Unterschiede zwischen den Lehrergenerationen

Transformation der individuellen Prioritäten hinsichtlich der Unterrichtsarbeit im Verlauf einer LehrerInnen-Karriere


Seminararbeit, 2007

14 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Zusammenfassung

2. Einleitung

3. Der Forschungsprozess
3.1. Erhebungsinstrument
3.1.1. Das Leitfaden-Interview
3.1.2. tandardisierter Fragebogen

4. Ergebnisse:
4.1. Berufswahl
4.2. Erziehung und Umgang mit SchülerInnen
4.2.1. Was haben die SchülerInnen im Unterricht gelernt?
4.2.2. gang mit SchülerInnen
4.2.3. Disziplin
4.2.4. LehrerInnen im Umgang mit privaten Problemen von SchülerInnen
4.2.5. Unverzichtbare Kompetenzen
4.3. Wie fühlen sich LehrerInnen in ihrem Beruf
4.4. Unterrichtsgestaltung
4.4.1. Lehrpersonen und Lehrpläne
4.4.2. Verwendung von modernen Medien im Unterricht:
4.5. Leistungsbewertung
4.5.1. Methoden der Bewertung
4.5.2. Benotungskriterien

5. Schlussfolgerung

6. Verwendete Literatur

1. Zusammenfassung

Bei einem Blick auf die Fragestellung gilt es zunächst die zwei Tragenden Begriffe, individuelle Prioritäten, sowie Generation zu formulieren. Ersteres wird allgemein wie folgt formuliert:

„Der Begriff der Priorität (lat. prior = der Vordere) bezeichnet im Allgemeinen den Vorrang einer Sache, eines Bewertungsmaßstabes oder einer Person gegenüber einer anderen. Dies kann sowohl im zeitlichen als auch im Bedeutungsmäßigen Sinn interpretiert werden. Das Einstufen der Priorität einzelner Aufgaben wird als Prioritätensetzung oder Priorisierung bezeichnet und ist wesentlicher Bestandteil des Zeitmanagements.“ 1

‚Individuelle Prioritäten’ betreffen im Rahmen dieser Studie all jene Zielsetzungen, die die Lehrperson allein für sich, in Bezug auf die Unterrichtsarbeit vornimmt. Also können diese mit dem allgemein vorgegebnen Lehrziel einhergehen, müssen es aber nicht. Da wir vor allem auf Unterschiede zwischen LehrernInnen der alten Generation, und JunglehrerInnen hinweisen möchten, haben wir uns dazu entschlossen die Einteilung so zu gestalten, dass jene Unterrichtenden die bis zu zehn Jahre im Beruf tätig sind, als Junglehrerinnen, oder jüngere LehrerInnen gelten, und das jene die eine über zwanzigjährige Berufserfahrung vorweisen als ältere Lehrergeneration zu bezeichnen.2

Das benötigte Datenmaterial wurde qualitativ in Form von Interviews mit Lehrpersonen bzw. quantitativ mittels Fragebögen erhoben. Die wichtigsten daraus gewonnenen Ergebnisse sind folgende: JunglehrerInnen suchen berufliche Herausforderungen mehr als das AltlehrerInnen tun. Weiters zeigen sie mehr Interesse an dem Privatleben ihrer SchülerInnen. Im Umgang mit modernen Unterrichtsmedien präsentieren sie sich aufgeschlossener. Nicht nachgewiesen werden konnte allerdings, dass sich JunglehrerInnen aufgrund ihrer geringen Erfahrung oft durch den Umgang mit SchülerInnen überfordert fühlen. Die Ergebnisse besagen sogar, dass die meisten JunglehrerInnen oft unbesorgter als ihre älteren Kollegen in den Unterricht gehen.

Anhand der Ergebnisse der quantitativen Methode glauben wir erkenne zu können, dass sich im Lehrberuf im Laufe der Zeit, so wie in den meisten anderen auch, der berüchtigte Trott einschleicht. Darauf weißt, vor allem hin, dass AltlehrerInnen berufliche Herausforderungen unwilliger gegenüber stehen, als JunglehrerInnen. Diese strotzen nach den Ergebnissen dieser Studie gerade zu vor Selbstbewusstsein, und Tatendrang. Jedoch kann man, führt man in dieser Hinsicht die Ergebnisse bei Alt und Jung zusammen, hier auch annehmen, dass sich beides im Laufe der Zeit zurückentwickeln wird. Andere Ergebnisse, wie jene, dass AltlehrerInnen weniger gern zu modernen Unterrichtsmedien greifen, erklären sich im Hinblick auf den schnellen technologischen Fortschritt von selbst.

