How successful has india been in achieving a role of influence in international and regional politics since the nuclear tests of 1998?


Essai, 2004

15 Pages, Note: noch keine


Extrait


Inhalt

1. Indien. Emerging Power?

2. Pokhran-II – auf Drängen der Staatengemeinschaft

3. Außenpolitik nach Pokhran-II
3.1 Einfluss als messbare Größe
3.2 Indiens Einfluss auf einzelne Staaten der Region Südasiens
3.3 Die Akzeptanz Indiens als Weltmacht
3.4 Der Status-quo Indiens

4. Schlussbetrachtung

5. Literaturverzeichnis

6. Anhang

1 Indien. Emerging Power?

„Pokhran-II tests fulfilled all objectives“[1], titelte der indische „Hindu“ am 21. Juli 2001. Der zweite Anlauf zur Entwicklung von Kernwaffen war ein voller Erfolg. “Pokhran-II nuclear tests in May 1998 were ‘completely successful’ in meeting the objectives for which they were carried out, according to Dr. R. Chidambaram, ex- chairman of the Atomic Energy Commission.”1 Aus der Perspektive des Spezialisten für „nuclear devices“, Dr. R. Chidambaram, endete mit diesen Tests nach einigen Jahrzehnten Wartezeit das Projekt „Nuklearmacht Indien“ mit einem Arsenal eigener Atomwaffen. Für die Politik – insbesondere die internationalen Beziehungen – fangen die Probleme an dieser Stelle erst an. Denn die „objectives for which they were carried out“ bedeuten für den Atomphysiker etwas ganz anderes als für den Politiker.

Um Pokhran-II zu verstehen, bedarf es nicht nur einer genauen, äußeren Betrachtung des indischen Status in der Welt. Diese Betrachtung wird uns an späterer Stelle viele aufschlussreiche Fakten zur Einschätzung Indiens innerhalb des Staatengefüges geben. Zusätzlich muss abseits dieser Fakten aber noch eine andere Ebene Beachtung finden: die Differenz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung des indischen Staates. Verkürzt betrachtet ließe sich diese Differenz wie folgt beschreiben: „Von indischer Seite hört man […] folgende Lagebeschreibung: Das Land befinde sich in einer zentralen geostrategischen Lage, zwischen zwei Ozeanen mit wichtigen Handelsrouten, in jeweils vier Flugstunden Entfernung von Südostasien, China, Zentralasien und dem Persischen Golf. Im Schnittpunkt dieser Koordinaten bilde Indien, das sich […] dank eines behutsamen Reform- und Öffnungsprozesses auf dem Wege stetigen Fortschritts befinde, ein Zentrum der Stabilität. […] Ein Gegenpol zur indischen Sicht, der im Westen verbreitet ist, ließe sich wie folgt umschreiben: Indien befindet sich geostrategisch eher in einer Randlage, sein Interessenradius wird im wesentlichen durch den indischen Subkontinent umschrieben, weltwirtschaftlich hat es sich über Jahrzehnte hinweg zunehmend marginalisiert, der gerade begonnene Reform- und Öffnungsprozess ist ins Stocken geraten, die neue Nuklearpolitik schafft weniger Sicherheit.“[2]

Der Einfluss eines Staates und auch seine Macht hat in gravierendem Ausmaß mit der Wahrnehmung desselben von außerhalb zu tun. Die äußere Einschätzung der militärischen Fähigkeiten, der politischen Legitimation und des wirtschaftlichen Potentials entscheidet darüber, ob sich ein Staat (auf friedlichem Wege) Gehör verschaffen kann. Aus diesem Grund ist die beschriebene Perzeptionsdifferenz in hohem Maße relevant für die Fragestellung dieses Essays. Ist Indien also – zugespitzt formuliert – ein kaum transparentes und zu groß geratenes

Entwicklungsland oder gebührt ihm als eine der ältesten Kulturnationen der Erde mit der zweitgrößten Bevölkerung und beachtlichen technologischen Leistungen in bestimmten Sektoren nicht vielmehr eine exponierte Stellung in der Welt - mit ständigem Sitz im Sicherheitsrat der VN?

2 Pokhran-II – auf Drängen der Staatengemeinschaft

„Westliche Kleidung, weißer Vollbart, kerniges Lächeln: Nuklear-Ingenieur Mahmood strahlte stets gesundes Selbstbewusstsein aus. Er galt ja als einer der Pioniere des pakistanischen Nuklearwaffenprogramms, das im Mai 1998 – den vorpreschenden Rivalen Indien schon nach wenigen Tagen einholend – in den Bergen von Belutschistan sechs veritable Atomversuche zu Stande brachte“, schrieb Carlos Widmann im Spiegel[3]. Vorbereitungen für Atomtestreihen gab es folglich in Indien und Pakistan lange vor dem eigentlichen Ausführungstermin (Indien hatte ja schon Jahrzehnte zuvor erste Tests durchgeführt). Pokhran-II war mitnichten eine Überraschung. Wer die indische Außenpolitik (und jene der anderen Großmächte) in den Jahren davor verfolgt hatte, konnte diesen Schritt wenigstens vorausahnen, denn es gab einige Hinweise für eine solche Entwicklung.

