„Die Bundesrepublik Deutschland ist gewiss keine Republik !“ Die deutsche Gesellschaft ist auf dem Weg zur Auflösung! Rousseau, ein Freund von provokanten und irritierenden Auftakten in seinen Schriften, hätte dieser Aussage womöglich zugestimmt. Jean Jaques Rousseau, geboren 1712 in der Stadtrepublik Genf, war eine schillernde Persönlichkeit mit einem wechselhaften Leben. So vielfältig die Stationen seines Lebens waren, so vielfältig waren auch die Themen, zu denen sich Rousseau in seinen Schriften geäußert hat1. Rousseau, der sich Zeit seines Lebens mit dem kopieren von Noten finanziell über Wasser hielt, komponierte und verfasste diverse Schriften zur Musik. Seine „Träumereien eines einsamen Spaziergängers“ lösten im späten 18. Jahrhundert einen Ausbruch des romantischen Naturalismus aus. Überhaupt gilt er mit seinen Überlegungen zum Wesen des Menschen und der Natur als ein Vorbereiter der Romantik. Sein Erziehungsroman „Emil“ ist ein bedeutendes, noch heute in Universitätskursen gelesenes Buch zur Pädagogik und Kindeserziehung. Der „Emil“ gilt als wichtigstes pädagogisches Werk seit der Antike und erste „weltliche“ Theorie der Erziehung. Schließlich hat Rousseau mit seiner Autobiographie „Bekenntnisse“ einen neuen Maßstab in dieser literarischen Gattung gesetzt und sie in ihrer Entwicklung mitbestimmt. Am stärksten, bzw. in der heutigen Zeit am offensichtlichsten, hat Rousseau die Nachwelt jedoch mit seinen politisch-philosophischen Schriften beeinflusst. Rousseau, der Vater des „contrat social“ (CS), zählt neben Hobbes und Locke zu den bedeutendsten Vertragstheoretikern und steht für die sogenannte Identitätstheorie innerhalb der Demokratietheorien. Sein politisches Hauptwerk, der CS, geht dabei der Frage nach, wie und wann Herrschaft überhaupt legitim wird. Dabei hat Rousseau den Begriff des „volonté générale“2, des Allgemeinwillens, geprägt, den er gegenüber dem Begriff des Gesamtwillen, „volonté de tous“, abgrenzt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Die Vertragstheorien in der Aufklärung
- 2. Der contrat social und der volonté générale
- 2.1 Der contrat social
- 2.2. Der volonté générale
- 2.2.1 Der ideale Ort des Gemeinwillens ist eine kleine städtische Körperschaft
- 2.2.2 Zur Funktion und dem Wesen des Gemeinwillen
- 2.2.3 Individuum und Gemeinwille
- 2.2.4 Unterscheidung zwischen volonté générale und volonté de tous
- 2.2.5 1st Rousseau ein Vorläufer antiliberaler Demokratie, und gibt er Anleihen für eine Diktatur?
- 3. Volonté générale und volonté de tous als rhetorische Figuren der Gegenwart
- 3.1 Das Volk in der Verfassung
- 3.2 Der volonté générale als Legitimation für Diktaturen
- 3.3 Der volonté générale als rhetorische Figur im politischen Diskurs und seine Bedeutung für die Abgeordneten der Parlamente
- Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Werk von Jean-Jacques Rousseau, insbesondere mit seinem Konzept des "volonté générale" und dessen Unterscheidung zum "volonté de tous". Die Zielsetzung ist es, diese Begriffe im Kontext von Rousseaus Gesellschaftsvertrag zu beleuchten und deren Relevanz für die politische Philosophie der Gegenwart zu erörtern.
- Der "contrat social" als Grundlage von Herrschaft
- Die Definition und Funktion des "volonté générale"
- Die Unterscheidung zwischen "volonté générale" und "volonté de tous"
- Die Verwendung des "volonté générale" als Argumentations- und Legitimationsmuster in der Politik
- Die Rezeption Rousseaus in der modernen politischen Philosophie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des "volonté générale" ein und skizziert die Bedeutung von Rousseaus Werk für die politische Philosophie. Das erste Kapitel beleuchtet die Vertragstheorien in der Aufklärung und zeigt die Herausforderungen auf, denen die politische Theorie in der Moderne gegenüberstand. Das zweite Kapitel widmet sich dem "contrat social" und der zentralen Rolle des "volonté générale" in Rousseaus Philosophie. Es werden verschiedene Aspekte des "volonté générale" diskutiert, darunter seine Definition, Funktion und seine Beziehung zum Individuum. Im dritten Kapitel wird untersucht, inwieweit "volonté générale" und "volonté de tous" in der heutigen Zeit als Argumentations- und Legitimationsmuster Verwendung finden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Begriffen der politischen Philosophie, insbesondere mit dem "volonté générale", "volonté de tous", "contrat social", "Naturzustand", "Identitätstheorie", "Demokratietheorie", "Legitimität" und "Herrschaft". Darüber hinaus werden wichtige Figuren wie Jean-Jacques Rousseau, Thomas Hobbes und John Locke thematisiert.
- Quote paper
- Jan Winkelmann (Author), 2004, Volonté générale und volonté de tous in Rousseaus Gesellschaftsvertrag und in der Gegenwart, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22124