Höflichkeit und Höflichkeitsformen


Term Paper (Advanced seminar), 2003

23 Pages, Grade: 11 Punkte


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Einführung ins Thema

Kapitel 1 Das Konzept des Image von Erving Goffman

Kapitel 2 Die Höflichkeitstheorie von Brown und Levinson
2.1 Positives und negatives Image
2.2 Face-threatening-acts
2.2.1 Die Strategie „bald on record“ (direkt ohne Abschwächung)
2.2.2 Die Strategie „positive Höflichkeit“
2.2.3 Die Strategie „negative Höflichkeit“
2.2.4 Die Strategie „off record“ (indirekt)

Kapitel 3 Höflichkeit sprachlich ausdrücken
3.1 Handlungsbereich Auffordern
3.1.1 Syntaktische Grundmuster
3.1.2 Interaktive Einbettung
3.2 Handlungsbereich Widersprechen/ Ablehnen

Fazit

Literaturverzeichnis

Einführung ins Thema

Unter Höflichkeit versteht man laut Brockhaus eine „Form des Umgangs mit den Mitmenschen, die von gegenseitiger Achtung, Rücksichtnahme und Einhaltung bestimmter gesellschaftlicher Konventionen (z.B. Begrüßungsformen, als Ausdruck des Anstands und des guten Tons) geprägt ist. Ursprünglich das rechte Verhalten am fürstlichen Hof.“[1] Dies ist die für den Alltag übliche Beschreibung des Begriffes Höflichkeit. Sie ist in der Regel eine Handlung, die nur, aber nicht ausschließlich, mit sprachlichen Mitteln vollzogen werden kann. Man unterteilt zum einen in konventionelle Höflichkeit, die die Erfüllung gesellschaftlicher Normen beschreibt und zum anderen die individuelle Höflichkeit, die Respekt und Wertschätzung ausdrückt.

Diese Arbeit soll sich mit dem sprachlichen Aspekt von Höflichkeit näher befassen.

Im ersten Kapitel beschäftigen wir uns mit dem Konzept des Images von Erving Goffman. Die Frage ist hier, was denn überhaupt das Image einer Person ist und ob jeder Mensch ein Image besitzt.

Im zweiten Kapitel wird das Konzept von Brown und Levinson bearbeitet, das eine Weiterentwicklung der Theorie Goffmans darstellt. Der erste Teil handelt von der Unterscheidung zwischen positivem und negativem Image und der zweite Teil von Face- threatening-acts, also gesichtsbedrohenden Handlungen. Hierbei wird noch einmal unterteilt und zwar in die verschiedenen Strategien der Image-Wahrung. Diese Strategien lauten „bald on record“, „positive Höflichkeit“, „negative Höflichkeit“ und „off record“.

Das dritte Kapitel stellt dann die unterschiedlichen Darstellungsformen der Höflichkeit vor, wobei zwischen zwei Handlungsbereichen unterschieden wurde. Einerseits der Handlungsbereich des Aufforderns und andererseits der Handlungsbereich des Widersprechens beziehungswe

Kapitel 1 Das Konzept des Image von Erving Goffman

Jeder Mensch versucht im Kontakt mit anderen Personen bestimmte Strategien im Verhalten zu verfolgen, die seine Beurteilung der Situation und dadurch besonders seine eigene Einschätzung ausdrückt. Für die Personen, mit denen er in Kontakt tritt, vertritt er mehr oder weniger absichtlich eine bestimmte Position. Sie machen sich ein Bild von ihm, das er berücksichtigen muss, um ihre Reaktionen zu beurteilen.

Diese erworbene Verhaltensstrategie jedes Menschen wird bei Erving Goffman, einem US-amerikanischen Soziologen kanadischer Herkunft, als „face“ also „Gesicht“ bezeichnet, das heißt als Selbstbild, welches die anderen übernehmen können In dieser Arbeit verwenden wir allerdings den Begriff „Image“.

