Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung
2 Historische Positionierung von Adam Smith
2.1 Leben und Schriften von Adam Smith
2.2 Der Utilitarismus
3 Formen der gesellschaftlichen Ordnung
4 Natürliche Ordnungselemente bei Adam Smith
4.1 Deismus und Naturrecht als Basis der Gesellschaftsordnung
4.2 Die Bedeutung der natürlichen Anlagen für das Wirtschaftsleben
4.2.1 Das Eigeninteresse
4.2.2 Die Sympathie
4.2.3 Der Mensch als Gemeinschaftswesen
4.2.4 Die natürliche Neigung zum Tausch
5 Spontane Ordnungselemente bei Adam Smith
5.1 Die Koordination der individuellen Handlungen durch die unsichtbare Hand
5.2 Die Arbeitsteilung
6 Künstliche Ordnungselemente bei Adam Smith
6.1 Das System der natürlichen Freiheit
6.2 Die Aufgaben des Staates
6.2.1 Die Schaffung und Durchsetzung von Rechtssicherheit
6.2.2 Die Wahrung der äußeren Sicherheit
6.2.3 Die Förderung der Interessen der Allgemeinheit
7 Schlussbemerkung
Literaturverzeichnis
1 Einführung
Adam Smith (1723 – 1790) ist der Begründer der klassischen ökonomischen Theorie und zählt bis heute zu den bedeutendsten Ökonomen der Geschichte.
Ordnungstheoretische Überlegungen bilden einen wesentlichen Bestandteil der Theorie von Adam Smith: der Aufbau der Gesellschaftsordnung spielt sowohl in seinen ökonomischen als auch in seinen moralphilosophischen Schriften eine zentrale Rolle.
Bemerkenswert ist, dass Smith seiner Ordnungstheorie ein wirklichkeitsnahes Menschenbild zugrundelegt. Er entwirft keine Gesellschaftsordnung nach ideologischen Vorstellungen, sondern leitet seine Ordnungstheorie aus tatsächlich beobachteten Verhaltensweisen der Menschen ab.[1]
Das Ziel dieser Arbeit ist es, aufzuzeigen, inwieweit die Theorie der Gesellschaftsordnung von Adam Smith Elemente einer natürlichen, künstlichen und spontanen Ordnung enthält.
Hierzu wird zunächst in Kapitel 2 kurz auf das Leben und die Werke von Adam Smith sowie auf die philosophische Lehre des Utilitarismus, der seine Theorie zugeordnet werden kann, eingegangen. Im Anschluss daran befasst sich das dritte Kapitel mit verschiedenen Formen der gesellschaftlichen Ordnung. Es werden die Begriffe der natürlichen, künstlichen und spontanen Ordnung erläutert und voneinander abgegrenzt. Die folgenden Kapitel 4 bis 6 sind jeweils einer der oben genannten Formen der Gesellschaftsordnung in der Theorie von Adam Smith gewidmet. Es wird gezeigt, dass Elemente aller betrachteten Ordnungstypen im Ansatz von Smith enthalten sind, und dargestellt, wie sie konkret zum Ausdruck kommen.
Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse.
