Das Deutsche Theater und die Entwicklung der deutschen Gesellschaft in St. Petersburg im 18. und 19. Jahrhundert


Thesis (M.A.), 1995

141 Pages, Grade: 2,8


Excerpt


I N H A L T S V E R Z E I C H N I S

TABELLENVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

EINLEITUNG

1. Die deutsche Gesellschaft und das deutsche Theater in St. Petersburg im 18. Jahrhundert
1.1. Die deutsche Gesellschaft St. Petersburgs im 18. Jahrhundert
1.1.1. Deutsche Siedlungsstruktur in St. Petersburg
1.2. Das deutsche Theater im 18. Jahrhundert
1.2.1. Das deutsche Hoftheater 1706-1740
1.2.2. Das deutsche Theater 1740-1773: Zwischen der Hof- und Privatbühne
1.2.3. Die Rigaische Truppe 1775-1777 und Karl Knipper 1777-1781: Das private deutsche Theater
1.2.4. Das deutsche Hoftheater unter der kaiserlichen Direktion 1782-
1.2.5. Das deutsche Privattheater 1792-1800: Tilly, Rundthaler, Mirè
1.3. Zusammenfassung des 18. Jahrhunderts

2. Die deutsche Gesellschaft und das deutsche Theater von 1800-1890
2.1. Die deutsche Gesellschaft im 19. Jahrhundert
2.2. Das deutsche Theater unter der Direktion der kaiserlichen Theater 1800-1890
2.2.1. Die deutsche Privat- und Hoftruppe und die endgültige Entscheidung zugunsten der letzteren 1800-1812
2.2.2. Das Deutsche Theater von 1812 bis
2.2.2.1. Die soziale Lage der Schauspieler
2.2.3. Erinnerungen von Karoline Bauer über das deutsche kaiserliche Theater 1828 und 1831-1834
2.2.4. Das deutsche Theater von 1834 bis
2.2.4.1. Das Ensemble
2.2.4.2. Das Publikum
2.2.4.3. Die Gastspiele der ausländischen Künstler

3. Die Gastspiele der Schauspielgesellschaft von P. Bock (1890-1914)

4. Das kulturelle Leben der deutschen Gesellschaft 1870-1914

Z U S A M M E N F A S S U N G

ZEITTAFEL

TABELLEN

LITERATURVERZEICHNIS

Tabellen

Tabelle 1: Die deutschen Gemeinden von St. Petersburg 1786-1788

Tabelle 2: Durchschnittszahl der deutschen Gemeindemitglieder 1786-1788

Tabelle 3: Die Truppe des Deutschen Theaters im Jahre 1786

Tabelle 4: Anzahl der Schauspiele nach den Spielarten von 1810 bis 1819

Tabelle 5: Erlöse und Zuschaueranzahl von 1811 bis 1819- IV -

A B K Ü R Z U N G S V E R Z E I C H N I S

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

EINLEITUNG

Diese Studie ist dem deutschen Theater und der deutschen Gesellschaft in St. Petersburg gewidmet. Ihre Geschichte beginnt nahezu mit der Gründung der Stadt am 29. Mai 1703 und endet 1914 mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges.[1]

Den Worten von Gerhard Giesemann folgend, gab es 1975 noch keine "neuere Darstellung der Geschichte des deutschen Theaters in St. Petersburg [...], wie überhaupt grundlegende Untersuchungen" fehlten.[2] Nach 25 Jahren änderte sich die Situation etwas zum Besseren. So erforschte Christiane Hartter in ihrer Magisterarbeit allgemeine Quellenlage zur Geschichte des Deutschen Theaters in Rußland.[3] An diese Arbeit schließt sich hier vorgelegte Studie unmittelbar an. Hier wird vor allem versucht, eine allgemeine Übersicht der beinahe 200jähriger Geschichte des Deutschen Theaters in St. Petersburg darzustellen, um deren Gegegebenheiten in ihrem Zusammenhang zu verdeutlichen und ihre Entwicklungstendenzen interprätieren zu können.

Die Fragen, die vor allem geklärt werden sollen, sind: Welchen Platz besaß das deutsche Theater St. Petersburgs im gesamten Netz der deutschen Theater? Wessen Bedürfnissen und Wünschen kam es nach bzw. welche soziale Trägerschichten des Theaters gab es? Welches soziale Spektrum war im Publikum vertreten? Inwieweit kamen die Auf­führungen den Wünschen des Publikums nach? Welche Art Aufführungen: Komödie, Drama, Tragödie, Oper oder Ballett, besaß die höchste Popularität?

Die Geschichte des Theaters wird vor allem unter dem historischen Aspekt betrachtet, wobei das Zusammenwirken zwischen darstellendem Schauspieler und aufnehmendem Zuschauer,[4] im weiteren Sinne das Zusammenspiel zwischen dem Künstler, dem Publikum und der Gesellschaft als Ganzes,[5] wiedergespiegelt werden soll.

Als Ergebnis der Arbeit soll eine allgemeine Periodisierung der Geschichte des deutschen Theaters in St. Petersburg mit einer Zeittafel erarbeitet werden.

In dieser Studie wird ein Thema nicht angesprochen, das die Theaterwissenschaft erforscht, nämlich die Wechselwirkungen zwischen dem deutschen und dem russischen Theater, zum Beispiel die Aufführung des "Demetrius" von A.v. Kotzebue 1782 und die ins Deutschen übersetzten russischen patriotischen Stücke, zum Beispiel die Tragödie "Požarskij, ili Osvoboždënnaja Moskva" von M.V. Krjukovskij u.a. Das Repertoire an sich wird ebenfalls nicht behandelt, das heißt die inhaltliche bzw. literarische Qualität der einzelnen Stücke, sowie mögliche Einflüsse seitens der russischen Bühnenkunst auf die deutsche und der deutschen auf die russische. Das Repertoire wird jedoch zwischen 1810 und 1819 im weiteren Verlauf der Arbeit in Form einer Statistik dargestellt, um die Veränderungen der ästhetischen Bedürfnisse des deutschen Publikums in diesen Jahren zu verdeutlichen. Es soll angenommen werden, daß die überwiegende Mehrheit der Zuschauer der städtischen deutschen Bevölkerung angehörte.[6]

Die Geschichte des deutschen Theaters soll im Zusammenhang mit der Entwicklung der deutschen Gesellschaft in St. Petersburg betrachtet werden, damit besser nachvollzogen werden kann, warum das deutsche Theater entstand und wie es sich entwickelte.

Aus der Primärliteratur wurden Briefe, Erinnerungen und Rezensionen über deutsche Vorstellungen und historische Skizzen über das deutsche Theater in Theaterzeitschriften, Zeitungen oder speziellen Ausgaben des 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts herangezogen.[7] Des weiteren wurden die Dokumente der Theaterdirektion der kaiserlichen Theater für das 19. Jahrhundert aus RGIA benutzt.[8] Diese Archivmaterialien über das Theater im 19. Jahrhundert sind sehr aufschlußreich und erlauben es sowohl der Alltagsgeschichte der Schauspieler und ihrer sozialen Stellung nachzugehen, als auch die Innenverhältnisse im Theater, das, was sich "hinter den Kulissen" ereignete, zu erleuchten.

Unter den ersten ist in der Sekundärliteratur ein Aufsatz von Gerhard Giesemann aus dem Jahre 1975 mit dem Titel "Zur Ge­schichte des deutschen Theaters in St. Peters­burg" zu erwähnen.[9] In dem Aufsatz wird die Zeitspanne von 1798 bis 1812 behandelt. Die Untersuchung fängt mit der Ankunft des Fecht­meisters und Entrepre­neurs der deutschen Truppe, Joseph Miré, in St. Petersburg an und endet mit dem Anfang des Vaterländi­schen Krieges. Das ist der erste wissenschaftliche Aufsatz, der nur dem deutschen Theater in St. Petersburg gewidmet ist, das innerhalb eines abgeschlossenen Zeitraums kontinuierlich und gründlich erforscht wurde.

Teilweise ging G. Gie­semann schon früher in seiner Dissertation über A.F.F. v. Kotzebue in Rußland auf dieses Thema ein.[10] Giesemann stellt die Geschichte des deutschen Theaters in der Periode von 1781, als Kotzebue zum ersten Mal nach St. Petersburg kam und inoffiziell die Leitung der deutschen Truppe übernahm, bis etwa 1820 dar. Das Hauptthema Giesemanns ist dabei die Rezeption Kotzebues in Rußland. Nur nebenbei verfolgt der Autor auch die Gründung einer stehenden deut­schen Bühne in St. Petersburg und die Zusammenhänge zwischen der letzteren und denen in Deutschland und im Baltikum. Eine ergänzende Studie zur Geschichte des Deutschen Thetares am Anfang des 19. Jahrhunderts folgte 1996 von Svetlana Mel'nikova.[11]

Die fundierte achtbändige Arbeit Heinz Kindermanns über die "Theatergeschichte Europas"[12] beinhaltet vieles über das russische und auch über das deutsche Theater in Rußland, da sich besonders im letzten Drittel des 17. und zur Zeit des ganzen 18. Jahrhunderts, während der Entstehung des russischen Theaters, vielseitige und intensive Wechselwirkungen mit dem deutschen Theater in Moskau und Petersburg ergeben haben.[13]

Entsprechend der allgemein-geschichtlichen Spezifik in Kindermanns Werk können wir vielfältige Zusammenhänge zu den europäischen Theatern feststellen. Was das Deutsche Theater in St. Petersburg betrifft, beschreibt der Autor besonders ausführlich die Periode zwischen den 1740er und 1770er Jahren: die Zeitspanne des Werdegangs der ständigen russischen, aber auch der deutschen Schaubühne in St. Petersburg, die mit den Namen der Gebrüder Johann Peter und Franz Hilferding, J.Ch. Sigmund, E.K. Ackermann, J.S. Scolari, J.F. Mende, J. Neuhoff, Karl Knipper u.a. verbunden ist. Es ist bemerkenswert, daß gerade im letzten Drittel des 17. und das ganze 18. Jahrhundert hindurch die Geschichte des russischen Theaters häufig mit deutschen Schauspielern im Zusammenhang steht. Dies läßt sich leicht dadurch erklären, daß sich zu dieser Zeit der Prozeß des Lernens des russischen Theaters von den ausländischen Wandertruppen vollzog, was uns der Fall des Gründers des ständigen russischen Theaters, Fëdor Volkov, am besten zeigt.[14] Zur Zeit der schöpferischen Entfaltung des russischen Theaters im 19. Jahrhundert ändert sich die Situation schlagartig und es wird ausschließlich nur noch über das russische Theater berichtet, obwohl die französische und die deutsche Hoftruppen fast bis zum Ende dieses Jahrhunderts existierten.

In Bezug auf das deutsche Theater in den Ostseeprovinzen erwähnt Heinrich Bosse mehrmals das deutsche Theater in St. Petersburg,[15] da viele Schau­spieler und Schauspielerinnen häufig aus den baltischen Städten dorthin zu Gastspielen kamen. Bosse bezeugt enge Zusammenhänge zwischen dem baltischen Kulturraum und St. Petersburg, als auch die Rolle des Baltikums als Bindeglied zwischen Deutschland und St. Petersburg, als "Umschlagplatz der kulturellen Güter" aus Deutschland.[16]

Der erste deutsche Historiker, der seine Arbeiten der Erforschung der deutschen Gesellschaft St. Petersburgs wiedmete, ist Erik Amburger.[17] Er berichtete auch kurz über das deutsche Theater in seiner Arbeit "Deutsche in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft Rußlands". Ingeborg Fleischhauer erwähnt in ihrer Arbeit[18] die Deutschen in St. Petersburg in einem speziellen Kapitel, in dem aber eigentlich wenig über die Deutschen der Hauptstadt, sondern über allgemeine Fragen der russischen Geschichte gesprochen wird.

Das erste Heft des Nordost-Archivs für 1994 enthält weitere Aufsätze über die Deutschen in St. Petersburg.[19] N.V. Juchnëva behandelt im allgemeinen die demographische Situation der Deutschen in der Hauptstadt und einiger beruflicher Gruppen innerhalb dieser Minderheit.[20] Ralf Tuchtenhagen erläutert die Geschichte der deutschen Schulen in St. Petersburg im 18. und 19. Jahrhundert[21] und Margarete Busch beschäftigt sich in ihrem Aufsatz mit verschiedenen deutschen Vereinen der Stadt.[22]

Zu der Erschließung der Geschichte der Deutschen in St. Petersburg trug die Veröffentlichung zahlreicher Artikel und selbständiger Studien in den 1990er Jahren wesentlich bei. Unter den letzteren können vor allem die von Margarete Busch, Robert Leinonen und Erika Voigt genannt werden.[23]

Bevor zu dem eigentlichen Thema dieser Studie übergegangen wird, ist es hier der Begriff der nationalen Zugehörigkeit zu klären. Schon die russischen Autoren im 19. Jahrhundert haben versucht zu definieren, "wen man als russischen Menschen ansehen darf?".[24] E.N. Karnovič rechnete Söhne, Enkel u.a. Nachkommen der Einwanderer zum russischen Volk (1886). V.O. Michnevič äußerte sich schon 1874 ähnlich. Das heißt, daß bereits die zweite Generation zu den Russen gezählt wurde. Einen solchen Standpunkt nimmt auch E. Amburger ein.[25]

N.V. Juchnëva zählt die Einwanderer in der ersten Generation in Rußland zu den Deutschen, fügt aber noch eine Übergangsgruppe dazu, die ein bis zwei Generationen umfaßt.[26] Als einziges sicheres Kennzeichen für einen Fall vollendeter Assimilation betrachtet sie ein Zusammentreffen von russischer Sprache und orthodoxem Bekenntnis.[27]

Dittmar Dahlmann betrachtet als deutsche Unternehmer in Rußland diejenigen, "die in einem Teilstaat des deutschen Bundes geboren worden waren, der nach 1871 zum Deutschen Kaiserreich gehörte, und deren Muttersprache Deutsch war".[28] Sie sollten aber mindestens in zweiter Generation in Rußland ansässig sein. Das heißt, daß die Unternehmer auch in der dritten, vierten usw. Generation als deutsche Unternehmer betrachtet werden können. Dabei ist es unerheblich, welche Staatsangehörigkeit sie besaßen.[29] Wichtig ist, daß D. Dahlmann solch eine wichtige Institution wie die Familie in Betracht zieht. Im Zusammenhang mit der nationalen Zugehörigkeit und in Assimilationsfragen war die Familie in wichtiger Bezugspunkt; da sie ein erstrangiger Faktor für "Immunität" gegenüber Assimilationsprozessen war. Diese kleinste soziale Gemeinschaft bestimmte die Erziehung, also auch, die Muttersprache und das Selbstbewußtsein in der Frage der nationalen Zugehörigkeit, die dann im Laufe des ganzen Lebens eine entscheidende Rolle in Identitätsfragen spielte.

