Im ausgehenden 18. Jahrhundert rückte ein Gebiet immer stärker in das Blickfeld der europäischen Mächte: das Osmanische Reich bzw. der Balkan. In der Mitte des 19. Jahrhunderts stellte sich fast ganz Europa die Orientfrage. Dieser Begriff lässt sich definieren als Häufung der „Probleme, die mit dem Rückzug der Türkei aus Europa zusammenhängen“.1 Voraussetzungen dafür waren: erstens der Verfall der islamischen Großmacht und zweitens der sich steigernde europäische Expansionsdrang, der aufgrund mangelnder Ausdehnungsmöglichkeiten auf dem Kontinent in Richtung Balkan abgeleitet wurde.2 In meiner Ausarbeitung befasse ich mich mit den Grundzügen der Balkanpolitik Preußens bzw. des Deutschen Reiches und der Haltung Deutschlands auf dem Berliner Kongress 1878. Dabei wird vorweg eine allgemeine Übersicht über die Geschehnisse vermittelt, die letztendlich zu diesem Ereignis führten. Nach einem Überblick über die wichtigsten Etappen und Beschlüsse in der Orientpolitik der europäischen Großmächte, werde ich versuchen Preußens Stellung in diesem System einzuordnen und mich hauptsächlich auf Bismarcks Außenpolitik nach 1871 konzentrieren. Dabei beziehe ich seine Überlegungen, Konzepte und ihre Verwirklichung mit ein. Da seine Außenpolitik von einem anderen Standpunkt ausgeht und andere Ziele verfolgt als die seiner europäischen Nachbarn, halte ich es für wichtig eine kurze Vorgeschichte einzuführen. Im Anschluss beschäftige ich mich mit der Haltung Bismarcks auf dem Berliner Kongress. Es wird vorwiegend um sein Verhalten gegenüber den anderen Teilnehmern gehen, ferner um seine Vorstellungen über Prioritäten und Ziele des Kongresses . Abschließend werde ich Bismarcks außenpolitisches Konzept bewerten und einen kurzen Ausblick über die weiteren Ereignisse geben, um an ihnen den Erfolg seiner Überlegungen zu messen.
[1 Winfried Baumgart: Vom Europäischen Konzert zum Völkerbund. Friedensschlüsse und Friedenssicherung von Wien bis Versailles, Darmstadt 1987, S. 23; 2 Vgl. Lothar Gall: Die europäischen Mächte und der Balkan In: Ralph Melville, Der Berliner Kongress von 1878. Die Politik der Großmächte und die Probleme der Modernisierung in Südosteuropas in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts, Wiesbaden 1982, S.5
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die orientalische Frage
- Untergang des Osmanischen Reiches
- Konflikte zwischen dem Osmanischen Reich und Europa im 19.Jahrhundert
- Preußens Balkanpolitik bis 1871
- Die neue Situation nach der Reichsgründung
- Bismarcks Außenpolitik
- Das Drei-Kaiser Abkommen
- Ereignisse im Jahr 1875 die Bismarcks Außenpolitik entscheidend prägten
- Der russisch-türkische Krieg
- Vorverhandlungen zum Berliner Kongress
- Der Berliner Kongress
- Die Beschlüsse des Kongresses
- Bewertung der Haltung Bismarcks auf dem Kongress nach den Protokollen
- Bismarcks Verhalten gegenüber den türkischen Delegierten
- Bismarcks Ansichten zu den Prioritäten des Kongresses
- Bismarcks Stellungnahmen und seine Unterstützung für bestimmte Anträge
- Meinungen über Bismarckss Haltung bei den Verhandlungen
- Auswirkungen des Kongresses
- Stellungnahme
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Grundzügen der Balkanpolitik Preußens und der Haltung Deutschlands auf dem Berliner Kongress 1878. Sie untersucht die wichtigsten Ereignisse, die zu diesem Kongress führten, und analysiert die Rolle Bismarcks in der europäischen Außenpolitik.
- Der Untergang des Osmanischen Reiches und die „orientalische Frage“
- Die Konflikte zwischen den europäischen Mächten auf dem Balkan
- Die Rolle Preußens und Bismarcks in der europäischen Politik
- Die Haltung Bismarcks auf dem Berliner Kongress
- Die Auswirkungen des Berliner Kongresses auf die europäische Ordnung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die „orientalische Frage“ als zentrale Problemstellung des 19. Jahrhunderts vor und erläutert die Rolle des Osmanischen Reiches in der europäischen Politik. Sie skizziert außerdem die Schwerpunkte und die Methode der Ausarbeitung.
- Die orientalische Frage: Dieses Kapitel behandelt den Untergang des Osmanischen Reiches und die damit verbundenen Konflikte zwischen den europäischen Mächten. Es erläutert die Ursachen für den Verfall des Reiches, die Rolle der europäischen Mächte im 19. Jahrhundert und die Entstehung der „orientalischen Frage“ als Ausdruck des europäischen Expansionsdrangs und der Rivalität zwischen den Großmächten.
- Preußens Balkanpolitik bis 1871: Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung der preußischen Balkanpolitik bis zur Reichsgründung. Es analysiert die Rolle Preußens im europäischen Mächtegefüge und zeigt die Herausforderungen auf, die Preußens Außenpolitik in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bewältigen musste. Dabei wird die Rolle Bismarcks und seine Orientierung an einer aktiven und pragmatischen Außenpolitik hervorgehoben.
- Der russisch-türkische Krieg: Dieses Kapitel behandelt den russischen-türkischen Krieg als unmittelbaren Vorläufer des Berliner Kongresses. Es erläutert die Vorverhandlungen zum Kongress und die politische Situation in Europa vor diesem wichtigen Ereignis.
- Der Berliner Kongress: Dieses Kapitel analysiert die wichtigsten Beschlüsse des Berliner Kongresses und beleuchtet Bismarcks Haltung während der Verhandlungen. Es untersucht sein Verhalten gegenüber den anderen Teilnehmern, seine Vorstellungen über Prioritäten und Ziele des Kongresses und seine Stellungnahmen zu bestimmten Anträgen. Außerdem werden verschiedene Meinungen über Bismarcks Rolle auf dem Kongress dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der „orientalischen Frage“, dem Untergang des Osmanischen Reiches, der Balkanpolitik Preußens, der Außenpolitik Bismarcks, dem Berliner Kongress 1878, dem Mächtegleichgewicht in Europa und der politischen Situation in Südosteuropa.
- Quote paper
- Astrid Menz (Author), 2002, Grundzüge der Balkanpolitik Preußens und die Haltung Bismarcks auf dem Berliner Kongress, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22252