Gedichtvergleich "Rastlose Liebe" und "Nähe des Geliebten"

Johann Wolfgang von Goethe: Liebeslyrik


Dossier / Travail, 2012

14 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1) EINLEITUNG

2) HAUPTTEIL
2.1 Erstes Gedicht: „Rastlose Liebe“
2.1.1 Vorbemerkungen
2.1.2 Gedichtaufbau und Formanalyse
2.1.3 Inhalt und Interpretationsansätze
2.1.4 Schlussbemerkung
2.2 Zweites Gedicht: „Nähe des Geliebten“
2.2.1 Vorbemerkungen
2.2.2 Gedichtaufbau und Formanalyse
2.2.3 Inhalt und Interpretationsansätze
2.2.4 Schlussbemerkung

3) SCHLUSS

4) LITERATURVERZEICHNIS

1) Einleitung

Die Liebe ist ein vielseitiges Gefühl, das seit jeher Ansporn für künstlerische Produktivität, besonders in der Literatur, gibt. Immer wieder wird das schon so oft zuvor ähnlich Formulierte von den Autoren in anderen Worten ausgedrückt.

Bereits seit dem Mittelalter beschäftigen sich Menschen mit „Liebeslyrik“, damals noch in Form des Minnesangs. Das Liebesleben als reale Begegnung zwischen Mann und Frau in Gedichtform findet sich erstmals in Gedichten von Walther von der Vogelweide. Erst im „Sturm und Drang“ wird „Liebeslyrik“ zur Ich- Aussage, mit der Dichter wie Johann Wolfgang von Goethe sich selbst ausdrücken. In der Liebeslyrik des "Sturm und Drang" spielen autobiographische Hintergründe eine große Rolle. Eigene Erfahrungen regen zu künstlerischem Schaffen an. So auch bei Goethe, worauf ich im weiteren Verlauf der Arbeit näher eingehen möchte.

Von der Jugend bis ins hohe Alter sind bei Goethe Liebesbeziehungen zu Frauen zu verfolgen. Diese brachten „bei ihm immer wieder kreative Prozesse in Gang“ (Jeßing, Benedikt; Lutz, Bernd; Wild, Inge: Seite 301). Ein Zitat Goethes zeigt, welch großen Stellenwert er der Liebe zumisst:

Doch überwiegt das Leben alles, wenn die Liebe in seiner Schale liegt.

Ich werde in dieser Arbeit zwei Gedichte, in denen Goethe die Liebe thematisierte, analysieren, interpretieren und vergleichen. Dabei halte ich mich an die überlieferten Texte und gehe auch auf mögliche biographische Hintergründe ein. Zwischen den beiden Werken liegen knapp zwanzig Jahre. Deshalb möchte ich beim

Vergleich speziell darauf eingehen, ob und inwiefern sich Goethes Einstellung zum Thema Liebe während dieser Zeit verändert hat.

2) Hauptteil

2.1 Erstes Gedicht: „Rastlose Liebe“

Dem Schnee, dem Regen, Dem Wind entgegen,

im Dampf der Klüfte, Durch Nebeldüfte, Immer zu! Immer zu! Ohne Rast und Ruh!

Lieber durch Leiden Möcht' ich mich schlagen, Als so viel Freuden

Des Lebens ertragen.

Alle das Neigen

Von Herzen zu Herzen, Ach, wie so eigen schaffet das Schmerzen!

Wie - soll ich fliehen? Wälderwärts ziehen? Alles vergebens!

Krone des Lebens, Glück ohne Ruh, Liebe, bist du!

2.1.1 Vorbemerkungen

Das Gedicht zählt zu der sogenannten „Lida-Lyrik“. Damit gemeint sind alle Gedichte, die Johann Wolfgang von Goethe an Charlotte von Stein richtete. Entstanden sind sie im ersten Weimarer Jahrzehnt (1776 bis 1786). „Lida“ ist der poetische Name für Charlotte (vgl. Jeßing, Benedikt; Lutz, Bernd; Wild, Inge: Seite 300).

Dieses Gedicht gehört zur frühen „Lida-Lyrik“. Goethe verfasste es 1776 in Weimar. Zuvor führte er einen regen Briefkontakt mit Charlotte. Goethe war beeindruckt von ihrer Intelligenz und sprachlichen Gewandtheit. Mit diesem Gedicht offenbarte er ihr seine Liebe. Allerdings wurde diese Liebe von der verheirateten Frau von Stein, die den gesellschaftlichen Ansprüchen immer entsprechen wollte, zu dieser Zeit noch nicht erwidert.