Eckard Hübner zeigt die Komplexität der Frage der Nationalzugehörigkeit, indem er fünf Merkmale unterscheidet: Staat, Land, Volk, Sprache und Kultur.[30] Dabei bezieht er sich auf Marc Raeff.[31] Im gleichen Band verwendet Marc Raeff den Terminus "deutsch" für alle Träger und Überbringer der deutschsprachigen Kultur.[32]

Die obengenannten Autoren Karnovič und Michnevič zählen zu den Russen schon die erste in Rußland geborene Generation. Eine solche extreme Haltung in Bezug auf eingewanderte Personen, die so schnell zu Russen geworden sind, ist einerseits dem nationalistischen Zeitgeist zuzuschreiben, andererseits ist es typisch für die damalige rechtsgeschichtliche Schule. Von den russischen Gesetzen her gesehen, ist so etwas berechtigt, da in derselben Weise schon im Reglement vom 5. April 1722 festgelegt wurde, wer Russe und wer Ausländer war: "Ausländer sind diejenigen, die aus anderen Ländern gekommen und in den russischen Dienst eingetreten sind. Als Russen werden diejenigen bezeichnet, die in Rußland geboren und quasi in den russischen Dienst eingetreten sind".[33]

E. Amburger und N.V. Juchnëva[34] betrachten als Deutsche die erste aus Deutschland gekommene und die zweite in Rußland geborene Generation. N.V. Juchneva zählt je nachdem auch die dritte dazu. D. Dahlmann richtet sich in der Zuordnung von Einwanderern in Rußland zu Deutschen oder zu Russen nicht so sehr danach, in welcher Generation sie in Rußland lebten, sondern schließt je nach Stärke des Assimilationsprozesses innerhalb der Familie auch nicht aus, Einwanderer in den nachfolgenden Generationen weiterhin zu den Deutschen zu zählen.[35] E. Hübner und M. Raeff betrachten diese Frage mehr allgemein und orientieren sich an der Nationalzugehörigkeit ohne Generationenbegriff.[36]

1866 unterschied in der Zeitschrift "Daheim" ein Autor die St. Petersburger Deutsche von anderen Deutschen in der übrigen Welt und wies seine spezifische Züge hin: Es lebte "ein anderer Deutscher in Stockholm, ein anderer in London, ein anderer in Paris und Rom und Konstantinopel; gemeinsame Züge lassen sich wohl entdecken, aber in besonderen Schattie­rungen hat sie die Fremde nur allzuoft unkenntlich entstellt (...)".[37] Darüberhinaus war selbst die deutsche Gesellschaft von St. Petersburg nicht homogen gestaltet. Historische Gegebenheiten in verschiedenen Perioden der russischen Geschichte haben sie geprägt. Unter den Deutschen der Hauptstadt sind drei Gruppen zu unterscheiden: Deutschbalten, Reichsdeutsche und Petersburger Deutsche oder Alt-Petersburger selbst.[38]

Die Wiedergabe russischer Begriffe, Zitate, Ortsnamen etc. in dieser Arbeit folgt konsequent der Transliteration der gängigen deutschen Bibliothekstransliteration. Entsprechend sind auch alle Eigennamen russischer Personen durchgängig nach der originalen russischen Namensform wiedergegeben. Bei Ausländern hingegen bleibt – soweit möglich - die Namensform in den jeweiligen Muttersprachen bestehen.

1. Die deutsche Gesellschaft und das deutsche Theater in St. Petersburg im 18. Jahrhundert

"Schilderung dessen, was einst war und nicht mehr ist, was jetzt begraben liegt im dunklen Schoße der Vergangenheit".[39]

1.1. Die deutsche Gesellschaft St. Petersburgs im 18. Jahrhundert

"Die magnalia, welche die alte Welt unter dem Namen der sieben Wunderwerke hinterlassen, sind am sich selbst einer sonderbaren Bewunderung würdig, aber in Betrachtung ihrer jemals gehabten Nutzens, und der geräumiger Zeit, welche darauf verwendet ist, mit der Stadt Petersburg in keine Vergleichung zu ziehen, denn diese ist zehn Jahren erbaut, und kann in Ansehen des aus der ganzen Welt dahin gezogenen Handel mit Recht ein Wunderwerk der Welt heißen".[40]

Am 16. (27.) Mai 1703 gründete Peter der Große auf dem sumpfigen Boden des Newaufers die befestigte Hafenstadt St. Petersburg, die einige Jahre danach zur Hofresidenz (1708) und später (1712) zur Hauptstadt Rußlands wurde.[41]

Gleichzeitig mit der Gründung der Stadt entstand auch eine große deutsche Kolonie, deren Mitglieder die Vertreter des Militärs, der Handwerker, Künstler, Ärzte, Wissenschaftler, Geistlichen, Adligen u.a. waren. Die zahlreichen Mitglieder der Kolonie repräsentierten praktisch alle sozialen Schichten. Die Deutschen kamen teils aus Moskau, Archangel'sk und anderen russischen Städten, teils aus dem Ausland, vor allem aus den Ostsee-Provinzen und Nord-Deutschland. Besonders intensiv war die Einwanderung nach dem Erlaß von 1702.[42] Der Strom der Ausländer in die neue Hauptstadt war während der ersten 25 Jahre nach der Gründung St. Petersburgs ebenso groß wie der der Russen,[43] wodurch das Bild der Stadt stark von den ausländischen Vorstädten und Straßennamen geprägt wurde. 1844 schrieb K. Nistrem in seinem Kalender:

"1705, ungeachtet der Störungen und Gefah­ren von seiten Schwedens für die Petersburger Bewohner, erhöhte sich die Anzahl der Einwanderer ständig. Die Finnen, Esten, Livländer und selbst die Schweden, die ihre Wohnungen während des Krieges verloren haben, kamen in die neugegründete Stadt (...) Tataren und Kalmycken, die für die Bauarbeiten berufen wurden, blieben freiwillig in St. Petersburg".[44]

Der Zustrom war so groß, daß die Stadt elf Jahre nach der Gründung 1714 schon 34.550[45] Einwohner zählte.

Die Regierungsanstalten, Kollegien (1718), die Akademie der Wissenschaften mit der Universität (1725) und das deutschsprachige Chirurgische Institut wurden zur Voraussetzung für einen großen Anteil Beamten, Militärs, Ärtzte und Freiberufler in der deutschen Gesellschaft. Unter den 111 Mitgliedern der Akademie in St. Petersburg zählt E. Amburger 68 Mitglieder, die Deutsch als Muttersprache sprachen.[46] Der Präsident der neugegründeten Akademie der Wissenschaften, Laurentius Blumentrost selbst, spielte 1672 im Geburtsjahr von Peter I. bei den ersten Theateraufführungen des Pastors Gregori unter den Schauspielern mit. Auch an dem Akademischen Gymnasium in den Jahren 1726-1750 war der Anteil der deutschen Schüler sehr groß: Von 325 Schülern waren 238 Deutsche.[47]

Kočin gab die Zahl der Einwohner St. Petersburgs ohne Kinder für 1750 mit 74.283[48] an, unter denen 5735 Ausländer waren.[49] Rechnet man die Kinder, die im Schnitt 25-30 % der Bevölkerung ausmachten, hinzu, so kommt man auf eine Gesamtbevölkerungszahl von ca. 95.000, von denen mehr als 8.000 (ca. 8%) Ausländer waren. Im 19. Jahrhundert betrug der Anteil der Deutschen unter den Ausländern ca. 60 %. Das heißt, daß es 1750 unter den Ausländern mindestens 4.800 Deutsche gab.

Der wirtschaftliche Aufstieg der Privatunternehmen in St. Petersburg, unter denen auch die deutschen mitinbegriffen sind, begann besonders intensiv ab 1762 im Zusammenhang mit dem Regierungsantritt Katharina II., die das Monopolsystem im Wirtschaftsleben abschaffte. In St. Petersburg erwuchsen bedeutende deutsche Handels- und Bankfirmen.[50] Die deutsche Bürgergesellschaft war nach der Städtereform 1785 auch im allgemeinen Stadtrat (Gradskaja obščjaja duma) vertreten. Dort saßen Abgeordnete (gewählte Mitglieder der örtlichen Selbstverwaltung) von ausländischen deutschen Kaufleuten und deutschen Handwerkerzünften.[51] 1789 war die Zahl der aus­ländischen Handwerksmeister im Vergleich zu den 1720er Jahren beträchtlich angewachsen und betrug 1.477.[52] Am Ende des 18. Jahrhunderts waren die deutschen Handwerker, von denen viele zu großen Fabrikanten, wie die Stoffdrucker Iermann und Scheidemann,[53] aufstiegen, Kaufleute und Bankiers, wie der Hesse Alexander Rall,[54] der 1798 zum Hofbankier wurde, ein starker Wirtschaftsfaktor im ökonomischen Leben St. Petersburgs. Das breite soziale Spektrum der hauptstädtischen deutschen Gesellschaft wurde durch die Künstler oder Freiberufler ergänzt: Architekten, Maler, Bildhauer, Musiker, Sänger, Schauspieler, Instrumentalisten, Komponisten und Kapellmeister. Es bildeten sich ganze Künstlerfamilien und wahre Künstlerdynastien heraus, was durch den Umstand erleichtert wurde, daß häufig der Sohn dem Beruf des Vaters folgte.[55]

Das gesellschaftliche Leben entfaltete sich seit dem Anfang der 1770er Jahre. Zu dieser Zeit entstanden sowohl der deutsche, als auch der russische bürgerliche Klub, wobei in letzterem auch viele Deutsche vertreten waren. Die ersten Klubs erscheinen in der Hauptstadt auf Initiative von Ausländern: 1772 wurde ein "Englischer Klub" und gleichzeitig mit ihm von dem deutschen Kaufmann Schuster ein Klub gegründet, der sich seit dem 1. Februar dieses Jahres in einer großen Wohnung befand und seitdem "Großer Bürgerklub" oder "Schuster-Klub",[56] im 19. Jahrhundert "St. Petersburger erste öffentliche Versammlung" oder "Deutscher Klub" hieß. 1785 wurde der Tanz-Klub des Sargmachers Ulengut gegründet.[57] Schon von Anfang an dominierten in den Klubs die Beamten, Künstler, die reichen russischen und deutschen Kaufleute und wohlhabende Handwerker. Dieser Klub verteilte beträchtliche Mittel für wohltätige Zwecke und unterhielt 150 Pensionäre.[58] Außerdem veranstalteten jeden Winter deutsche Kaufleute Tanzabende, die im Hause Naryškins, später Demidov-Haus, an der Mojka beim Baron Vangur stattfanden.[59] Am Ende der Regierungszeit Katharina II. befanden sich unter 20l.000 Bewohnern St. Peterburgs 25.000 Ausländer.[60]

Für die Jahre 1786 bis 1788 ist es mit Hilfe der Statistiken von Fëdor Tumanskij möglich, eine Durchschnittszahl der Deutschen in den vier deutschen Kirchengemeinden auszurechnen. Aus der Berechnung ergibt sich, daß in St. Petersburg zu dieser Zeit mindestens 16.000 Deutsche lebten.[61] Diese Zahl bestätigt indirekt auch E. Amburger, der von 17.660 in der Stadt lebenden Deutschen im Jahre 1790 spricht.[62] Zu denen sind noch etwa 2000 Ausländer hinzuzurechnen, die durch St. Petersburg ins innere Rußland reisten und teilweise in St. Petersburg blieben.[63]

Am Ende des 18. Jahrhunderts stieg die Antzahl der Deutschen in der Stadt bis auf ca. 19.000, was eine wichtige Voraussetzung für die Existenz des deutschen Theaters war. Daß in St. Petersburg ein öffentliches und ein höfisches Deutsches Theater nach- oder miteinander bestand, entsprach einem Grundbedürfnis seitens der deutschen Bevölkerung und war an sich nicht etwas exotisches oder ungewöhnliches. Das Theater war zusammen mit den deutschen Kirchen, Schulen und Klubs ein organischer und untrennbarer Teil des gesamten Systems der deutschen Gesellschaft in der Hauptstadt. Heinrich Bosse stellt die Frage, warum das Theater in Mitau Fuß fassen konnte und beantwortet sie auf folgende Weise: "Schließlich handelte es sich - bis 1795 - um eine Residenz, die mehr Einwohner zählte als beispielweise Karlsruhe (3.800), Weimar (6.500), Dessau (7.000) oder Darmstadt (9.000)".[64] In St. Petersburg war die Zahl der deutschen Bevölkerung noch wesentlich größer.[65] Daraus und aus der Tatsache, daß die Deutschen in der Hauptstadt einen gewissen Wohlstand erreicht hatten, ist zu ersehen, daß in St. Petersburg die Rahmenbedingungen sehr günstig waren.

1.1.1. Deutsche Siedlungsstruktur in St. Petersburg

Gleich nach der Gründung der Stadt wurden große Bauprojekte begonnen, z.B. die Admiralität am linken Ufer der Newa, die Peter und Pauls-Festung auf der Hasen-Insel (Zajačij ostrov), der Stückhof im Litejnaja-Viertel. In der Umgebung dieser Objekte siedelten die Handwerker und Arbeiter, die ihrer beruflichen und nationalen Zugehörigkeit nach verschiedene Vorstädte bildeten. 1703 wurde durch die Administration des Zaren auf der Vasilij-Insel die französische Vorstadt für ankommende ausländische Handwerker gebaut, deren Mitglieder - es waren 166 - in eine Zunft eingegliedert wurden.[66] Hier siedelten sich die deutschen Kaufleute und die Akademiemitglieder an.