Der Mensch fühlt sich in der Regel wohl, wenn er durch gewisse Ereignisse ein Image erhält, dass seine Erwartungen übertrifft. Wenn seine Erwartungen allerdings nicht erfüllt werden, fühlt er sich schlecht. Dadurch, dass man auf sein Image fixiert ist und die Möglichkeit ungünstiger Informationen besteht, empfindet man die Teilnahme an jeder Interaktion als Verpflichtung.[2] „Das eigene Image und das der anderen sind Konstruktionen derselben Ordnung; die Regeln der Gruppe und die Definition der Situation legen fest, wie viel Gefühl jemand für das Image allein aufbringen und wie dieses Gefühl sich auf die Beteiligten verteilen muss.“[3]

Eine Person besitzt ein Image, wenn es zum Beispiel durch Aussagen der Kommunikationspartner bestätigt wird. Ein falsches Image besitzt eine Person, wenn Informationen über ihren sozialen Wert bekannt werden, die sie nicht in ihre verfolgte Strategie integrieren kann. Gar kein Image besitzt eine Person, die in einer Interaktion keine von ihr erwartete Verhaltensstrategie bereit hat.

Auf Stimmigkeit ihres Images reagieren Personen meist mit Vertrauen und Sicherheit. Wenn eine Person ein falsches oder gar kein Image hat, kann ihr Verhalten und ihre Haltung schwanken oder sogar zusammenbrechen. Die Formulierung „das Gesicht verlieren“ kann bedeuten, ein falsches oder gar kein Image zu besitzen. In einer Situation, in der eine Person den Eindruck erwecken möchte, ihr Image nicht verloren zu haben, gilt der Ausspruch „sein Gesicht wahren“. „Ein Gesicht leihen“ bedeutet dagegen, dass man einer Person hilft, geschickter vorzugehen und dadurch ein anderes Image zu gewinnen.

Auch wenn man versucht, das Image einer anderen Person zu wahren, sollte man dabei einen Weg finden, der nicht den Verlust des eigenen Image zur Folge hat. Andererseits sollte man bei dem Versuch, sein eigenes Image zu wahren, darauf achten, welche Folgen dies für das Image der Interaktionspartner hat.

Um Bedrohungen des Image zu vermeiden, ist es am besten, Kontakte mit imagebedrohenden Situationen zu vermeiden. So lassen zum Beispiel einige Leute schwierige Transaktionen durch Vermittler ausführen.

Findet der Kontakt mit einer imagebedrohenden Situation trotzdem statt, kann man sich durch Defensivpraktiken von Themen fernhalten, die nicht in die verfolgte Strategie passen und in einem günstigen Augenblick das Gesprächsthema wechseln.

Jeder Interaktionsteilnehmer ist bemüht, sein eigenes Image und das der anderen zu wahren. Dadurch entsteht zwischen den Kommunikationspartnern eine stillschweigende Kooperation, wodurch alle ihre unterschiedlich motivierten aber trotzdem gemeinsamen Ziele erreichen können.

Durch Techniken der Imagepflege zeigen Menschen ihre Bereitschaft, an den Grundregeln sozialer Interaktion festzuhalten. Gesprächsangelegenheiten könnten wahrscheinlich nicht in der üblichen Weise organisiert werden, wenn der Mensch kein rituell feinfühliges Objekt wäre. Dadurch verursachen Menschen, von denen man nicht sicher ist, ob sie Techniken der Image-Wahrung beherrschen, Unruhe.[4]

Durch bestimmte Handlungen kann man das Image des Gegenüber bedrohen. Dies kann ungewollt geschehen, sodass man den anderen nicht verletzen wollte. Hierbei spricht man von einem „faux pas“. Es gibt aber auch Menschen, die das Image einer anderen Person zum Beispiel durch Beleidigungen bewusst bedrohen. Meist geht mit jeder Imagebedrohung ein unhöfliches Verhalten einher, was den Zusammenhang von Goffmans Konzept mit unserem Thema „Höflichkeit“ zeigt.[5]

Kapitel 2 Die Höflichkeitstheorie von Brown und Levinson

2.1 Positives und negatives Image

Brown und Levinson gehen davon aus, dass sich Höflichkeit entwickelt hat, um zwei Grundbedürfnisse des Menschen zu befriedigen. Zum einen möchte der Mensch frei sein und diese Freiheit auch nicht gefährdet sehen, zum anderen möchte er anerkannt und akzeptiert werden.[6]