2. Ei nl ei tung

LehrerInnen sind Personen, die die verantwortungsvolle Aufgabe haben, anderen, meist jungen Menschen, Bildung zu vermitteln und ihnen zu helfen ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Gleichzeitig sollten sie ihren Sprösslingen einen möglichst unbeschwerlichen Einstieg in das Berufsleben ermöglichen und ihnen das Nötige vermitteln, um in der Gesellschaft erfolgreich agieren zu können.

Allein aus dieser gängigen Definition ist abzulesen, dass ein gewisses Talent, anderen etwas beibringen zu können, Vorraussetzung ist um den Lehrberuf erfolgreich auszuüben. Weiters ist, sowie in vielen anderen Berufen auch, Leidenschaft gefragt. Dieser Punkt ist auf jeden Fall mit dem erst genannten gleich, wenn nicht sogar darüber zu setzen, da die Arbeit eines Lehrers/einer Lehrerin zweifelsohne Anstrengungen besonderer Art mit sich bringt. Mit ‚Anstrengungen besonderer Art’ werden hier nicht nur der Stress bezeichnet, welcher durch die zu leistenden Erziehungsarbeit und den Umgang mit Kindern und Jugendlichen entsteht3, sonder auch die Tatsache, dass der Berufsstand derzeit argen Kritiken, sowie Beschwerden ausgesetzt ist4. Insbesondere seit dem schwachen Abschneiden der österreichischen SchülerInnen bei der populären PISA-Studie hagelt es von Seiten der Eltern und der Medien Kritiken auf den Lehrkörper. Als Konsequenz kommt es nun zum Reformdrang. Auf einmal sind LehrerInnen mit Blitzideen, wie Noten für Unterrichtende, legale Schummelzettel, oder Schularbeiten, die im Nachhinein von den SchülerInnen noch mal verbessert werden können, und zu guter Letzt noch mit einer eventuellen Einführung einer Gesamtschule konfrontiert. Zusammengefasst kann man behaupten, dass LehrerInnen in Zeiten wie diesen keineswegs ein leichtes Los haben.

Die nötige Brisanz um eine Studie zum Thema Lehrer zu verfassen ist also de facto vorhanden. Das Ziel dieser Arbeit ist es Unterschiede zwischen den Lehrergenerationen zu eruieren, und diese auch möglichst genau zu definieren. Dadurch hoffen wir LehrernInnen, und auch vor allem anderen Interessierten verständlich zu machen, dass auch während der Karriere eines einzelnen Lehrers/einer einzelnen Lehrerin die Welt nicht still steht, sonder sich Anschauungen, Zielsetzungen, Vorgehensweisen usw. verändern. Die Studie soll auch einen Teil dazu beitragen, dass berufsfremde Personen einen kurzen Einblick in die Schwierigkeiten und Tücken des Lehrerdaseins bekommen, um so ein besseres Verständnis davon zu erlangen, was es bedeutet LehrerIn zu sein.

Als Basisliteratur wurde Erwin Wabneggers „Feindbild“ Lehrer ausgewählt. Zu diesem Werk ist anzumerken, dass es sich, wie der Autor im Vorwort erwähnt, nicht um ein pädagogisches Lehrbuch handelt, sondern vielmehr um eine „Untersuchung der Rolle der Lehrer im Licht von Berufsalltag, Gesellschaft und Psychologie und der Persönlichkeit der Lehrer selbst“5. Das Buch wurde vor allem herangezogen, um einen geeigneten Einstieg in das Thema zu finden, sowie kritische Punkte des Lehrerdaseins ausfindig zu machen.

Um Bestmögliche Ergebnisse für die Studie zu erzielen, wurden sowohl qualitative, als auch quantitative Methoden benutzt um an geeignetes Datenmaterial zu gelangen. Es wurde wie folgt vorgegangen: Zunächst wurden in Berufsbildender höherer Schulen zehn Interviews durchgeführt. Im weiteren Verlauf wurde anhand der Auswertung der transkribierten

Interviews ein fünfseitiger Fragebogen erstellt, von dem wiederum 60 Exemplare an den Schulen verteilt wurden.6