Das Admiralitätsviertel[67] am linken Ufer der Newa wurde von Handwerkern und Arbeitern, die bei der Admiralität meistens im Schiffbauwesen tätig waren, bewohnt.[68] Von der Admiralität flußabwärts entlang des linken Ufers befand sich die deutsche Vorstadtstraße (Ulica nemeckoj slobody),[69] die später in Galeerenstraße (Galernaja ulica) umbenannt wurde. Weiter vom Ufer entfernt lagen auch die Große und die Kleine Marinestraße (Bol'šaja und Malaja Morskaja), in denen sich später das deutsche Theater befand.[70] Entlang der Großen Deutschen Straße,[71] die sich flußaufwärts von der Admiralität befand, ließen sich prominente Ausländer und reiche Händler nieder.[72] Hier befanden sich die deutsche Botschaft und lutherische, katholische und finnische Kirchen. Hinter der Paradeseite der Straße befand sich bis zum Flußufer der Mojka ein gedrängt bebautes Viertel, das in jenen Zeiten die "griechische Vorstadt" genannt wurde, da dort viele griechische Seeleuten wohnten.[73] Am Ufer der Mojka befand sich auch die Finnische Vorstadt.[74]

1714 wurden an der Petersburger Insel gegenüber des Kronwerks sieben Häuser für die Kollegienangestellten angelegt, später jedoch abgerissen und wieder aufgebaut; hier wohnten ab 1736 ausländische Handwerker.[75] In den ersten zwei Jahrzehnten siedelten hier auch Deutsche, da an dieser Seite die Häuser des Zaren und der Adligen, das Kollegiengebäude, die große "Austeria", eine Gastwirtschaft, in der die deutschen Musiker spielten und die erste deutsche evangelisch-lutherische Kirche standen. Die letztere wurde innerhalb der Peter-und-Pauls-Festung auf Befehl des Zaren für die dort wohnhaften Lutheraner gebaut.

Am Ende der 20-er und in den 30-er Jahren des 18. Jahrhunderts stabilisierte sich das Leben der Ausländer und der Deutschen. Es wird eine mehr oder weniger gut funktionierende Infrastruktur aufgebaut: Die Kirchen, Friedhöfe, Schenken, Gaststätten und Hotels waren in der Mehrzahl. In der Stadt bildeten sich drei evangelisch-lutherischen Gemeinden, die die meisten Deutschen vereinigten: Die "Admiralitäts-Gemeinde" mit der evangelisch-lutherischen St. Petri-Kirche (1710) am Hof des Vizeadmirals Cornelius Cruys (Kreus), die 1730 auf die Newskij-Perspektive verlegt wurde; die Gemeinde der alten St. Petri- (1719) bzw. Annen-Kirche (seit 1740) am "Stückhof" unter der Führung des Generalfeldzeugmeisters Grafen Bruce, dessen Mitglieder sich aus Beamten und Handwerkern des Gießhauses zusammensetzten und die Gemeinde auf der Vasilijinsel. Sie baute 1728 eine eigene Kirche, die seit 1771 Katharinen-Kirche hieß.[76]

Im weiteren werden wir sehen, daß sich der Standort des deutschen Theaters immer in den am dichtesten von den Deutschen und den Ausländern bewohnten Vierteln befand, nämlich in den drei Admiralitätsvierteln und auf der Vasilij-Insel.

1.2. Das deutsche Theater im 18. Jahrhundert

Die Öffnungspolitik Peters des Großen gewährte den Ausländern, unter denen deutsche Kaufleute, Militärs und Wissenschaftler waren, viele Privilegien, und ermöglichte so die Entstehung des deutschen Theaters in St. Petersburg.

In den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts war die Existenz des deutschen Theaters in der Hauptstadt völlig vom Willen des Zaren abhängig. Dank der Initiative Peters I. wurden zuerst nach Moskau und dann nach St. Petersburg die deutschen Schauspielgesellschaften eingeladen, die ihre Vorstellungen am Zarenhof oder in dafür speziell erbauten Gebäuden gaben. Dabei sollten sie gleichzeitig Nachwuchsförderung für das nationale russische Schauspiel betreiben: Unter ihnen waren Johann Kunst, Otto Fürst und sein Sohn Hermann. Die deutschen Vorstellungen sollten zuallererst den sozialen und politischen Auftrag des Zaren erfüllen: er förderte die Aufführungen, die in Einklang mit den aktuellen politischen und militärischen Ereignissen standen,[77] obgleich Peter selbst "an dergleichen Schauspielen, so wenig als an der Jagd ein Belieben"[78] fand. Im allgemeinen sollte das Theater die von Peter I. angestrebten Neuerungen in Gesellschaft und Staat propagieren.[79] Andererseits war es aber das deutsche Publikum Petersburgs, das deutsche Schauspielgesellschaften heranzog. Das Verlangen der mittleren deutschen Bürgerschichten nach Zerstreuung wurde durch die niedere dramaturgische Gattung jener Zeit, die Stegreifspiele und die Haupt- und Staatsaktionen, befriedigt. Es waren die Truppen der Prinzipalin[80] V.K. Mann und der Prinzipalen J.C. v. Eckenberg, C.L. Hoffmann und J.C. Wilcke. Später kamen J.P. Hilferding, J.C. Siegmund und J.S. Scolari.

1.2.1. Das deutsche Hoftheater 1706 - 1740

Die Gründung des deutschen Theaters bzw. die Ankunft der deutschen Truppe in St. Petersburg wird unterschiedlich datiert. H. Kindermann nennt das Jahr 1706, E. Sommer das Jahr 1709, Fëdor Koni das Jahr 1717 und Fëdor Tumanskij das Jahr 1739.[81]

Die erste deutsche Truppe in Moskau wurde 1702 von einem der besten damaligen deutschen Schauspieler, Johann Christian Kunst aus Danzig, geleitet.[82] Damals waren es sieben Männer und zwei Frauen, die sich für 5.000 Taler bereit erklärten, nach Moskau zu gehen, um dort im Theater zu spielen.[83] Für sie wurde auf dem Roten Platz ein hölzernes Komödienhaus errichtet. Nach dem Tod von J.C. Kunst 1703, wurde er durch den Moskauer Goldschmied Otto Fürst,[84] dessen Sohn Hermann die deutsche Truppe in St. Petersburg später leitete, ersetzt. Unter seiner Leitung wurde das Repertoire des Theaters durch italienisches, französisches und deutsches Barockdramengut er­gänzt.[85]

Einige Jahre später schickte die Prinzessin Natalija Alekseevna Hermann Fürst ins Ausland, um dort deutsche Schauspieler anzuwerben.[86] Er brachte zwölf Schauspieler mit sich. Laut H. Kindermann[87] wurde diese Truppe 1706 nach St. Petersburg gebracht. Eine indirekte Auskunft gibt uns der Fall von Frau Pagenkampf, die in Moskau von 1701 bis 1707 lebte.[88] Nachdem ihr Mann gestorben war, ging sie als Schauspielerin zum deutschen Theater. Die Tatsache kann aber nicht als endgültiger Beweis dafür dienen, daß die deutsche Truppe, zu der Frau Pagenkampf ging, tatsächlich in St. Petersburg spielte. Gesichert ist dagegen, daß die Truppe von Otto Fürst in Moskau spielte. Zu dieser konnte unter Umständen Frau Pagenkampf gegangen und mit dieser Truppe zusammen dann nach St. Petersburg gekommen sein. Es könnte aber auch die Periode zwischen 1712,- in diesem Jahr siedelte der kaiserliche Hof von Moskau nach St. Petersburg über und es wurde zur Hauptstadt Rußlands erklärt[89] - und 1717, als Hermann Fürst, Sohn des Direktors der deutschen Truppe in Moskau Otto Fürst, nach St. Petersburg kam, in Frage kommen.[90] Praktisch jedes Jahr kann als erstes für die deutschen Vorstellungen angesetzt werden. Das erste Theaterge­bäude wurde, laut J.V. Predtečenskij und M.P. Trojanskij,[91] 1714 auf Befehl des Zaren gebaut, dort aber spielten, wie Weber bezeugt,[92] geborene Russen, die niemals im Ausland waren. Das Theater befand sich an der Kreuzung der Sergiev- (Sergievskaja ulica, später ulica Čajkovskogo) und Auferstehungsstraße (Voznesenskaja ulica, später ulica Černyševskogo). Es hatte die Hausnummer 26, wie auf dem Plan St. Peters­burgs von 1725 verzeichnet ist.[93] Etwa 200 Meter davon entfernt stand die evangelisch-lutherische Annen-Kirche. Das Theater wurde aus Holz gebaut und wurde wahrscheinlich, wie viele andere Häuser, ein Opfer des Feuers. Fëdor Koni seinerseits teilt uns mit, daß das Theater in St. Petersburg erst am 1. Mai 1716 auf der Petersburger Insel in der Nikol'skaja Straße in einem großen hölzernen Haus eröffnet wurde.[94] F. Koni sagt auch, daß die deutsche Truppe unter der Leitung Hermann Fürsts[95] 1717 nach St. Petersburg gebracht wurde. Es waren zwölf Schauspieler, zu denen in St. Petersburg noch zwei Frauen dazukamen: Es waren die Gemahlin des Doktors Pagenkampf[96] und Fräulein von Wil­lich. Die erste erhielt 300 und die zweite 150 Rubel Gage pro Jahr.[97] Es zeigte sich, daß diese Truppe vom Zarenhof bezahlt wurde und folglich auch als Hoftruppe bezeichnet werden kann. Die Schauspieler führten laut F. Koni russische und deutsche Stücke auf. Möglicherweise gingen einige Schauspieler dieser Truppe 1723 zu J.K. von Eckenberg und spielten mit ihm in dem Gebäude an der Mojka.[98] Es ist wichtig zu bemerken, daß alle obengenannten Schauspielgesellschaften nach ihrem Ankunft mit den russischen Schauspielern zusammengebracht wurden. Diese Gesellschaften spielten auch die ins Russisch übersetzten Stücke. Diese ersten Theaterversuche gehören ganz allgemein zur Anfangsgeschichte des russischen Theaters.[99]

Als erste vollkommen deutsche Truppe kann die von Johann Karl von Eckenberg (1684-1748) genannt werden,[100] der unter dem Rufnamen "der starke Mann" auftrat, er vereinigte seine Truppe 1719 mit der Schauspielergesellschaft von J.H. Mann[101] und seiner Frau Viktoria Klara Mann in Königsberg und kam mit insgesamt 40 Schauspielern nach Riga.[102] Mit Sicherheit kann man sagen, daß er in diesem Jahr auch nach St. Petersburg kam: Livland gehörte schon seit 1710 zum Rußländischen Imperium und die Schauspieler mußten ein Privileg erhalten, um in St. Petersburg, Riga und Reval spielen zu können. Außerdem lag dieses Gebiet schon im Wirkungsbereich der nördlichen Metropole St. Petersburg, von der eine starke Anziehungskraft auf Schauspielgesellschaften ausging. Außerdem war das Privileg für den Prinzipal, in St. Petersburg spielen zu können, ein und dasselbe, das auch in den baltischen Städten galt.

1723/24 kam J.C.v. Eckenberg[103] erneut nach St. Petersburg,- jetzt aus Prag. Seine Truppe bestand aus zwölf Personen, von denen vier mangelhaftes Tschechisch sprachen.[104] Zur Zeit des zweiten Aufenthalts Eckenbergs in St. Petersburg war er schon ein angesehener Schauspieler und Adelsmann.[105] J.K.v. Eckenberg imponierte dem Zaren durch seine "ungemeine Stärke und Geschicklichkeit",[106] der für J.C.v. Eckenberg das Theater baute. Dieser "Gaukler"[107] verbog Hufeisen, sprengte dicke Ketten, stemmte lebende Pferde. Seine Vorstellungen genossen große Popularität, nicht nur unter der Bevölkerung, sondern auch bei Zarenhofe.[108] Jakob von Stählin weist uns, ohne seinen Namen zu nennen, auf J.C. v. Eckenberg hin:

"Schon zu Peters I. Zeiten stellte sich eine Bande deutscher Komödianten, unter einem Meister, Mann[109] genannt, in Petersburg ein, die eine Schaubühne an der Mojka hielte, und mit ihren ziemlich elenden Schauspielen dennoch guten Zulauf hatte".[110]

Die negative Einstellung J.v. Stählins zum Niveau der Aufführungen dieser Truppe ist dem aufklärerischen Zeitgeist mit gehobenen Ansprüchen an die Theatervorstellungen zuzuschreiben. Dieser Zeitgeist ließ Staatsaktionen und Harlekinaden nicht zu. Für die damalige Zeit und das bürgerliche Publikum war das dagegen eine unterhaltsame Erscheinung, was der gute Zulauf des Publikums beweist.

Die erste Aufführung wurde am 18. August 1723 geplant, fand aber wegen des Todes der Zarin Praskov'ja Fëdorovna nicht statt.[111] Unter den Vorstellungen im Jahre 1724 wird die Komödie "Von der armen Jungen oder Georges Dandin" von Moliere erwähnt, an der unter anderen auch der Schauspieler Mundkoch teilnahm.[112] Nach Legband spielte dort auch Johann Siegfried Scolari (? - 1779), der 1724 auch als "starker Mann" und Prinzipal mit J.D. Schönrock nachweislich in Riga tätig war.[113]

Man kann ziemlich genau den Standort dieses Theatergebäudes nachweisen. Es stand am Mojkas Ufer neben der Grünen oder Polizeibrücke und wurde als "prekrasnyj i prostornyj so vsemi udobstvami dlja zritelej" (Ein schönes und geräumiges Theater mit allen Bequemlichkeiten für die Zuschauer) charakterisiert.[114] Eine erste Beschreibung sagt, das Gebäude stand dort, "wo die Polizeikanzlei stand"[115] und die zweite: "Am Platz, wo der Hofspital jetzt steht".[116] Diese Aussagen sind mit den Archivmaterialien zu belegen. Heute befindet sich auf diesem Platz ein Haus unter der Nummer 42.[117] Dieses Theater wurde 1733 auf Befehl Anna Ioannovnas wegen der Abtragung des Ufers durch die Flut und dem dadurch schlechten Zustands des Fundaments abgebrochen.[118]

Nach dem Tode Peters I. wurden die deutschen Vorstellungen wegen der krisenhaften Situation bei Hofe und dessen schwieriger finanzieller Lage unterbrochen. Eine leere Staatskasse, übermäßige Ausgaben für eine Armee von 240.000 Mann und eine Flotte von 28.000 Mann trugen dazu bei. Für die deutsche Truppe konnte man nicht, wie zur Zeit Peters I., ein Gebäude errichten lassen. Die unmittelbaren Nachfolger Peters, Katharina I (1725-1727) und Peter II. (1727-1730) waren dazu nicht besonders theaterfreundlich. Der minderjährige Peter II., der im Alter von 15 Jahren starb, kam unter den Einfluß der alten Adelsfamilien Dolgorukijs und Golicyns und brachte den Hof nach Moskau zurück. Die Stadtverwaltung verhinderte jedoch nicht die deutschen Vorstellungen und verhielt sich denen gegenüber neutral.

