, Podcasts, Feedreader, Social Networking Sites und e-Portfolio werden in ihrer Funktionsweise beschrieben und Beispiele für die Anwendung in Bezug auf den Wissenstransfer im Unternehmen gegeben. Social Media Anwendungen sind jedoch ein Phänomen des öffentlich genutzten Internets. Viele Unternehmen stehen dem Einsatz skeptisch gegenüber. Anhand einer Literaturrecherche werden Vorteile der Nutzung zusammen getragen. Soll der Einsatz von Social Media Anwendungen erfolgreich sein, ist dies vor allem abhängig von der Motivation der Anwender. In Anlehnung an die Theorie von Maslow (1981) wird die Motivation der Anwender systematisch untersucht. Durch eine Identifikation mit diesen Motivationsgründen kann bei den Akteuren die Mitarbeit gesteigert werden und so die kritische Masse von Anwendern überschritten werden (vgl. Adelsberger 2009; Bryant 2003; O’Reilly 2005). Im Fazit wird der Einsatz von Social Media in internationalen Unternehmen als Instrument des Wissenstransfers abschließend reflektiert.
2 Wissenstransfer und Wissensaustausch
Nach dem heutigen Verständnis ist Wissen eine der kostbarsten Ressourcen, über die ein Unternehmen verfügt. Unternehmen sind gefordert das Wissen in einer Organisation zu erhalten und sich daraus einen Wettbewerbsfaktor zu Nutzen zu machen. Entscheidend für das Fortbestehen im globalen Wettbewerb ist ein erfolgreicher Wissenstransfer. „Gerade f ür Unternehmen wird der Umgang mit Wissen als eine der wesentlichen Herausforderungen f ür die Zukunft eingeschätzt“ ( Stocker und Tochtermann 2011). Probst et al (2010) definieren Wissen als „die Gesamtheit der Kenntnisse und Fähigkeiten, die Individuen zur Lösung von Problemen einsetzen. Wissen st ützt sich auf Daten und Informationen und ist im Gegensatz zu diesen immer an Personen gebunden“ (Probst et al. 2010) . Nach Stocker und Tochtermann verliert Wissen „im Unternehmen quasi an Wert, wenn es nicht effektiv eingesetzt wird“ (Stocker&Tochtermann 2011). Stocker und Tochtermann grenzen die Begriffe Wissenstransfer und Wissensaustausch wie folgt ein:
„Wissenstransfer ist der zielgerichtete Transfer von Wissen von Individuum A zu Individuum B. Wissensaustausch ist eine Erweiterung zu Wissenstransfer, wodurch Wissen in beide Richtungen flie ß t. Im Gegensatz zu Wissenstransfer und Wissensaustausch wird unter Wissensdiffusion der ungerichtete Fluss von Wissen verstanden“ (ebd. S.36).
Der generelle Prozess des Wissenstransfers im Rahmen der Hausarbeit orientiert sich an dem Modell von Pleinl (2006). Pleinl sieht Wissensaustausch als einen Prozess, bei der eine Person (Sender) den Transfer initiiert, indem ein Teil des erforderlichen Wissens über ein Medium als Information an eine andere Person (Empfänger) direkt oder indirekt weitergegeben wird. Der Empfänger interpretiert die wahrgenommene Information entsprechend seines Kontextes und rekonstruiert so das transferierte Wissen in seine Wissensbasis. Zum Abschluss erfolgt eine Evaluierung des neu erworbenen Wissens durch den Empfänger (Vgl. Pleinl, 2006 zitiert nach Stocker & Tochtermann 2011, S. 37). Mit Einzug des Einsatzes von Web 2.0 Anwendungen muss das Verständnis des Wissenstransfers jedoch noch erweitert werden. Der Wissensfluss findet nicht mehr ausschließlich zwischen zwei Individuen statt. Der Einsatz von computerbasierten Medien führt zur Speicherung von Wissen in einem elektronischen Gedächtnis (vgl. Tochtermann und Maurer 2000, in Stocker & Tochtermann 2011, S.38). Ein Empfänger kann somit Wissen selbstgesteuert und asynchron abrufen.
Arten des Wissenstransfers
Dösinger, u.a. (2006) unterscheidet sechs unterschiedliche Arten von Wissenstransfer: 1. direkten versus indirekten, 2. impliziten versus expliziten, 3. technologiegest ützten versus face-to-face, 4. synchronen versus asynchronen, 5. verpflichtenden versus freiwilligen und 6. selbst- versus fremdgesteuerten (Dösinger u.a. 2006, in Stocker & Tochtermann 2011) .
Im Bezug auf die Anwendung von Social Media findet der Wissenstransfer indirekt, explizit, technologiegestützt und asynchron statt. Findet keine extrinsische Motivation statt, ist er in Unternehmen meist freiwillig, dies wird jedoch in der Diskussion der Motivationsfaktoren näher diskutiert. Die freiwillige Nutzung ist weitestgehend selbstgesteuert, eine Fremdsteuerung kann aber zur erfolgreichen Umsetzung notwendig werden, um einen erfolgreichen Wissenstransfer zu generieren. Als Instrumente des Wissenstransfers nennen Stocker und Tochtermann (2011) beispielhaft Storytelling, Experience Factory, technologische Wissenstransferinstrumente und Community of Practice (CoP) (vgl. Stocker & Tochtermann 2011). Ein technologisches Wissenstransferinstrument ist zum Einen Instrument zum Speichern oder Abrufen von Wissen geeignet, jedoch im Falle von Social Software auch in der Lage, mehrere Instrumente zu kombinieren. So kann Storytelling zum Beispiel nicht nur in Form von Face-to-Face Kommunikation genutzt werden, sondern als Beitrag in einem Weblog zudem reflektiert und weiter entwickelt werden. Communities of Practice profitieren z.B. durch das Anlegen eines Wikis innerhalb ihres Projekts. Sie sind in der Lage, implizites Wissen durch die gemeinschaftliche Arbeit in explizites Wissen zu übertragen. Hierfür müssen bestimmte Rahmenbedingungen in internationalen Unternehmen berücksichtigt werden.