Die Höflichkeitstheorie von Brown und Levinson basiert auf dem von Erving

Goffman in Kapitel 1 ausgeführten Konzept des Image. Das Image ist der persönlichste und wertvollste Besitz eines Menschen, es verleiht ihm Sicherheit in der Gesellschaft. Das Image ist das Bild, das eine Person von sich selbst beansprucht hinsichtlich ihres Verhaltens, wie es von anderen in einer gegebenen sozialen Begegnung wahrgenommen wird. Man fühlt sich gut, wenn Ereignisse das Image besser als erwartet erscheinen lassen, und schlecht oder verletzt, wenn sie es schlechter als erwartet erscheinen lassen. Im Alltag finden wir diese Aspekte des Begriffs Image häufig als „das Gesicht wahren“ oder „das Gesicht verlieren“ formuliert.

Da jeder kommunikative Akt potentiell gesichtsbedrohend ist, bietet Höflichkeit eine ausgleichende Schutzmaßnahme, die der destruktiven Wirkung von gesichtsbedrohenden Akten entgegenwirkt.

Zum Image gehören zum einen Eigenschaften, die der Image - Inhaber aufweist, und von denen er möchte, das sie ihm auch von anderen zugewiesen werden. Zum anderen gehören Bewertungen dieser Eigenschaften dazu, also zum Image passend, positiv oder negativ. Außerdem zählen zum Image Verhaltensweisen, die man vom Image – Inhaber erwartet, und Verhaltensweisen, die man von den anderen gegenüber dem Image - Inhaber erwartet. Dies wird als „generalized other“ bezeichnet.

Das negative Image in seinen Handlungen nicht beeinträchtigt zu werden und sich frei entfalten und darstellen zu können. Der Image – Inhaber will durch andere bei den eigenen Aktionen nicht behindert werden.

Das positive Image dagegen ist das Verlangen beziehungsweise der Wunsch nach aktiver Selbstdarstellung und dass die anderen dies zur Kenntnis nehmen beziehungsweise sogar unterstützen.[7]

Dazu folgende Abbildung:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Gesichtsbedrohung und Höflichkeitsstrategien[8]

Dieses Schaubild zeigt, dass eine Kommunikation nicht immer einheitlich verläuft, sondern dass mehrere Situationen auftreten können. Sprecher und Hörer besitzen jeweils ein positives sowie ein negatives Image. Das positive Image des Sprechers könnte zum Beispiel bei Entschuldigungen oder Selbstkritik bedroht werden, wogegen dieser bei Versprechungen des Hörers sein negatives bedroht sehen könnte. Auf das Image des Hörers wirken sich dagegen zum Beispiel Zurückweisungen, Kritik oder Beleidigungen negativ aus. Durch bestimmte Formulierungen oder Handlungssequenzen, die als Höflichkeitsstrategien bezeichne werden, hat der Sprecher allerdings die Möglichkeit die eventuelle Gesichtsbedrohung zu umgehen beziehungsweise zu vermindern.[9]

2.2 Face-threatening-acts

Dieses Kapitel beschäftigt sich mit Face–threatening-acts, also gesichtsbedrohenden Handlungen. Face-threatening-acts sind Handlungen, die sowohl das positive als auch das negative Image des Sprechers oder Hörers bedrohen.

Typische gesichtsbedrohende Handlungen die das negative Image betreffen, sind Handlungen, die sich auf zukünftige Aktionen des Hörers beziehen, wie zum Beispiel Befehle, Bitten, Ratschläge, Vorschläge, Drohungen etc an den Hörer.

Weiterhin sind es Handlungen, die sich auf Aktionen des Sprechers beziehen, die für den Hörer vorteilhaft sind. Der Hörer wird so gezwungen, diese für ihn selbst vorteilhaften Handlungen zu akzeptieren, wie zum Beispiel Angebote, Versprechen, Erlaubnisse etc..

