Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffsdefinition
2.1 Bedürfnis
2.2 Motiv
2.2.1 Primäre und sekundäre Motive
2.2.2 Intrinsische und extrinsische Motive
2.2.3 Unbewusste und bewusste Motive
2.3 Anreiz
2.4 Motivation
3. Motivationstheorien
3.1 Inhaltstheorien
3.1.1 Die Bedürfnispyramide von Maslow
3.1.2 Die Zwei-Faktoren-Theorie von Herzberg
3.1.3 Die Bedürfnisarten von McClelland
3.2 Prozesstheorien
3.2.1 Die Gerechtigkeitstheorie von Adams (Equity-Theorie)
3.2.2 Die Erwartungstheorie von Vroom (VIE-Theorie)
3.2 Aktionstheorien
4. Neurobiologische Grundlagen
4.1 Das menschliche Gehirn
4.2 Das limbische System
4.3 Neurotransmitter
4.4 Die Motivationssysteme des Gehirns
4.5 Leistungsmotivation
5. Betriebliche Anreizsysteme
5.1 Aufbau von Anreizsystemen
5.2 Anreizsysteme für Führungskräfte
5.3 Vor- und Nachteile von Anreizsystemen
6. Handlungsempfehlungen
6.1 Handlungsempfehlungen für das Management
6.2 Handlungsempfehlungen für Führungskräfte
7. Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abb. 1: Der Motivationsprozess
Quelle: Jung, H. (2006), S. 967
Abb. 2: Richtung, Stärke und Ausdauer des Motivationsprozesses
Quelle: von der Linde, B./von der Heyde, A. (2010), S. 119
Abb. 3: Motivationstheorien
Quelle: Scholz, C. (2000), S. 879
Abb. 4: Die Bedürfnispyramide von Maslow
Quelle: Wöhe, G./Döring, U. (2008), S. 150
Abb. 5: Grundmotive nach McClelland
Eigene Darstellung in Anlehnung an McClelland, D. C. (1987), S. 221 ff
Abb. 6: Grundmotive und neurobiologische Transmitter
Eigene Darstellung in Anlehnung an McClelland, D. C. (1987).
Abb. 7: Mögliche Alternativen bei subjektiv empfundener Ungerechtigkeit
Eigene Darstellung in Anlehnung an Adams, J. S. (1965), S. 283 ff
Abb. 8: Total-Rewards-System mit Treibern von Mitarbeitergewinnung, -motivation und –bindung und der Rangfolge der Motivatoren
Quelle: Towers Perrin (Hrsg.) (2006), S. 19
1. Einleitung
„Kapital lässt sich beschaffen, Fabriken kann man bauen, Menschen muss man gewinnen.“ Hans Christoph von Rohr (*1938)
Die Motivation der Mitarbeiter kam in den letzten Jahren aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen und im Zuge der Automatisierung eine immer stärkere Bedeutung zu. Die Mitarbeiter sind selbstbewusster geworden, die Art der Arbeit wurde für genauso wichtig erachtet wie die Höhe der Entlohnung und die Zunahme kreativer und schwieriger Aufgaben führte zu einer Nachfrage hochqualifizierter und selbstständig handelnder Mitarbeiter. Mit ihnen ist auch das Bedürfnis nach humanen Arbeitsmöglichkeiten sowie der Wunsch nach Selbstverwirklichung gestiegen.[1] „Diente der eigene Job früher hauptsächlich dem Broterwerb, geht es heute auch darum, Träume auszuleben."[2] Die Motivation der Mitarbeiter ist somit für den Erfolg eines Unternehmens wichtiger denn je geworden.[3]
„Heute ist Motivation zu einem Allerweltsbegriff geworden“[4] und zu einer Schlüsselkompetenz im Führungsalltag.[5] Es gibt eine Flut an Modellen, Ideen und Erklärungsansätzen. Ansätze lassen sich in der Psychologie, Philosophie, Neurobiologie und der Managementlehre finden.[6]
In der Realität sieht es dennoch meist anders aus. Oft ist die Motivation von Mitarbeitern in Unternehmen nur gering ausgeprägt. „Das amerikanische Gallup-Institut sieht neun von zehn Angestellten in Deutschland kurz vor der inneren Kündigung. (...) Und auch das Duisburger Institut für Arbeit und Qualifikation verortet die Laune der deutschen Arbeitnehmer in einer Studie im unteren europäischen Mittelfeld.“[7]
Eine der bekanntesten Managementautoren, Reinhard K. Sprenger behauptet sogar „Alles Motivieren ist Demotivieren“.[8]
Diese Arbeit stellt ausgewählte Motivationstheorien vor und beschreibt neurobiologische Grundlagen der Motivation. Sie zeigt Motivierungsansätze aus der betrieblichen Praxis und gibt beispielhaft Handlungsempfehlungen.
Dennoch bleibt offen: Warum sind heute Mitarbeiter trotz jahrzehntelanger Forschung in vielen Unternehmen immer noch unmotiviert?
