Das Drogenproblem aus wirtschaftsethischer Perspektive


Dossier / Travail, 2001

20 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Entwicklung des Drogenproblems
2.1 Allgemeine Fakten und Zahlen
2.1.1 Lifetime-Prävalenz
2.1.2 Drogenkonsum und -abhängigkeit
2.1.3 Erstkonsumenten und Drogentote
2.2 Konsum-, Beschaffungs- und Konsumentenmuster
2.2.1 Konsummuster
2.2.2 Beschaffungsmuster
2.2.3 Konsumentenmuster
2.3 Kosten des Heroinproblems

3. Drogenpolitik in Deutschland: Prohibition

4. Die Prohibition aus wirtschaftsethischer Perspektive
4.1 Die Institutionenethik Karl Homanns
4.2 Einschätzung der Prohibition aus institutionenethischer Sicht

5. Heroinvergabe als ethisch rationalere Alternative

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Drogen- und insbesondere die Heroinproblematik ist durch einen starken Anstieg an Abhängigen und Drogentoten Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre ins Bewusstsein der Gesellschaft gerückt. Seitdem hat die drogenpolitische Diskussion nie an Brisanz und Bedeutung verloren, da mit den bisher angewandten drogenpolitischen Maßnahmen das Problem letztendlich bis heute nicht in den Griff zu bekommen war. Das vorherrschende Prinzip der deutschen Drogenpolitik ist die Prohibition, das Verbot der Drogen von Cannabis bis Heroin. Die Zahl der Drogentoten konnte seit Anfang der neunziger Jahre zwar reduziert werden, gleichwohl ist das Suchtproblem nach wie vor ungelöst. Angesichts der Tatsache, dass die bisher eingesetzten drogenpolitischen Mittel keine grundlegende Lösung für die Drogenproblematik bieten konnten, kann es nur sinnvoll sein, nach weiterführenden Ansätzen zu suchen. Dabei soll speziell die Heroinproblematik im Vordergrund stehen, da sie besonders folgenreich für Konsumenten und Gesellschaft ist.

Das Ziel dieser Arbeit ist es, die dargestellte Problematik aus ökonomischer und insbesondere wirtschaftsethischer Sicht zu beleuchten. Die Ökonomik steht im Allgemeinen in dem Ruf, mit der Ethik nicht vereinbar zu sein: Das ökonomische Rationalitätskonzept sehe das Streben nach individueller Gewinnmaximierung vor. Dieses stehe jedoch im Widerspruch zu moralischem Handeln, das eine Einschränkung des individuellen Vorteilsstrebens bedeute (vgl. Pies 2000: 11). Im Rahmen dieser Arbeit soll verdeutlicht werden, dass es sehr wohl eine Wirtschaftsethik geben kann, die Handlungsanleitungen für die Gestaltung der Gesellschaft offenbart – in diesem speziellen Fall für die Gestaltung einer moralischen, d.h. dem Interesse der Gesellschaft entsprechenden, Drogenpolitik.

Im zweiten Kapitel wird zur Einführung in das Thema die Entwicklung der Drogenproblematik dargestellt. Die Basis hierfür schaffen zunächst grundlegende Fakten und Zahlen (2.1) bezüglich der Lifetime-Prävalenz des Drogenkonsums (2.1.1), Drogenkonsum und Abhängigkeitserscheinungen (2.1.2) sowie Erstkonsumenten und Drogentoten (2.1.3). Darauf hin werden im Kapitel 2.2 die typischen Konsum- (2.2.1), Beschaffungs- (2.2.2) und Konsumentenstrukturen (2.2.3) verdeutlicht. Ein bedeutender Aspekt des Drogenproblems sind zudem die Kosten, die es in Deutschland verursacht (2.3). Um sich mit der Rationalität der Drogenpolitik auseinander setzen zu können, ist eine kurze und prägnante Bestandsaufnahme der deutschen Drogenpolitik erforderlich (3). Dann sind alle Voraussetzungen erfüllt, um sich der wirtschaftsethischen Perspektive der Drogenproblematik zuzuwenden (4). Hierzu wird der institutionenethische Ansatz Karl Homanns vorgestellt (4.1), nach dessen Kriterien die Prohibition in Deutschland einer kritischen Analyse unterzogen wird (4.2). Es kristallisiert sich heraus, dass die Folgen der Prohibition aus wirtschaftsethischer Sicht allen Anlass dafür geben, die drogenpolitische Diskussion um rationalere Alternativen zu erweitern. Die kontrollierte Heroinvergabe ist ein Vorschlag, der den wirtschaftsethischen Ansprüchen gerecht werden will und deshalb in dieser Arbeit die Funktion eines Denkanstoßes haben soll (5). Letztendlich folgt das Fazit, das die Erkenntnisse der Arbeit zusammenfasst und abschließend noch offene Fragen benennt (6).

