Da erhob sich vom Himmel her ein Brausen. Von Himmelfahrts- und Pfingstbräuchen und von traditionellen Reiterspielen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Abgrenzung

2 Pfingsten - Eine Einordnung in den kirchlichen Jahreslauf
2.1 Kirchliche Einordnung
2.2 Brauchtümliche Einordnung

3 Das Heischespiel als christliches Brauchspiel zu Pfingsten
3.1 Erläuterung des Brauchhintergrundes
3.2 Darstellung des Brauches

4 Erklärungsversuch des pfingstlichen Heischebrauches
4.1 Erläuterung der Erklärungsmöglichkeiten
4.2 Theologische Erklärung des Heischebrauches

5 Zusammenfassung

6 Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Abgrenzung der Arbeit

Abbildung 2: Aufbau der Arbeit

Abbildung 3: Pfingsten im kirchlichen Jahreslauf

Abbildung 4: Theologische und volkskundliche Bedeutung Pfingstens

Abbildung 5: Normalform des Heischespiels

Abbildung 6: Terminologie von Pfingstl und Pfingstbraut

Abbildung 7: Quellen von Erklärungsversuchen der Heischebräuche

Abbildung 8: Vorbild und Umsetzung pfingstlicher Heischebräuche nach Lk 5, 5-13.

1 Abgrenzung

Die hier vorliegende Arbeit befasst sich mit dem christlichen Brauchspiel zu Pfingsten. Insgesamt haben sich im Zusammenhang mit Pfingsten im Vergleich zu anderen kirchlichen Hochfesten relativ wenige Bräuche entwickelt (Pfingsten 2002). Christliche Bräuche, die um Pfingsten herum durchgeführt werden, sind beispielsweise die Folgenden (Moser 2002, S. 163ff):

- Feste der christlichen Gemeinschaften
- Als Teil dieser Gemeinschaftsfeste: Heischeumgänge
- Umritte und Reiterprozessionen (z. B. Kötztinger Pfingstritt)
- Andere Pfingstreiterspiele

Flurumgänge am Himmelfahrtstag sind ebenfalls für das Brauchtum an Pfingsten interessant, im Rahmen dieser Arbeit soll jedoch nur die Gruppe der Feste der christlichen Gemeinschaften betrachtet werden (vgl. Abbildung 1). Als Teil dieser Gruppe werden die Heischeumgänge betrachtet, die in einem gemeinschaftlichen Fest der christlichen Dorfgemeinschaft enden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung

Abbildung 1: Abgrenzung der Arbeit

Die anderen Bräuche und Gepflogenheiten, die früher stattfanden oder auch noch heute zu Pfingsten stattfinden, werden im Rahmen dieser Arbeit nicht betrachtet. Eine dieser Gepflogenheiten sind beispielsweise die Hofhaltungen, die in früherer Zeit am 1. Mai bzw. an Pfingsten durchgeführt wurden (vgl. Moser 2002, S. 172). Eine andere Gepflogenheit, die früher aus weltlichen Kausalitäten zu Pfingsten durchgeführt wurden, ohne jedoch mit der Sinnstiftung von Pfingsten etwas zu tun zu haben, waren die mittelalterlichen Rechtshandlungen (Sammer 2001, S. 63f). Auch diese sollen jedoch in dieser Arbeit nicht näher betrachtet werden.

Der Fokus dieser Arbeit liegt rein auf der Darstellung und Erläuterung der christlichen Heischespiele, die zu Pfingsten durchgeführt werden. Dazu wird die Arbeit folgendermaßen gegliedert (vgl. Abbildung 2):

- Einordnung Pfingstens als christliches Hochfest (Kapitel 2)
- Darstellung der „Normalform“ des Heischespiels, bzw. -umganges (Kapitel 3)
- Darstellung der erweiterten Terminologie der dabei auftretenden Figuren (Kapitel 3.2)
- Versuch einer Erklärung des Sinns hinter pfingstlichen Heischeumgängen (Kapitel 4)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung

Abbildung 2: Aufbau der Arbeit

2 Pfingsten - Eine Einordnung in den kirchlichen Jahreslauf

2.1 Kirchliche Einordnung

Pfingsten bildet das dritte Hauptfest der katholischen Kirche und fällt auf den 50. Tag nach Ostern (vgl. Abbildung 3). Pfingsten wird in der Apostelgeschichte belegt, in der der Evangelist Lukas davon berichtet, dass Christus den Jüngern 40 Tage hindurch erschienen ist und dann vor ihren Augen emporgehoben wurde (Moser 2002, S. 164).