2. Begriffsdefinition
Um die Frage „Was ist Motivation“ zu beantworten wird im Folgenden vorerst auf die Begriffe Bedürfnis, Motiv und Anreiz eingegangen.
2.1 Bedürfnis
Ein Bedürfnis ist das Gefühl eines Mangels, mit dem Wunsch diesen Mangel zu beseitigen. Das Bedürfnis kann als handlungswirksame Antriebsempfindung, ohne konkrete Objekte der Bedürfnisbefriedigung, verstanden werden. Bedürfnisse sind individuell unterschiedlich. Die Wirtschaftswissenschaft geht davon aus, dass die menschlichen Bedürfnisse qualitativ und quantitativ unbegrenzt sein können und nie ganz zu befriedigen sind. Heute findet man verschiedene Klassifizierungen der Bedürfnisse. Eine der bekanntesten ist die Bedürfnispyramide von dem amerikanischen Psychologen Abraham Maslow.[9]
2.2 Motiv
Ein Motiv ist die Bereitschaft zu einem bestimmten Verhalten, dass aus dem Streben nach Bedürfnisbefriedigung resultiert. Motive sind Beweggründe, die den Antrieb und die Richtung des menschlichen Verhaltens bestimmen und eine zielgerichtete Handlung in Gang setzen. Motive stehen für eine Persönlichkeitsdisposition und sind von Mensch zu Mensch verschieden. Motiv ist ein Sammelbegriff für z. B. Trieb, Drang und Wollen.[10]
2.2.1 Primäre und sekundäre Motive
Primäre Motive sind lebensnotwendige biologische Triebe wie z. B. Hunger, Durst und Schlaf. Nach Hull, der das Konzept der Motivation durch innere Triebe von Woodworth[11] weiterentwickelte, werden primäre Triebe durch einen Mangelzustand ausgelöst, dessen Aktivierung anhält bis das Bedürfnis befriedigt ist.[12] In der Psychologie sind Triebe internale Zustände, die aufgrund physiologischer Bedürfnisse entstehen und angeregt werden, wenn eine Deprivation im Körper ein Ungleichgewicht auslöst. „Diese Triebe aktivieren den Organismus zur Spannungsreduktion; wenn die Triebe befriedigt oder abgebaut sind – und somit der Zustand der Homöostase wieder hergestellt wurde stellt der Organismus seine Handlung ein.“[13]
Sekundäre Motive hingegen sind erlernte Motive, die mit den primären Motiven zusammenhängen oder direkt bzw. indirekt zu deren Befriedigung dienen.
2.2.2 Intrinsische und extrinsische Motive
Intrinsische Motive liegen vor, wenn das Handeln in sich selbst belohnend ist, wohingegen extrinsische Motive auf ein Handeln abzielen, welches von außen belohnt wird.
2.2.3 Unbewusste und bewusste Motive
Unbewusste Motive unterscheiden sich von bewussten Motiven dadurch, dass sie unterhalb der Bewusstseinsebene, d. h. unterhalb der persönlichen Wahrnehmung, das Verhalten des Menschen beeinflussen.[14] „[Sigmund] Freud [(1915) der Begründer der Psychoanalyse] glaubte beispielweise, dass Lebens- und Todesinstinkte unterhalb der Bewusstseinsebene agieren.“[15]
2.3 Anreiz
„Anreize (...) sind situative Bedingungen, die individuelle Motive so anregen, dass es zum Handeln kommt. (...) Entscheidend dafür, ob ein Motiv angeregt wird oder nicht, ist jedoch, wie die betreffende Person die Situationsmerkmale subjektiv wahrnimmt und bewertet.“[16]
2.4 Motivation
Im vorangegangen wurden die Begriffe Bedürfnis, Motiv und Anreiz näher erläutert, da Motivation als Prozess gesehen werden kann, der damit beginnt, dass ein individuelles Bedürfnis vorliegt. Aus dem Streben dieses Bedürfnis zu befriedigen resultiert die Verhaltensbereitschaft (Motiv), die mit Anreize zu einer bestimmten Handlung aktiviert werden kann. Sobald das Motiv aktiviert ist, kommt es zu einer auf das Ziel der Bedürfnisbefriedigung ausgerichteten Verhaltensweise.[17]
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Abb. 1: Der Motivationsprozess[18]
In der Psychologie wird das Wort Motivation, das sich vom Lateinischen „movere“, auf Deutsch „bewegen“ ableitet, als „(...) der allgemeine Begriff für alle Prozesse, die der Initiierung, der Richtungsgebung und der Aufrechterhaltung physischer und psychischer Aktivitäten dienen“[19] beschrieben.