2 Historische Positionierung von Adam Smith
2.1 Leben und Schriften von Adam Smith
Adam Smith wurde 1723 in Kirkcaldy bei Edinburgh geboren. Nach seiner Schulausbildung in Kirkcaldy begann er in Glasgow mit dem Studium zum schottischen Master of Arts, das die Fächer Latein, Griechisch, Moralphilosophie, Mathematik und Physik umfasste. Drei Jahre später wechselte er zur Universität nach Oxford und erhielt nach seinem Abschluss 1751 einen Lehrauftrag an der Universität Glasgow für Logik und Moralphilosophie. Seine akademische Laufbahn beendete Smith im Jahre 1764 und zog als Erzieher und Reisebegleiter eines jungen Herzogs für zwei Jahre nach Frankreich. Nach seiner Rückkehr nach Großbritannien lebte er in London und Schottland, wo er 1778 das Amt eines schottischen Zollkommissars übernahm und an seinen ökonomischen und philosophischen Werken arbeitete. Er lebte zurückgezogen bis zu seinem Tod 1790 in Edinburgh.[2]
Einige zeitgenössische Persönlichkeiten und Theorierichtungen haben die Auffassungen und Werke von Adam Smith geprägt: Seine philosophische Einstellung wurde maßgeblich beeinflusst von Francis Hutcheson, einem Vertreter des Utilitarismus, der Smith während seiner Studienzeit in Glasgow im Fach Moralphilosophie unterrichtete. Daneben pflegte Smith engen Kontakt zu David Hume, der ebenfalls der utilitaristischen Philosophie anhing. Während seines Aufenthalts in Frankreich beschäftigte sich Smith mit der damals in Frankreich vorherrschenden physiokratischen Theorie und traf mit ihrem prominentesten Vertreter, FranVois Quesnay zusammen.[3]
Zu den bekanntesten Werken von Adam Smith zählen „Theory of Moral Sentiments“ (Theorie der ethischen Gefühle), erschienen 1759, und „An Inquiry into the Nature and the Causes of the Wealth of Nations“ (Der Wohlstand der Nationen - Eine Untersuchung seiner Natur und seiner Ursachen) aus dem Jahre 1776. Daneben sind Manuskripte zu geplanten Veröffentlichungen und Mitschriften seiner Vorlesungen erhalten. Die unterschiedlichen Schriften von Adam Smith, die sich ergänzen und aufeinander aufbauen, sind als einheitliches Werk zu sehen. In der „Theorie der ethischen Gefühle“ behandelt Smith Fragen des individuellen und gesellschaftlichen Lebens und legt damit die Basis für seine ökonomischen Ausführungen im „Wohlstand der Nationen“.[4]
2.2 Der Utilitarismus
Der Theorie von Adam Smith liegen Ideen der utilitaristischen Philosophie zugrunde.
Der Begriff Utilitarismus bezeichnet eine philosophische Lehre, die vor allem im englischsprachigen Raum weit verbreitet ist. Die utilitaristische Theorie hat sich im Laufe ihrer Entwicklung in zahlreiche Richtungen und Unterformen aufgespalten. Allen Ansätzen ist gemeinsam, dass die Bewertung einer Handlung davon abhängt, welchen Nutzen sie stiftet. Das bedeutet, dass Handlungen nicht allein anhand ihrer Motive, sondern nur unter Berücksichtigung ihrer Folgen beurteilt werden können. Eine zentrale Fragestellung in der utilitaristischen Theorie richtet sich auf die Vereinbarkeit der Interessen einzelner Individuen mit den Interessen der Gesellschaft. Ein utilitaristisches Prinzip besagt, dass „ ‚diejenige Handlung die beste’ sei, ‚die das größtmögliche Glück der größten Zahl gewährt, und diejenige die schlechteste, die in der gleichen Weise Unglück schafft’.“[5]
Adam Smith verknüpft die utilitaristische Philosophie mit der ökonomischen Theorie und formuliert als erster die Erkenntnis, dass durch individuelles Vorteilsstreben gleichzeitig das Interesse der Allgemeinheit gefördert wird.[6]
3 Formen der gesellschaftlichen Ordnung
Grundsätzlich können drei Typen einer gesellschaftlichen Ordnung unterschieden werden, die Gegenstand der vorliegenden Arbeit sind: die natürliche, die künstliche und die spontane Ordnung.
