In der vorliegenden Arbeit soll es um folgende Fragen gehen: Erfolgte nach den Wahlen 1983 und 1998 jeweils ein wirtschaftspolitischer Wechsel? Gab es tiefgreifende Reformen? Welche Wirtschaftspolitik haben die Regierungen Kohl bzw. Schröder betrieben und welche Ursachen gibt es dafür? Hinter der Fragestellung verbirgt sich die These, dass die Wirtschaftspolitik einer Regierung von den Koalitionspartnern, der jeweiligen innerparteilichen Verfassung, den Wählerpräferenzen und den Vetospielern im institutionellen System der BRD abhängen. Schließlich handelt es sich bei der Wirtschaftspolitik um verbindliche Entscheidungen politischer Instanzen über die Erzeugung und Verteilung begehrter Güter und Dienstleistungen. Sie besitzt daher sowohl für den Parteienwettbewerb als auch für die Wähler eine große Bedeutung. Wirtschaftspolitik ist dabei das Ergebnis eines politischen Kompromisses, der das in der pluralistischen Gesellschaft vorhandene Kräfteverhältnis widerspiegelt. Je nach Gewichtung der Ziele bestimmt sich dabei der wirtschaftspolitische Kurs. Welchem Ziel Priorität eingeräumt wird, hängt wesentlich von den gesellschaftspolitischen Grundansichten, den politischen Machtansprüchen und Wirtschaftsinteressen ab.
Wirtschaftspolitischer Wechsel oder Kontinuität ist die zu untersuchende abhängige Variable. Die bisherigen Erkenntnisse der Parteiendifferenz- und der Vetospielertheorie werden als unabhängige Variablen angenommen. Gemäß der Parteiendifferenztheorie variiert die Staatstätigkeit mit der parteipolitischen Färbung der Regierung bzw. sieht einen Zusammenhang vo n Regierungspolitik, Wählerpräferenzen sowie dem parlamentarischen und außerparlamentarischen Konstellationen. Demnach entstehen unterschiedliche Politikresultate nur, wenn die Rahmenbedingungen - ein ideologisch und organisatorisch geeintes Lager der Regierungsparteien, ein günstiges Kräfteverhältnis zu den Oppositionsparteien in Parlament und Gesellschaft sowie Gestaltungsfreiheit in den politischen Institutionen - günstig sind. Das Vetospielertheorem besagt: Je größer die Zahl der Vetospieler einer Regierung und Parlamentsmehrheit, desto wahrscheinlicher wird der Politikwandel verlangsamt. Dämpfend wirken auch große ideologische Distanz zwischen den Hauptgegnern, eine homogene Anhängerschaft der Vetospieler sowie eine kurze Amtszeit der Regierung oder eine geringe ideologische Polarisierung im Parteienwettbewerb. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Untersuchungsgegenstand
- Ausgangslage und innerparteiliche Entwicklung
- Vetospieler im institutionellen System der BRD
- Untersuchung der Instrumentenbereiche
- Geldpolitik
- Fiskalpolitik
- Beschäftigungspolitik
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Wirtschaftspolitik der Regierungen Kohl und Schröder im Vergleich, um zu beleuchten, ob es nach den Wahlen 1983 und 1998 zu wirtschaftspolitischen Wechseln kam und welche Ursachen diese Wechsel oder Kontinuität möglicherweise beeinflusst haben. Die These der Arbeit ist, dass die Wirtschaftspolitik einer Regierung von Koalitionspartnern, innerparteilichen Entwicklungen, Wählerpräferenzen und Vetospielern im institutionellen System der BRD abhängig ist.
- Wirtschaftspolitische Wechsel oder Kontinuität
- Einfluss von Koalitionspartnern und innerparteilichen Entwicklungen
- Rolle der Vetospieler im institutionellen System der BRD
- Untersuchung der Geld-, Fiskal- und Beschäftigungspolitik
- Grenzen der wirtschaftspolitischen Steuerungsfähigkeit der Bundesregierung
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird der Untersuchungsgegenstand der Arbeit definiert. Dabei geht es um die Frage, ob es nach den Wahlen 1983 und 1998 zu wirtschaftspolitischen Wechseln kam und welche Faktoren diese beeinflusst haben.
Kapitel 2 beleuchtet die Ausgangslage und die innerparteilichen Entwicklungen, die die wirtschaftspolitische Ausrichtung der Regierungen Kohl und Schröder beeinflusst haben. Hier werden die beiden wichtigsten wirtschaftspolitischen Konzepte, der Keynesianismus und das Angebotstheoretische Konzept, gegenübergestellt.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den Vetospielern im institutionellen System der BRD und deren Einfluss auf die wirtschaftspolitische Entscheidungsfindung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Wirtschaftspolitik der Regierungen Kohl und Schröder im Vergleich, wobei insbesondere die Themen Keynesianismus, Angebotstheoretisches Konzept, Koalitionspartner, innerparteiliche Entwicklung, Vetospieler, Geldpolitik, Fiskalpolitik und Beschäftigungspolitik im Vordergrund stehen. Das institutionelle System der BRD und die Grenzen der wirtschaftspolitischen Steuerungsfähigkeit der Bundesregierung werden ebenfalls beleuchtet.
- Quote paper
- Andrea Friemann (Author), 2003, Die Wirtschaftspolitik der Regierungen Kohl und Schröder im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22587