Der deutsche Imperialismus


Dossier / Travail de Séminaire, 1995

26 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Imperialismus: Begriffserklärung und Motive

2 Anfänge der Kolonialbewegung in Deutschland

3 Die Situation nach der Reichsgründung
3.1 Deutschlands Rolle im europäischen Bündnissystem
3.2 Die ökonomische Situation und ihre sozialen Folgen

4 Der Einstieg Deutschlands in den Imperialismus
4.1 Motive des deutschen Imperialismus
4.2 Führende Kolonialpropagandisten und Gegner der kolonialen Idee
4.3 Die Kolonialvereine
4.4 Bismarcks Wandel

5 Hinwendung Deutschlands zur Weltmachtpolitik unter Wilhelm II.

6 Deutsche Kolonialpolitik am Beispiel Afrikas
6.1 Gründung deutscher Kolonien in Afrika
6.2 Die Kolonialgeschichte Südwestafrikas

7 Ende und Bilanz der Kolonialära

Literaturverzeichnis

1 Imperialismus: Begriffserklärung und Motive

Die Außenpolitik der europäischen Großmächte war, vor allem in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts, geprägt durch eine Politik „mit dem Ziel, die Bevölkerung eines fremden Landes mit politischen, ökonomischen, kulturellen und ideologischen Mitteln zu beeinflussen, auszubeuten, abhängig zu machen und direkt oder indirekt zu beherrschen“[1]. Diese häufig gewaltsame Form der Außenpolitik wird auch als Imperialismus (lat. imperialis „die Staatsgewalt betreffend“) bezeichnet. Der Begriff als solcher fand erstmals während den Eroberungsfeldzügen unter Napoleon I. in Frankreich Verwendung. Bekannt wurde der Begriff 1876 in England. Dort verwendeten ihn englische Liberale als Parole gegen den konservativen Politiker Disraeli, der als Begründer britischer imperialer Politik gilt.

Die mit dem Begriff „Imperialismus“ bezeichnete Expansionspoloitik der europäischen Großmächte (Großbritanien, Frankreich, Rußland und Deutschland) sowie der USA und Japans ziehlte auf eine Aufteilung der Erde, vor allem Afrikas und Asiens, auf Kosten der nichtweißen Bevölkerung.

Im folgenden soll auf die Ursachen und Motive imperialistischer Politik eingegangen werden.

Ökonomische Ursachen

Eine weltweite ökonomische Betätigung der Großmächte entwickelte sich durch die fortschreitende Industrialisierung. Technische Errungenschaften wie die Entwicklung von Dampfschiffen und Telegraphen haben entscheidend dazu beigetragen, daß ein weltweites Verkehrs- und Handelsnetz entstehen konnte.

Banken und Industrielle erhofften sich von der Erschließung von Überseegebieten neue Absatzmärkte, Rohstoffquellen und lohnende Investitionsprojekte wie den Bau von Eisenbahnlinien und den Bergbau. Verstärkt wurde das Interesse an neuen Absatzmärkten, da in den siebziger Jahren in Europa ein Überangebot an Kapital vorhanden war. Zu wenig Käufer konnten sich die hergestellten Produkte leisten. Die ökonomische Motivation für die Errichtung von Kolonien war in England, Amerika und Japan am größten.

Politische und nationalistische Motive

Neben den ökonomischen Motiven spielten auch politische und nationalistischen Beweggründe für den Imperialismus eine Rolle. Ein Grund für England und Frankreich, sich in Übersee zu betätigen, war der zunehmende Machtgewinn Deutschlands auf dem europäischen Festland. Außerdem war man bestrebt, im Zuge der rasch anwachsenden Bevölkerung als Folge der Industrialisierung neue Siedlungsgebiete zu erschließen, um somit den Bevölkerungsüberschuß abzubauen.

Die führenden europäischen Mächte vertraten die Auffassung, daß die Großmachtstellung einer Nation langfristig nur durch den Erwerb von Kolonien gesichert sei. Auf lange Sicht erhoffte man sich durch die Schaffung exterritorialer Gebiete ökonomische und politische Unabhängigkeit. Jeder der Staaten forderte für sich einen Macht- und Führungsanspruch in der Welt. Konkurrenz- Prestigedenken waren ein wichtiges Leitmotiv.

