Mittelfeld im Deutschen - theoretische Ausführungen mit praktischen Beispielen


Dossier / Travail de Séminaire, 2000

18 Pages, Note: 1


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Abfolgeregularitäten im Mittelfeld
1. 1. Syntaktische Faktoren
1. 1. 1. Ergänzungen
1. 1. 2. Adverbiale Bestimmung im Mittelfeld
1. 1. 3. Modalpartikel, Interjektionen und Anredenominativ
1. 2. Der Markiertheitsbegriff im Mittelfeld
1. 3. Außersyntaktische Faktoren

2. Untersuchung der Abfolgeregularitäten im Mittelfeld anhand der Novelle “Tristan” von Thomas Mann
2. 1. Stellung des Subjekts
2. 2. Dativ- und Akkusativergänzung

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Die Anordnung der Elemente im Satz wird unter dem Begriff “Wortstellung” zusammengefaßt. Im Deutschen unterliegt sie komplizierten Regeln und Bedingungen. Die Anwendung dieser Regel hängt von der syntaktischen Funktion, von der Bedeutung und dem Umfang der Satzglieder.

Die entscheidende Rolle in der Anordnung spielt die Stellung des Finitums. Nach der Position des finiten Verbs unterscheidet man im Deutschen drei Satztypen: den Stirnsatz, den Kernsatz und den Spannsatz. Im Stirnsatz befindet sich das Finitum in erster Position, im Kernsatz in der zweiten und im Spannsazt in der letzten Position. Zu den Funktionen (Satzarten) der Stirnsätze gehören unter anderem:

1. Entscheidungsfragesatz (adressatenbezogen):

Holt Karl Milch?

2. Aufforderungssatz (adressatenbezogen):

Hol Milch!

3. Wunschsatz (sprecherbezogen):

Würde Karl doch Milch holen.

4. Ausrufesatz (sprecherbezogen):

Holt der Karl schon wieder Milch!

Kernsätze haben unter anderem die Funktionen des Aussage-, Ausrufe- und Ergänzungsfragesatzes:

1. Aussagesatz (adressatenbezogen):

Karl holt Milch.

2. Ausrufesatz (sprecherbezogen):

Der Karl holt Milch!

3. Ergänzungsfragesatz (adressatenbezogen):

Wer holt Milch?

Zu den Satzarten des Spannsatzes gehören unter anderem:

1. Entscheidungsfragesatz:

Fragt Inge, ob er kommt?

2.Aufforderungssatz:

Frag, ob er kommt!

3. Aussagesatz:

Inge fragt, ob er kommt.

Um 1940 hat E. Drach den Begriff Felderterminologie in die Syntax eingeführt. Die Felderterminologie beschreibt die topologischen Positionen einzelner Stellungsglieder im Satz. Ursprünglich wurden in einem Satz drei topologische Felder unterschieden: Vorfeld, Mitte (die Position des finiten Verbs) und Nachfeld. Heute unterscheidet man sechs Felder, wobei die Stellung des Verbs die ausschlaggebende Rolle spielt. Das finite und infinite Teil des Verbalkomplexes (Satzklammer) teilen den Satz in drei ungleiche Felder: in Vorfeld, in Mittelfeld und Nachfeld. Vor dem Vorfeld kann sich noch eine koordinierende Konjunktion (z. B. denn, und, aber) oder Vor- Vorfeld[1] befinden. Das Vorfeld kann von einem oder mehreren Satzgliedern besetzt werden. Alle Elemente aus dem Nachfeld und der infinite Verbalkomplex können ins Vorfeld verschoben werden. Auch Subjekt kann im Vorfeld stehen (Subjekt- Verb- Inversionssätze).

Das Mittelfeld befindet sich zwischen dem Finitum und infiniten Verbalkomplex und enthält die meisten Elemente. Der infinite Verbalkomplex kann aus vielen infiniten Teilen bestehen und schließt die Verbklammer. Das Nachfeld kann auch durch umfangreiche Elemente besetzt werden, ist jedoch nicht obligatorisch und kommt meistens in der geschriebenen Sprache vor.[2]

In der vorliegenden Arbeit möchte ich mich mit der Problematik der Mittelfelbesetzung in Haupt- und Nebensätzen befassen. Nach der kurzen Einführung in die Terminologie der Wortstellung werde ich näher auf die Abfolgeregularitäten im Mittelfeld eingehen. Anschließend versuche ich die praktische Umsetzung der grammatischen Regeln in der Novelle “Tristan” von Thomas Mann darzustellen.

1. Abfolgeregularitäten im Mittelfeld

Im Mittelfeld treten die meisten Stellungselemente des Satzes. Hier können grundsätzlich alle Stellungsglieder vorkommen, mehrere nebeneinander. Entscheidend für die Abfolge in diesem topologischen Feld sind: die syntaktische Funktion der Folgeelemente (z. B. Ergänzung, adverbiale Bestimmung), ihre Bedeutung und Umfang.