„Rastlose Liebe“ ist der Epoche des "Sturm und Drang" zuzuordnen. Die autobiographischen Züge sind nicht zu verkennen. Zudem stehen Begriffe im Vordergrund, die das Gefühl des lyrischen Ichs kennzeichnen („Leiden […] Freuden […] Schmerzen […] Liebe“). Die Natur dient als Spiegelbild des inneren Zustands des lyrischen Ichs. Grammatische Formen spielen keine Rolle. Viele Ellipsen ziehen sich durch das Gedicht, die Lücken im Satzbau hinterlassen.

2.1.2 Gedichtaufbau und Formanalyse

Das Gedicht besteht aus insgesamt drei Strophen mit jeweils sechs, acht und sechs Versen. Die erste und die letzte Strophe weisen einen durchgängigen Paarreim auf. In der ersten Strophe entsteht durch zweihebige Jamben und Wiederholungen (vgl. Z. 5) ein hetzender Rhythmus und eine treibende, ruhelose Sprachmelodie. Dieser Eindruck wird durch fehlende Verben ebenso verstärkt, wie durch die Wortwiederholung in dem fünften Vers. Die im Titel genannte „Rastlosigkeit“ wird damit verdeutlicht.

In Strophe Zwei sind ausschließlich Kreuzreime vorzufinden. Es handelt es sich um reine Reime, bis auf eine Ausnahme („Leiden“

– „Freuden“). Dieser unreine Reim steht dafür, dass hier etwas Unpassendes miteinander verglichen wird. Die Aussage des Sprechers, er wolle lieber leiden, „als so viel Freuden Des Lebens erstragen“ (9-10), erscheint paradox. Beim Metrum weißt in dieser Strophe jeder Vers einen Daktylus und einen Trochäus oder zwei Daktylen auf. Dies vermittelt, im Gegensatz zum in der ersten Strophe verwendeten Metrum, Unbeschwertheit.

In der letzten Strophe wird das locker-leichte Metrum der zweiten Strophe beibehalten. Ähnlich wie in der ersten Strophe gibt es kaum Verben.

2.1.3 Inhalt und Interpretationsansätze

In der ersten Strophe geht es um das rast- und ruhelose Entgegenstreben der Naturwitterungen wie Schnee, Wind, Regen und Nebel. Es kann als Metapher für das unaufhaltsame Gefühl der Liebe verstanden werden. Dadurch werden der Liebe Merkmale wie Ruhelosigkeit, Unaufhaltsamkeit und Unausweichlichkeit zugewiesen. Durch das Fehlen der Verben wird indirekt noch auf eine weitere Eigenschaft der Liebe hingewiesen, die Abstraktheit. Denn durch die Verwendung von Verben würde die Beschreibung zu sehr konkretisiert werden, dies würde dem Wesen der Liebe nicht entsprechen. Auffällig ist, dass das Streben durch das Unwetter kein bestimmtes Ziel verfolgt: die Liebe hat kein Ziel und kein Ende, sie bewegt sich in der Unendlichkeit.

Goethe empfand „seine Liebe zu Charlotte von Stein als etwas wunderbar Ideales“, jedoch litt er sehr darunter, dass „eine Realisierung dieses Glückes im wirklichen Leben unmöglich war“ (Korff, Hermann August: Seite 224). Dieser Widerspruch wird in Strophe 2 deutlich, in der es zu einigen Paradoxien kommt:

Lieber durch Leiden Möcht ich mich schlagen, Als so viel Freuden Des Lebens ertragen.

Die Leiden sind für Goethe einfacher zu ertragen, als:

[…] komplizierte Herzenszustände, in denen er zwischen höchsten Freuden und tiefsten Leiden zerrissen wird – wie es eben der Fall seiner gegenwärtigen Liebe zu einer verheirateten Frau ist (ebd.: Seite 225).

[...]

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Gedichtvergleich "Rastlose Liebe" und "Nähe des Geliebten"
Sous-titre
Johann Wolfgang von Goethe: Liebeslyrik
Université
University of Koblenz-Landau  (Germanistik)
Cours
Liebeslyrik
Note
1,3
Auteur
Année
2012
Pages
14
N° de catalogue
V215725
ISBN (ebook)
9783656441984
ISBN (Livre)
9783656442561
Taille d'un fichier
394 KB
Langue
allemand
Mots clés
gedichtvergleich, rastlose, liebe, nähe, geliebten, johann, wolfgang, goethe, liebeslyrik
Citation du texte
Eva Zilles (Auteur), 2012, Gedichtvergleich "Rastlose Liebe" und "Nähe des Geliebten", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215725

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