Das Böse in uns. Theoretische Erklärungsversuche aus der Psychologie und Soziologie


Hausarbeit, 2012

16 Seiten, Note: 1.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Anziehungskraft vs. Verachtung des Bösen

3. Theorien der Aggressions- und Gewaltforschung
3.1 Aggression und Gewalt
3.2 Triebtheorie nach Sigmund Freud
3.3 Frustrations - Aggressions – Hypothese
3.4 Soziale Kontrolltheorie

4. Relevanz der Erziehung

5. Schlussbetrachtung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Es ist eine Szene wie aus einem Horrorfilm. Ein Mann geht zum Kühlschrank, öffnet die Tür, nimmt sich eine Flasche Bier. Im Kühlschrank liegt etwas, was in Mülltüten gewickelt ist. Riecht der Mann die Verwesung, oder ist er zu tief in seinem Rausch versunken? Er schlägt die Kühlschranktür wieder zu, schlurft ins Wohnzimmer, öffnet die Flasche, wirft sich in den Sessel, schaut Fernsehen und trinkt. Wochenlang. Vielleicht monatelang.

Es ist kein Film. Das Bündel im Kühlschrank ist ein Kind. Kevin, der zweijährige Sohn dieses Mannes, ist tot. In den Kühlschrank passte er nur deshalb, weil er schmächtig und unterernährt war“ [1].

Grausame Ereignisse wie diese sind real und allgegenwärtig. Konfrontiert durch die Medien mit solchen ‚Schreckensnachrichten‘, stellt sich meist die Frage nach dem ‚Warum‘. Was bewegt jemanden solche menschenverachtenden Taten zu vollbringen und vor allem, wie ist ein Mensch dazu überhaupt in der Lage?

Diese wissenschaftliche Hausarbeit soll Ansätze liefern, um das Böse im Menschen zu erklären. Dabei werden sowohl psychologische als auch soziologische Perspektiven betrachtet. Das Ziel wird es sein, die Gründe für gewalttätiges Verhalten von Menschen zu durchleuchten und ferner Einflüsse aufzuzeigen, die solche Handlungen verursachen oder beeinflussen können. Welche Faktoren sind entscheidend dafür, dass böses Verhalten ausgelöst wird? Welche Umstände sind ausschlaggebend dafür, dass sich der Charakter eines Menschen zum negativen entwickelt und zuvor geltende moralische Grundsätze scheinbar gänzlich ausgeblendet werden?

Innerhalb der Psychologie wird nicht nach bösem menschlichen Verhalten gefragt, sondern nach Erklärungen gesucht, warum sich der Mensch gewaltsam und brutal verhält. Zudem erscheint uns das Böse überwiegend in Form von aggressivem Verhalten. Aus diesem Grund soll der komplexe Begriff der Aggression eingangs näher untersucht werden. Ebenfalls wird auf den Unterschied zwischen Aggressivität und Gewalt eingegangen. Die Aggressions- und Gewaltforschung, die in der Psychologie und Soziologie eine wichtige Rolle spielt, hat mithilfe einer Vielzahl von Untersuchungen die Motive für böswillige menschliche Handlungen erfasst, sowie die Bedingungen aufgeklärt die zu diesen Taten der Menschen beitragen. Dabei sind einige Theorien zur Erklärung von aggressivem Verhalten entstanden. Der Hauptteil wird sich explizit mit drei ausgewählten theoretischen Positionen befassen. Des Weiteren wird auf die Kindheit als eine äußerst prägende Zeit eingegangen. Erfahrungen die dort gesammelt werden beeinflussen die Persönlichkeit eines Menschen und haben einen entscheidenden Anteil daran, wie sich diese in späteren Lebenssituationen verhalten. Daher wird der ‚Relevanz der Erziehung‘ ein eigenes Kapitel zugeschrieben. In diesem sollen insbesondere Einflussfaktoren von aggressivem menschlichen Verhalten behandelt werden, um dabei der Mutmaßung ‚vom Opfer zum Täter‘ auf den Grund gehen zu können. Die Arbeit endet mit einer Schlussbetrachtung, in der alle anfänglich gestellten Fragen nochmals aufgegriffen werden.

