Das Ende des Ost-West-Konflikts nährte die Hoffnung, dass atomare Rüstungskontrollkonflikte zukünftig einen weniger prominenten Platz auf der Agenda internationaler Institutionen inne hätten. Positiv stimmende Entwicklungen in der weltweiten Begrenzung vertikaler Proliferationsanstrengungen schienen diese Hoffnung zunächst zu bestätigen: Russland und die USA unternahmen weitreichende Schritte, um ihre strategischen und taktischen Atomarsenale zu reduzieren, und die VR China und Frankreich traten 1992 dem Nichtverbreitungsvertrag (NVV) bei. Die neuen Herausforderungen des internationalen Nichtverbreitungsregimes sollten jedoch primär in der Begrenzung horizontaler Proliferation liegen, was bereits durch die Entdeckung eines fortgeschrittenen militärischen Atomprogramms und umfangreicher Bestände an B- und C-Waffen im Irak des Jahres 1991 bestätigt wurde: Trotz IAEO-Kontrollen war das NVV-Mitglied Irak in der Lage gewesen, umfangreiche Waffenprogramme aufzulegen, ohne dass diese Verstöße bemerkt worden wären. Eine wesentlich größere Herausforderung für das weltweite Nichtverbreitungsregime sollte sich jedoch noch auf der koreanischen Halbinsel entwickeln.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Gelingen kooperativer Proliferationssteuerung
- Nichtkooperatives Verhalten: Erklärungsansätze und Folgewirkungen
- Warum Staaten institutionelle Regeln brechen
- Wie viel Nichtbefolgung ist nicht befolgt?
- Reaktionsmöglichkeiten auf Regelbrüche
- Verregelte Konfliktbearbeitung in der weltweiten Nonproliferation
- Defektion als grundsätzliches Problem der Nichtverbreitungsnorm
- Einführung in die Fallstudie
- Der Regelrahmen des Genfer Rahmenabkommens
- Zur rechtlichen Verfasstheit des Genfer Rahmenabkommens
- Die Verregelung des Genfer-Rahmenabkommens: Ziele ohne Wege
- Zur Anreizsteuerung kritischer Akteure
- Operationalisierung und Formulierung von Grundannahmen
- Abkommensinhalte mit hohem Verregelungsgrad
- Ungenau definierte Abkommensregeln
- Der Implementierungsverlauf unter dem Einfluss geringer Verregelungsdichte
- Implementierungsverzögerungen unter KEDO
- Eingeschränkte IAEO-Kontroll mechanismen
- Der Effekt geringer Verregelungsdichte auf den Ausbau bilateraler Beziehungen und den Sicherheitsdialog mit Nordkorea
- Zusätzliche US-Forderungen für den Ausbau bilateraler Beziehungen
- Der Aufbau von Verbindungsbüros
- Negative Sicherheitsgarantien und der Inter-Korea-Dialog
- Ergebnisse
- Die Rolle innenpolitischer Akteure in der Implementierung des Genfer-Rahmenabkommens
- Der US-Kongress als Vetospieler im Implementierungsprozess
- Die Folgen der finanziellen US-Blockade
- Kapazitätsengpässe im Reaktortransfer
- Kapazitätsengpässe im Transfer von Schweröl
- Die legislative Blockade des Kongress im Reaktortransfer
- Ergebnisse
- Die Revision des Genfer-Rahmenabkommens ab 1998
- Neuer Handlungsbedarf: Kumchangri und der Taepodong-Test
- Das nordkoreanische Raketenprogramm als neue Herausforderung
- Die Formulierung einer neuen Sicherheitsagenda für Nordostasien
- Eine neue Kooperation in Nordostasien?
- Der Verhandlungsmarathon der endenden Ära Clinton
- Die Revision der Revision: Korea und die Bush-Administration bis zum 11.September 2001
- Die Ablehnung des Status Quo
- Eine Revision der Revision?
