Aggressives Verhalten bei Kindern


Studienarbeit, 2012

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Begriffsklärung

2. Erscheinungsbild der Aggression

3. Komorbide Störungen

4. Klassifikation

5. Pathogenese
5.1. Biologische Einflüsse
5.2. Psychische Einflüsse
5.3. Soziale Einflüsse
5.4. Zusammenfassende Bewertung

6. Verminderung des Aggressiven Verhaltens

7. Präventionsansätze

8. Interventionsansätze

9. Quellenverzeichnis

1. Begriffsklä rung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Begriff „aggressives Verhalten“ wird im Alltag und in der Wissenschaft unterschiedlich verwendet. Eng verwandt mit dem „aggressiven Verhalten“ ist der Begriff „Gewalt“. Nolting (2000) bezeichnet Gewalt als schwere Form von Aggression.

Im Alltag wird der Begriff häufig dazu verwendet, Verhaltensweisen zu benennen, die von den Normvorstellungen abweichen. Ein grundlegendes Problem am Alltagsgebrauch ist, dass der Begriff stets negativ wertend gemeint ist, zumindest bei dem Verhalten von anderen.

Die Bedeutung des Begriffs wird auch durch die Gesellschaft und die Darstellung in den Medien geprägt. Sie bestimmen mit, wie wir den Begriff verstehen und wie wir ihn verwenden. Da aggressives Verhalten erwartungswidrig ist, führt dies zu negativen Gegenreaktionen in der Umwelt.

Aggressives Verhalten findet jedoch auch Anerkennung in unserer Gesellschaft und wird zum Teil sogar erwünscht. Otten (2002) macht deutlich, dass zwei identische Verhaltensweisen wie ein Fausthieb ins Gesicht unter gewissen Rahmenbedingungen legitim (Boxkampf) ist, hingegen unter anderen Rahmenbedingungen unerwünscht (Schulhof). Die positive Seite von Aggression ist in keiner alltagssprachlichen Definition zu finden. Positive Aspekte sind z.B. die Fähigkeit zur Selbstbehauptung oder auch die Durchsetzung der eigenen Ziele.

Die Definitionen von Aggression richten ihr Augenmerk also auf das negative Verhalten. Unter den alltagsgebräuchlichen Begriff werden dann die verschiedensten sozial unangemessenen Verhaltensweisen klassifiziert. Dies ohne die inhaltlichen Zusammengehörigkeit der Verhaltensweisen bzw. die dem Verhalten zugrunde liegenden Motive, Gefühle oder Wahrnehmungen zu bestimmen.

Wissenschaftlich betrachtet gibt es sicherlich eine große Anzahl von Definitionen von aggressiven Verhalten. Auch hier wird vor allem die negative Komponente des Verhaltens betrachtet. So z.B. die Definition von Verres (1980): „Aggressionen sind jene Verhaltensweisen, die 1. gegen einen Gegenstand oder einen anderen Menschen gerichtet sind und 2. für den, der sich gerade aggressiv verhält, eine subjektive Wahrscheinlichkeit aufweisen, diesen Gegenstand oder Menschen auch zu erreichen und damit entweder jene aus seinem Weg zu räumen oder ihnen unangenehme oder schädliche Reize zuzufügen oder beides.“ Eine weitere Definition geben Merz (1965, S.571):

„Aggression umfasst jene Verhaltensweisen, mit denen die direkte oder indirekte Schädigung eines Individuums, meist eines Artgenossen, intendiert wird.“ und Mitscherlich (1969, S.12, zit. nach

Nolting 2000, S. 24): „Als Aggressivität gilt ... alles, was durch Aktivität- zunächst durch Muskelkraft- eine innere Spannung aufzulösen sucht.“

Diese Definitionen weisen zwar auf die Mutwilligkeit des Verhaltens hin, jedoch nicht auf die Perspektive des Opfers. In weiteren wissenschaftlichen Definitionen wird dies aber berücksichtigt. So versteht Fürntratt (1974) unter aggressiven Verhaltensweisen „… die einem, wenn man selbst betroffen ist oder sich betroffen zu sein vorstellt, negative Affekte, namentlich Angst machen“.

Eine Strukturierung der Definitionen aggressiven Verhaltens schlagen Petermann, Döpfner und Schmidt (2001) vor. Sie schlagen vor, dass Aggressionen nach ihren Ausdrucksformen zu unterteilen:

1. Feindselige vs. instrumentelle Aggression
2. Offene vs. verdeckte Aggression
3. Reaktive vs. aktive Aggression
4. Affektive vs. intentionale Aggression

Eine weitere Strukturierung schlägt Selg (1988) vor. Er unterscheidet eine formale von einer inhaltlich motivierten Herangehensweise. Dies kann spielerisch sein und kein direktes Ziel verfolgen oder aber ein Ziel verfolgen, Schaden anzurichten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in den wissenschaftlichen Definitionen neben dem schädlichen Verhalten auch die Mutwilligkeit des Verhaltens berücksichtigen. Die Die Strukturversuche versuchen die Aggression nach Funktion und Ausdrucksformen zu unterteilen. Die Perspektive des Opfers wird dahingehend in nur sehr wenigen Definitionen betrachtet.

2. Erscheinungsbild der Aggression

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Aggressionen oder Emotionen gehören zur normalen kindlichen Entwicklung, um Grenzen und Möglichkeiten auszutesten. Die Formen des aggressiven Verhaltens hängen jedoch vom Alter des Kindes ab. So treten schon im Säuglingsalter erste Formen des Ärgerausdrucks auf, die höchste Frequenz ist im Vorschulalter zu finden, jedoch treten die schwerwiegendsten Formen erst in der Jugend auf.

