Samuel P. Huntington stellt in seinem Buch „Kampf der Kulturen“ mehrere Thesen
auf, die seinen kulturellen Ansatz, der die Weltordnung nach Ende des Ost-West-
Konflikts vereinfacht darstellt, untermauern sollen. In dieser Hausarbeit sollen zwei
Thesen Huntingtons erörtert werden. Zum einen bezeichnet Huntington die Türkei als
ein „zerrissenes Land“1, das auf der einen Seite modern und westlich ist und seit
1987 die Vollmitgliedschaft in der Europäischen Union anstrebt und in dem auf der
anderen Seite der Islamismus immer mehr Zulauf hat, aber mit dem Neo-
Osmanismus noch eine weitere politische Strömung Fuß gefasst hat. Zum anderen
ist er der Meinung, dass jeder Kulturkreis einen Kernstaat benötigt. Für Huntington
sind Nationalstaaten, wie auch schon im Realismus und im Neorealismus, die
Hauptakteure in der internationalen Politik. Den mächtigste n und einflussreichsten
Staat eines Kulturkreises bezeichnet Huntington als Kernstaat, um den sich andere
Staaten des gleichen Kulturkreises gruppieren. Kernstaaten sorgen für Ordnung in
der Region und unterstützen die kleineren Staaten in ihrem Kulturkreis2. So sind
nach Huntington Deutschland und Frankreich die Kernstaaten der Europäischen
Union. Im islamischen Kulturkreis ist ein solcher Kernstaat noch nicht vorhanden und
Huntington schlägt vor, dass die Türkei diese Rolle übernehmen soll.
Ist die Türkei ein gespaltenes Land? Oder doch eher eine „Brücke“3 zwischen der
westlichen und der islamischen Kultur? Welche politischen Strömungen gibt es in der
Türkei? Kann die Türkei der Kernstaat der islamischen Welt werden? Und wie
denken die islamischen Nachbarstaaten über die Türkei? Auch auf diese Fragen
möchte ich eingehen und die verschiedenen Standpunkte näher beleuchten.
1 Huntington, Samuel P.(Hrsg.): Kampf der Kulturen. Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert,
München/Wien, 1998, S. 258.
2 Vgl. ebd., S. 248.
3 Ebd., S. 235.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Türkei – ein „zerrissenes Land“
- Kulturelle Identitäten in der Türkei
- Politische Strömungen in der Türkei
- Die Türkei als zukünftiger Kernstaat des Islam
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert zwei Thesen Samuel P. Huntingtons aus seinem Buch „Kampf der Kulturen“. Zum einen untersucht sie die Behauptung, dass die Türkei ein „zerrissenes Land“ ist, das zwischen westlicher und islamischer Kultur steht. Zum anderen erörtert die Arbeit Huntingtons These, dass jeder Kulturkreis einen Kernstaat benötigt und ob die Türkei diese Rolle für den islamischen Kulturkreis übernehmen könnte.
- Kulturelle Identität der Türkei im Spannungsfeld zwischen Westen und Islam
- Politische Strömungen in der Türkei, inklusive Kemalismus, Islamismus und Neo-Osmanismus
- Die Rolle der Türkei als potenzieller Kernstaat des islamischen Kulturkreises
- Die Relevanz des „zerrissenen Landes“ im Kontext der internationalen Politik
- Die Beziehungen der Türkei zu ihren islamischen Nachbarstaaten
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt Huntingtons These vom „zerrissenen Land“ und der Rolle der Türkei als potenzieller Kernstaat des Islam vor.
- Kapitel 2 analysiert die Türkei als ein „zerrissenes Land“, das zwischen westlichen und islamischen Einflüssen steht. Es beleuchtet die kulturellen und politischen Veränderungen der Türkei seit dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches, insbesondere durch Atatürks Reformen.
- Kapitel 2.1 untersucht die kulturelle Identität der Türkei im Kontext von Atatürks Modernisierung und die Integration ethnischer Minderheiten, insbesondere der Kurden.
- Kapitel 2.2 analysiert die politischen Strömungen in der Türkei, darunter Kemalismus, Islamismus und Neo-Osmanismus, und beleuchtet deren Einfluss auf die politische Landschaft.
- Kapitel 3 diskutiert die Rolle der Türkei als potenzieller Kernstaat des islamischen Kulturkreises, basierend auf Huntingtons Theorie der Kernstaaten.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Hausarbeit sind: Türkei, „zerrissenes Land“, westliche Kultur, islamische Kultur, Kemalismus, Islamismus, Neo-Osmanismus, Kernstaat, Kulturkreis, internationale Politik, Identität, Modernisierung.
- Citar trabajo
- Monika Nath (Autor), 2003, Die Türkei zwischen dem Westen und dem Islam, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21976