Im Rahmen des Motivationsprozesses kann zwischen der Richtung, der Stärke und der Ausdauer des Verhaltens unterschieden werden.[20]
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Abb. 2: Richtung, Stärke und Ausdauer des Motivationsprozesses[21]
3. Motivationstheorien
Motivationstheorien verdeutlichen das „(...) Zustandekommen und die Wirkung der Motivation menschlichen Verhaltens (...)“[22] und „ (...) beziehen sich statisch auf Inhalte von Motivstrukturen („Inhaltstheorien“) oder dynamisch auf ihre Entwicklung („Prozesstheorien“ sowie „Aktionstheorien“).“[23] Heute gibt es eine Vielzahl teilweise sich unterscheidender Theorien die sich gegenseitig ergänzen. Eine allgemein gültige Motivationstheorie gibt es allerdings nicht. Im Folgenden wird aufgrund des Umfanges dieser Arbeit nur auf ausgewählte Theorien eingegangen.
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Abb. 3: Motivationstheorien[24]
3.1 Inhaltstheorien
Die Inhaltstheorien befassen sich mit Motivationsinhalten und definieren die Bedürfnisse, die den Menschen zur Arbeit motivieren nach Art, Inhalt und Wirkung.[25]
3.1.1 Die Bedürfnispyramide von Maslow
Der amerikanische humanistische Psychologe Abraham Maslow stellte 1943 die Vielfalt der menschlichen Bedürfnisse in einem leicht verständlichen Modell dar, das eine Orientierungshilfe zur Erforschung der Mitarbeiterinteressen liefert: die sog. „Bedürfnispyramide von Maslow“.[26] Er unterscheidet in diesem Modell fünf Bedürfnisklassen die in verschiedenen Ebenen in Form einer Pyramide aufeinander aufgebaut sind. „Nach Maslows Ansicht müssen die Bedürfnisse jeder Hierarchieebene befriedigt sein, bevor die nächste Ebene erreicht werden kann (...).“[27] Er geht davon aus, dass die Bedürfnisse der niedrigeren Hierarchieebenen die Motivation einer Person so lange bestimmen bis diese befriedigt sind. „Einer Ebene mit befriedigten Motiven [kommt demnach] keine Motivationswirkung und damit kein verhaltenssteuernder Einfluss mehr zu.“[28] Die Theorie von Maslow ist jedoch idealtypisch. So konnten beispielsweise in empirischen Untersuchungen weder die Bedürfnisschichtung noch die Bedürfnisbefriedigung belegt werden. Maslow zeigt vielmehr eine sich zeitlich verschiebende Motivstruktur auf, wobei befriedigte Bedürfnisse als Handlungsantrieb wegfallen.[29] Trotz zahlreicher Kritikpunkte ist die Bedürfnispyramide von Maslow die bekannteste Motivationstheorie.
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[...]
[1] Vgl. Jung, H. (2006), S. 966 f., Thomas, K. W. (2009), S. 3 ff.
[2] Vgl. Personal (Hrsg.) (2011), S. 6.
[3] Vgl. Jung, H. (2006), S. 967.
[4] Vgl. Stahl, H. K. (2011), S. 3.
[5] Vgl. von der Linde, B./von der Heyde, A. (2010), S. 14.
[6] Vgl. Wirtschaft & Weiterbildung (Hrsg.) (2012), S. 63.
[7] Vgl. Buchhorn, E./Werle, K. (2011), S. 138.
[8] Vgl. Sprenger, R. K. (2010), S. 14.
[9] Vgl. Baßeler, U. u. a. (2006), S. 12 f., Fischbach R./Wollenberg K. (2007), S. 14 ff.
[10] Vgl. Jung, H. (2011), S. 367.
[11] Woodworth führte das Konzept der Motivation durch innere Triebe bereits 1928 ein, jedoch wurde es erst
im 20. Jahrhundert durch die Weiterentwicklung von Hull bekannt.
[12] Vgl. Meffert, H. u. a. (2008), S. 119.
[13] Vgl. Gerrig, R. J./Zimbardo, P. G. (2008), S. 416.
[14] Vgl. Meffert, H. u. a. (2008), S. 119.
[15] Vgl. Gerrig, R. J./Zimbardo, P. G. (2008), S. 419.
[16] Vgl. von der Linde, B./von der Heyde, A. (2010), S. 117 f.
[17] Vgl. von der Linde, B./von der Heyde, A. (2010), S. 118, Jung, H. (2006), S. 967.
[18] Quelle: Jung, H. (2006), S. 967.
[19] Vgl. Gerrig, R. J./Zimbardo, P. G. (2008), S. 414.
[20] von der Linde, B./von der Heyde, A. (2010), S. 118.
[21] Quelle: von der Linde, B./von der Heyde, A. (2010), S. 119.
[22] Vgl. Jung, H. (2006), S. 969.
[23] Vgl. Scholz, C. (2000), S. 878.
[24] Quelle: Scholz, C. (2000), S. 879.
[25] Vgl. Jung, H. (2006), S. 969.
[26] Vgl. von der Linde, B./von der Heyde, A. (2010), S. 122, Wöhe, G./Döring, U. (2008), S. 150.
[27] Vgl. Gerrig, R. J./Zimbardo, P. G. (2008), S. 421.
[28] Vgl. Scholz, C. (2000), S. 880.
[29] Vgl. Scholz, C. (2000), S. 881.