Es ist wichtig zu bemerken, daß die neue Kaiserin Katharina I. nichts an der "ambitionierten Heiratspolitik"[119] Peters I. änderte. Sie setzte sich noch vehementer für die Ansprüche ihres Schwiegersohnes Karl Friedrich ein. Ihre Tochter, Großfürstin Anna Petrovna, wurde mit dem Herzog von Holstein-Gottorf, Karl Friedrich (1702-1739) und ihre Schwester, die Großfürstin Elisaveta Petrovna, mit dem holsteinischen Herzog Karl verlobt und nur der plötzliche Tod des letzteren (1727) hatte ihre Heirat verhindert.[120] Auch nach der ausgeprägt deutschfreundlichen Periode Peters I. blieb also ein günstiges politisches Klima für den Aufenthalt der deutschen Truppen in St. Petersburg bestehen.

Die privaten Schauspieler sollten auf eigenes Risiko ihr Glück versuchen. 1725 kam unter der Leitung des Tenors J.C. Wilcke ein fünfgliedriges deutsches Sänger-Ensemble aus Hamburg für fünf Jahre nach Moskau[121]. Ebenfalls 1725 löste der Hamburger Prinzipal und Schauspieler Carl Ludwig Hoffmann (?-1731) seine Truppe auf, zog nach Petersburg und schloß sich der dortigen Truppe an.[122] Die Vorstellungen dieser Truppe unterschieden sich nicht besonders von den Eckenbergschen. Gottsched, mit dem Hoffmann in diesem Jahr in Kontakt kam, schrieb 1725: "Lauter Staatsaktionen, lauter unnatürliche Romanstreiche und Liebeswirrungen, lauter pöbelhafte Fratzen und Zoten waren dasjenige, so man daselbst zu sehen bekam".[123] Später kehrte Hoffmann zur Neuorientierung nach Deutschland zurück und erschien 1730 mit einer neuen Schauspielgesellschaft in Kiel, wo er vom dortigen Herzog insgesamt 550 Reichstahler erhielt.[124] Ein Theaterliebhaber in der Zeitschrift "Russische Bibliothek" charakterisierte 1777 trefflich diese Epoche:

"Die vorigen deutschen Schauspielgesellschaften in St. Petersburg hatten das gewöhnliche Schicksal ihrer ausländischen Schwestern, daß sie sich nicht immer erhalten konnten. Der Beifall war sehr abwechselnd, und die aufgeführten Stücke höchst verschieden. Bald sahe man den besten Trauerspielen zu; bald erschien wieder der Mann mit dem bunten Wamms, der hier, so wie aller Orten, sich nicht leicht verdrängen ließ, und den man für nöthig hielt, um gewisse Liebhaber der Schauspiele nicht abwendig zu machen".[125]

Ständige Theateraufführungen beim russischen Hofe gab es erst in der Regierungszeit Anna Ivanovnas. Schon 1730 wurden französische und italienische Truppen eingeladen,[126] die abwechselnd im Winterpalast spielten. Die italienische Schauspieltruppe wurde zum Anlaß der Krönungsfestivitäten Anna Ivanovnas vom König August II. von Polen geschickt und spielte bei Hofe italienische Intermezzi. Unter den italienischen Schauspielern und im Orchester befanden sich auch viele Deutsche, so z.B. die Tochter des berühmten Kaiser, eines Hamburgischen Kapellmeisters, die sang und der "Hautboist und Traversist Mr. Töpert" aus Berlin.[127] Der obengenannte Kapellmeister Kaiser war auch in Petersburg und "empfing Gelder vom Hofe, um außer Landes Virtuosen anzuwerben, blieb aber mit Sack und Pack aus".[128]

1736 spielt die Truppe des "Berliner Pantalons" und selbstständigen Prinzipals Johann Peter Hilferding (auch Hilverding) (1690-1768)[129] mit dem Beinamen Pantalon de Bisognosi[130] in Königsberg, der "aus der Tradition des Wiener Stegreifspiels kam".[131] Nach einem Jahr seiner Betätigung entschloß er sich 1737 nach St. Petersburg zu gehen. Er schloß sich mit Johann Christoph Siegmund[132] (1705-1747) und Johann Siegfried Scolari (? -1776) zusammen.[133] C.S. Siegmund, der zwölf Jahre seiner Jugend in Rußland verbrachte und J.S. Scolari, der bei Eckenberg in St. Petersburg 1723/24 spielte, erscheinen hier nicht zufällig. Ihre Namen begleiten die Geschichte des deutschen Theaters in St. Petersburg bis zum späten 18. Jahrhundert. Sie spielten diesmal bis 1740 und begaben sich dann zu weiteren Gastspielen nach Königsberg.[134] Ihre Spiele fanden wahrscheinlich im 1736 neuerbauten hölzernen Theater am Caricyn lug, später Marsfeld, statt, das 1770 wegen seiner Baufälligkeit an den französischen Komödianten Posche verschenkt wurde.[135] Hier spielten die meiste Zeit die deutschen Schauspieler.[136]

1739[137] wurde vom Hof die Truppe von Karoline Neuber (auch "die Neuberin" genannt) (1697-1760) aus Leipzig[138] engagiert und gab sowohl italienische Opern, als auch Komödien und Farcen. Ihre Vorstellungen hatte sie aber, nach Angaben H. Bosses, erst im April 1740 begonnen.[139] Es ist erstaunlich, daß die Zarin, obwohl sie außer Russisch weder Französisch noch Italienisch verstand sondern nur Deutsch[140] und die auf Deutsch ausgeführten Komödien und Farcen bevorzugte, erst nach neun Jahren ihrer Herrschaft die deutsche Truppe kommen ließ.[141] Die Truppe Neuber spielte wahrscheinlich im Theater des 1737 neuerbauten Winterpalastes,[142] da auf der Bühne des hölzernen Theaters auf dem Marsfeld bis 1740 und später bis 1745 die Truppe J.F. Hilferdings spielte. Die Truppe von K. Neuber bestand aus ihrem Mann Johann, Heinrich Gottfried Koch (1703-1775) mit seiner Frau Buchner (?-1741), Fabricius[143] und "ein Paar anderen nicht ausgelehrnten Sächsischen Mädchen, deren Aussprache und Geberden nicht viel taugten, und also auch nicht sehr gefielen (...)".[144] Aus den Schauspielern dieser Truppe ragte H.G. Koch hervor, der außer seiner Hauptverpflichtung als Schauspieler auch Dekorationsmaler, Bearbeiter von Stegreifkomödien und Übersetzer war. Später wurde er ein berühmter Prinzipal und Hofkomödiant in Leipzig und erhielt ein Sächsisches Privileg. Er blieb lebenslang dem französisch-italienischen Mischspiel der Leipziger Schule treu.[145] Der Schauspieler Fabrizius spielte polternde Alte und komische Bedienstete. Er wurde später zum Mitdirektor des Prinzipals Hostovsky am Nationaltheater in Magdeburg.[146] Diese Truppe unterschied sich wesentlich von den vormaligen von J.P. Hilferding und C.L. Hoffmann bezüglich ihrer höfischen Anstellung. Außerdem basierte die von Karoline Neuber gegründete Leipziger Schule auf dem klassischen französischen Stil.[147] Dementspreched wurden die französischen Klassiker wie Racine, Molière, Voltaire, Destouches, Marivaux, Regnard, dann aber auch den klassizistischen Forderungen Gottscheds entsprechende Stücke von Gellert, Elias und Schlegel aufgeführt.[148]

Nachdem die Kaiserin Anna 1740 gestorben war und der Herzog Bühren, unter dessen Protektion die deutsche Truppe stand, gestürzt worden war, sollte sie so schnell wie möglich Rußland verlassen, da der Oberhofmarschall Löwenwol­de das italienische Theater bevorzugte und die deutschen Schauspieler bedrängte. Es kam so weit, daß die Schauspieler nicht einmal ihr ausstehendes Gehalt aus dem Hofkontor bekommen konnten.[149] Mit der Hilfe des sächsischen Ministers Graf Linar, verließen die deutschen Komödianten fluchtartig Rußland.[150] Aus welchen Gründen auch immer, blieb die Frau von H.G. Koch zurück und starb dort 1741.

1.2.2. Das deutsche Theater 1740-1773: Zwischen Hof- und Privatbühne

Nachdem Elisaveta Petrovna (1709-1762), die Tochter Peter des Großen, 1741 den Thron bestieg, wurden infolge der "nationalen Reaktion"[151] einige Maßnahmen gegen die Deutschen ergriffen. Es dauerte aber ganz kurze Zeit: ein paar Tage auf den Straßen, als die berauschten Bauern, Bediensteten und Soldaten die Ausländer verprügelten und ein paar Monate während des Prozessverfahrens gegen die angeblichen Schädlinge: Münnich, Bühren und Ostermann.[152] Dies bedeutete aber nicht, daß die Verbindungen des kleinen deutschen Fürstenhofs in Kiel bzw. deutschen Fürstentums Holstein-Gottorf zu Rußland in Vergessenheit geriete. Im Gegenteil, 1742 wurde Peter Paul Ulrichs zum russisschen Thronfolger ernannt. Er brachte auch seinen Erzieher Otto Friedrich Brümmer mit sich, der eine Rolle des Holsteinischer Interessenvertreters am Russischen Hof spielte und erheblichen Einfluß bei Elisaveta Petrovna besaß.[153] Die ausgebrochene "wahre Gallomanie" führte dazu, daß das Deutsch als Hofsprache vom Französischen allmählich verdrängt worden war.[154] Das hatte aber kaum Wirkung auf die Vorstellungen der deutschen Wandertruppen in der Hauptstadt gehabt. Zunächst einmal konnten die deutschen Schauspieler nur dank privater Initiative in Moskau (im Hospitaltheater)[155] oder in St. Petersburg auftreten.

In diese Zeit fällt die Tätigkeit des deutschen Entrepreneurs J.P. Hilferding. Sie erstreckte sich von 1737 bis 1751.[156]

Nachdem er 1740 Petersburg verlassen hatte, ging er zur Neuorientierung nach Berlin, wo ihm am 20. Juli 1740 von Friedrich dem Großen das preußische Privileg für Königsberg, Berlin, Stettin, Frankfurt/O., Magdeburg, Halle, Halberstadt und Minden erteilt wurde. 1741/42 gastiert seine Truppe in den obengenannten Städten. 1743 bereiste er außerdem wieder Riga und St. Petersburg. Dort regierte mittlerweile Elisaveta Petrovna, deren Schützling J.C. Siegmund früher war. Auch etwa 1743 ließ sich "Russisch-Kaiserlichen Majestät allergnädigst privilegierter Comödiant" Johann Peter Hilferding[157] in St. Petersburg nieder. Er schloß sich 1744 wieder mit J.C. Siegmund zusammen, der eine Spielerlaubnis für St. Petersburg, Moskau und die Ostseeprovinzen besaß.[158] 1745 erbaten sie vom Senat ein Privileg und bauten für ihre Vorstellungen ein eigenes Theatergebäude an der Bol'šaja Morskaja Strasse,[159] das cirka bis zum Anfang der 60er Jahre existierte.[160] Die deutschen Vorstellungen fanden hier dreimal in der Woche, am Montag, Mitwoch und Freitag, erstmals zu regulären Eintrittspreisen statt.[161] Das Theater wurde so gut von deutschen Zuschauern besucht, daß es in kurzer Zeit eine gute materielle Basis besaß. Eine solche Basis erlaubte es, für kurze Zeit sogar die "schöne und galante" Anna Christina Ohlin, vordem eine Zierde der Truppe Ecken­bergs,[162] zu gewinnen.

Hier gab es vor allem ein sehr gutes Stegreiftheater, dazu freilich auch das nah verwandte Marionettentheater.[163] Die St. Petersburger Zeitung berichtet uns, daß 1743-1745 ein Marionettentheater in St. Petersburg existierte, das sich im letzten Jahr "in der Großen Morskoj nicht weit von der blauen Brücke, gegenüber der großen hölzernen Cabacke, in dem gelben steinernen Hause"[164] befand und in dem das Hauptstück mit Marionetten, die darauf folgende Komödie aber mit lebendigen Personen aufgeführt wurde. Herder, der sich zu diesen Jahren in Riga aufhielt, sagte, daß die Schauspieler dieser Truppe, die häufiger zu den Gastspielen dorthin kamen, "oft über dem Mittelmäßigen agierten".[165]

Aber das alles war nur eine Vorberei­tung, ein Vorspiel für eine viel großartigere deutsche Truppe, die, auch das Ensemble der Neuberin weit übertreffend, 1747 nach Rußland kam und hier Schule machte, nähmlich die Konrad Ackermanns (1712-1771),[166] der auch Friedrich Ludwig Schröder, der in den Kinderrollen auftrat, angehörte.[167]

Nach dem Tod des Prinzipals J.C. Siegmund[168] im Jahr 1747 übernahm J.P. Hilferding allein die Leitung der Petersburger deutschen Truppe und erneuerte das Ensemble durch neue Kräfte: Es kamen Hans Konrad Dietrich Ekhof (Eckhof) (1720-1778), Konrad Ernst Ackermann (1712-1771)[169] und seine zukünftige Frau, Sophie Charlotte Schröder (1714-1792).[170] Sie hatten vorher in Hamburg und Berlin gespielt.[171] Die Truppe wurde aus berühmten Schauspielern zusammengesetzt.[172] Gegenüber Ackermann stand der andere nicht weniger ehrenwürdige C.D. Ekhof, der sich zu einem der besten Schauspieler Deutschlands entwickelte und in die Theatergeschichte als "Vater der deutschen Schauspielkunst" einging.[173] K.E. Ackermann wurde zu Hilferdings Mitprinzipal und spielte als "erster Acteur".[174] Er gehörte schon 1747 zu den besten Schauspielern Deutschlands und bekam vom russischen Hof die hohe Bezahlung von 576 Rubel pro Jahr (12 pro Woche).[175] Die Darstellungskunst Ekhofs spiegelte den damaligen Übergang des deutschen Theaters von der Nachahmung der französischen klassizistischen Schule zu einem realistischen deutschen Darstellungsstil, zur realistischen "Hamburger Schule" wieder. Es war der Typ eines bürgerlichen Schauspielers.[176] Das Ansehen der deutschen Truppe in den oberen Schichten der russischen Gesellschaft stieg: Außer öffentlichen Vorstellungen gab sie, erstmals seit dem Gastspiel K. Neubers im Jahre 1740, auch Vorstellungen bei Hofe.