Zusätzlich ist anzumerken, dass die Bedeutung von legalen Rauschmitteln wie Alkohol, Tabak oder bestimmten Medikamentengruppen für die Drogenproblematik nicht zu unterschätzen ist. Dieser Aspekt ist jedoch sehr umfangreich und wird deshalb im Rahmen dieser Arbeit außen vor gelassen.

2. Die Entwicklung des Drogenproblems

Im Sinne der Problemstellung dieser Arbeit wird im nun folgenden Kapitel vorrangig die Entwicklung des Heroinproblems ins Auge gefasst. Um die Dimension dieser Entwicklung erfassen zu können, ist es jedoch sinnvoll, sie im Zusammenhang mit der Entwicklung des Ge- und Missbrauchs anderer illegaler Drogen darzustellen.

2.1 Allgemeine Fakten und Zahlen

Die Datenlage zur Dimension des Drogenproblems in Deutschland ist naturgemäß sehr dürftig und vor allem unsicher. Da es sich hier um illegale Sachverhalte handelt, können nur vom Bundeskriminalamt erfasste Daten interpretiert werden. Neben diesem so genannten Hellfeld gibt es jedoch in allen Bereichen Dunkelfelder, die statistisch nicht überschaubar sind und genauere Schätzungen somit erschweren.

2.1.1 Lifetime-Prävalenz

Die Lifetime-Prävalenz gibt Auskunft darüber, wie groß der Teil der Bevölkerung ist, der bereits einmal in seinem Leben Drogen konsumiert hat: 1990 haben 16,3 Prozent der westdeutschen Bevölkerung zwischen 12 und 39 Jahren schon einmal Drogen konsumiert. Diese Lifetime-Prävalenz ist bei Männern größer als bei Frauen und bei den älteren Jahrgängen größer als bei den jüngeren. Die Lifetime-Prävalenz speziell bei Opiaten, zu denen Heroin zählt, erweist sich als wesentlich geringer: Nur 0,9 Prozent der 12- bis 39-jährigen gaben an, bereits einmal ein Opiat konsumiert zu haben. (Vgl. Hartwig/Pies 1995: 2ff)

Neuere repräsentative Erhebungen von 1993 bis 1995 ergeben eine Lifetime-Prävalenz von 18 Prozent der 12- bis 39-jährigen westdeutschen Bevölkerung. Von diesen 18 Prozent hatten über 90 Prozent nur Erfahrung mit Cannabis. In den ostdeutschen Bundesländern ist eine wesentlich geringere Prävalenz von 5 Prozent festzustellen. (Vgl. Herbst 1995: 11)

2.1.2 Drogenkonsum und -abhängigkeit

Die Ein-Jahres-Prävalenz der Befragten von 1990 weist insgesamt erheblich geringere Zahlen auf: 4,8 Prozent der Befragten hatten innerhalb des letzten Jahres Drogen konsumiert und 0,2 Prozent ein Opiat. Dies zeigt, dass bei weitem nicht jeder, der Drogenerfahrungen gemacht hat, auch aktueller Konsument ist. (Vgl. Hartwig/Pies 1995: 4f)

Es gibt verschiedene Wege, Drogenabhängigkeit zu definieren, die verschiedene Zahlen von Drogenabhängigen ergeben. Die Details solcher Berechnungen sind für den weiteren Verlauf dieser Arbeit allerdings von geringer Bedeutung. Als wesentliche Eckdaten lässt sich festhalten, dass es Anfang der neunziger Jahre in Deutschland etwa eine Million Konsumenten illegaler Drogen gab, von denen ein Großteil sich jedoch auf den Cannabiskonsum beschränkte. Etwa 200.000 bis 300.000 gebrauchten häufiger (d.h. mehr als 20 mal innerhalb des letzten Jahres) harte Drogen. Als wirklich drogen abhängig galten 70.000 bis 100.000 Personen. (Vgl. Herbst 1995: 11)

