Es stellt sich die Frage, welcher Art von Literatur die Werke der Marlitt zuzuordnen sind. Handelt es sich hier um Trivialliteratur von geringem literarischen Wert oder erfüllen ihre Romane die Kriterien ernstzunehmender Hochliteratur im Stil des poetischen Realismus? Wenn man als Kriterien zugrundelegt, dass - wie in den Werken von Hedwig Courths-Mahler - bestimmte Themen (z. B. Liebe, Abenteuer, Intrigen, Verwechslungen, Verirrungen und abschließendes Happy End) sich in abgewandelter Form beständig wiederholen, Erzählstruktur und Sprache auf bestimmte Grundmuster reduziert werden, der schablonenhafte Aufbau ein leichtes Lesevergnügen garantiert und es sich zudem um weitverbreitete literarische Massenprodukte handelt, kommt man zu dem Schluss, dass Marlitts Romane Beispiele von trivialer Literatur sind. Ob sie deswegen als sentimentaler Kitsch anzusehen sind, sei dahingestellt, denn einige dieser Kriterien könnte man auch in der sogenannten Hochliteratur nachweisen, beispielsweise in den Romanen Theodor Fontanes, dessen Roman "Quitt" 1890 ebenfalls in der von ihm nicht besonders geschätzten "Gartenlaube" erscheint. Eine andere Zuweisung wird häufig unter Hinweis auf den Provinzialismus der Marlittschen Romane vorgenommen. In der Tat kann offenbart sich in ihren Figuren häufig ein klischeehaftes provinzielles Denken, wonach die Welt zweigeteilt ist und der tugendhafte Mensch sich aus der bösen und gemeinen großen Welt ins Private zurückzieht, wo er sich in die Lektüre der "Gartenlaube" vertiefen kann, die ihm das Bild einer überschaubaren kleinen Welt vermittelt, in der er sich zuhause fühlt.
Inhaltsverzeichnis
- Leben und Werk der Autorin im Überblick
- Merkmale der Romane und Erzählungen
- Eugenie Marlitt als Autorin der "Gartenlaube"
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Leben und Werk von Eugenie Marlitt, insbesondere ihren Roman "Das Heideprinzeßchen", und klassifiziert ihre literarische Produktion im Kontext des Poetischen Realismus und der Trivialliteratur. Es wird analysiert, wie Marlitts Werke die gesellschaftlichen Normen und Erwartungen des 19. Jahrhunderts widerspiegeln und ihren enormen Erfolg erklären.
- Eugenie Marlitts Leben und Karriereweg als Sängerin und Schriftstellerin
- Charakteristika von Marlitts Romanen: Stil, Themen und Figuren
- Marlitts Stellung im literarischen Kontext des Poetischen Realismus und der Trivialliteratur
- Die Rolle der "Gartenlaube" und der serielle Publikationsweise für Marlitts Erfolg
- Die Darstellung von Frauenbildern und gesellschaftlichen Normen in Marlitts Werken
Zusammenfassung der Kapitel
Leben und Werk der Autorin im Überblick: Dieses Kapitel bietet einen detaillierten Überblick über Eugenie Marlitts Leben, beginnend mit ihrer Kindheit und ihrer Ausbildung zur Sängerin, bis hin zu ihrem beruflichen Scheitern und ihrem späteren Erfolg als Schriftstellerin. Es beleuchtet ihre persönlichen Erfahrungen, die ihre literarische Arbeit prägten, insbesondere den Einfluss ihrer gescheiterten Gesangskarriere und den emotionalen Herausforderungen, die sie in ihren Werken verarbeitet. Die enge Beziehung zu ihrer Fürstin und der darauffolgende Beginn ihrer schriftstellerischen Karriere werden ebenfalls ausführlich dargestellt. Der enorme Erfolg ihrer Romane, ihre Übersetzungen und Verfilmungen werden als Höhepunkt ihres Schaffens präsentiert. Die Beschreibung ihrer Erkrankung und ihres Todes schließt den biographischen Teil ab.
Merkmale der Romane und Erzählungen: Dieser Abschnitt analysiert die stilistischen und inhaltlichen Merkmale von Marlitts Romanen. Es wird die Frage nach der Einordnung ihrer Werke in den Poetischen Realismus diskutiert und die Darstellung von Frauen, ihren Rollen und ihren Bestrebungen in der damaligen Gesellschaft beleuchtet. Die Kapitel untersuchen, wie Marlitt die Konventionen der bürgerlichen Welt darstellt, den Gegensatz zwischen äußerem Schein und innerer Realität und die Bedeutung von Tugend und Ehrlichkeit als Voraussetzungen für persönliches Glück. Die Rolle der Natur als Rückzugsort und die stilistische Verwendung von Klischees und vereinfachten Charakteren werden ebenfalls untersucht und analysiert. Die Kapitel diskutieren die Kritik an Marlitts Stil und die Einordnung ihrer Werke als Trivialliteratur im Vergleich zu Hochliteratur, und schließen mit der Begründung ihres großen Erfolgs aufgrund des Spiegelbilds der zeitgenössischen Gesellschaft. Die Diskussion des Poetischen Realismus, im Gegensatz zum Naturalismus, und der Einbezug von Werken anderer Autoren wie Theodor Fontane bereichern die Analyse.