Seit Nehru hat es immer wieder Versuche seitens indischer Regierungen gegeben, eine nach einem festen Zeitplan ablaufende, globale, nukleare Abrüstung zu erreichen. Die Nuklearmächte weigerten sich (bis heute) beharrlich einer vollständigen „Entnuklearisierung“ zuzustimmen und betrachteten den Atomwaffensperrvertrag (NVV) als ein wichtiges Symbol für ihren internationalen Großmachtstatus. Weitere Staaten durften nur beitreten, sofern sie keine Atomwaffen besaßen. Aus indischer Sicht wurde dies zu Recht als diskriminierend angesehen. Das indische Selbstverständnis (welches auch die Gleichrangigkeit mit China beinhaltet) ließ eine Unterordnung unter andere Staaten schlicht nicht zu. Das non-alignment und das generell eher neo-realistische Verständnis des internationalen Raumes bewirkte nicht gerade eine Abschwächung der indischen Zurückhaltung. Den NVV zu unterschreiben kam so nicht in Frage. Außerdem wurde es in Indien sehr kritisch betrachtet und zu Recht als scheinheilig empfunden, dass Staaten wie Frankreich und China kurz vor Ablauf der von ihnen selbst im Comprehensive Test Ban Treaty (CTBT) mit festgelegten Frist noch eine ganze Reihe von Atomtests durchführten.

Aus diesen Enttäuschungen und der potentiellen unmittelbaren Bedrohung durch Pakistan und (eingeschränkt) China ergab sich für Indien die Rechtfertigung eines eigenen Nuklearprogramms. Die Reaktionen der internationalen Gemeinschaft fielen entsprechend massiv

aus: in den meisten westlichen Industrienationen wurde vor allem ein Wettrüsten in der Region Südasien erwartet, gepaart mit einer generellen Destabilisierung. Verantwortlich dafür sei Indien, dass auf die Kritik mit ziemlicher Gelassenheit reagierte. Eine Frage war für die westliche Welt nämlich schwer zu beantworten: Wenn sich die westliche Welt, China und Russland mit einem reichhaltigen Atomwaffenarsenal ausgestattet hatte und eine (vertraglich festgeschriebene) gemeinsame Abrüstung ablehnte, wieso durfte dann das eine Milliarde-Volk der Inder keine solche Waffe zum Selbstschutz besitzen?

Vielleicht hat bei der Entscheidung den NVV nicht zu unterzeichnen ja auch die noch aus Kolonialzeiten latente reflexhafte Skepsis westlichen Industrienationen gegenüber hereingespielt. „Es [das Gefühl moralischer Überlegenheit nach der Befreiung aus der Kolonialherrschaft, Anm. d. A.] entwickelte sich nicht nur gegenüber den ehemaligen Kolonialherren, sondern in abgeleiteter Form auch gegenüber einem diffusen Gesamtbild traditioneller westlicher Machtpolitik im allgemeinen, deren Verantwortung man die Jahrzehnte des Kalten Kriegs zuzuschreiben geneigt war.“[4] Tatsächlich reagiert Indien noch heute vorsichtig, wenn es z.B. um den internationalen Menschenrechtsschutz, die Welthandelsorganisation oder die Klimarahmenkonvention geht. Im nuklearen Bereich wollte Indien eine solche Einigung, konnte sie jedoch nicht erreichen. Man könnte also zugespitzt formulieren, dass Indien in die Rolle des gegen den CTBT[5] verstoßenden „underdogs“ gedrängt wurde und schließlich aufgrund der internationalen geringen Beachtung die Idee einer eigenen nuklearen Abschreckung umsetzen musste. Im nächsten Abschnitt werden wir behandeln, wie sehr sich dieser Entschluss auf Indiens Fähigkeit zur Einflussnahme ausgewirkt hat.

3 Außenpolitik nach Pokhran-II

Nach der Shaki 98 Campaign, also der Detonation von Sprengköpfen am 11. und 13. Mai 1998 (vor Ablauf des CTBT), folgte am 28. Mai wenig überraschend die offene Nuklearisierung Pakistans. Indien erklärte sich sogleich zum Kernwaffenstaat und „zur Weltmacht mit eigenem Anspruch auf einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen“[6]. Dieses Verhalten zeigt erneut deutlich das Verlangen Indiens, endlich auf der internationalen Bühne die als verdient erachtete größere Aufmerksamkeit zu erlangen.

[...]


[1] http://www.hindu.com/thehindu/2001/07/21/stories/0221000h.htm, 11. März 2004, 14:30

[2] vgl. Müller: Außenpolitik im Berichtsjahr, 1999, S. 113/114

[3] vgl. Der Spiegel, 46/2001, S.146

[4] vgl. Müller: Außenpolitik im Berichtsjahr, 1999, S. 114/115

[5] Indien hat den NVV nie unterzeichnet

[6] vgl. Kreft: Die US-amerikanisch-indischen Beziehungen, 2002, S. 209

Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
How successful has india been in achieving a role of influence in international and regional politics since the nuclear tests of 1998?
Université
University of Heidelberg  (Institut für Politische Wissenschaften)
Cours
Internationale Beziehungen Südasiens
Note
noch keine
Auteur
Année
2004
Pages
15
N° de catalogue
V22859
ISBN (ebook)
9783638261012
ISBN (Livre)
9783638771740
Taille d'un fichier
482 KB
Langue
allemand
Mots clés
Internationale, Beziehungen, Südasiens
Citation du texte
Christof Niemann (Auteur), 2004, How successful has india been in achieving a role of influence in international and regional politics since the nuclear tests of 1998?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22859

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