Altersabhängige Formen des Ärgerausdrucks und des aggressiven Verhaltens (Petermann 2005)

Säuglingsalter

In der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres gelingt es Säuglingen, nachdem sie Ursache-Wirkungs- Beziehungen verstehen, Ärger gezielt auszudrücken. Der Säugling verfolgt in diesem Fall jedoch noch keine Schädigungsabsicht; bei dem Ärgerausdruck handelt es sich um eine Emotion, die weitgehend aggressiven Wutäußerungen entspricht. Bereits in dieser Altersgruppe treten Geschlechtsunterschiede auf: Jungen sind emotional labiler und drücken mit größerer Intensität Emotionen aus, Mädchen regulieren ihre emotionale Befindlichkeit besser und zeigen weniger Ärgerreaktionen als Jungen.

Kleinkindalter

Im zweiten und dritten Lebensjahr kommt es zu Wutausbrüchen und Aggressionen gegen Erwachsene und Gleichaltrige. Gleichgeschlechte Interaktionen geraten leichter in Konflikt als Paare von Jungen und Mädchen.

Vorschulalter und Grundschuljahre

Jungen neigen mehr zu körperlicher Aggression, Mädchen eher zu indirekten (relationalen) Aggressionsformen. Nur bei wenigen Kindern kommt es in der Grundschulzeit zu Grausamkeiten gegenüber anderen Kindern oder Tieren.

Jugendalter und frühes Erwachsenenalter

Mit wachsender körperlicher Kraft und durch Waffeneinsatz wird aggressives Verhalten massiver, bis hin zu schweren Körperverletzungen und Todesfällen; Gleichaltrige führen kollektive Gewalttaten durch. Ein kleiner Teil der Jugendlichen wird auch gegenüber den eigenen Eltern und Lehrern aggressiv.

Wissenschaftlicher versuchen die Aggressionsarten in verschiedene Ausdrucksformen einzuteilen. Jedoch gibt es keine einheitliche Liste von Ausdrucksformen, weshalb ich hier die Kategorisierung von Petermann (2001, S.3) vorstellen möchte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Ausdrucksformen tauchen oft in Kombinationen auf und schließen einander auch nicht aus.

Außerdem können die Ausdrucksformen instrumentell oder emotional motiviert sein. Handelt eine

Person aggressiv, so ist ihr Verhalten zielgerichtet, sie möchte mit dem Verhalten ein Ziel erreichen. Demgegenüber ist das emotionale aggressive Verhalten impulsiv und unkontrolliert. Nicht alle Ausdrucksformen treten so auf, häufig sind reaktives, offenes, direktes, verbales und körperlich aggressives Verhalten (vgl. Petermann und Petermann 2005, S.4-6). Welche Ausdrucksform auftritt, hängt häufig vom Alter und dem Geschlecht ab. So wählen Jungen eher direkte Formen und Mädchen eher indirekte und verbale. Bestimmte Ausdrucksformen sind für das Kindesalter typisch (z.B. Trotzverhalten), andere für das Jugendalter (z.B. Delinquenz)

Betrachtet man die Ausdrucksformen nach Geschlechtern, findet man bei Jungen häufiger die offen gezeigte Aggression. Jungen zeigen gegenüber anderen Menschen vor allem körperliche und verbale Aggressionen. Bei Mädchen sind es eher verstärkte hinterhältige Aggressionen, die über Dritte dem Anderen Schaden zufügt.

Bei dem aggressiven Verhalten handelt es sich nach Petermann sogar um das stabilste Sozialverhalten des Menschen. Außerdem stellt das aggressive Verhalten einen nur schwer zu beeinflussbares Verhaltensmuster da.

Niemand kann daran zweifeln, dass aggressives Verhalten bei jedem Menschen vorkommen kann. Nur die Form, die Intensität und die Auswirkungen sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

3. Komorbide Sto rungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Aggressives Verhalten tritt selten isoliert auf, häufig treten noch andere psychische Störungen oder weitere Beeinträchtigungen auf.

Als psychische Störungen die in Kombination auftreten können lassen sich unterschiedliche Störungen benennen. Wie die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, Störungen durch Substanzkonsum, Störungen der Impulskontrolle, aber auch depressives Verhalten. So weißen Kinder mit Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörung oft aggressives Verhalten auf. Bei 50% der jüngeren Kinder tritt aggressives Verhalten und Hyperaktivität gleichzeitig auf (vgl. Kadzin 1997).

Loeber et al. (2000) weist der Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätsstörung eine zentrale Bedeutung zu. Der Entwicklungsweg von dieser Störung über das oppositionelle Verhalten hin zu aggressiven Verhalten und Depressionen nimmt eine besonders starke Stelle ein.

Außerdem können weitere Beeinträchtigungen auftreten (vgl. Petermann et al 2001, S.14):

- Hyperkinetisches Verhalten : Viele Kinder sind zusätzlich sehr unruhig und impulsiv, ihnen fällt es sehr schwer, sich über längere Zeit zu konzentrieren. Meist tritt das hyperkinetische Verhalten in der frühen Kindheit auf, im Kindergarten oder Vorschulalter.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Aggressives Verhalten bei Kindern
Hochschule
Hochschule Coburg (FH)  (Soziale Arbeit)
Note
2,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
17
Katalognummer
V215899
ISBN (eBook)
9783656445067
ISBN (Buch)
9783656445104
Dateigröße
831 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schulsozialarbeit, Kinder, Soziale Arbeit, Aggressivität, Schule, aggressives Verhalten
Arbeit zitieren
Stephanie Drinkgern (Autor:in), 2012, Aggressives Verhalten bei Kindern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215899

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