Die Suche nach den universellen Regeln dessen, was Sprache hervorbringt ist für Linguisten so etwas wie für die Physiker die Suche nach der Weltformel. Zwei große Denker aus zwei Jahrhunderten, die für diese Suche unschätzbar wichtig waren, werden hier vorgestellt und miteinander verbunden: Wilhelm von Humboldt und Noam Chomsky.
Humboldts Aussage, dass die Sprache "unendlichen Gebrauch von endlichen Mitteln" machen kann, gilt bis heute als Anregung, eine klare Traditionslinie von Humboldts Sprachphilosophie zu Chomskys generativer Grammatik zu ziehen. Diese Arbeit untersucht, inwiefern tatsächlich Gemeinsamkeiten oder Unterschiede in den Ansichten dieser beiden Denker zu finden sind. Gibt es sie? Muss man sie in Hinblick auf die verschiedenen historischen Epochen relativieren?
Die Arbeit wirft einen Blick auf beider Denker Ansichten vom Wesen der Sprache an sich, geht dann über zu der Differenzierung zwischen Humboldts Unterscheidung der verschiedenen Sprachen und Chomskys Suche nach einer universellen Grammatik und schließt mit einer Betrachtung ihrer politischen Einstellungen und ihren Vorstellungen von sinnvoller Sprachwissenschaft.
Sprachwissenschaft, das wird bei der Lektüre klar, ist vor allem auch: Philosophie. Und eine faszinierende noch dazu...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Wesen der Sprache
- Sprache und Denken
- Spracherwerb und angeborene Prinzipien
- Sprache als Weltsicht und universale Grammatik
- Sprachwissenschaft, Bildung und Politik
- Bildung und Politik
- Sprachwissenschaft und Forschung
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Sprachphilosophien von Wilhelm von Humboldt und Noam Chomsky. Sie untersucht, inwiefern ihre Ansichten über die Sprache und ihren Erwerb in den jeweiligen historischen Kontexten zu verstehen sind.
- Das Wesen der Sprache und ihre Beziehung zu Denken und Reflexion
- Die Rolle von Sprache im Prozess der Begriffsbildung
- Humboldts Vorstellung einer sprachlichen „Form“ und Chomskys Konzept der „Kompetenz“
- Der Einfluss angeborener Prinzipien auf den Spracherwerb
- Die unterschiedlichen Herangehensweisen Humboldts und Chomskys an die Untersuchung von Sprache
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit dem Wesen der Sprache. Es beleuchtet Humboldts Sichtweise, die Sprache als ein „Komplement des Denkens“ versteht und die Reflexion als Ausgangspunkt des Sprachprozesses betrachtet. Der Vergleich mit Chomskys Konzept von „Kompetenz“ und „Performanz“ zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Art, wie Sprache als Ausdruck des menschlichen Geistes verstanden wird.
Das zweite Kapitel beleuchtet den Spracherwerb. Es wird untersucht, wie Humboldt und Chomsky die Rolle von angeborenen Prinzipien im Prozess der Sprachentwicklung sehen. Die Ausführungen verdeutlichen die gegensätzlichen Methoden, die die beiden Denker zur Analyse der Sprache anwenden: Humboldt konzentriert sich auf die akribische Untersuchung der „Performanz“, während Chomsky eine „idealisierende“ und abstrakte Vorgehensweise favorisiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Sprachphilosophien von Wilhelm von Humboldt und Noam Chomsky. Die Analyse der Sprache als Ausdruck des menschlichen Geistes, die Rolle der Reflexion in der Begriffsbildung, die Unterscheidung zwischen „Kompetenz“ und „Performanz“, sowie die Bedeutung angeborener Prinzipien im Spracherwerb stehen im Zentrum der Untersuchung.
- Quote paper
- Oliver Uschmann (Author), 2000, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Sprachphilosophien Humboldts und Chomskys, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21593