In weiterer Folge haben wir Hypothesen über den Forschungsbereich formuliert, die wir anhand der Stichprobe getestet haben: Erstens läuft der/die LehrerIn Gefahr mit der Zeit einem gewissen Trott zu verfallen. Wir möchten anhand dieser Annahme überprüfen, ob LehrerInnen am Anfang ihrer Berufsausübung noch Unterrichtsziele, bzw. andere Ziele bezüglich ihres Berufes verfolgen, die sie dann mehr und mehr aufgeben oder ob sie diese in der Regel aufrechterhalten. Gleichzeitig möchten wir die Frage klären, ob LehrerInnen anfangs engagierter sind als am Ende ihrer Karriere. Zweitens bleibt im Laufe einer Karriere natürlich die Welt nicht stehen. Alles entwickelt sich und so stimmen sich auch die LehrerInnen mit dem Zeitgeist ab. Kurz, es kommt zu einer Transformation. Wir bringen diesen Aspekt mit unserer Fragestellung in Verbindung, und nehmen an, dass sich auch das entscheidend auf die Art und Weise des Unterrichtens, aber auch auf den Inhalt bemerkbar macht. Drittens nehmen wir an, dass Jung- LehrerInnen Unsicherheiten aufweisen, die sie im Laufe der Karriere ablegen. Anfangs können ihnen diese jedoch den Berufsalltag erschweren.

3. Der Fors chungsprozess

3.1. Erhebungsinstrument

Aufgrund der Fragestellung und des Forschungsdesigns unseres Projektes haben wir uns für das Leitfaden-Interview und in Folge den standardisierten Fragebogen als Erhebungsinstrument entschieden. Unsere Überlegung war es, aufgrund der Interviews näher an die Forschungsfrage heranzukommen. Auf das Ergebnis der Interviews aufbauend wurde anschließend der Fragebogen erstellt.

3.1.1. Das Leitfaden-Interview

Der Leitfaden ist in vier Hauptkategorien mit Unterfragen gegliedert. Der erste Teil besteht aus Einstiegsfragen, die nach der Priorität in der Unterrichtsvorbereitung und Benotung fragen. Weiters interessieren wir uns für die Unterrichtsgestaltung, den Gegensatz von Fachwissen zu Fertigkeiten und von Detailwissen zu Überblickswissen. Die vierte Kategorie behandelt die Thematik der Erziehung im Unterricht. Mit Hilfe dieses Interview-Leitfadens führten wir insgesamt zehn mündliche Befragungen durch, die ungefähr zwischen 30 und 60 Minuten dauerten. Die eine Hälfte der Befragten waren junge LehrerInnen, die andere Hälfte waren LehrerInnen mit langjähriger Berufserfahrung. Die meisten Interviews, die wir durchführten, waren face-to-face Interviews, zwei wurden aufgrund geographischer Umstände als Telefoninterviews durchgeführt. Wir haben in unserer Studie versucht die wesentlichen Aussagen der Interviews hervorzuheben und aufgrund derer den Fragebogen zu erstellen. Gleichzeitig gab uns die Auswertung der Interviews eine Möglichkeit unsere Hypothesen zu modifizieren.

3.1.2. Der standardisierter Fragebogen

Nach der Transkription und Auswertung der Interviews entwickelten wir zweite Erhebungsinstrument, den standardisierten Fragebogen. Wir teilten den Fragebogen an denselben Schulen aus, an denen wir die LehrerInnen interviewt hatten, um so das Konzept der Triangulation zu gewährleisten. Beim Fragebogen, in dem wir uns hauptsächlich auf geschlossene Fragen konzentrierten, können die betreffenden Personen, abgesehen von den Einstiegsfragen, zwischen den Antwortkategorien „stimme völlig zu“, „stimme eher zu“,

„stimme eher nicht zu“ und „stimme gar nicht zu“, wählen. Zusätzlich gab es die Antwortkategorie „weiß nicht“. Diese ist unseres Erachtens notwendig, wenn viele Befragte zur betreffenden Frage keine eindeutige Meinung haben. Dadurch bekommen sie bewusst die Möglichkeit einer konkreten Antwort auszuweichen.7 Der Fragebogen ist, nach den Einstiegsfragen und den Fragen zur Person, in drei Abschnitte unter Verwendung von Itemlisten aufgeteilt (Erziehung und Umgang mit SchülerInnen; Unterrichtsgestaltung; Leistungsbewertung). – siehe Anhang

4 . E r gebnisse:

Die im Anschluss angeführten Ergebnisse wurden anhand von Häufigkeitstabellen, Kreuztabellen und Interviews ausgewertet.