2. Anziehungskraft vs. Verachtung des Bösen

Fiktive Kriminalromane oder Horrorstreifen bewirken, dass den Konsumenten ein Schauder über den Rücken läuft. In der heutigen Gesellschaft haben Formate die Grausamkeit und Gewalt transportieren einen großen Unterhaltungswert und finden damit beim Publikum besonders viel Anklang sowie Begeisterung. Während des Konsumierens lösen diese beim Menschen Adrenalinstöße aus, die ähnlich einer berauschenden Achterbahnfahrt, den beliebten ‚Kick‘ hervorrufen können. In ähnlicher Art und Weise verursachen auch reale Begebenheiten beim Beobachter eine gewisse Anziehungskraft. Das Dunkle und Böse kann ebenso verführen und trägt eine gewisse Schönheit bzw. etwas Reizvolles in sich. Etwas das normalerweise abschreckend wirkt, wovor sich Menschen fürchten und dessen Existenz verachtet wird, kann gleichzeitig auch Neugierde erzeugen. Das ‚Böse‘ kann sich in vielen unterschiedlichen Ausprägungen zeigen, wurde bereits in allen Zeiten und in allen Teilen der Welt gedacht, geplant und vollzogen. In welcher Form es den Menschen auch immer begegnet, lässt sich immer wieder feststellen, dass es auf eine paradoxe Art fesselt und in seinen Bann zieht. Aber wie genau definiert sich nun das Böse? Eine absolute und allgemeingültige Antwort auf die Frage, was genau unter dem Begriff des Bösen zu verstehen ist, gibt es nicht. Wissenschaftler aus verschiedenen Bereichen sind sich uneinig und vertreten zum Teil unterschiedliche Auffassungen. Im Gegensatz zur Theologie fragt die Psychologie beispielsweise nicht transzendent nach der Herkunft des Bösen. Experimentell ist die Gegenwart von Gott und Teufel nicht fassbar bzw. belegbar, wodurch die Frage nach bösem menschlichen Verhalten verworfen und durch Mutmaßungen warum sich der Mensch aggressiv bzw. gewalttätig verhält ersetzt wird.[2] Diese Hausarbeit schließt sich einer ausgewählten Definition, stammend aus der Psychologie an, welche das Böse als „ein vorsätzliches Verhalten, das unschuldige Andere schädigt, missbraucht, erniedrigt, entmenschlicht oder vernichtet – oder der Gebrauch von Autorität und Rang, um im eigenen Namen solches Verhalten bei anderen zu fördern oder zu gestatten“[3] definiert.

Ob in Printmedien, Radio, Internet oder TV: Meldungen über Gewalt und dem Bösen überschütten den Menschen in einer schockierenden Menge. Kriege, Kindesverwahrlosungen und –misshandlungen, Tötungsdelikte, Fremdenhass, Unterdrückung, Korruption, Folterungen, sexuelle Übergriffe etc. Ohne die Existenz einer inneren Abwehr, die eine emotionale Erreichbarkeit verhindert bzw. eine Reaktion der Passivität gegenüber den Begebenheiten auslöst, wäre der Mensch möglicherweise nicht dazu in der Lage diese globalen Ereignisse zu ertragen.[4] Doch das Problem des Bösen geht jeden Menschen etwas an, denn jeder hat womöglich im Laufe seines Lebens schon Begegnungen oder Erfahrungen mit mehr oder weniger starken Formen des Bösen gemacht. Es erscheint überwiegend in Form von Aggression und Gewalt und wird bedingt durch eine Vielzahl von sozialen und psychischen Faktoren. Diese müssen nicht einzeln, sondern vielmehr zusammenhängend betrachtet werden, um die Ursachen für böswilliges Handeln zu verstehen.

3. Theorien der Aggressions- und Gewaltforschung

Wissenschaftstheorien aus der Aggressions- und Gewaltforschung gehen den Motiven von aggressiven und böswilligen Verhalten auf den Grund. In der Psychologie liegen drei Theoriegruppen vor: die Instinkt- oder Triebtheorien, lerntheoretische Ansätze und die Frustrations- Aggressions- Theorie. Die Soziologie unterscheidet zwischen drei weiteren Theorieansätzen: der Konflikt– und Spannungstheorien, Etikettierungs- und Definitionstheorien und der Sozialen Kontrolltheorie.

[...]


[1] Hellwig, S. & Jeska, A., 2006, S. 1

[2] Berger, K., Herholz, H. & Niemann, U. J., 2008, S. 109

[3] Zimbardo, P., 2008, S. 3

[4] Frank, H., 1996, S. 12

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Das Böse in uns. Theoretische Erklärungsversuche aus der Psychologie und Soziologie
Hochschule
Universität Koblenz-Landau
Veranstaltung
Autorität, Gewalt, Strafe - in pädagogischen und institutionellen Konstellationen
Note
1.0
Autor
Jahr
2012
Seiten
16
Katalognummer
V215000
ISBN (eBook)
9783656431350
ISBN (Buch)
9783656436492
Dateigröße
666 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Viel Spaß beim lesen ,-)
Schlagworte
böse, theoretische, erklärungsversuche, psychologie, soziologie
Arbeit zitieren
Lisa Rangus (Autor:in), 2012, Das Böse in uns. Theoretische Erklärungsversuche aus der Psychologie und Soziologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215000

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