Beeinflußt wurden diese Ansprüche auch durch eine Übernahme der Lehren von Charles Darwin. Seine Theorien wurden auf die politische und soziale Ebene übertragen. Demnach war für die Nationen der Wettlauf um internationalen Machteinfluß ein existenzieller Daseinskampf, in dem es darum ging, die eigene „höherwertige“ Kultur zu verbreiten und als Sieger über schwächere Nationen hervorzugehen. Die aus dem Sozialdarwinismus abgeleitete These von der „Überlegenheit der weißen Rasse“ und ihre angeblich daraus resultierende „Verantwortung“ für Seelenheil und Wohl der farbigen Bevölkerung („Sendungsbewußtsein“) diente zur Rechtfertigung dieser Politik.

Für Deutschland waren die genannten Faktoren ebenso bestimmend wie für andere Großmächte. Darüberhinaus gibt es spezifische Motive, die ein deutsches Engagement im kolonialen Wettstreit der Großmächte erklären. Auf diese Motive soll in Kapitel 4 eingegangen werden.

Die Hochzeit des Imperialismus war vorerst mit dem Ausbruch des I. Weltkrieges, insbesondere für das Deutsche Reich, beendet. Imperialistische Außenpolitik spielte jedoch auch im 20. Jahrhundert eine wesentliche Rolle. Der italienische und deutsche Nationalsozialismus verfolgte mit der Wiedererrichtung eines römischen Imperiums und der Schaffung von Lebensraum im Osten ebenfalls imperialistische Politik. Nach dem II.Weltkrieg betrieben die beiden Großmächte USA und UDSSR ebenfalls imperialistische Politik. Vor allem die von Lenin propagierte Weltherrschaft des Proletariats führte zu Aktivitäten in zahlreichen Ländern.

Die vorliegende Hausarbeit konzentriert sich auf den deutschen Imperialismus zwischen 1870 und 1914. Am Beispiel der deutschen Kolonialpolitik in Afrika sollen die Auswirkungen des Imperialismus exemplarisch dargestellt werden.

2 Anfänge der Kolonialbewegung in Deutschland

Erste Kolonialisierungen der führenden Seemächte setzten bereits im 16. und 17. Jahrhundert ein. Obwohl deutsche Entdecker maßgeblich an der Erforschung unbekannter Landstriche beteiligt waren, blieb das Interesse Deutschlands an der Gründung von Kolonien bis Mitte des 19. Jahrhunderts gering. Preußen schaute nach Osteuropa, die anderen deutschen Staaten waren durch Reformationswirren und Dreißigjährigen Krieg geschwächt und nicht in der Lage oder nicht daran interessiert, den Blick in die Ferne zu richten.[2]

Lediglich in der Zeit des Merkantilismus kam es zu vereinzelten Aktivitäten von Kaufleuten und Fürsten. Der preußische Kurfürst Friedrich Wilhelm I. richtete z.B. an der afrikanischen Westküste erste Handelsstützpunkte ein. Doch schon damals sah sich Preußen außerstande, die Stützpunkte gegenüber anderen Seemächten zu verteidigen. Der Kurfürst verkaufte die Gebiete daraufhin an Holland. Auch während der Kontinentalsperre Napoleons wurden vereinzelt Forderungen nach Kolonien laut. Erst im Laufe der 40er Jahre des 19. Jahrhunderts kam es - bedingt durch die zunehmenden nationalen Bestrebungen - zu einer ersten Welle kolonialer Begeisterung, mit ausgelöst durch zahlreiche Presseveröffentlichungen. In dieser Zeit kam in Deutschland erstmals die Angst auf, bei der Verteilung der Welt zu kurz zu kommen, man meinte, daß ein verstärktes Engagement notwendig wäre, um mit den europäischen Mächten, vor allem mit England, gleichzuziehen. Kaufleute und Industrielle bekundeten Interesse an einer kolonialen Expansion Deutschlands.

Im Zuge der ersten Begeisterung gründete sich der „Verein deutscher Fürsten, Grafen und Herren zum Schutz der deutschen Auswanderer“ in Texas im Jahre 1842. Der Verein bemühte sich, die dort herrschenden Mißstände durch Länderkäufe zu beseitigen. Langfristig verband man damit die Hoffnung, deutsche Auswanderer in diese Gebiete zu lenken und autonome Gebiete zu errichten. Das Unternehmen scheiterte jedoch bereits 1845 an dem mangelnden Interesse deutscher Auswanderer und der unzureichenden Erfahrung der dort tätigen Vereinsmitglieder.

Eine geplante deutsche Kolonie in den Antipoden scheiterte ebenfalls noch während der Vertragsverhandlungen[3]

Gegen Ende der vierziger Jahre entstanden die ersten Kolonialvereine in Frankfurt am Main, Leipzig und Dresden. Zahlreiche Vereinsgründungen in vielen Städten folgten. 1849 wurde die erste koloniale Aktiengesellschaft gegründet, die Gebiete in Südamerika erwarb. Dort entstanden einige aufstrebende deutsche Niederlassungen.

