Die Plosivlaute spielen in allen Sprachen der Menschheit eine wichtige Rolle. Bei der
Sprachentwicklung des Kindes sind sie die ersten artikulierten Konsonanten und auch
akustisch gesehen sind die Explosive eine sehr interessante Lautklasse:
Im Gegensatz zu allen anderen Lauten, zeichnen sie sich gerade durch das Nicht-
Vorhandensein von Geräusch oder Klang aus. Die größte Phase der Verschlusslaute, die
sogenannte Verschlussphase, weist nämlich keine hochfrequenten Lautanteile auf. Man nennt
dies in der Phonetik die Akustische Stille. Lediglich die tieferen Frequenzen sind in dieser
Pause manchmal auf dem Sonagramm sichtbar, wenn nämlich bei den stimmhaften
Explosiven die Grundfrequenz als sogenannter „voice bar“ diese Stille stört.
Im folgenden sollen diese und andere Eigenschaften der Plosivlaute verdeutlicht werden. Im
ersten -, dem theoretischen Teil, sollen die verschiedenen Plosivlaute klassifiziert und
charakterisiert werden. Der zweite -, der empirische Teil, soll anhand von Beispielen aus der
deutschen Sprache die verschiedenen, beschriebenen Eigenschaften der Explosive
verdeutlichen.
Inhalt
1. Einleitung
2. Charakteristiken eines Plosivlauts
3. Differenzierung der Plosive
3.1. Die Explosive
3.1.1. Die Bildung der Explosive
3.1.2. Nasale und laterale Sprengung
3.1.3. VOT und Differenzierung Explosivlaute
3.1.4. Glottal Stop
3.2. Die Ejektive
3.3. Die Implosive
3.4. Die Clicks
4. Die Beeinflussung der Nachbarlaute durch Plosive und die Locustheorie
5. Empirischer Teil: Empirischer Teil
6. Einordnung des Empirischen Teils in den Gesamtkontext
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Plosivlaute spielen in allen Sprachen der Menschheit eine wichtige Rolle. Bei der Sprachentwicklung des Kindes sind sie die ersten artikulierten Konsonanten und auch akustisch gesehen sind die Explosive eine sehr interessante Lautklasse:
Im Gegensatz zu allen anderen Lauten, zeichnen sie sich gerade durch das Nicht-Vorhandensein von Geräusch oder Klang aus. Die größte Phase der Verschlusslaute, die sogenannte Verschlussphase, weist nämlich keine hochfrequenten Lautanteile auf. Man nennt dies in der Phonetik die Akustische Stille. Lediglich die tieferen Frequenzen sind in dieser Pause manchmal auf dem Sonagramm sichtbar, wenn nämlich bei den stimmhaften Explosiven die Grundfrequenz als sogenannter „voice bar“ diese Stille stört.
Im folgenden sollen diese und andere Eigenschaften der Plosivlaute verdeutlicht werden. Im ersten -, dem theoretischen Teil, sollen die verschiedenen Plosivlaute klassifiziert und charakterisiert werden. Der zweite -, der empirische Teil, soll anhand von Beispielen aus der deutschen Sprache die verschiedenen, beschriebenen Eigenschaften der Explosive verdeutlichen.
2. Charakteristikum eines Plosivlauts
Zunächst soll an dieser Stelle eine aus der einschlägigen Literatur hervorgehende Definition der Plosive erarbeitet werden: „Verschlusslaute werden durch Verschluss zwischen zwei Organen oder Organteilen im Ansatzrohr gebildet. Einen Sonderfall bildet insofern der glottale Verschlusslaut (fester bis harter Stimmeinsatz oder Absatz), als dessen Verschluss von den Stimmlippen gebildet wird“[1] Diese Definition ist allerdings ein wenig zu knapp und deshalb missverständlich: Auch bei Nasalkonsonanten sind zwei Organe oder Organteile verschlossen (z.B. Zungenrücken und Hartgaumen beim [k]). Ein Unterschied besteht in der Stellung des Velum: Während es bei den Nasalkonsonanten gesenkt ist – die Exspirationsluft kann also durch die Nase entweichen – ist das Velum bei den Plosiven geschlossen. Der Plosivlaut zeichnet sich also durch einen zweifachen Verschluss im Ansatzraum aus. Insofern ist folgende Beschreibung besser: „Der Artikulationsmodus des Plosivs (auch: Verschlusslaut, Okklusiv, Explosiv)[2] ist artikulatorisch durch einen zeitweiligen totalen oralen Verschluss im Bereich zwischen den Stimmlippen [?] und den Lippen [p/b] gekennzeichnet. Das Velum ist gleichzeitig in seiner für das Sprechen neutralen (unmarkierten) gehobenen Position, d.h. der Nasenraum ist ebenso verschlossen.“[3] Gottfried Meinhold und Eberhard Stock betonen (im Bezug auf die deutsche Sprache): „explosiv – Kennzeichnung der durch „Explosion“ gebildeten Konsonanten, bei denen die hinter einer Verschlussstelle angestaute Luft sich plötzlich befreit.“[4]
Zusammenfassend ergibt sich folgende Definition: Plosive sind Laute, zu deren Bildung ein Teil des Ansatzrohr gegenüber der Umgebung vollständig verschlossen wird. Durch Erhöhung oder Verminderung des Drucks im abgeschlossenen Teil des Ansatzrohres kommt es nach einer Weile zur Lösung des Verschlusses und damit zum Druckausgleich.
