Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Zum Begriff „Sodomiter“
2.1. Strafrechtlicher Überblick
2.2. Terminologie, „Synonyme“, Praktiken
3. Verfolgung in Venedig
3.1. Sozialstruktur der Opfer
3.2. Motivation der Verfolger–Selbstverständnis der Opfer
4. Institutionalisierung und Strafen
4.1. Rechtsordnung – Anzeige, Anklage und Prozess
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Die Verfolgung beziehungsweise der Ausschluss oder die Diskriminierung von Menschen, die andersartig sind oder denen Andersartigkeit nachgesprochen wird, ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst. Waren es in der Antike im wesentlichen noch Stammes-, Staats- oder Ständezugehörigkeiten die Menschen voneinander abgrenzten, so trat mit der Entstehung und Etablierung der ersten monotheistischen Religionen eine weitere Instanz zur Legitimation von Verfolgung hinzu. Auf kollektiver Ebene sind solche Regelementierungen sicher notwendig und als dem Chaos vorbeugend gut zu bewerten, jedoch nicht innerhalb des privaten Sektors. Durch die religiöse Durchdringung der Gesetzgebung, also ein theologisch-juristisches Zusammenwirken, fand eben jenes statt. Der Grund ist jedoch primär nicht der Glauben, sondern die Institution, welche einen absolutistischen Glaubens- beziehungsweise Machtanspruch stellt und kategoriales Denken in Form von „falsch“ und „richtig“ implementiert. Die Verfolgungen von Randgruppen im Mittelalter im europäischen Raum sind ein gutes Beispiel für eine Instrumentalisierung von Glauben für die Zwecke der Institution. Die sogenannten „Sodomiter“ waren eine von jenen Gruppen, die wegen ihrer sexuellen Vorlieben oder auch Andersartigkeit im Mittelalter verfolgt wurden. Im ersten Teil soll der Terminus „Sodomiter“ oder den der „sodomitischen Sünde“ konkretisiert werden. Hierzu gilt es die Herkunft zu klären und die verbotenen Praktiken sowie synonym Verwendete Begrifflichkeiten zu nennen. Ebenso soll ein kurzer Überblick über die Entwicklung der Sodomiterverfolgung von der Spätantike bis zum Ende des 13. Jahrhunderts gegeben werden. Am Beispiel der venezianischen Sodomiterverfolgung sollen im zweiten Teil die Praktiken der Verfolgung sowie das Wesen der Sodomiter im 14. und 15. Jahrhundert veranschaulicht werden um, der Frage nachzugehen, ob von einer Optimierung des Verfolgungsprozesses gesprochen werden kann. Die venezianischen Quellen lagen lediglich in übersetzter, teils komprimierter Form vor.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum Begriff „Sodomiter“
- Strafrechtlicher Überblick
- Terminologie, „Synonyme“, Praktiken
- Verfolgung in Venedig
- Sozialstruktur der Opfer
- Motivation der Verfolger-Selbstverständnis der Opfer
- Institutionalisierung und Strafen
- Rechtsordnung – Anzeige, Anklage und Prozess
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Verfolgung von Sodomiten im spätmittelalterlichen Venedig. Im Zentrum steht die Frage, ob und inwiefern sich die Methoden der Verfolgung im 14. und 15. Jahrhundert optimiert haben. Neben der Analyse der rechtlichen Grundlagen und der gesellschaftlichen Strukturen, die die Verfolgung prägten, werden auch die Motivationen der Verfolger und die Selbstwahrnehmung der Opfer beleuchtet.
- Begriffliche Klärung des Begriffs „Sodomiter“ im Mittelalter
- Strafrechtliche Entwicklung der Sodomiterverfolgung
- Soziale und gesellschaftliche Strukturen der Sodomiterverfolgung in Venedig
- Motivationen der Verfolger und Selbstverständnis der Opfer
- Institutionalisierung und Praktiken der Verfolgung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt die Verfolgung von Andersartigen als ein historisches Phänomen dar und erläutert die Rolle von Religion und Institution bei der Legitimation von Diskriminierung. Sie fokussiert auf die Normierung des Sexualverhaltens und die Verfolgung von „Sodomiten“ als Beispiel für die Instrumentalisierung von Glauben für die Zwecke der Institution.
2. Zum Begriff „Sodomiter“
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Definition des Begriffs „Sodomiter“ im Mittelalter, der nicht mit dem modernen Verständnis von „Homosexuell“ gleichgesetzt werden kann. Der Fokus liegt auf den verbotenen Praktiken und synonym verwendeten Begriffen. Außerdem wird ein Überblick über die Entwicklung der Sodomiterverfolgung von der Spätantike bis zum Ende des 13. Jahrhunderts gegeben.
3. Verfolgung in Venedig
Dieses Kapitel analysiert die Verfolgung von Sodomiten in Venedig im 14. und 15. Jahrhundert. Es untersucht die soziale Struktur der Opfer und die Motivationen der Verfolger. Zudem wird das Selbstverständnis der Opfer beleuchtet.
4. Institutionalisierung und Strafen
Dieses Kapitel behandelt die rechtlichen Rahmenbedingungen der Verfolgung von Sodomiten in Venedig, einschließlich der Anzeige, Anklage und des Prozesses.
Schlüsselwörter
Sodomiter, Homosexualität, Mittelalter, Venedig, Verfolgung, Strafrecht, Institution, Religion, soziale Strukturen, Motivation, Opfer, Selbstverständnis, Rechtsordnung, Prozess,
- Quote paper
- Nick Baumann (Author), 2011, Der Sodomiter und die Optimierung seiner Verfolgung in Venedig, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215305