10 Tage nach dieser Himmelfahrt schloss Gott den Bund mit den Menschen und begründete damit die Kirche im heutigen Sinne, durch Vollzug eines Neuen Bundes zwischen Gott und Menschen (Sammer 2001, S. 46).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Sammer 2001, S. 17

Abbildung 3: Pfingsten im kirchlichen Jahreslauf

Die Herabkunft des Heiligen Geistes, der letztendlich den „Liebespakt zwischen Gott und den Menschen“ (Sammer 2001, S. 46) besiegelt, wird im Neuen Testament im zweiten Kapitel der Apostelgeschichte so dargestellt: „Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab [...]".

Somit gilt „Pfingsten [...] in der Theologie als Gedenktag der Vollendung des Ostergeschehens [...] durch die Stiftung des Neuen Bundes als eines sich permanent vollziehenden Liebespaktes zwischen Gott und den Menschen.“ (Sammer 2001, S. 46).

Der Termin für das Pfingstfest wurde nach Beendigung des Osterfeststreites im Jahre 325 nach der biblischen Vorlage festgesetzt (Moser 2002, S. 164). Damit ergibt sich eine Bandbreite, in die das Pfingstfest fallen kann, zwischen dem 10. Mai und dem 13. Juni. Das Fronleichnamsfest, das 10 Tage auf Pfingsten folgt, wurde erst ab der Mitte des 13. Jahrhunderts eingeführt (Sammer 2001, S. 49).

2.2 Brauchtümliche Einordnung

Der Zeitraum, auf den Pfingsten fallen kann, fällt - zumindest in unseren Breitengraden - mit dem Jahreszeitlichen Wechsel zwischen Winter und Sommer, bzw. Frühling und Sommer zusammen. Aus diesem Grund werden verschiedene Feierlichkeiten zum Pfingsttermin abgehalten, die jedoch nicht in direktem Zusammenhang mit dem katholischen Pfingstfest stehen (vgl. Abbildung 4). Bei der Untersuchung der brauchtümlichen Abbildung Pfingstens, sind daher diese Art von Feierlichkeiten auszuklammern.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Sammer 2001, S. 46; Hartinger 1992, S. 50; Sauermann 1968, S. 237

Abbildung 4: Theologische und volkskundliche Bedeutung Pfingstens

Ein Beispiel, wie Pfingsten in der Literatur in Bezug auf seine Bedeutung als Jahreszeitliche Zäsur verarbeitet wird, ist der Erste Gesang in Goethes in Hexametern gehaltenem Tierepos Reinecke Fuchs (1794): Hier heißt es:

“Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen;

es grünten und blühten Feld und Wald;

auf Hügeln und Höhn' in Büschen und Hecken

Übten ein fröhliches Lied die neuermunterten Vögel;

Jede Wiese sprosste von Blumen in duftenden Gründen,

Festlich heiter glänzte der Himmel und farbig die Erde.“

Im weiteren Kontext dieses Tierepos wird auf die weiter oben angeführte Sitte der Hofhaltungen angespielt, da alle Tiere, außer jenem Reinecke Fuchs, auf dem Weg zum Hoftag sind. Für diese Arbeit sind diese volkskundlichen Bedeutungen des Pfingstfestes jedoch nicht relevant. Hier soll nur das Heischespiel als ein christlicher Brauch zu Pfingsten dargestellt werden.

3 Das Heischespiel als christliches Brauchspiel zu Pfingsten

3.1 Erläuterung des Brauchhintergrundes

Der Kern der christlichen Pfingstbräuche bezieht sich auf das Bitten um den Heiligen Geist (Moser 2002, S. 167). Dieses Bitten erfolgt einerseits durch Lieder und andererseits durch bestimmte Brauchhandlungen. Dabei basieren die Bittgesänge auf dem lateinischen Pfingstlied „Veni sancte spiritus“, das in etwa mit „Komm heiliger Geist, Herre Gott“ übersetzt werden kann (Moser 2002, S. 167). Auf den Brauchhandlungen, die dieses Bitten umsetzen, liegt der Fokus dieser Arbeit.