Neben der Diskussion um Besitzungen in Übersee wurden auch Besiedlungen entlang der Donau und im Nahen Osten erörtert. Getragen wurde die Begeisterung für kolonialen Besitz vor allem von liberalen bürgerlichen Kreisen und Demokraten. Der erste namhafte Kolonialpolitiker war der Publizist und Ökonom Friedrich List. Er vertrat bereits differenzierte Vorstellungen darüber, welch politischen und wirtschaftlichen Nutzen deutsche Kolonien einbringen würden.

Während der Revolution von 1848 hofften die bürgerlichen Liberalen, unter ihnen zum Beispiel Richard Wagner, auf eine Ausweitung deutscher Aktivitäten in der ganzen Welt. Durch das Scheitern der Revolution und dem damit verbundenen Sieg der konservativen Kräfte wurden keine größeren kolonialpolitischen Aktivitäten unternommen. Jedoch kam die Diskussion darüber auch in den fünfziger und sechziger Jahren nicht mehr zur Ruhe. Immer wieder wurden Handelsexpeditionen von Preußen, unter anderem nach Japan und China, durchgeführt und Handelsstützpunkte in Neuguinea, Madagaskar und Formosa, um nur einige zu nennen, diskutiert. Ein konkretes staatliches Engagement fand zu diesem Zeitpunkt nicht statt. Preußen und die anderen deutschen Länder waren auf europäische Probleme und vor allem auf die deutschen Einigung fixiert.

Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 standen als Kriegsentschädigung französischer Kolonialbesitz zur Disposition, um Elsaß-Lotringen nicht an das neue gegründete Deutsche Reich aushändigen zu müssen. Der Reichskanzler lehnte jedoch ab Zit: „Ich will auch gar keine Kolonien. Die sind bloß zu Versorgungsposten gut.“[4]

3 Die Situation nach der Reichsgründung

3.1 Deutschlands Rolle im europäischen Bündnissystem

Nach der Reichsgründung waren die Interessen Bismarcks überwiegend konzentriert auf die Stabilisierung des Deutschen Reiches innerhalb des europäischen Bündnissystems bzw. auf die Konsolidierung der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Infolgedessen blieb sein Interesse an den Kolonien gering.

Der Sieg Deutschlands über Frankreich und die anschließende Gründung des Deutschen Reiches hatten eine Verschiebung der Machtkonstellation in Europa bewirkt. Das Deutsche Reich war nun neben England, Frankreich, Rußland und Österreich-Ungarn zu einer Großmacht aufgestiegen. Von Anfang an war die Beziehung zu Frankreich durch den Krieg belastet, dies hatte Auswirkungen auf die Außenpolitik der beiden Staaten. Die Rückgewinnung Elsaß-Lothringens war ein zentrales Motiv der französischen Außenpolitik.

Deutschland galt innerhalb Europas als Friedensstörer, von dem eine weitere territoriale Ausdehnung unter Berufung auf das Nationalstaatsprinzip zu befürchten war. Bismarck versuchte deshalb, die anderen europäischen Großmächte davon zu überzeugen, daß er weder „Kriegs- und Prestige- noch Machtpolitik“ anstrebe, sondern „Sicherheitspolitik“ betreibe.[5]

[...]


[1] Schülerduden “Die Geschichte“ hrsg. von der Fachredaktion des Bibliographischesn Instituts, bearbeitet von Wilfried u.a., Mannheim, Wien, Zürich,1981, S. 202

[2] vgl. Pleticha Heinrich (Hg.), Deutsche Geschichte, Teil 10, Gütersloh 1984, S.189

[3] vgl. Gründer Horst: Geschichte der deutschen Kolonien, Paderborn, München, Wien, Zürich, 1985, S.17 ff

[4] zit. bei: Gründer Horst, a.a.O., S.22

[5] Alter, Peter u.a.: Grundriß der Geschichte Bd.2, Stuttgart 1992, S.186

Fin de l'extrait de 26 pages

Résumé des informations

Titre
Der deutsche Imperialismus
Université
University of Education in Schwäbisch Gmünd  (Geschichte)
Cours
Das Deutsche Kaiserreich und der europäische Hochimperialismus
Note
1,0
Auteur
Année
1995
Pages
26
N° de catalogue
V21546
ISBN (ebook)
9783638251334
Taille d'un fichier
456 KB
Langue
allemand
Mots clés
Imperialismus, Deutsche, Kaiserreich, Hochimperialismus
Citation du texte
Olaf Schauder (Auteur), 1995, Der deutsche Imperialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21546

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