Die Kaiserin protegierte sichtlich K.E. Ackermann und seine zukünftige Frau S.C. Schröder. Ihr kleiner Sohn, der auf der Bühne schon als dreijähriger Knabe debütierte, erregte noch mehr Sympathien, nicht nur beim Publikum, sondern auch bei der Zarin Elizaveta Petrovna. E.K. Ackermanns lebensvollen Gestalten in bürgerlichen, komischen oder soldatischen Rollen machten tiefsten Eindruck auf Elisaveta Petrovna und die russische Hofgesellschaft: Die Zarin stellte zeitweilig ihre Franzosenvorliebe zurück und fing an, auch die deutschen Vorstellungen zu besuchen.[177] Das führte dazu, daß im Herbst 1749 die Truppe mit dem Hof nach Moskau ging und erst später nach St. Petersburg zurückkehrte. Die Gastspiele in Moskau leitete E.K. Ackermann. Dort heiratete er S.C. Schröder. Ihre beider Popularität in der russischen Gesellschaft trat während ihrer Trauung deutlich zutage. In der evangelischen Kirche fanden sich viele höfische Zuschauer ein, außerdem wurde "das junge Paar seitens des Hofes mit Geschencken überschüttet".[178] H. Kindermann betont, daß nichts anderes als die große künstlerische Persönlichkeit Ackermanns[179] ihm seine Popularität beim russischen Publikum verschaffte.[180]

Das Repertoire der deutschen Truppe dieser Zeit wies keinen Unterschied im Vergleich zu den Spielplänen in Deutschland auf. Es wurden Komödien von Molière, Holberg und Carlo Goldoni in deutscher Fassung gegeben. Die englischen sentimentalen Dramen, die satirischen Komödien von Sheridan und die deutschen Dramen von Joh. Elias Schlegel, von Gellert und von Lessing (1729-1781)[181] gegeben wurden und vom Publikum gut aufgenommen. Eine Neuheit für Rußland waren die aus dem Geist des Rokokos entworfenen Schäferspiele[182] von Gellert. Auch die Singspiele und das eine oder das andere Ballett wurden gezeigt.[183]

Nach dem Tod 1750 (oder 1751) J.C. Siegmund versuchte P. Hilferding durch eine Annonce in der St. Petersburger Zeitung das steinerne Haus, in dem sich das Deutsche Theater auf der Bol'šaja Morskaja-Straße befand und das, solange der Direktor der deutschen Komödie Siegmund am Leben war, ihm gehörte, zu vermieten oder zu verkaufen.[184] Das Haus wurde nicht verkauft, wie später noch erläutert werden wird. Höchstwahrscheinlich wollte sich Hilferding mit seiner Truppe auf Gastspiele begeben und das Theatergebäude für einige Zeit an irgendjemanden vermieten. Nach einem Jahr, im Winter 1751/52, trennte sich die Schauspielerfamilie Ackermann mit einem Teil der Truppe von Hilferding und spielte unter der Oberdirektion von Johann Karl Diederichs bis zum Oktober 1753 in Danzig.[185]

Zur zweiten Periode der Wirkung J.P. Hilferdings in St. Petersburg gehören die Jahre von 1752 bis 1762. Mit ihm spielte, laut J.v. Stählin, nach wie vor Harlekin Scolari. Die Vorstellungen wurden auf Hilferdings eigener Bühne in der Bol'šaja Morskaja Straße gegeben.[186] In diesen Jahren bereiste J.P. Hilferding die Städte Riga, Narwa, Pernau, Reval, Dorpat und Warschau, während er seinen eigentlichen festen Wohnsitz in St. Petersburg hatte.[187] Nach dem Weggang E.K. Ackermanns ließ jedoch das Aufführungsniveau der deutschen Vorstellungen nach. Die deutsche Truppe spielte nicht mehr bei Hofe, sondern, wie gesagt, auf ihrem alten Stammplatz in der Bol'šaja Morskaja. Zu dieser Zeit wurde das deutsche Theater ausschließlich von mittleren Schichten des deutschen Bürgertums besucht, da in der "guten Gesellschaft" die italienische Opera Buffo Mode wurde und "die sehr schlecht gewordene deutsche Komödie (...) von niemand mehr als Laquaien und Pöbel besucht ward".[188] Laut J.v. Stählin zog die Truppe im Sommer 1757 "nach Reval auf den Landtag, und belustigte den Landadel".[189] Im Herbst dieses Jahres überließ J.P. Hilferding seine Bühne einem englischen "Springer, Balancierer und Positurenmacher", der pro Woche zweimal Vorstellungen gab. Einige Male kam auch die Kaiserin inkognito und beschenkte den Engländer mit 600 Rubel.[190]

1759, allem Anschein nach durch die Vermittlung J.P. Hilferdings, wurde sein berühmter Bruder Franz Hilferding aus dem Wiener Kärntnerthortheater in St. Petersburg beim Hofe engagiert.[191] F. Hilferding trat die Stelle des Choreographen Antonio Rinaldi an, der aus Altersgründen seinen Abschied nahm, und wurde Ballettchef und Choreograph des Petersburger Hoftheaters.[192] Sein Vertrag trat 27. Januar 1759 in Kraft.[193] Nach den Szenarien Sumarokovs setzte F. Hilferding unter anderem die Ballette "Novye lavry" (Die neuen Lorbeeren) am 21. Sep­tember 1759 und "Pribežišče dobrodeteli" (Das Asyl der Tugend) von V. Sumarokov am 5. Oktober 1759 in Szene.[194] Von der letzteren Aufführung blieb ein Anschlag erhalten, dem zu entnehmen ist, daß "die bunte Handlung, unter der Voraussetzung der Unterhaltung mit Verwandlungen" stattfindet.[195] Während der Handlung wurden zum Beispiel solche Szenen vorgeführt:

[...]


[1] Vgl. N.V. Juchnëva, Die Deutschen in einer polyethnischen Stadt. Petersburg vom Beginn des 18.Jahr­hun­derts bis 1914, in: Nordost-Archiv 3 (1994) Nr. 1, S. 11; Erik Amburger, Ingermanland. Eine junge Provinz Rußlands im Wirkungsbereich der Residenz- und Weltstadt St. Petersburg-Leningrad. Bd. 1-2, Köln/Wien 1980.

[2] Gerhard Giesemann, Zur Geschichte des deutschen Theaters in St. Petersburg, in: Festschrift für Alfred Rammelmeyer, hrsg. H.-B. Harder. München 1975, S. 55.

[3] Hartter, Christiane: Quellen zur Geschichte des deutschen Theaters in Rußland des 18. Jahrhunderts (Magisterarbeit). Köln 1994.

[4] Karl Friedrich Fromm, Die Stellung des Autors im Theater früher und heute, in: Kleine Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte, Heft 18. Berlin 1962, S. 3.

[5] Herta Schmid, Das Theater als gesellschaftliche Institution im Rußland des 19. Jahrhunderts, in: 4 Duisburger Akzente. Rußlands große Realisten (1980), S. 37.

[6] Vgl. Friedrich v. Schubert, Unter dem Doppeladler: Erinnerungen eines Deutschen in russischem Offizierdienst 1789-1914, hrsg. Erik Amburger, Stuttgart 1962, S. 79 f; Filipp Filippovič Wiegel, Zapiski, T. 3. M. 1892, S. 123 f; F.V. Bulgarin, Panoramnyj vzgljad, in: Repertuar russkogo teatra 1, Buch 3 (1840), S. 14 f.

[7] Fedor Koni, Istorija teatra i muzyki (Die Geschichte des Theaters und der Musik), in: Russkaja scena Nr. 2, 1864; Fedor Tumanskij, Opyt povestvovanija o (...) St. Peterburgskoj gubernii (...) (Ein Versuch der Darstellung des St. Petersburger Gouvernements). SPb. 1789/90, in: GPB OR, Eremitage 558; Teatral. Karmannaja kniga dlja ljubitelej teatra (Der Theaterliebhaber. Das Taschenbuch der Freunde des Thea­ters). SPb. 1853, S. 21, 66-79; Carlo v. Kügelgen, Das deutsche Theater, in: Deutsches Leben im alten Petersburg. Ein Buch der Er­innerung, hrsg. v. Heinrich Pantenius (u. Oskar Grosberg). Riga 1930, S. 146-157; Georg Malkowsky, Das deutsche Theater in St. Petersburg, in: Bühne und Welt 1957, S. 177-185; Schubert, Doppeladler, S. 79 f.; Stepan Petrovič Žicharev, Zapiski sovremennika Bd. 2. L. 1989, S. 308 ff.; Vigel', Zapiski, T. 4, S. 166; T. 6, S. 54, 71.

[8] Rossijskij Gosudarstvennyj Istoričeskij Archiv (RGIA), f. 497: Fond Direkcii Impeartorskich Teatrov (FDIT).

[9] Giesemann, Geschichte, S. 55-85.

[10] Gerhard Giesemann, Kotzebue in Rußland. Materialien zu einer Wirkungsgeschichte. Frankfurt/M 1971 (Frankfurter Abhandlungen zur Slavistik Bd. 14 Reihe III), S. 23 ff, 169 ff.

[11] Svetlana Mel'nikova: Das Deutsche Theater in St. Petersburg am Anfang des 19. Jahrhunderts, in: Jahrbuch für Geschichte Osteuropas 44 (1996), Nr. 4, S. 523-536.

[12] Heinz Kindermann, Theatergeschichte Europas Bd. 3 und 5. Salzburg 1967.

[13] Über die Anfänge der russischen und deutschen Theatervorstellungen vgl. Erik Amburger, Die Mitwirkenden bei der Moskauer Aufführung des "Artaxerxes" am 17. Oktober 1672, in: Zeitschrift für slavische Philologie 25 (1956), S. 304-309; Cvetaev, D.V., Pervye nemeckie školy v Moskve i osnovanie pridvornogo teatra. Warschau 1889; Findeizen, (Findeisen) N.F., O muzyke i p'esach I. Gregori i Sim. Polockogo, in: GPB OR, F. 816, O. 1, D. 473; Willi Flemming, Deutsches Barockdrama als Beginn des Moskauer Hoftheaters (1672), in: Maske und Kothurn 4 (1958), S. 97-124; Heinrich Geissler, Wie in Moskau zum ersten Male Theater gespielt wurde. Einem alten Berichte nacherzählt, in: Zeitwende 31 (1960), S. 388-396; Kurt Günther, Neue deutsche Quellen zum ersten russischen Theater, in: Zeitschrift für Slavistik 8 (1963), S. 664-675; ders., Das Weimarer Bruchstück des ersten russischen Drama "Artaxerxovo dejstvo" (1672), in: Studien zur Geschichte der russischen Literatur des 18. Jahrhunderts, hrsg. von Helmut Graßhoff und Ulf Lehmann, Bd. 3. Berlin (Ost) 1968, S. 120-178; ders., Das Moskauer Judithdrama von Johann Gottfried Gregorii, in: Studien zur Geschichte der russsischen Literatur des 18. Jahrhunderts, hrsg. von Helmut Graßhoff und Ulf Lehmann, Bd. 4. Berlin (Ost) 1970, S. 41-208; Vasilij Osipovič Ključevskij, Sočinenija v devjati tomach, Bd.3, S. 256 f, Bd.4, S. 220. Moskau 1988; Ernst Koch, Die Sachsenkirche in Moskau und das erste Theater in Rußland, in: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde 32 (1911), S. 270-316; V. Vsevolodskij-Gerngross (Hrsg.), Istorija russkogo dramatičeskogo teatra (Die Geschichte des russischen dramatischen Theaters), Bd. 1-7, hier Bd. 1. M. 1977, S. 66 ff., 91 f.; ders., Russkij Teatr: Ot istokov do serediny 18 veka. M. 1957, S. 66 ff., 91 f., 103 ff.; P.O. Morozov, Očerki po istorii russkoj dramy 17.-18. stoletij. SPb. 1888, in: GPB OR, F. 550, D. 558, Li. 97; Yvette Louria, Das erste russische Schauspiel und sein deutscher Autor, in: Canadian Slavic Studies 4 (1970), S. 229-237.

[14] Vgl. Kindermann, Theatergeschichte, Bd. 5, S. 546 ff; J.V. Predtečenskij, M.P. Trojanskij, Theater, in: Očerki istorii Leningrada, Bd. 1. M.-L. 1955, S. 240; M. Bystroreckij, Pis'ma, in: Repertuar russkogo teatra 1 (1841) 10, S. 8 ff; R.M. Zotov, I moi vospominanija o teatre (Meine Erinnerungen über das Theater 1 (1840) 4, S. 2; Wiegel, Zapiski, T. 3, S. 130 f; N.A. Polevoj, Vospominanija o russkom Teatre. Pis'mo k V.F. Bulgarinu (Die Erinnerungen an das Theater. Das Brief an V.F. Bulgarin), in: Repertuar russkogo teatra 1 (1840) 2, S. 4 f.; A. Veselovskij, Zapadnoe vlijanie v novoj russkoj literature. Istoriko-sravnitel'nye očerki, 2te Ausgabe. M. 1896, S. 60 f.

[15] Heinrich Bosse, Die Etablierung des deutschen Theaters in den russischen Ostseeprovin­zen um 1800, in: Unerkannt und (un)bekannt. Deut­sche Literatur in Mittel- und Ost-Europa, hrsg. Carola L. Hotzmann. Tübingen 1991 (Beiträge zur deutschen und vergleichenden Literaturwissenschaft 5, hrsg. v. Joseph P. Strelka).

[16] Ebenda, S. 82: "Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts bilden sich zwischen St. Petersburg und Königsberg in den Städten Riga, Reval/Tallin, Mitau/Jelgava mehr oder weniger stabile Bühnen heraus, ja vorübergehend sogar ein Theater auf der Insel Ösel/Saarema (...) In dieser Region wechseln einzelne Schauspieler oder Schauspielerfamilien ihre Engagements, ganze Gesellschaften ziehen ihre Strasse, wobei sich ihre traditionelle Unsässigkeit langsam im Rythmus der Gastspielreisen aufhebt. Stabilisierend wirken dabei das feste Theatergebäude, die finanzielle Organisation der Zuschauer durch Abonements und vor allem die Integration der Schauspieler in die gute Gesellschaft des Ortes".