4.1. Berufswahl

Der Großteil der LehrerInnen gab an, dass der Wunsch, mit Kindern zu arbeiten schon von klein auf vorhanden war. Durch unsere Befragungen haben wir von zahlreichen Jung- LehrerInnen erfahren, dass sie schon während ihrer eigenen Schulzeit wussten, dass sie später auch einmal LehrerInnen werden wollten.

„Ich habe eigentlich früher schon immer Nachhilfeunterricht gegeben und erklärt und da bin ich draufgekommen, dass mir das gefällt.“ (Lehrerin, 2 Monate UT8)

Größtenteils trifft dies auch bei den Alt- LehrerInnen zu, nur etwa ein Fünftel von ihnen gab an, über Umwege zu ihrem Lehrberuf gekommen zu sein.

4.2. Erziehung und Umgang mit SchülerInnen

4.2.1. Was haben die SchülerInnen im Unterricht gelernt?

Der Faktor des kritischen Betrachtens von Informationen jeglicher Art scheint sich angesichts des, sich immer rascher vollziehenden Medienzeitalters als essenzieller Bestandteil des Unterrichts beider Altersgruppen etabliert zu haben.

Weiters ist Jung- sowie Alt- LehrerInnen ein großes Anliegen, dass die Schüler den Unterrichtsstoff nicht nur auswendig lernen, sondern ihn auch nachvollziehen, bzw. praktisch anwenden können.

Eigentlich ergab dieser Block des Fragebogens keine wesentlichen Unterschiede zwischen Alt- und Jung- LehrerInnen, was sich dadurch erklären lässt, dass Unterricht eben für alle Lehrerpersonen mehr ist, als bloß die Vermittlung von Fachwissen, und Theorien.

4.2.2. Umgang mit SchülerInnen

Auseinandersetzungen zwischen LehrerInnen und SchülerInnen kommen im Schulalltag bei Jung- und AltlehrerInnen scheinbar gleichermaßen vor. Weiters hat sich gezeigt, dass nicht alle LehrerInnen diese Konflikte meiden. Laut den Angaben unserer Befragten scheuen sie sich nicht, den Schülern offen ihre Meinung darzulegen. Dennoch gibt es einige Fälle, die diesem Bild nicht entsprechen, weshalb sich hier ein zwiespältiges Ergebnis zeigt. Manche Lehrpersonen meiden zwar persönliche Auseinandersetzungen mit SchülerInnen, sagen ihnen dennoch offen ihre Meinung. Dies klingt zunächst zwar sehr paradox, kann aber so gedeutet werden, dass die LehrerInnen ihre eigene Meinung nur dann preisgegeben, wenn sie glauben, dass sie dadurch keinen Konflikt hervorrufen.

Kreuztabelle 1:

- Ich sage den SchülerInnen offen meine Meinung.
- Ich meide persönliche Auseinandersetzungen mit SchülerInnen.

[...]


1 Wikipedia, freie Enzyklopädie, Priorität, http://de.wikipedia.org/wiki/Priorit%C3%A4t, 18.06.2007

2 Hier ist anzumerken, dass wir zuerst eine niedrigere Begrenzung von fünf Jahren für Junglehrer/innen festgesetzt haben. Später jedoch wegen zu geringer Rücklaufquote dazu gezwungen waren, diese auf zehn zu erhöhen.

3 Vgl. Wabnegger, Erwin, Feindbild Lehrer. Ein Beruf in Irritation, Klosterneuburg: Edition va bene 2002, S. 83

4 Vgl. Wabnegger, S. 143

5 Wabnegger 2002, S. 7

6 Rücklaufquote von 53,33%, also 32 Stück

7 Vgl. Höllinger, Franz: Empirische Sozialforschung I. Skriptum zur Vorlesung, Graz 2004: S. 51

8 UT wird als Kürzel für Unterrichtstätigkeit verwendet

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Unterschiede zwischen den Lehrergenerationen
Untertitel
Transformation der individuellen Prioritäten hinsichtlich der Unterrichtsarbeit im Verlauf einer LehrerInnen-Karriere
Hochschule
Karl-Franzens-Universität Graz  (Institut für Soziologie)
Note
2
Autor
Jahr
2007
Seiten
14
Katalognummer
V215861
ISBN (eBook)
9783656445692
ISBN (Buch)
9783656446422
Dateigröße
447 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Individuelle Prioritäten, Lehrer, Lehrpersonal, Unterricht, Lehrergeneration, Berufserfahrung
Arbeit zitieren
MA Markus Scholze (Autor:in), 2007, Unterschiede zwischen den Lehrergenerationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215861

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