Ich bin gelernte Erzieherin und habe mich während meiner damaligen Ausbildung konsequent zuerst an Kindergärten gehalten und etwas später an Jugendhilfeeinrichtungen.
Danach kam mein Anerkennungsjahr und ich bekam das Angebot in einem Heim für behinderte Kinder zu arbeiten. Zu erst war ich skeptisch, da ich mich damit noch nie befasst hatte und dieser Aspekt in meiner Ausbildung auch erheblich zu kurz kam. Also erklärte ich mich zu einem Hospitationstag bereit, der mir etwas Aufschluss liefern sollte. Dieser Tag verlief ganz angenehm und ich fand die Mitarbeiter nett, also sprang ich ins kalte Wasser.
In den ersten Wochen überlegte ich noch, ob ich einen Fehler gemacht hätte und stellte meine gesamte Ausbildungswahl in Frage, da auf mich hier etwas völlig Neues einstürmte. Es war sehr familiär und die Kinder absolut direkt. Im einen Moment war man der liebste Mensch auf Erden und im nächsten der am meisten gehasste. Und all das direkt, sofort, ohne Umschweife und am Besten noch in der körperlichen Auseinandersetzung. Ich war schockiert!
Dann allerdings sprang ich über meinen Schatten und lernte die originellsten, einmaligsten und stärksten Kinder kennen. Ich machte eine Erfahrung, die ich nie missen möchte und die mich ein ganzes Stück offener, durchsetzungsfähiger und einfühlsamer gemacht hat.
Hinzu kamen die Eltern dieser Kinder. Anfangs kam ich nur ab und an mit ihnen in Kontakt, meist am Telefon, da Ferienzeit war. Dann begann die Zeit, in der einige Kinder auch jedes zweite Wochenende von ihren Eltern abgeholt wurden oder Feste statt fanden, wie zum Beispiel Konfirmationen, bei denen auch die Eltern zugegen waren.
Ich interessierte mich sehr für ihre Situation. Wie ist es, ein behindertes Kind zu bekommen? Wie fühlen sich die Geschwister dabei? Mit welchen Vorurteilen wird man konfrontiert, wenn man mit einem solchen Kind durch die Stadt läuft? Was muss passieren, dass man sich selbst zugestehen kann, das Kind in ein Heim zu geben und wie sieht die Situation aus, wenn das Kind älter wird?
All diese Fragen stellte ich mir und Ihnen und lernte dabei einige sehr offene Menschen kennen, die gerne bereit waren mir Antworten zu geben.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Was ist geistige Behinderung?
- Versuche der Definition
- Mögliche Ursachen
- Eltern- und Umweltreaktionen auf die Geburt eines behinderten Kindes
- Phasen der Intensität
- Zeit der Ratlosigkeit und des Schocks
- Leugnung
- Trauer und Zorn
- Adaption
- Reorganisation
- Unterstützungssysteme
- Enttäuschte Erwartungen
- Spaltungsfamilien
- Geschwister von Kindern mit Behinderung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der psychodynamischen Situation in Familien, die ein behindertes Kind haben. Ziel ist es, die Herausforderungen und Auswirkungen der Behinderung auf die Familie, insbesondere auf die Eltern und Geschwister des behinderten Kindes, zu beleuchten. Die Arbeit basiert auf den persönlichen Erfahrungen der Autorin als Erzieherin in einem Heim für behinderte Kinder und soll einen Einblick in die Thematik aus verschiedenen Perspektiven bieten.
- Der Begriff der geistigen Behinderung und seine Definitionen
- Die Reaktionen der Eltern auf die Geburt eines behinderten Kindes
- Die Rolle und der Einfluss von Unterstützungssystemen
- Die Herausforderungen und die Lebenswelt von Geschwistern behinderter Kinder
- Die psychosoziale Situation in Familien mit einem behinderten Kind
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den persönlichen Hintergrund der Autorin und ihre Motivation zur Wahl dieses Themas dar. Sie schildert ihre Erfahrungen mit behinderten Kindern und ihren Eltern während ihrer Ausbildung und ihres Anerkennungsjahres in einem Heim für behinderte Kinder.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit dem Begriff der geistigen Behinderung. Es werden verschiedene Definitionen und Abgrenzungen des Begriffs erläutert und die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Intelligenzmessung und die Rolle des Umfeldes beleuchtet. Zudem werden mögliche Ursachen für geistige Behinderung dargestellt.
Kapitel 3 analysiert die Reaktionen von Eltern und Umwelt auf die Geburt eines behinderten Kindes. Es beschreibt die verschiedenen Phasen der emotionalen Verarbeitung, die von Schock und Ratlosigkeit bis hin zur Anpassung und Reorganisation reichen. Der Fokus liegt auf den Herausforderungen, denen Eltern in dieser Situation gegenüberstehen, und den unterstützenden Systemen, die ihnen zur Seite stehen. Des Weiteren werden enttäuschte Erwartungen und die Problematik von Spaltungsfamilien beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit fokussiert auf die Themen der geistigen Behinderung, psychodynamische Prozesse in Familien mit behinderten Kindern, Eltern-Kind-Beziehungen, Geschwisterdynamik, Unterstützungssysteme und Vorurteile. Die Arbeit analysiert die Auswirkungen der Behinderung auf die Familie und die psychosoziale Situation der Familienmitglieder.
- Citation du texte
- Lena Raubach (Auteur), 2009, Psychodynamik bei Familien mit einem behinderten Kind, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215201