Gesichtsbedrohende Handlungen, die das negative Image betreffen, sind weiterhin Handlungen, die bestimmte Emotionsbekundungen darstellen. Diese Handlungen drücken ein Verlangen des Sprechers gegenüber dem Hörer aus, von dem der Hörer weiß, dass er das Objekt des Verlangens schützen muss. So zum Beispiel in Form von expressiven Sprechakten wie Komplimenten, Danksagungen, Neid- oder Bewunderungsbekundungen aber auch Zorn- und Hassausbrüchen.

Typische gesichtsbedrohende Handlungen, die das positive face betreffen, sind Handlungen, die zeigen, dass der Sprecher das positive face des Hörers negativ bewertet, so zum Beispiel bei Missbilligungen, kritischen Gegenäußerungen, Beschuldigungen etc..

Oder auch Handlungen, in denen der Sprecher das positive face des Hörers ignoriert beziehungsweise missachtet: zum Beispiel bei heftigen expressiven Sprechakten wie Gefühlsausbrüchen, dem Aufgreifen von Tabuthemen, dem Erwähnen von schlechten Neuigkeiten für den Hörer etc..[10]

Zur Realisierung von Höflichkeitsstrategien gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Ausführung von gesichtsbedrohenden Handlungen.

Innerhalb kommunikativer Handlungen bleibt es nicht aus, dass gesichtsbedrohende Handlungen durchgeführt werden, um die gewünschten Ziele zu erreichen. Dabei spielen meist drei Punkte eine wichtige Rolle. Als erstes kommt es auf die inhaltliche Ausgestaltung einer gesichtsbedrohenden Handlung an, außerdem spielt es eine Rolle inwieweit man das Image des Gegenüber wahren will, und die Dringlichkeit der Zielvorstellung hat ebenfalls einen Einfluss auf die kommunikative Handlung.

[...]


[1] vgl. Brockhaus Enzyklopädie in vierundzwanzig Bänden (1989). Mannheim: Brockhaus [HERR-IS; 10], S. 159

[2] vgl. Goffman, Erving: Interaction Ritual. Frankfurt am Main 1975, S. 10 ff.

[3] s. Goffman, S. 11

[4] vgl. Goffman, S. 11 ff.

[5] vgl. ebd., S. 20

[6] vgl. Rauch, Elisabeth: Sprachrituale in institutionellen und institutionalisierten Text- und Gesprächsorten. Frankfurt am Main 1992, S. 108

[7] vgl. Schulze, Rainer: Höflichkeit im Englischen. Zur linguistischen Beschreibung und Analyse von Alltagsgesprächen. Tübingen 1985, S. 77 ff.

[8] s. Lüger, Heinz-Helmut: Höflichkeit und Höflichkeitsstile. In: Höflichkeitsstile. Hg. v. Heinz-Helmut Lüger. Frankfurt am Main 2001, S. 6

[9] vgl. ebd.

[10] vgl. Schulze, S. 79 ff.

Excerpt out of 23 pages

Details

Title
Höflichkeit und Höflichkeitsformen
College
Saarland University  (Fachbereich Germanistik)
Course
Hauptseminar: Grundlagen der deutschen Grammatik
Grade
11 Punkte
Author
Year
2003
Pages
23
Catalog Number
V21740
ISBN (eBook)
9783638252836
File size
494 KB
Language
German
Keywords
Höflichkeit, Höflichkeitsformen, Hauptseminar, Grundlagen, Grammatik
Quote paper
Christina Meiser (Author), 2003, Höflichkeit und Höflichkeitsformen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21740

Comments

  • Cathleen König on 3/21/2014

    Also ganz ehrlich: für diese "Arbeit" 13,-€ ausgegeben zu haben, schmerzt sehr!! Alles wirkt aus Büchern "abgeschrieben" oder einfach nur wiedergegeben ohne einen eigenen Schreibstil. Diese Arbeit ist eine bloße Aneinanderreihung von Fakten aus für dieses Thema einschlägiger Literatur. Ich hatte mir von dieser Arbeit versprochen, ein paar Hintergründe, etwas mehr als die Grundbegriffe zu erfahren und musste feststellen, dass ich danach genauso schlau wie davor war. Fazit: eine teilweise sogar zusammenhanglose Aneinanderreihung von Informationen. Nicht mehr, nicht weniger.

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