[...] Mit der Einführung des Euro in
den Beitrittsländern ist ab 2006 mit einer Zunahme der Anzahl der nationalen
Notenbankpräsidenten bzw. -gouverneure im Rat der Europäischen Zentralbank
(EZB) auf bis zu 28 Personen, bei einem zusätzlichen Beitritt von Großbritannien,
Dänemark und Schweden sogar auf 31 Personen, zu rechnen (Lommatzsch/ Tober
2003, S.69). Um zu verhindern, dass die Effizienz der Geldpolitik im erweiterten
Euroraum leidet, wird eine Reform des EZB-Rates als notwendig erachtet
(Duisenberg 2002). Die EU-Politik hat sich dieser Position angeschlossen. Der
Europäische Rat der Staats- und Regierungschefs einigte sich auf seinem
Gipfeltreffen in Nizza im Dezember 2000 darauf, die Abstimmungsregeln im
EZB-Rat zu reformieren. Die EZB wurde mit der Ausarbeitung eines konkreten
Reformvorschlags beauftragt, den der EZB-Rat im Dezember 2002 präsentierte
(ECB 2002). Dieser Reformvorschlag wurde vom Europäischen Rat in der
Zusammensetzung der Staats- und Regierungschefs am 21. März 2003 in Brüssel
einstimmig verabschiedet. Die Änderungen treten aber erst in Kraft, wenn alle
derzeitigen Mitgliedsstaaten (15 Staaten) der EU gemäß ihren
verfassungsrechtlichen Vorschriften, die Änderungen ratifiziert haben (Belke/
Baumgärtner 2003, S. 780).
Im zweiten Kapitel wird aufgezeigt, welche Hauptprobleme durch die EUErweiterung
für den EZB-Rat entstehen. Anhand dieser Probleme wird der große
Reformbedarf der Abstimmungsregeln im EZB-Rat ersichtlich, damit weiterhin
eine erfolgreiche, stabilitätsorientierte Geldpolitik gewährleistet werden kann. In
Kapitel 3 wird das EZB-Reformmodell beschrieben und dahingehend überprüft,
ob das Modell im Zusammenhang mit der EU-Osterweiterung eine
zufriedenstellende Anpassung an die geldpolitischen Herausforderungen darstellt.
Die Bewertung findet statt, anhand der eigens von der EZB vorgegebenen
Anforderungen an eine Reform. Das Kapitel 4 erarbeitet alternative
Reformvorschläge, die im EZB-Modell keine bzw. nicht ausreichend Beachtung
gefunden haben. Es wird das FOMC Rotationsprinzip, das ‚Equal Rotation’-
Modell, das Repräsentationsmodell sowie Zentralisierungs- und Delegationsmodelle diskutiert. Alle alternativen Vorschläge werden jeweils
kritisch auf ihre Durchsetzungsfähigkeit und Konsistenz hin überprüft. In den
Schlussbetrachtungen des 5. Kapitels werden die Ergebnisse zusammengefasst
und es wird ein Ausblick auf mögliche neue Reformbemühungen gewagt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Reformbedarf der Abstimmungsregeln im EZB-Rat
- Der Reformvorschlag des EZB-Rates
- Beschreibung des EZB-Rotationsmodells
- Kritik am EZB-Rotationsmodell
- Alternative Reformmodelle für den EZB -Rat
- Das FOMC Rotationsmodell
- Konzept
- Kritik
- Das, Equal Rotation'-Modell
- Konzept
- Kritik
- Das Repräsentationsmodell
- Konzept
- Kritik
- Das Zentralisierungs- und Delegationsmodell
- Konzept
- Kritik
- Das FOMC Rotationsmodell
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht die Notwendigkeit einer Reform des EZB-Rats im Kontext der Osterweiterung der Europäischen Union. Die Arbeit analysiert die potenziellen Herausforderungen für die Entscheidungsfindung und die Geldpolitik im erweiterten Euroraum, die sich aus der Zunahme der Mitglieder im EZB-Rat ergeben. Die Analyse konzentriert sich dabei auf die Auswirkungen der Erweiterung auf die Effizienz, die Repräsentation und das politische Gewicht der einzelnen Mitgliedsländer sowie auf den Einfluss des Direktoriums.
- Herausforderungen für die Entscheidungsfindung im EZB-Rat nach der EU-Erweiterung
- Kritik an dem vorgeschlagenen EZB-Rotationsmodell
- Analyse alternativer Reformmodelle für den EZB-Rat
- Bewertung der Durchsetzungsfähigkeit und Konsistenz der Reformmodelle
- Ausblick auf mögliche neue Reformbemühungen
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird die Problematik der EU-Erweiterung für den EZB-Rat im Hinblick auf die Geldpolitik beleuchtet. Die Arbeit zeigt auf, dass die zunehmende Anzahl der Mitglieder im EZB-Rat die Effizienz der Entscheidungsfindung und die Repräsentation der einzelnen Mitgliedsländer in Frage stellen kann. Darüber hinaus wird die potenzielle Unterrepräsentation des Direktoriums diskutiert.
Kapitel 2 beschreibt den vom EZB-Rat vorgeschlagenen Reformvorschlag, der auf einem Rotationsmodell für die Mitgliedschaft im EZB-Rat basiert. Die Arbeit analysiert dieses Modell kritisch, indem sie die vom EZB selbst vorgegebenen Anforderungen an eine Reform heranzieht.
In Kapitel 3 werden verschiedene alternative Reformmodelle für den EZB-Rat vorgestellt und bewertet. Dazu gehören das FOMC Rotationsprinzip, das „Equal Rotation“-Modell, das Repräsentationsmodell sowie das Zentralisierungs- und Delegationsmodell. Die Arbeit untersucht, inwiefern diese Modelle die Herausforderungen der EU-Erweiterung besser bewältigen könnten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen der Geldpolitik und der EU-Erweiterung, insbesondere der Entscheidungsfindung im EZB-Rat, der Effizienz der Geldpolitik im Euroraum, der Repräsentation der Mitgliedsländer und der Auswirkungen der EU-Erweiterung auf die Abstimmungsregeln im EZB-Rat.
- Quote paper
- Stefan Armbruster (Author), 2003, Geld- und Währungspolitik: Eine kritische Analyse des geplanten Rotationsmodells der EZB, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21972