1. 1. Syntaktische Faktoren

1. 1. 1. Ergänzungen

Die Grundfolge der Ergänzungen hängt von ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Ausdrucksklasse ab. Man unterscheidet drei Ausdrucksklassen: unbetonte Pronomina (subj, nom, gen, dat, akk), definite (SUBJ, DAT, AKK, GEN) und indefinite (Subj, Dat, Akk) Ergänzungen. Die unbetonten Pronomina sind als Personalpronomen realisiert. Es gilt bei ihnen die Reihenfolge: Subjekt vor Akkusativergänzung und vor Dativergänzung.

1. Damals habe ich es ihr erzählt.

Zu den defininten Ergänzungen zählen die definiten Determinativ/Pronomen (der, dieser, meiner u. ä.), Nominalphrasen mit definitem Artikel oder Determinativ (dies-, mein-), Eigennamen mit Nullartikel. Für diese Ausdruckform gilt die Reihenfolge: Subjekt vor Dativergänzung und Akkusativergänzung. Zu den definiten Ergänzungen gehört auch die pronominale Genitivergänzung (dessen, deren), die als letzte unter den definiten Ergänzungen erscheint. Die unbetonten Pronomina und die definiten Ergänzungen neigen dazu, am Anfang des Mittelfeldes zu stehen (Linkstendenz)

2. Damals hat Wanda ihrem Vater die ganze Geschichte erzählt.

3. Lange hatte man den Jungen Mann dessen verdächtigt.

Indefintie Ergänzungen sind entweder als indefinite Pronomina (jemand, nichts) oder als Nominalphrase mit indefinitem Artikel, Determinativ (einige, kein) und Nullartikel (nicht bei Eigennamen) realisiert. Für die indefiniten Ergänzungen gilt die Reihenfolge: Subjekt vor Dativergänzung und vor Akkusativergänzung.

4. Damals hat jemand allen Leuten unsinnige Geschichten erzählt.

Außer Subjekt haben alle indefiniten Ergänzungen und die Genitivergänzung (definit und indefinit) Rechtstendenz, was durch Einfügen von Angaben verdeutlicht werden kann.

5. Auch hatte man den jungen Mann lange dieser Tat verdächtigt.

Wenn unterschiedliche Ausdrucksklassen in einem Satz aufeinandertreffen, gilt die Reihenfolge: unbetonte Pronomina vor definiten und indefiniten Ergänzungen. Die Ausfdrucksformen der Kasusergänzungen gehen den übrigen Ergänzungen voraus (z. B. Präpositivergänzung). Eigenes Stellungsverhalten hat Gefügenomina (GN). Wenn sie ein Teil von Verbegefügen sind, stehen sie am Ende des Mittelfeldes.

6. Sie dürfen diesen Betrag nicht mehr in Anrechnung bringen.

A. Grundfolge der Ergänzungen im Mittelfeld

Sub---nom---akk---dat----SUB---Dat---Akk---gen---DAT---AKK---GEN---übrige---GN

SUB Ergänzungen

1. 1. 2. Adverbiale Bestimmung im Mittelfeld

Adverbiale Bestimmungen des Raumes, der Zeit, des Grundes und der Zeit und Weise sind weniger stellungsfest als Ergänzungen. Die adverbialen Bestimmungen treten oft als eröffnete Teile ins Vorfeld. Dennoch kann man auch für sie eine Grundfolge im Mittelfeld festlegen. Sie werden nach DUDEN in vier Gruppen untergliedert[3]:

1. Die erste Gruppe ist in die adverbialen Bestimmungen der Zeit, des Raumes, des Grundes (1a), der Bewertung und Unbestimmtheit (1b) geteilt:

1a

- damals, in der heutigen Zeit,
- dort, da, in einer solchen Umgebung
- mit ihrer Hilfe, damit, dafür, zu diesem Zweck

1b

- bald, endlich, plötzlich
- immer, wieder, manchmal

[...]


[1] Vor- Vorfeld kommt vor, wenn vor einem Satz mit Verb- Zweit ein satzgliedvertiger Ausdruck (eine NP oder PP) und vor dem finiten Verb ein Demonstrativpronomen steht.

[2] Engel, Ulrich: Deutsche Grammatik, Heidelberg 1988, S. 306

[3] Der Duden. Grammatik der deutschen Sprache, Bd. 4, Mannheim 1988, S. 824

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Mittelfeld im Deutschen - theoretische Ausführungen mit praktischen Beispielen
Université
University of Hannover  (Seminar für deutsche Literatur und Sprachwissenschaft)
Cours
Hauptseminar: Mittelfeld im Deutschen
Note
1
Auteur
Année
2000
Pages
18
N° de catalogue
V22050
ISBN (ebook)
9783638254922
ISBN (Livre)
9783656585237
Taille d'un fichier
494 KB
Langue
allemand
Mots clés
Mittelfeld, Deutschen, Ausführungen, Beispielen, Hauptseminar, Mittelfeld, Deutschen
Citation du texte
Bozena Esskali (Auteur), 2000, Mittelfeld im Deutschen - theoretische Ausführungen mit praktischen Beispielen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22050

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