[17] Erik Amburger, Das Deutschtum in St. Petersburg in der Vergangenheit, in: Zeitschrift für die Kulrtur und Wirtschaft der Deutschen in Rußland (12) 1934, S. 28 f; ders., Beiträge zur Geschichte der deutsch-russischen kulturellen Beziehungen. Gießen 1961; ders., Deutsche in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft Rußlands. Die Familie Amburger in St. Petersburg 1770-1920. Wiesbaden 1986; ders., Fremde und Einheimische im Wirtschafts- und Kulturleben des neuzeitlichen Rußlands. Wiesbaden 1982 (Quellen und Studien zur Geschichte des östlichen Europa Bd.XVII); ders., Mischehen im städtischen Deutschtum Rußlands, in: Auslandsdeutsche Volksforschung 1937; ders., Die deutsche Kaufmannschaft in St. Petersburg um 1914. o.O. o.J., o.S.; ders., Ingermanland.

[18] Ingeborg Fleischhauer, Die Deutschen im Zarenreich. Zwei Jahrhunderte deutsch-russische Kulturgemeinschaft. Stuttgart 1986.

[19] S. Natalija V. Juchnëva, Die Deutschen in einer polyethnischen Stadt. Petersburg vom Beginn des 18. Jahrhundert bis 1914, in: Nordost-Archiv Bd.3 (1994) Nr.1, S. 7-27; Ralf Tuchtenhagen, Bildung als Auftrag und Aufgabe. Deutsche Schulen in St. Petersburg 1704-1934, ebenda, S. 63-87; Margarete Busch, Das deutsche Vereinswesen in St. Petersburg vom 18. Jahrhundert bis zum Beginn des ersten Weltkrieges, ebenda, S. 29-61.

[20] Juchnëva, Deutschen, S. 7-27; s. auch: Dies., Etničeskij sostav i etnosocial'naja struktura naselenija Peterburga. L. 1984, S. 22 f., 28, 62 f., 71 ff., 181-191.

[21] Tuchtenhagen, Bildung , S. 63-87.

[22] Margarete Busch, Vereinswesen, S. 29-61; s. auch über die Deutschen in St. Petersburg: Dies., Die Deutschen in St. Petersburg 1881-1914: Identität und Integration. Unveröff. Staatsarbeit, Köln 1989 (Manuskript im Besitz der Forschungsstelle für Geschichte und Kultur der Deutschen in Rußland, Freiburg).

[23] Margarete Busch: Deutsche in St. Petersburg 1865-1914: Identität und Integration. Essen 1995; Robert Leinonen; Erika Voigt: Deutsche in St. Petersburg, Band 1, 2 (Lüneburger Ostdeutsche Dokumentationen / Nordostdeutsches Kulturwerk; 18,1 u. 18,2). Lüneburg 1998.

[24] Amburger, Deutsche in Staat, S. 194; vgl. E.P. Karnovič, Rodovye prozvanija i tituly v Rossii i slijanie inozemcev s russkimi (Familiennamen und Titel in Rußland und Mischehen zwischen Ausländern und Russen). SPb. 1886.

[25] Ebenda.

[26] N.V. Juchnëva, Peterburg - mnogonacional'naja stolica, in: Staryj Peterburg. Istoriko-etnografičeskie issledovanija. Red. N.V. Juchnëva. L. 1982, S. 7-51 (Die Deutschen S. 25-30), aus: Ebenda, S. 194.

[27] Ebenda, S. 195.

[28] Dittmar Dahlmann, Lebenswelt und Lebensweise deutscher Unternehmer in Moskau vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, in: Nordost-Archiv 3 (1994) 1., S. 134.

[29] S. auch Amburger, Deutsche in Staat, S. 192.

[30]. Eckard Hübner, Peter der Große: Auch Deutschland lag im Westen, in: Deutsche und Deutschland aus russischer Sicht 18. Jahrhundert: Aufklärung (West-östliche Spiegelungen Reihe B Nr. 2), hrsg. Dagmar Herrmann. München 1992, S. 77-99.

[31] Marc Raeff, The Enlightenment in Russia and Russian Thought in the Enlightenment, in: The Eighteenth Century, hrsg. J.G. Garrard. Oxford 1973, S. 25-47.

[32] Marc Raeff, Legenden und Vorurteile, in: Deutsche und Deutschland aus russischer Sicht, 18. Jahrhundert: Aufklärung (West-östliche Spiegelungen Reihe B Bd. 2), hrsg. Dagmar Herrmann. München 1992, S. 53-73, hier S. 54.

[33] Reglament ob upravlenii Admiraltejstvom i verf'ju (Reglement über die Führung der Admiralität und Stapelwerk), in: PSZ, Bd.6, Nr.3937 (1722, 5.April) Punkt 61, Seite 535.

[34] Amburger, Deutsche im Staat, S. 194; Juchnëva, Peterburg (wie Anm. 24).

[35] Dahlmann, Lebenswelt, S. 134.

[36] Hübner, Peter, S. 77-99; Raeff, Enlightment, S. 25-47.

[37] Ein Bild des deutschen Leben in Petersburg, in: Daheim 12, 1866, S. 168.

[38] C. Walter, Die evangelische Kirche in St. Petersburg, in: Leben im alten St. Petersburg, S. 34 f.; Amburger, Deutsche in Staat, S. 193; Juchnëva, N.V. Peterburg - mnogonacional'naja stolica, in: Staryj Peterburg. Istoriko-etnografičeskie issledovanija, Red. N.V. Juchnëva. L. 1983, S. 7-51.

[39] H. Pantenius, Die völkische Empfinden der St. Petersburger Deutschen, in: Deutsches Leben, S. 20.

[40] Friedrich Christian Weber, Das veränderte Rußland, 2te Teil. Hannover 1738, S. 8.

[41] Lina Tarasova, St. Petersburg - in meiner Seele bist nur du!, in: St. Petersburg um 1800. Ein goldenes Zeitalter des russischen Zarenreiches. Recklinghausen 1990, S. 5.

[42] Polnoe Sobranie Zakonov Rossijskoj imperii (Vollständige Sammlung der Gesetze des russischen Reiches) PSZ, 1-oe Sobranie (1. Sammlung), Bd. 4 Nr. 1910. St. Petersburg 1830, S. 192-195: Manifest o vyzove inostrancev (Manifest über die Berufung der Ausländer) vom 16. April 1702.

[43] V.A. Taubert, Cerkov' sv. Petra na Nevskom prospekte. L. 1938, in: GIOP (Gosudarstvennaja inspekcija ochrany pamjatnikov, Nr. H-51/1, S. 6.

[44] Karl Nistrem, Adres-Kalendar' St. Peterburgskich žitelej (Adreß-Kalender der Bewohner St. Petersburgs. Bd. 1. Ukazatel' goroda St. Peterburga (Verzeichnis der Stadt St. Petersburg). SPb. 1844, S. 70.

[45] Ebenda, S. 136. Bei Nistrem steht statt "Bewohner" "Häuser". Vermutlich ging ein Fehler des Autors im Original­text ein, weil eine so große Anzahl in damaligen St. Petersburg nur für Bewohner, nicht für Häuser stehen kann.

[46] Ebenda, S. 46-52.

[47] E. Amburger, Die Nichtrussischen Schüler des Akademischen Gymnasiums in St. Petersburg in den Jahren 1726-1750, in: Beiträge zur Geschichte der deutsch-russischen kulturellen Beziehungen. Gießen 1961, S. 186.

[48] CGADA. F. 16, D. 459, Li. 11 (1750), aus: Kočin, Naselenie Peterburga do 60ch godov 18 veka (Die Bevölkerung Petersburgs bis zu den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts), in: Očerki istorii Leningrada (Die Geschichtsskizzen von Leningrad), Bd. 1. M.-L. 1955, S. 102 f.

[49] CGADA, F. 16 (1750), D. 459, Li. 11, aus: Kočin, Naselenie, 102 f.

[50] E. Amburger, Der fremde Unternehmer in Rußland bis zum Oktoberrevolution im Jahre 1917, in: , S. 103.

[51] Fedor Tumanskij, Opyt povestvovanija o (...) St. Peterburgskoj gubernii (...). SPb. 1789-1790, in: GPB OR, Eremitage 558, S. 101.

[52] V.I. Makarov, Ekonomičeskaja žizn' Peterburga 60-90ch godov 18 veka (Das ökonomische Leben Petersburgs von 60er bis 90er Jahren des 18. Jahrhunderts), in: Očerki, S. 280.

[53] Erik Amburger, Der fremde Unternehmer in Rußland bis zur Oktoberrevolution im Jahre 1917, in: Fremde und Einheimische im Wirtschafts- und Kulturleben des neuzeitlichen Rußland, hrsg. Klaus Zernack. Wiesbaden 1982, S. 106.

[54] Ebenda, S. 103.

[55] E. Amburger, Künstlerfamilien ausländischer Herkunft in Rußland. Ein Beitrag zur Wanderungsforschung, in: Fremde und Einheimische, S. 116.

[56] Pyljaev, Peterburg, S. 436; Enciklopedičeskij slovar' Bd. 29, hrsg. F.A. Brockhaus, I.A. Efron. SPb. 1895, S. 426; s. dazu: Peterburgskoe nemeckoe sobranie. Ustav St. Peterburgskogo nemeckogo sobranija 1772 (St. Petersburger Deutsche Gesellschaft. Statut der St. Petersburger Deutschen Gesellschaft von 1772). SPb. 1906.

[57] Ebenda, S. 228.

[58] Enciklopedičeskij slovar', Bd. 29, hrsg. F.A. Brochhaus und I.A. Efron, S. 426.

[59] Pyljaev, Petersburg, S. 436.

[60] Enciklopedičeskij slovar' Bd. 56, hrsg. F.A. Brochhaus und I.A. Efron. SPb. 1900, S. 296.

[61] Siehe Tabelle 1. und Tabelle 2.

[62] Amburger, Deutsche in Staat, S. 194.

[63] Tumanskij, Opyt, S. 212.

[64] Bosse, Etablierung, S. 95.

[65] Mit diesen 19.000 sind die Deutschen gemeint, die zur evangelisch-lutherischen oder römisch-katholischen Kirche gehörten und als Muttersprache Deutsch sprachen, was für ihre kulturelle und nationale Zugehörigkeit entscheidend war.

[66] G. Bogdanov, Opisanie St. Peterburga, hrsg. Vasilij Ruban. SPb. 1779, S. 165.

[67] Nach F.Ch. Weber wurde die ganze Admiralitätsinsel und nicht nur der Teil nördlich vom Palastplatz als die Deutsche Sloboda genannt: "Nun komme ich an die vornehmste Sloboda am Strom, und heißt eigentlich dieselbe die Admiralitätsinsel, wird aber gemeingentlich die Deutsche Sloboda genennt, weil die meisten Deutschen in diesem Teil der Stadt wohnen (...) Rechter Hand wohnen allerhand Leute (Winterhaus des Zaren), Russen und Deutsche und ist absonderlich zu mercken, daß um seine Zarische Majestät herum, und zwar in den nächsten Gassen, mehr Deutsche als Russen wohnen, insonderheit daß die lutherische Kirche (...) ihnen am allernächsten und von ihrem Winterhause nicht über dreihundert Schritt gelegen ist (Zwischen der Admiralität und dem Wirtshaus des Fürst Mensikov, A.K.); in: Ders., Rußland, Teil 1., Fr./M. 1721, S. 454.

[68] Bogdanov, Opisanie, S. 161.

[69] "(...) in der deutschen Sloboda linker Hand des Werffts", aus: Weber, Rußland, Teil 1, S. 448.

[70] "Die Gasse hinten von oben an (Es ist die Große Marinen-Straße gemeint, A.K.) bis wo der große Platz Lit. C. (Es ist der Admiralitätsplatz wird gemeint, A.K.) zur linken Hand aufhört, wird von Russen und Deutschen durcheinander, doch meißt Deutschen, was aber noch mehr linker Hand des großen Platzes ist, von lauter Rußen bewohnt", aus: Weber, Rußland, Teil 1, S. 455.

[71] Diese Straße hieß van Anfang an eine kurze Zeit auch Troickaja (Dreifaltigkeits-Straße), s. M.I. Pyljaev, Staryj Peterburg (Reprintausgabe), M. 1990, S. 212.

[72] Ebenda. Diese Straße hieß seit ca. 30-er Jahren des 18. Jahrhunderts Millionenstraße (Millionnaja): "Wo heute Millionenstraße ist, befand sich gut bebautes Viertel, wo aber nur die Ausländer wohnten".

[73] Ebenda.

[74] Nistrem, Adres-Kalendar', S. 192.

[75] Bogdanov, Opisanie, S. 150.

[76] Über die deutsche Evangelische Kirche in St. Petersburg: Erik Amburger, Geschichte des Protestantismus in Rußland. Stuttgart 1961; C. Walter, Die evangelische Kirche in St. Petersburg, in: Leben, hrsg. H. Pantenius; Die evangelisch-lutherischen Gemeinden in Rußland. Eine historisch-statistische Darstellung Bd.2., SPb. 1911; Materialien zur Geschichte und Statistik des Kirchen- und Schulwesens der evangelisch-lutherischen Gemeinden in Rußland, hrsg. E.H. Busch. SPb. 1862; Erik Amburger, Geschichte des Protestantismus in Rußland. Stuttgart 1961.

[77] Vgl. Enciklopedičeskij slovar' Bd. 64, hrsg. F.A. Brockhaus und I.A. Efron. SPb. 1901, S. 738; Kindermann, Bd. 5, S. 522; Vsevolodskij-Gerngross, Russkij teatr, S. 123 f., 126, 141, 147.

[78] Weber, Das veränderte Rußland, S. 227.

[79] Erich Donnert, Peter der Grosse. Wien 1989, S. 238.

[80] Das aus dem Französischen übernommene Wort "Prinzipal" bezeichnete in Deutschland des 18. Jahrhunderts den Leiter der Berufsschauspieltruppen. Er war zugleich Inhaber der nötigen Privilegien, Besitzer des Theatereigentums (Kostüm und Dekorationsfundus), regelte die gesamte Tätigkeit der Truppe und war nicht selten zur gleichen Zeit der erste Schauspieler - er wurde daher auch Komödiantenmeister genannt, in: Theaterlexikon: Begriffe und Epochen, Bühnen und Ensemble, hrsg. von Manfred Brauneck, Gérard Schnelin. 3-e Ausgabe. Hamburg 1992, S. 754.

[81] Heinz Kindermann, Theatergeschichte Europas: Das Theater der Barockzeit Bd. 3. Salzburg 1967, S. 625 f. (1706); Erich Franz Sommer. Deutschen, S. 243 (1709); Fedor Koni, Istorija, S. 16 (1717); Fedor Tumanskij, Opyt (1739).