Eine Darstellung des Bittens um den Heiligen Geist ist der Heischeumgang. In der Gegenwart wird dieser Brauch in seiner ursprünglichsten Form jedoch nur noch selten praktiziert (Pfingsten 2002). Gehalten hat er sich hauptsächlich rund um den Bussenberg an der oberen Donau entlang der Grenze zwischen Bayern und BadenWürttemberg (Moser 2002, S. 167). Insbesondere im Stadtteil Volkersheim der Stadt Ehingen wird er noch regelmäßig praktiziert (Moser 2002, S. 167).

Der Begriff des Heischens, wie er im 10. Band des deutschen Wörterbuches von Jakob und Wilhelm Grimm (Sp. 897-901) beschrieben wird, ist in seinem ursprünglichen Wortsinn als „Begehren“, „Bitten“, bzw. „Fordern“ aufzufassen (Sammer 2001, S. 125). Dahinter steht die Absicht, Gaben einzufordern, ohne dafür eine nennenswerte Gegenleistung erbringen zu müssen. „Ihnen [den Heischenden] wird gegeben, weil sie Gaben einfordern, nicht weil man sich bei Ihnen bedanken möchte; sie leisten auch nichts, wofür man sich bedanken müßte“ (Sammer 2001, S. 125). Insofern ist der Heischeumgang nicht in Verbindung mit anderen Bräuchen zu verstehen, bei denen Heischende, ihre Gaben als Dank, bzw. Anerkennung für eine vollbrachte Leistung empfangen (beispielsweise beim Sternsingen) (Sammer 2001, S. 125).

3.2 Darstellung des Brauches

Der Verdienst, eine Normalform der Heischegänge erforscht zu haben, gebührt Sammer (2001). Sie hat auf Grundlage von 80 Orten, an denen dieser Brauch beobachtet werden kann bzw. von denen Berichte ihrer früheren Existenz existieren, eine Art Normalform abgeleitet, „[...] indem additive Brauchelemente von brauchkonstituierenden unterschieden werden.“ (Sammer 2001, S. 126). Auf dieser Untersuchung von Sammer (2001) basieren die folgenden Ausführungen dieser Arbeit.

Im Folgenden soll dargelegt werden, wie der Brauch der pfingstlichen Heischeumgänge abläuft (vgl. Abbildung 5).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Sammer 2001, S. 130

Abbildung 5: Normalform des Heischespiels

Als Termin für den pfingstlichen Heischebrauch kommen meistens Pfingstsonntag, bzw. -Montag jeweils nach der Messe in Betracht. In wenigen Ausnahmen finden die Heischeumgänge auch in der Nacht vor dem Pfingstsonntag statt (Sammer 2001, S. 125).

Der Heischebrauch zeichnet sich dadurch aus, dass eine interne Instanz, die durch die Dorfjugend repräsentiert wird, bei einer externen Instanz, die durch den Rest der Dorfbewohner repräsentiert wird, um Gaben heischt. Der aktive Teil des Spiels liegt also bei der Dorfjugend, die sich durch intensive Vorbereitung auf dieses Spiel einstimmt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Da erhob sich vom Himmel her ein Brausen. Von Himmelfahrts- und Pfingstbräuchen und von traditionellen Reiterspielen
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Abteilung für Bayerische Geschichte)
Veranstaltung
Von Advent bis Allerseelen: Zur Geschichte der Feste und Bräuche im Jahreslauf
Note
1,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
16
Katalognummer
V21686
ISBN (eBook)
9783638252478
Dateigröße
532 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Himmel, Brausen, Himmelfahrts-, Pfingstbräuchen, Reiterspielen, Advent, Allerseelen, Geschichte, Feste, Bräuche, Jahreslauf
Arbeit zitieren
Christof Stotko (Autor:in), 2003, Da erhob sich vom Himmel her ein Brausen. Von Himmelfahrts- und Pfingstbräuchen und von traditionellen Reiterspielen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21686

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