Die traditionelle Unterscheidung von natürlicher und künstlicher Ordnung wurde bereits in der griechischen Antike entwickelt. Demnach kann jede Gesellschaftsordnung entweder als natürlich oder als künstlich klassifiziert werden.[7] Eine natürliche Ordnung entsteht unabhängig von den menschlichen Absichten und Handlungen aus der Natur. Künstliche Ordnungen werden dagegen vom Menschen bewusst geschaffen. Sie entstehen durch explizite Planungen und werden auf der Grundlagen eines von Menschen entworfenen Regelwerks durchgesetzt.[8] Die Unterscheidung zwischen natürlicher und künstlicher Ordnung hat sich jedoch nicht als ausreichend erwiesen. Ordnungen, die zwar aus menschlichen Handlungen entstehen, aber dennoch nicht bewusst geplant sind, können weder eindeutig als natürlich noch als künstlich bezeichnet werden. Aus diesem Grund ist es notwendig, das Spektrum der Gesellschaftsordnungen um eine zusätzliche Form zu erweitern: die spontane Ordnung.[9] Dieser Typ der sozialen Ordnung wurde erstmals von Bernard de Mandeville Anfang des 18. Jahrhunderts erkannt, jedoch nicht explizit mit dem Begriff der spontanen Ordnung belegt. Der Begriff der spontanen Ordnung wurde erst Mitte des 20. Jahrhunderts durch Friedrich August von Hayek geprägt und sehr detailliert ausgearbeitet.[10] Die spontane Ordnung zeichnet sich dadurch aus, dass sie durch menschliche Handlungen entsteht, jedoch zuvor nicht geplant oder beabsichtigt wurde. Sie entsteht aus einem Entwicklungsprozess, der nicht Gegenstand menschlicher Planungen ist. Die Individuen führen ihre Handlungen zwar autonom aus, stimmen sie dabei jedoch aufeinander ab. Eine spontane Ordnung kann somit als „gewachsenes, sich selbst-erzeugendes, selbst-organisierendes und selbst korrigierendes endogenes soziales System“[11] verstanden werden.
[...]
[1] Vgl. Düppen, B., Utilitarismus, 1996, S. 78.
[2] Vgl. Kurz, H.D., Skizze, 1990, S. 13ff.; Düppen, B., Utilitarismus, 1996, S. 69f.; Jahn, G., Smith, 1926, S. 494f..
[3] Vgl. Kurz, H.D., Skizze, 1990, S. 13ff.; Pribram, K., Geschichte, 1998, S. 244; Düppen, B., Utilitarismus, 1996, S. 70f.; Jahn, G., Smith, 1926, S. 492, S. 494.
[4] Vgl. Hottinger, O., Eigeninteresse, 1998, S. 45ff., S. 75; Kurz, H.D., Skizze, 1990, S. 16ff.; Prisching, M., Soziologie, 1990, S. 85f.; Jahn, G., Smith, 1926, S. 495.
[5] Hutcheson, F., zitiert nach Pribram, K., Geschichte, 1998, S. 238; vgl. Düppen, B., Utilitarismus, 1996, S. 2f.; Lorenz, K., Lexikon, 1987, S. 439.
[6] Vgl. Düppen, B., Utilitarismus, 1996, S. 3f., S. 77.
[7] Vgl. Klein, N., Erkenntnistheorie, 2000, S. 62; Düppen, B., Utilitarismus, 1996, S. 209.
[8] Vgl. Klein, N., Erkenntnistheorie, 2000, S. 62, S. 143; Peters, H.-R., Wirtschaftssystemtheorie, 1997, S. 181.
[9] Vgl. von Hayek. F.A., Recht, 1980, S. 36ff.; Klein, N., Erkenntnistheorie, 2000, S. 142ff., S. 165.
[10] Vgl. Klein, N., Erkenntnistheorie, 2000, S. 141ff., S. 165.
[11] Klein, N., Erkenntnistheorie, 2000, S. 314; vgl. Klein, N., Erkenntnistheorie, 2000, S. 143, S. 319; von Hayek. F.A., Recht, 1980, S. 59; Düppen, B., Utilitarismus, 1996, S. 212ff.; Peters, H.-R., Wirtschaftssystemtheorie, 1997, S. 181.