2.1.3 Erstkonsumenten und Drogentote

Sowohl die Zahl der polizeilich erfassten Erstkonsumenten harter Drogen als auch die Zahl der Drogentoten sind seit Mitte der achtziger bis Anfang der neunziger Jahre angestiegen. 1985 gab es etwa 2.000 registrierte Heroin-Erstkonsumenten, 1992 waren es bereits 9.000. Die Zahl der Drogentoten lag 1985 bei etwa 300 und stieg bis 1991 auf über 2.000 an. Bei beiden Statistiken lässt sich seitdem wieder ein Rückgang verzeichnen (vgl. Hartwig/Pies 1995: 7ff). Die neuesten endgültigen Daten des Bundeskriminalamts sind von 1999: In diesem Jahr wurden 6810 Erstkonsumenten und 1812 Drogentote registriert (vgl. www.bundeskriminalamt.de[1] ). 90 Prozent der Erstkonsumenten waren volljährig und sogar 99 Prozent der Drogentoten. Zu den Drogentoten zählen nicht nur Todesfälle durch Überdosierung, sondern auch durch missbrauchsbedingte Krankheiten und Unfälle sowie Suizid, der sich auf Entzug zurückführen lässt. (Vgl. Hartwig/Pies 1995: 5ff)

2.2 Konsum-, Beschaffungs- und Konsumentenmuster

2.2.1 Konsummuster

In Bezug auf alle illegalen Drogen lässt sich feststellen, dass der erste Kontakt zumeist im Rahmen des Freundeskreises und in privaten Wohnungen erfolgt. Dabei werden vorwiegend Cannabisprodukte konsumiert. Diese Art illegaler Drogen wird oft schon im Jugendlichenalter konsumiert, mit härteren Drogen wie Heroin hingegen kommen die meisten erst nach ihrem 18. Lebensjahr in Berührung. (Vgl. Herbst 1995: 9)

Heroin wird vorwiegend injiziert. Im Rahmen der Befragung von 1990 gab mehr als die Hälfte der Heroinkonsumenten an, auch andere illegale und legale Drogen zu konsumieren. Dominant sind hier Kokain, Cannabis und Alkohol. Diese Angaben konnten bei einer stichprobenartigen Untersuchung von Drogentoten unterstrichen werden. Auch der Drogentod tritt meist in privaten Wohnungen ein. (Vgl. Hartwig/Pies 1995: 13)

2.2.2 Beschaffungsmuster

Die durchschnittlichen Tagesausgaben für Drogen lagen bei 250 DM am Tag. Nur ein Fünftel davon wurden auf legalem Wege finanziert. Der größte Teil wurde mit 37 Prozent durch Drogenhandel finanziert, zu 32 Prozent durch Hehlerei und zu einem Zehntel durch Prostitution (vgl. Kreuzer et al. 1991: 203). 1993 betrug der Anteil der Delikte, die von Konsumenten harter Drogen verursacht wurden, an der Gesamtkriminalität 6,9 Prozent. Zu unterscheiden sind hierbei die Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz (2 Prozent) und die Drogenbeschaffungskriminalität (4,9 Prozent).

[...]


[1] Die genauen Webadressen von Quellen aus dem Internet sind – entsprechend der hier verwendeten Zitierweise – im Literaturverzeichnis am Ende der Arbeit zu finden.

Fin de l'extrait de 20 pages

Résumé des informations

Titre
Das Drogenproblem aus wirtschaftsethischer Perspektive
Université
University of Münster  (Institut für ökonomische Bildung)
Note
1,7
Auteur
Année
2001
Pages
20
N° de catalogue
V22240
ISBN (ebook)
9783638256377
Taille d'un fichier
473 KB
Langue
allemand
Mots clés
Drogenproblem, Perspektive
Citation du texte
Simone Mir Haschemi (Auteur), 2001, Das Drogenproblem aus wirtschaftsethischer Perspektive, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22240

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