Eugenie Marlitt als Autorin der "Gartenlaube": Dieser Teil untersucht die Beziehung zwischen Eugenie Marlitt und der Zeitschrift "Gartenlaube", ihren Einfluss auf Marlitts Karriere und den Erfolg ihrer Romane als Fortsetzungsgeschichten. Die Bedeutung der seriellen Veröffentlichung für die kommerzielle Strategie des Verlags und die Schaffung einer Lesererwartung werden detailliert erläutert. Es wird die symbiotische Beziehung zwischen Autorin und Verleger hervorgehoben, die auf übereinstimmenden Wertvorstellungen beruhte und beiderseitigen Nutzen brachte. Das Kapitel beschreibt das Konzept der "Gartenlaube" als Zeitschrift für ein breites Publikum und betont die Allgemeinverständlichkeit der Sprache und Themen. Der Vergleich mit modernen Fernsehserien und Seifenopern unterstreicht die Aktualität von Marlitts serieller Publikationsweise.
Schlüsselwörter
Eugenie Marlitt, Poetischer Realismus, Trivialliteratur, "Das Heideprinzeßchen", "Gartenlaube", bürgerlicher Realismus, Frauenrolle im 19. Jahrhundert, serielle Veröffentlichung, Fortsetzungsroman, Klischee, Naturbeschreibung, zeitgenössische Gesellschaft, Massenliteratur.
Häufig gestellte Fragen zu Eugenie Marlitt
Was ist der Inhalt dieser Arbeit über Eugenie Marlitt?
Diese Arbeit bietet eine umfassende Analyse des Lebens und Werks der Schriftstellerin Eugenie Marlitt. Sie untersucht ihren Roman "Das Heideprinzeßchen" und klassifiziert ihre literarische Produktion im Kontext des Poetischen Realismus und der Trivialliteratur. Die Arbeit analysiert die gesellschaftlichen Spiegelungen in Marlitts Werken und erklärt ihren enormen Erfolg.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Marlitts Leben und Karriereweg, die Charakteristika ihrer Romane (Stil, Themen und Figuren), ihre Stellung im literarischen Kontext, die Rolle der "Gartenlaube" und der seriellen Publikation für ihren Erfolg, die Darstellung von Frauenbildern und gesellschaftlichen Normen in ihren Werken.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in Kapitel gegliedert, die sich mit folgenden Aspekten befassen: Ein Überblick über Leben und Werk Marlitts, eine Analyse der Merkmale ihrer Romane und Erzählungen, sowie eine Untersuchung von Marlitts Rolle als Autorin der "Gartenlaube". Jedes Kapitel bietet detaillierte Informationen und Analysen.
Was wird im Kapitel "Leben und Werk der Autorin im Überblick" behandelt?
Dieses Kapitel gibt einen detaillierten Überblick über Marlitts Leben, von ihrer Kindheit und Ausbildung bis zu ihrem Erfolg als Schriftstellerin. Es beleuchtet ihre persönlichen Erfahrungen, die ihre literarische Arbeit prägten, ihre gescheiterte Gesangskarriere, ihre Beziehung zu ihrer Fürstin, den Erfolg ihrer Romane und ihren Tod.
Was wird im Kapitel "Merkmale der Romane und Erzählungen" behandelt?
Dieser Abschnitt analysiert den Stil und die Inhalte von Marlitts Romanen. Es wird ihre Einordnung in den Poetischen Realismus diskutiert, die Darstellung von Frauen, der Gegensatz zwischen äußerem Schein und innerer Realität, die Bedeutung von Tugend und Ehrlichkeit, die Rolle der Natur und die Verwendung von Klischees und vereinfachten Charakteren untersucht. Die Kritik an ihrem Stil und die Einordnung als Trivialliteratur werden ebenfalls behandelt.
Was wird im Kapitel "Eugenie Marlitt als Autorin der "Gartenlaube"" behandelt?
Dieser Teil untersucht die Beziehung zwischen Marlitt und der Zeitschrift "Gartenlaube", den Einfluss der Zeitschrift auf ihre Karriere und den Erfolg ihrer Romane als Fortsetzungsgeschichten. Die Bedeutung der seriellen Veröffentlichung, die symbiotische Beziehung zwischen Autorin und Verleger und die Allgemeinverständlichkeit von Sprache und Themen werden erläutert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Eugenie Marlitt, Poetischer Realismus, Trivialliteratur, "Das Heideprinzeßchen", "Gartenlaube", bürgerlicher Realismus, Frauenrolle im 19. Jahrhundert, serielle Veröffentlichung, Fortsetzungsroman, Klischee, Naturbeschreibung, zeitgenössische Gesellschaft, Massenliteratur.
- Arbeit zitieren
- Hans-Georg Wendland (Autor:in), 2013, 'Das Heideprinzeßchen' von Eugenie Marlitt. Poetischer Realismus oder Trivialliteratur?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215815