- Die Auswirkungen des 11.Septembers auf die koreanische Halbinsel
- Der militärstrategische Paradigmenwechsel in den USA
- Das Ende des Genfer-Rahmenabkommens?
- Ergebnisse
- Neuer Handlungsbedarf: Kumchangri und der Taepodong-Test
- Fazit und Ausblick
- „It takes two to tango“ – Regelbrüche in der Abkommensimplementierung
- Die Abkommensrevision in der Kritik
- Lehren für die Anreizsteuerung in zukünftigen Proliferationskonflikten
- Jüngste Entwicklungen und Ausblick auf eine potentielle zukünftige Lösung des Proliferationskonflikts mit Nordkorea
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit analysiert den Proliferationskonflikt mit Nordkorea und untersucht, inwiefern die anreizgesteuerte Proliferationssteuerung zum Gelingen oder Scheitern des Genfer Rahmenabkommens beitrug. Die Arbeit beleuchtet insbesondere die Rolle des US-Kongresses als Vetospieler und die Auswirkungen der finanziellen US-Blockade auf den Implementierungsprozess.
- Die Herausforderungen der Proliferationssteuerung in einem komplexen internationalen Kontext
- Die Rolle von Nichtkooperativem Verhalten in der internationalen Politik
- Die Auswirkungen von Anreizstrukturen auf die Einhaltung von Abkommen
- Die Analyse der Implementierung des Genfer Rahmenabkommens und die Folgen seiner Revision
- Die Bedeutung innenpolitischer Akteure für den Erfolg internationaler Abkommen
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema Proliferationssteuerung ein und beleuchtet die Herausforderungen der horizontalen Proliferation. Sie stellt Nordkorea als Fallstudie vor und beschreibt die spezifischen Rahmenbedingungen des Konflikts.
- Kapitel 2 untersucht die Ursachen für Nichtkooperatives Verhalten von Staaten und die Folgewirkungen auf die Einhaltung von Regeln. Es beleuchtet die Defektion als Problem der Nichtverbreitungsnorm und analysiert den Regelrahmen des Genfer Rahmenabkommens.
- Kapitel 3 behandelt die Anreizsteuerung kritischer Akteure und erläutert die Operationalisierung von Grundannahmen. Es untersucht die Inhalte des Genfer Rahmenabkommens mit hohem und geringem Verregelungsgrad.
- Kapitel 4 analysiert den Implementierungsverlauf des Genfer Rahmenabkommens unter dem Einfluss der geringen Verregelungsdichte. Es befasst sich mit Implementierungsverzögerungen und den eingeschränkten Kontrollmechanismen der IAEO. Zudem werden die Auswirkungen der geringen Verregelungsdichte auf den Ausbau bilateraler Beziehungen und den Sicherheitsdialog mit Nordkorea beleuchtet.
- Kapitel 5 fokussiert auf die Rolle innenpolitischer Akteure, insbesondere den US-Kongress, im Implementierungsprozess. Es analysiert die Folgen der finanziellen US-Blockade und die daraus resultierenden Kapazitätsengpässe im Reaktor- und Schweröltransfer.
- Kapitel 6 befasst sich mit der Revision des Genfer Rahmenabkommens ab 1998. Es analysiert die neuen Herausforderungen, die durch das nordkoreanische Raketenprogramm entstanden sind, und die Formulierung einer neuen Sicherheitsagenda für Nordostasien. Zudem wird der Verhandlungsmarathon der Clinton-Administration und die Revision der Revision unter der Bush-Administration beleuchtet.
Schlüsselwörter
Proliferationssteuerung, Nichtkooperatives Verhalten, Genfer Rahmenabkommen, Nordkorea, Anreizstrukturen, Implementierung, Revision, US-Kongress, Vetospieler, Sicherheitsdialog, Nordostasien, Raketenprogramm.
- Quote paper
- Gerald Hensel (Author), 2003, Gelingen oder Scheitern einer anreizgesteuerten Proliferation im Proliferationskonflikt mit Nordkorea, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21964