3. Differenzierung der Plosive
Die Verschlusslaute lassen sich in vier Gruppen teilen: Explosive, Implosive, Clicks und Ejektive, die sich in zwei Punkten voneinander unterscheiden:
1. Während Explosive mit der Luft des Atemstroms gebildet werden (pulmonal), werden bei den Implosiven, Clicks und Ejektiven die Druckunterschiede ohne Hilfe der Lungen hergestellt; diese Laute sind also von der Atemluft unabhängig (nicht-pulmonal).
2. Zur Bildung von Ejektiven und Explosiven wird der verschlossene Teil des Ansatzraumes verkleinert, gegenüber der Außenwelt entsteht ein Überdruck, durch die Verschlusslösung kommt es zu einer Explosion, Luft strömt von innen nach außen. Deshalb nennt man diese Laute auch egressiv. Anders verhält es sich bei den Clicks und Implosiven; das verschlossene Ansatzrohr wird vergrößert, es entsteht ein Unterdruck, bei der Verschlusslösung kommt es zur Implosion, Luft strömt von außen nach innen. Die beiden Lautklassen werden deshalb auch als ingressiv bezeichnet.
3.1. Die Explosive
Explosive sind pulmonale, egressive Plosivlaute und wohl die häufigste Gruppe der Verschlusslaute, insbesondere in den europäischen Sprachen, in denen Implosive, Ejektive und Clicks allenfalls eine paralinguistische Funktion besitzen[5]. Dementsprechend werden Plosive im allgemeinen Sinne fälschlicherweise zum Teil pauschal als Explosive bezeichnet.[6]
Laut IPA werden Explosive im Bereich zwischen den Stimmlippen [?] und den Lippen [p/b] gebildet.[7]
3.1.1. Die Bildung der Explosive
Akustisch werden bei der Bildung der Verschlusslaute im Allgemeinen und der Explosive im Speziellen drei Phasen unterschieden:
Bei der Implosion (Verschlussbildung) wandert das artikulierende Organ zur jeweiligen Artikulationsstelle. Im Oszillogramm macht sich dies durch eine Verringerung der Amplitude des vorausgehenden Lautes bemerkbar, im Sonagramm ist eine Formantenbewegung (implosive Transition) erkennbar[8].
Es folgt die Plosion (Verschlussphase), wenn der Verschluss hergestellt ist, das artikulierende Organ die Verschlussstelle also erreicht hat. Charakteristisch für diese Phase ist die sogenannte „akustische Stille“[9]: Abgesehen von einem eventuell vorhandenen Stimmton (voice bar), der im unteren Frequenzbereich (~200 Hz) liegt, sind sämtliche Frequenzbereiche des Spektrums energieleer. In dieser Phase steigt der Druck unterhalb der Verschlussstelle durch die weitere Aspiration an. Die Länge dieser Phase ist, wie später noch gezeigt wird, ein entscheidendes Merkmal zur Lautunterscheidung in der menschlichen Wahrnehmung.[10]
Letztlich bewirkt dieser Anstieg eine Explosion (burst), wenn der Verschluss in der dritten Phase gelöst wird. Im Sonagramm ist dies durch einen „plötzlichen, sprunghaften Anstieg der spektralen Energie in einem bestimmten Frequenzbereich“[11] zu erkennen. Gleichzeitig bewegt sich das artikulierende Organ zur Artikulationsstelle des folgenden Lautes (explosive Transition).[12]
[...]
[1] Joachim M. H. Neppert, Elemente einer Akustischen Phonetik, Hamburg 41999, S. 197
[2] Der Begriff Explosiv wird hier von Marschall falsch verwendet: Zwar sind Explosive Verschlusslaute (=Plosive), aber auch Clicks, Ejektive und Implosive zählen, wendet man Marschalls Definition an, (zurecht) zu den Plosiven, weisen sie doch ebenfalls einen Verschluss im Ansatzrohr auf. Die genannten Laute lassen sich aber keinesfalls als Explosive bezeichnen, da ein Unterschied in der Bildung besteht (exgressiv vs. ingressiv, pulmonal vs. nicht-pulmonal)
[3] Bernd Pompino-Marschall, Einführung in die Phonetik, Berlin 1995, S. 174
[4] vgl. Gottfried Meinhold und Eberhard Stock, Phonologie der deutschen Gegenwartssprache, Leipzig 1980, S. 25
[5] vgl. 3.4.
[6] vgl. ²
[7] Tabelle siehe Anhang
[8] vgl. Bernd Pompino-Marschall, a.a.O., S. 174
[9] K. Machelett/H.G. Tillmann, Das Lesen von Sonagrammen, http://www.phonetik.uni-muenchen.de/SGL/SGLKap2.html vom 19.04.2000
[10] vgl. dada
[11] ebenda
[12] vgl. Bernd Pompino-Marschall, a.a.O., S. 174
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