[82] Sommer, Deutschen, S. 243; Vsevolodskij-Gerngross, Russkij teatr, S. 145.

[83] Ebenda; vgl. Eike Pies, Prinzipale. Zur Genealogie des deutschsprachigen Berufstheaters vom 17. bis 19. Jahrhundert. Düsseldorf 1973, S. 211.

[84] Vsevolodskij Gerngross, Russkij teatr, S. 146.

[85] Don-Juan-Komödie nach Gilibertis Vorlage, "Alexanders Liebessieg" nach Cicognini und sein Schauspiel "Der ehrliche Verräter oder Friderichus von Popley und Aloise, seine Gemah­lin", Gryphius "Papinianus", Molière-Komödien "Amphitryon", "Médecin malgré lui", "Les Précieuses redicules", eine Komedie von Corneilles mit verändertem Titel "Prinz Pickelhering oder Jodelet als sein eigener Gefängniswächter" u.a., in: Kindermann, Theatergeschichte Bd. 3., S. 625 f.; vgl. Vsevolodskij-Gerngross, Russkij teatr, S. 148.

[86] Koni, Istorija, S. 17.

[87] Die deutsche Truppe wurde mit der Übersiedlung des Hofes 1706 auch nach St. Petersburg mitgebracht, in: Kindermann, Theatergeschichte Bd. 5, Von der Aufklärung zur Romantik, S. 520.

[88] E.P. Karnovič, Rodovye prozvanija. SPb. 1886; Vgl. Vsevolodskij-Gerngross, Russkij teatr, S. 146.

[89] "Nach Übersiedlung (...) 1712 (...) erhielt auch das russische Theater an der Newa eine neue Wirkungstätte.", in: Erich Donnert, Peter der Grosse. Wien 1989, S. 239.

[90] Koni, Istorija, S. 16. Auch hier: "Es gibt die Anweisungen, daß in den Gemachen der Prinzessin Natalija Alekseevna in Moskau und in St. Petersburg nur russische Schauspieler auftraten". Dazu s. auch: F.Ch. Weber, Das veränderte Rußland. Frankfurt/M. 1721, S. 228. Diese Tatsache weist uns darauf hin, daß die deutsche Truppe in anderem Gebäude spielte und zwar auf der Petrograder Insel.

[91] J.V. Predtečenskij und M.P. Trojanskij, Teatr, in: Oerki istorii Leningrada, Bd. 1 (1703 - 1861). M.-L. 1955, S. 236.

[92] Weber, Rußland, S. 228.

[93] Arapov, Letopis', S. 35.

[94] Koni, Istorija , S. 14.

[95] Nach F. Koni wird Hermann Fürst auch als "der Ausländer Mann" genannt. Wie er erklärt, kam es durch die manchmal willkürliche Bildung der ausländischen Namen im damaligen Rußland zustande: der Vorname Hermann wurde abgekürzt und der Rest "Mann" wurde als Familienname verwendet. Vgl. Koni, Istorija, S. 16. Diese Behauptung ist aber falsch, da es sich hier um die Schauspielerin und Prinzipalin aus Königsberg Viktoria Klara Mann handelt.

[96] Chirurg Pagenkampf hat ein hölzernes Haus an der Großen Stallstraße (Bol'saja Konjusennaja) in der Nähe vom Stallhof gehabt, das 1741 abgerissen wurde, in: RGIA, F. 1601, O. 1, D. 135, Li. 5. Frau Pagenkampf wurde im Russischen Pagankova nach dem ähnlichen Lautklang genannt, was eine ganz andere Bedeutung im Russisch hat und zwar "Giftpilz". Vgl. über die Bildung der ausländischen Namen in: Karnovič, Rodovye prozvanija.

[97] Koni, Istorija, S. 17.

[98] Ebenda.

[99] Vgl. D.V. Cvetaev, Pervye nemeckie školy v Moskve i osnovanie pridvornogo teatra (Die ersten deutschen Schauspieler in Moskau und die Gründung des Hoftheaters). Warschau 1889; P.O. Morozov, Svedenija ob ispolnenii v Moskve p'esy I. Gregori "Judif'" v 1673 godu (Bericht über die Aufführung des Stückes "Judiph" von J. Gregori in Moskau 1673) (SPb. 1888), in: GPB OR, F. 550, D. 558, Li. 97; P.P. Pekarskij, Aktëry v Rossii pri Petre Velikom (Schauspieler in Rußland zur Zeit Peters des Großen), in: Sovremennik Nr. 2 (1858), S. 185-198; N.A. Popov, Materialy dlja istorii teatra. Vyezžie komedianty pri Petre (Materialien zur Geschichte des Theaters. Ausländische Komödianten zur Zeit Peters des Großen), in: Bibliografieskie zapiski Bd. 3 (1861); D.D. Šamraj, Inistrannye artisty v Rossii i russkom teatre, teatr 18. veka (Ausländische Schauspieler in Rußland und im russischen Theater), in: GPB OR, F. 1105, D. 240; V.V. Stasov, Russkie i inostrannye opery, ispolnjavšiesja na imperatorskich teatrach v Rossii v konce 18 i 19 stoletijach (Russische und ausländische Opern, die in den kaiserlichen Theatern im 18. und 19. Jahrhundert aufgeführt wurden), in: Russkaja muzykal'naja gazeta Nr. 1 (1898), Spalte 4-14; Nr. 2, Spalte 121-133; Nr. 3, Spalte 276.284; P.N. Stolpjanskij, Materialy po istorii russkogo teatra (Materialien zur Geschichte des russischen Theaters), in: GPB OR, F. 263, D. 385, 386; A.I. Sulukadzev, Opyt kratkogo izloženija o teatre v Rossii s načala onogo (1819) (Versuch einer kurzen historischen Darstellung des Theaters in Rußland von seiner Entstehung), in: GPB OR, F. 328, D. 526; Vsevolodskij-Gerngross, Istorija teatral'nogo obrazovanija v Rossii (Geschichte der Ausbildung zur Schauspielkunst in Rußland) Bd. 1. SPb. 1913; ders., Russkij teatr ot istokov do serediny 18. veka. M. 1957; ders. (Hrsg.), Istorija russkogo dramatičeskogo teatra Bd. 1-7. M. 1977; P.N. Stolpjanskij, Materialy po istorii russkogo teatra (1910), in: GPB OR, F. 263, D. 385, 386; N.S. Tichonravov, Naalo russkogo teatra (Anfänge des russischen Theaters), in: Letopisi russkoj literatury i drevnosti Bd. 3 Buch 5. M. 1861; ders., Pervoe pjatidesjatiletie russkogo teatra (Die ersten 50 Jahre des russischen Theaters). M. 1873.

[100] J.K. Eckenberg hieß eigentlich Eckenberger und wird erstmals 1715 als Carl Eggenberg von Halberstadt, genannt "Samson der Unüberwindliche", zu Bern als Athlet nachgewiesen. 1718 zog er nach Rußland und erhielt dort von Peter I. am 16. April 1719 ein ehrenvolles Testamonium, in: Gallerie von deutschen Schauspielern der ältern und neuern Zeit (Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte, 13), 2-e Ausgabe. Berlin 1910, S. 184 f. Laut Rigaer Lexikon war er 1754 gestorben, in: Rigaer Theater- und Tonkünstler-Lexikon, hrsg. Moriz Rudolph. Riga 1890, S. 50.

[101] J.K. Eckenberg war mit Johann Heinrich Mann und dessen Frau Viktoria Klara, geb. Benecke, außer St. Petersburg 1720 in Danzig und kam dann wieder 1723/24 nach St. Petersburg, in: Gallerie, S. 285; vgl. V. Vsevolodskij-Gerngross, Komediant Mann, in: Eegodnik impeartorskich teatrov 7 (1912).

[102] Pies, Prinzipale, S. 109 f.; Stählin berichtet über einen "Erhalter des Theaters Deutschen namens Mann", der seine Vorstellungen einige Jahre vor 1723 gab, in: Letopis' v. Arapov, S. 34.

[103] S. dazu: Johannes Bolte, "Der starke Mann" J.C. Eckenberg, in: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte Bd. 2. Leipzig 1889; Rigaer Lexikon, S. 50; Vsevolodskij-Gerngross, Russkij teatr, S. 154.

[104] Die deutsche Truppe unter der Direktion Johann Eckenbergs, der als "starke Mann" genannt wurde, spielte in St. Petersburg in 1719 und 1723-24, in: Arapov, Letopis', S. 35; vgl. Vsevolodskij-Gerngross, Russkij teatr, S. 154.

[105] 1717 erhielt er in Berlin das Adelsprädikat und am 24. Juni das preußische Privileg. Später im Jahre 1733 kündigte er sich als "Königlich Präußische und Churfürstisch Brandenburgische privilegierte Große Engell-Holländische und Italienische Seil-Tänzer, Voltigierer und Luftspringer-Companie" an, in: Eike Pies, Prinzipale. Zur Genealogie des deutschsprachigen Berufstheaters vom 17. bis 19. Jahrhundert. Düsseldorf 1973, S. 109 f.

[106] Er war derjenige, der das erste feste Theatergebäude in Berlin baute, in: Hans Erman, Wo man baute, wo man spielte...(Kleine Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte 12. Berlin 1954), S. 3.

[107] Ein Sammelbegriff für umherziehenden Artisten (Seiltänzer, Dompteure, Jongleure usw. Später ein Jahrmarkt-Possenreißer. Im 18. und 19. Jahrhundert im Variete und Circus, in: Theaterlexikon, Henning Rieschbieter (Hrsg.). Zürich und Schwäbisch Hall 1983, S. 494.

[108] Die in Petersburg befindlichen deutschen Schauspieler sollten an jenem Tag vor der Zarenfamilie spielen. Die Aufführung wurde aber verschoben, was für den Herzog von Holstein unangenehm war, weil er sich über die Möglichkeit freute, sich mit den Prinzessinen Anna und Esilaveta Petrovna zu unterhalten, s. Arapov, Letopis', S. 34.

[109] Haigold verwechselt, wie auch F. Koni, J.C. v. Eckenberg, der tatsächlich 1723/24 in Petersburg spielte, mit der Schauspielerin V.K. Mann.

[110] Jakob, Theater, Tanz und Musik in Rußland: Beilagen zum neuveränderten Rußland, Teil 1. Riga/Mitau 1769, S. 400.

[111] Haigold, S. 35.

[112] Ebenda.

[113] Pies, Prinzipale, S. 301.

[114] Vsevolodskij-Gerngross, Russkij teatr, S. 154.

[115] Bogdanov, Opisanie, S. 137.

[116] Nistrem, Adres-Kalendar', S. 192.

[117] Dom glavnoj policmejsterskoj kanceljarii meždu rekoj Mojkoj und Bol'šoj Konjušennoj ulicej v Admiraltejskoj časti (1776), in: RGIA, F. 1601, O. 1, D. 132, Li. 20; Dela o pridvornom gospitale, in: ders., F. 485, O. 2, D. 590, Li. 1; D. 591-595; F. 470, O. 1, D. 27; F. 805, O. 1, D. 420. Die Adresse Mojka 37, später Nr. 42.

[118] Očerki, Bd. 1, S. 237.

[119] Eckhard Hübner, Staatspolitik und Familieninteresse. Die gottorfische Frage in der russischen Außenpolitik 1741-1773. Neumünster 1984, S. 17.

[120] Hübner, Staatspolitik, S. 31

[121] Kindermann, Theatergeschichte, S. 523.

[122] Eike Pies, Das Theater in Schleswig 1618-1839. Kiel 1970, S. 39; dies. Prinzipale, S. 168 f.

[123] Pies., Prinzipale, S. 168.

[124] Dies., Theater, S. 39.

[125] Russische Bibliothek: Zur Kenntniß des gegenwärtigen Zustandes der Literatur in Rußland, hrsg. v. Hartw. Ludw. Christi. Bacmeister, Bd. 4. SPb., Riga und Leipzig 1777, S. 485 f.

[126] L. Starikova, Snova o Fëdore Volkove, Teatr 2 (1989), S. 85.

[127] Stählin, Theater, S. 400 f.

[128] Ebenda.

[129] Ab 1733 spielte Hilferding bei Eckenberg als Pantalone di Bisognosi, in: Pies, Prinzipale, S. 164.

[130] Peter Hilferding war der Sohn eines Italieners, dessen eigentlicher Name de Bisognosi war. Er war auf der Wiener Bühne um 1706 als Pantalone berühmt. In Wien begann P.H. sein Theaterlaufbahn, in: Rigaer Lexikon, S. 97.

[131] Bosse, Etablierung, S. 81. Stegreifspiel ist ein improvisiertes Theaterspiel. Der Handlungsablauf ist durch ein skizziertes Szenarium vorgegeben, ebenso Figuren und allgemeine Verhaltensweisen in bestimmten Situationen, in: Theater-Lexikon, hrsg. Rischbieter, S. 1222.

[132] Das Schicksal des Schauspielers und Prinzipals J.Ch. Siegmund ist beispielhaft. Er war ein Produkt eigener Neugier und der Petrinischen Reformen. Er wurde als Sohn eines Drechslers 1705 in Königsberg geboren. 1715, als 10jähriger Knabe besuchte er die russische Schiffe und wurde angeblich, wie auch immer, von russischen Matrosen mit nach St. Petersburg genommen. Dort wurde er durch die Großfürstin Elisabeth gefördert, die sich um ihn sorgte und ihn in allem, wozu er Lust hatte, unter-richten ließ. So erhielt er seine Bildung. 1727 kehrte er zurück nach Deutschland zurück und begab sich 1734 zur Eckenbergschen Truppe. 1737 schloß er sich Hilverding und Scolari an; vgl. Rigaer Theater- und Tonkünstler-Lexikon, hrsg. von Moriz Rudolph. Riga 1890, S. 230; S. auch Pies, Prinzipale, S. 313; Deutsches Theater-Lexikon. Biographisches und Bibliographisches Handbuch Bd. 3, hrsg. Ingrid Bigler-Marschall, begründet v. Wilhelm Koch. Bern 1992, S. 2197.

[133] Scolari spielte bis 1721 in Wien, wo er als Komiker sehr geschätzt wurde. Um diese Zeit ging er zur Mannschen Gesellschaft nach Königsberg, darauf zu Eckenberg nach Berlin. Um 1737 schloß er sich der Hilferdings Gesellschaft an, s. Rudolf Moriz (Hrsg.), Rigaer Theater- und Tonkünstler-Lexikon. Riga 1890, S. 224; s. Pies, Prinzipale, S. 301.