3 Handlungsort internationales Unternehmen
Durch Globalisierung, Segmentierung von Arbeitsprozessen und Dezentralisierung sind Unternehmensstandorte global verteilt. Arbeitsprozesse und Produktionsschritte finden über mehrere Länder hinweg verteilt statt. Akteure bzw.
Mitarbeiter besitzen unterschiedliche kulturelle Prägungen. Mobilität der Mitarbeiter und beschleunigte Abläufe führen zu einem immer intensiveren internationalen Wettbewerb. Unternehmen sind gefordert, sich leistungsorientiert und flexibel zu entwickeln. Hierfür ist auch ein schneller und klarer Wissenstransfer notwendig.
Wie bereits erwähnt, stellen nicht nur die Mitarbeiter selbst eine Gruppe von Akteuren mit unterschiedlichsten kulturellen Prägungen und Muttersprachen dar. Wissensnetzwerke bestehen aus verschiedenen Akteuren, neben den Mitarbeitern eines Unternehmens werden Austauschbeziehungen zu anderen Subsystemen der Wirtschaft und Wissenschaft gepflegt. (Vgl. Caspers et al. 2004 zit. Tochtermann & 2011) Zu den größten Herausforderungen gehört es, die räumliche, zeitliche, sprachliche und kulturelle Distanz zu überwinden. Der Einsatz von zeitlich versetzter, asynchroner Kommunikation stellt dabei einen klaren Vorteil dar. Zeitverluste durch aufwendige Terminplanungen, die entstehen wenn die Akteure an global verteilten Standorten arbeiten, können so umgangen werden. Mit der Nutzung von Emails ist ein solcher Schritt zwar schon grundsätzlich gegeben, durch die Nutzung von Wissensforen kann jedoch jederzeit eine größere Anzahl von Anwendern sofort auf dokumentiertes Wissen zugreifen. Viele Unternehmen haben sich auf eine Corporate Language geeinigt. In den meisten Unternehmen ist dies Englisch. Auch für den Wissensaustausch bzw. Wissenstransfer gilt es, eine gemeinsame Sprache zu verwenden. Dies trägt sowohl dem uneingeschränkten Zugang auf sprachlicher Ebene als auch der Nachhaltigkeit und Pflege der Informationen Rechnung.
4 Social Software
Hans Magnus Enzensberger beschrieb im Jahre 1997 bereits seine Vision des emanzipatorischen Mediengebrauchs als „ netzartige Kommunikations-modelle(...), die auf dem Prinzip der Wechselwirkung aufgebaut sind: eine Massenzeitung die von ihren Lesern geschrieben und verteilt wird, ein Video Netz politisch arbeitender Gruppen, usw.“ (Enzensberger 1997; S. 97ff zitiert nach Erpenbeck & Sauter 2007)
Social Software, Web 2.0 oder Social Media, sind Begriffe für die aktuelle Generation einer solchen netzartigen Kommunikation über das Internet, das global Anwendung vor allem im privaten Bereich findet. Grundlegend beschrieb O’Reilly 2005 das „ Web 2.0 als eine Ansammlung von Prinzipien und Praktiken“ (O’Reilly 2005). O’Reilly hat sieben Prinzipien zur Beschreibung des Web 2.0 herausgearbeitet:
- Dienste, keine Paketsoftware, mit kosteneffizienter Skalierbarkeit
- Kontrolle über einzigartige, schwer nachzubildende Datenquellen, deren Wert proportional zur Nutzungshäufigkeit steigt
- Vertrauen in Anwender als Mitentwickler
- Nutzung kollektiver Intelligenz
- Erreichen des "Long Tail" mittels Bildung von Communities etc.
- Erstellung von Software über die Grenzen einzelner Geräte hinaus
- Leichtgewichtige User, Interfaces, Entwicklungs- und
Geschäftsmodelle (O ’ Reilly 2005)
Von der Anwenderseite her betrachtet hatte das Web 1.0 eher informativen Charakter: Wissen kann abgerufen werden, der Nutzer hat jedoch kaum die Möglichkeit, Lerninteressen, Bedarfe, Selbstreflexionen und andere Sichtweisen zu kommunizieren. Die Wissensvermittlung erfolgt durch ein Top-down-Lernen und es kommt zur relativ unkritischen Wissensaufnahme.
Im Rahmen der Diskussion zum Einsatz in Unternehmen werden die Anwendungen von Weblogs, Wikis, Podcasts, Feedblender, Social Networking Sites und e-Portfolios in ihren wesentlichen Aspekten beschrieben und ihre Rolle für den Einsatz zum Wissenstransfer diskutiert.
4.1 Weblogs
Ein Weblog oder Blog ist ein von einem Autor oder einer begrenzten Gruppe von Autoren verfasste Sammlung von Artikeln bzw. Blogeinträgen. Ein Blog wird meist zu einem bestimmten Themenfeld geführt, die neusten Beiträge erscheinen dabei immer oben (vgl. Erpenbeck 2007). Die Einträge können zusätzlich zum schriftlichen Nachrichtentext mit Ergänzungen in Form von Verweisen oder Multimediadateien angereichert werden. Die Blogsoftware ermöglicht dem Autor das Einrichten von Tags. Somit kann ein Nutzer neben dem direkten Lesen bei dem Besuch des Blogs die Inhalte auch als Newsfeed abonnieren. Dadurch kann der Nutzer sich automatisch neue Einträge anzeigen lassen.
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