[134] Pies, Prinzipale, S. 301.

[135] Imennoj vysočajšij ukaz, ob'javlennyj senatu general-polkovnikom Čičerinym o privilegii dannoj kupcu Poše na učreždenie francuzskogo teatra v Peterburge, 25. Juni 1770, in: Archiv direkcii imperatorskich teatrov (Archiv der Direktion der kaiserlichen Theater) (1746-1801), hrsg. V.P. Pogožev u.a., Teil 1. SPb. 1892, S. 97.

[136] Arapov, Letopis', S. 37.

[137] Sommer, Die Deutsche, S. 244.

[138] Für Karoline Neuber war es "Hilfe in der Not!". 1739 unterlag C.N. starken Konkurrenz seitens der Wandertruppen "niederer" Art: Der Harlekin Franz Schuh und seine Stegreifburleske in Norddeutschland und Harlekin Leppert in Dresden und in ganzen Sachsen wurden von Publikum bevorzugt. 1739 in Hamburg und 1743 in Berlin 1743 herrschten fortwährend Eckenbergs Haupt- und Staatsaktionen. Seine Vorstellungen entzogen die Zuschauer, in: E. Devrient, Geschichte, Bd. 1, S. 300, 304.

[139] Bosse, Etablierung, S. 84.

[140] Stählin, Theater, S. 403.

[141] Arapov, Letopis', S. 36. Ders.: "Diesbezüglich hat man behauptet, daß laute Musik der Zarin auf die Nerven ging. Ausserdem dienten die gut ausgeführten Farcen zur Zerstreuung der Zarin, die nur des Deutschen kundig war".

[142] M.I. Pyljaev, Staryj Peterburg. SPb. 1889, S. 161.

[143] Ebenda, S. 40

[144] Stählin, Theater, S. 402.

[145] Pies, Prinzipale, S. 195.

[146] Ebenda, S. 127.

[147] Besonders bedeutend war für K. Neuber die Begegnung mit Johann Christoph Gottsched, "dessen akademischen Kampf gegen (...) die extemporierte Komödie zugunsten des französischen Dramas" sie auf der Bühne unterstützte. Ihre Reform fand einen Höhepunkt im Oktober 1737 in Leipzig, als durch ein Vorspiel die öffentliche Verbannung des Harlekin auf der Bühne stattfand, vgl. Pies, Prinzipale, S. 257 ff.

[148] Ebenda, s. auch: Sommer, Deutsche, S. 244.

[149] Stählin, Theater, S. 402 f.

[150] Bosse, Etablierung, S. 84.

[151] Lina Wellich-Freyer, Die Deutschen in Rußland vom Ende des XV. Jahrhunderts bis zur nationalen Reaktion unter Elisabeth im Jahre 1741. Wien 1928; Eduard Bechtloff, Deutsche im Rußland unter Elisabeth bis Katharina II.: Ein Beitrag zur Geschichte des Deutschtums in Rußland in achtzehnten Jahrhunderte im Zeichen der nationalen Reaktion. Wien 1929.

[152] In einem Manifest vom 22. Januar 1742 wurden die Würdenträger der gestürzten Regierung angeprangert und beschimpft, in: Lew Kopelev, Lehrmeister und Rivalen, Kameraden und Fremdlinge, in: Deutsche und Deutschland aus russischer Sicht. 18. Jahrhundert: Aufklärung. München 1992, S. 30.

[153] Hübner, Staatspolitik, S. 31.

[154] Die "Bironovščina" und sogenannte "deutsche Vorherrschaft" sind übertriebene Vorurteile der russischen Historiographie des 19. Jahrhunderts und der Geschichtsschreibung ab 1917; Vgl. E.P. Karnovič, Značenie Bironovščiny v Rossii, in: Otečestvennye zapiski 2 (1873), S. 121 ff.; Raeff, Legenden.

[155] "Die chirurgischen Discipal im Hospitall zu Moskau spielten in der Butterwoche, oder im russischen Karneval, auch wohl zu anderen Zeiten, eine Art von Komödien auf dem Hofspitale, den sie mit spanischen Wenden zu Scenen und zu einer Schaubühne einrichteten. Ich habe im Jahre 1742 in Moskau eine solche Komödie, die was vom Tamerlan vorstellen sollte, mit angesehen, die nicht grotesquer sein konnte. In der deutschen Slobode zu Moskau war die allgemeine Rede, diese chirurgische Discipel unter dem Leibmedikus Blumentrost hätten einst ein biblisches Stück, und darin die Verkündigung Maria in russischer Sprache vorgestellt", in: Haigold, Beilagen, S. 398 f. Die deutsche öffentliche Komödie wird im Brief vom 8. September 1744 von Bestuev-Rjumin an M.L. Voroncov erwähnt: "...teile ich Ihnen mit, daß sich einige Zeit vorher die Schustergesellen, die in der deutschen öffentlichen Komödie waren, erzürnten, daß hier eine Komödie über die Schuster vorgetragen worden war, sich versammelten und die Komödianten verprügelten", in: Inostrannye artisty v Rossii i russkom teatre, v. D.D. Šamraj, in: GPB OR, F. 1105, D. 240.

[156] In den Jahren 1740, 1743, 1746, 1747, 1750 und 1751 "gastierte die deutsche Gesellschaft aus St. Petersburg unter Hilferdings Leitung" in Riga, in: Bosse, Etablierung, S.84; Die Schauspielerfamilie Hilferding, die über hundert Jahre Schauspieler und Prinzipale stellte, stammt aus Wien. Der Vater von Johann Peter stammte aus Italien und hieß eigentlich Bisognosi. Erste Erwähnung über Joris H. in Wien gehört zu 1669. J.P. Hilferding begann als Marionettenspieler, der seine Nachkomödien mit lebenden Personen gab. 1733 war er bei Eckenberg als Pantalone die Bisognosi, 1736 als "Berlinischer Pantalon" und selbstständiger Prinzipal in Königsberg. Vgl. Pies, Prinzipale, S. 164;

[157] J.P. Hilferding, der Bruder des Wiener Ballettmeister Franz Hilferding, wurde lange Zeit in Berlin als Pantalone-Darsteller in den Intermezzi sehr beliebt und obwohl er durch ein preußisches Privileg verpflichtet worden war, in Preußen ansässig zu werden, strebte er immer nach der Nordmetropole St. Petersburg. Er spielte dort seit 1740 und blieb ihr bis zu seinem 1769 erfolgten Tod treu.

[158] Bosse, Etablierung, S. 84.

[159] Bogdanov, Opisanie, S. 137; Arapov, Letopis' S. 41.

[160] Vgl. Stählin, Theater, S. 412 f.; Der Standort für das Theater wurde nicht durch den reinen Zufall bestimmt, sondern ganz gezielt im dicht von Ausländern bewohnten Stadtzirkel gewählt, vgl. Kapitel 1.1.1., S. 14 ff.; Da wohnten auch viele russische prominente Persönlichkeiten, die den Künsten nicht fremd waren, wie z.B. Fürst Gagarin: "Auf Wunsch der Musikliebhaber werden einmal wöchentlich am Mittwoch Nachmittag um sechs Uhr im Hause von Fürst Gagarin, das sich in der Admiralitätsviertel auf der Bol'šaja Morskaja Strasse gegenüber dem deutschen Theater befindet, die Konzerte nach dem ausländischen, deutschen und holländischen Vorbild, veranstaltet", in: Rossija v seredine 18 veka: bor'ba za nasledie Petra (Rußland in der Mitte des 18. Jahrhunderts: Der Kampf um das Erbe Peters), von E.V. Anisimov. M. 1986, S. 172.

[161] Bosse, Etablierung, S. 81.

[162] Johann Karl v. Eckenberg, der seine Vorstellungen in St. Petersburg 1723/24 gab, gastierte mit seiner Truppe 1725 in Kopenhagen, s. Kindermann, Theatergeschichte Bd. 5, S. 474 f.

[163] C. Eichhorn, Die Geschichte St. Petersburgischer Zeitung 1727-1902. SPb. 1903, S. 106.

[164] Ebenda. Damals wandelten sich die Vorstellungen mit den "lebendigen Personen" häufig zum Marionettentheater um und umgekehrt. Ein Zeitgenosse von Hilferding Karl Kunniger wollte sich mit Schauspielen, welche von lebendigen Personen aufgeführt werden, nicht mehr befassen, sondern schon längst mit Marionetten herumreisen, in: Pies, Theater, S. 46.

[165] Paul Schiemann, Das deutsche Theater in Riga, in: Der Auslanddeutsche, S. 18.

[166] P. Arapov schreibt, daß Ackermann schon 1745 in St. Petersburg war, was unwahrscheinlich ist: "1745 findet man aber bei dem Hofe wieder neben der italienischen Opera und dem hervorragenden französischen Theater ein gutes deutsches Theater unter der Leitung des bekannten Schauspielers Ackermann", in: Arapov, Letopis', S. 41.

[167] Kindermann, Theatergeschichte, S. 535.

[168] Pies, Prinzipale, S. 164.

[169] E.K. Ackermann wird als "Mitbegründer des modernen deutschen Theaters" genannt. Er war Charakterspieler und Komiker, mit Vorliebe für die Rollen als Naturbursche. Seine Lieblingsautoren waren Moliere und Holberg (in: Kosch, Bd. 1, S. 6). A. war in Rußland nicht unbekannt - 1738 kehrte er nach Deutschland als "rusische Lieutenant" zurück, in: Theater-Lexikon, hrsg. Rischbieter, S. 7 f.

[170] Kindermann, Theatergeschichte 5, S. 546. Ihr Sohn war der "große Schröder", in: Kosch, Bd. 1, S. 6.

[171] Haigold, Beilagen, S. 407.

[172] A. Veselovskij nannte die Truppe von Ackermann als "prekrasn(aja) nemeck(aja) častn(aja) trupp(a)" (Sehr gute deutsche Privattruppe), in: Ders., Vlijanie, S. 61.

[173] C.D. Eckhof wird in "Gallerie" folgendermaßen ckarakterisiert: "In der Wahrheit der Deklamation, vornehmlich bei Versen, und in dem Reichtum der Pantomime, so wie in der ganzen theatralischen Kunst ist er bis jetzt unübertroffen geblieben", in: Gallerie, S. 42 f.; Theater-Lexikon v. Rieschbieter, S. 384 f.

[174] Pies, Prinzipale, S. 116.

[175] Devrient, Geschichte, Bd. 1, S. 444.

[176] Pies, Prinzipale, S. 116 f.

[177] Kindermann, Theatergeschichte 5, S. 546 f.

[178] Ebenda, S. 547.

[179] Nachdem E.K. Ackermann Petersburg verließ, errichtete er 1753-1755 in Königsberg auf einem vom König gestifteten Platz ein freistehendes Theater. Als es ihm 1764 in Hannover mißlung, sich dort niederzulassen, rief er 1765 das Hamburger Theater ins Leben, in: Bosse, Etablierung, S. 80.

[180] Ebenda.

[181] Ebenda.

[182] Schäferspiel (ital. pastorale; eng. pastoral Drama; frz. pastorale dramatique), eine höfische Gattung. Im Mittelpunkt ist als Intrige eine Art Liebesreigen: Die Liebespaare, meist Schäfer und Schäferinnen. Dank seiner musikalischen Einlagen Ballette und Chöre hat es entscheidend zur Geburt der Oper beigetragen, in: Theaterlexikon: Begriffe, S. 818 f.

[183] Kindermann, Theatergeschichte 5, S. 547.

[184] C. Eichhorn, Geschichte, S. 106.

[185] Pies, Prinzipale, S. 20 f.

[186] Stählin, Theater, S. 412 f.; Am 6. und 9. Februar gab F. Volkov mit seiner russischen Truppe einige Vorstellungen auf der Bühne des Deutschen Theaters auf der Bol'šaja-Morskaja-Straße, in: Očerki, S. 240.

[187] Rigaer Lexikon, S. 98. Der gleichnamige Sohn des Prinzipals, Peter Hilferding, spielte 1743 in Riga Kinderrollen und reiste mit seinem Vater zusammen. 1766 pachtete er bereits die deutsche Bühne in Wien, 1780/81 führte eine Schauspielergesellschaft in Hermannstadt, Temeswar, Ofen, Pest und Kaschau herum. Er sollte mit den Stücken Lessings, Shakespeare, Goethe etz. Bahn zu brechen, in: Rigaer Lexikon, S. 98.

[188] Stählin, Theater, S. 412 f.

[189] Ebenda.

[190] Stählin, Theater, S. 412 f.

[191] In früherer Zeit, 1748, während der Regierung Maria Theresias, studierte Hilverding Ballette im Wiener Burgtheater ein. Er hatte schon 1752/53 die meisten Ballette im Kärntnertortheater entworfen und choreographiert. Dabei führte er "Handlung, Musik, Dekoration, Kostüm und Choreographie... zu einer glücklichen Gesamtwirckung zusammen. Nachdem er St. Petersburg verlassen hatte, führte er für kurze Zeit das Kärntnertortheater. Heinz Kindermann sagt über ihn: "In allen diesen Fällen wirkte das hochentwickelte, in der Regel von Hilverding (...) geleitete Ballett des französischen Burgtheaters mit (...) weit über siebzig verschiedene Ballette, meist Choreographien von Hilverding", in: Kindermann, Theatergeschichte, S. 31, 40.

[192] Kindermann, Theatergeschichte 5, S. 529.

[193] Starikova, Snova o Fëdore Volkove, S. 86.

[194] Ebenda; vgl. Vsevolodskij-Gerngross, Russkij teatr, S. 233.

[195] Afiša (Anschlag), in: Gosudarstvennyj teatral'nyj muzej imeni A. Bachrušina. Moskau, F. 70, Afiša I Nr. 4984. D.

Excerpt out of 141 pages

Details

Title
Das Deutsche Theater und die Entwicklung der deutschen Gesellschaft in St. Petersburg im 18. und 19. Jahrhundert
College
University of Freiburg
Grade
2,8
Author
Year
1995
Pages
141
Catalog Number
V216
ISBN (eBook)
9783638101622
ISBN (Book)
9783656759874
File size
813 KB
Language
German
Notes
Keywords
St. Petersburg, deutsches Theater
Quote paper
Andreas Keller (Author), 1995, Das Deutsche Theater und die Entwicklung der deutschen Gesellschaft in St. Petersburg im 18. und 19. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/216

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