Kommunikativer Ansatz


Dossier / Travail de Séminaire, 2002

21 Pages, Note: bestanden


Extrait


Inhalt

1. Einleitung

2. Die kommunikative Methode

3. Das sprachliche System des kommunikativen Ansatzes

4. Sprachliche Handlungskompetenz
4.1 Hörverstehen und Aussprache
4.2 Grammatik
4.3 Gesprächsfähigkeit

5. Kommunikativer Unterricht
5.1 Die Rolle des Schülers
5.2 Rolle des Lehrers
5.2.1 Korrekturverhalten des Lehrers
5.3 Übungen, Materialien und Sozialformen
5.3.1 Video with no sound
5.3.2 What is it?

6. Interkulturalität

7. Kritik am kommunikativen Ansatz

Anhang

1. Einleitung

Würde man eine Umfrage zum Thema „Fremdsprachenunterricht“ machen und Fragen zur Gestaltung eines solchen Unterrichts stellen, so würden wohl die meisten darin übereinstimmen, dass das Sprechen eine große, wenn nicht sogar übergeordnete, Rolle spielt. Doch wie würden Lehrer oder Professoren auf diese Umfrage reagieren? Viele Schüler sind der Meinung das eben diese Lehrenden viel zu viel Wert auf Grammatik, Hörverstehen oder Lesekompetenz legen würden, obwohl sie, die Lerner, doch viel lieber frei sprechen lernen wollen. Ist es möglich, fließend Englisch zu sprechen ohne sich je eine Regel der englischen Grammatik angeeignet zu haben? Kann man kommunizieren, ohne entsprechend gute Kompetenzen im Hörverstehen? Welche Auffassung von Sprache liegt dem kommunikativen Ansatz zugrunde? Welche Fähigkeiten werden besonders hervorgehoben? In dieser Arbeit möchte ich versuchen, auf all diese Fragen eine Antwort zu finden.

Ob die „kommunikative Methode“ ein Schritt in die richtige Richtung ist, wird sich zeigen.

2. Die kommunikative Methode

Die kommunikative Methode (oder der kommunikative Ansatz) ist nur eine unter vielen Methoden und Ansätzen, die es den Lehrenden und den Lernern einfacher machen soll, die Fremdsprache zu vermitteln bzw. zu lernen. Viele Methoden haben einen bestimmten Schwerpunkt, mit dem sie sich beschäftigen und zu ihrem Leitziel machen. So soll zum Beispiel bei der Total Physical Response Theorie mit dem ganzen Körper gelernt werden. In einer Unterrichtsstunde eines Lehrers, der dieser Theorie anhängt, werden die Schüler sich vermutlich viel bewegen. Das Ziel der kommunikativen Methode ist zunächst, die realisierbarste, authentischste Kommunikation in den Mittelpunkt des Unterrichts zu stellen.

Piepho formulierte das Ziel der „Kommunikativen Didaktik“ einmal so:

In der Kommunikativen Didaktik geht es gerade darum, die Diskrepanz zwischen Schule und Sozialisationsrealität zu verringern, wenn nicht partiell aufzuheben, und den Englischunterricht in den Dienst einer behutsamen und systematisch verfolgten Annäherung jedes einzelnen Schülers an Begegnungs- und Kontaktmöglichkeiten mit der soziokulturellen Realität Englisch zu schaffen.“[1]

Natürlich gibt es noch zahlreiche andere Methoden (audiolingual, natural approach, situational language teaching etc.) und nicht jede hat einen Schwerpunkt, dennoch haben alle eine andere Auffassung vom sprachlichen System und von der Weise, wie dem Schüler die Fremdsprache vermittelt werden sollte.

Die kommunikative Methode ist für viele ein Ergebnis von Chomskys Transformationsgrammatik. Diese besagt, dass man mit einer begrenzten Zahl an grammatischen Regeln unendlich viele Sätze transformieren kann, die für den Hörer ganz neu sein können, aber dennoch verständlich für ihn sind. Die Verbindung zum kommunikativen Ansatz besteht nun darin, dass man mit einer begrenzten Zahl an Redemitteln, eine unendliche Fülle an Dialogen und Gesprächen entwickeln kann. Aber auch die Forschungen von Austin (1962) und später Searle (1969), die sich eingehender mit den Sprechakten (speech act theory) befassten, trugen zur Entwicklung einer neuen Theorie über die Kommunikation bei. Spätestens mit der „ pragmatischen Wende “ der siebziger Jahre wurde auch den letzten Skeptikern klar, dass die Kommunikationsfähigkeit auch in der Fremdsprache eine Rolle spielt. Grice und anderen Sprachforschern ist es zu verdanken, dass wir uns heute im klaren darüber sind, wie ein Gespräch geführt wird und welche Logik dahinter verborgen ist. Längst sind Begriffe wie Kooperationsprinzip oder Präsupposition keine Fremdwörter mehr und die Pragmatik ist, nicht nur im Bereich der Fremdsprachen, eine wichtige Wissenschaft geworden.

Das übergeordnete Leitziel der kommunikativen Methode ist die kommunikative Kompetenz. Wurde sie zur Zeit der Sprechakttheorie noch als „ Verwirklichung einzelner Sprechabsichten unter Rückgriff auf mehr oder weniger konventionelle Formeln und Sprachroutinen, sog. „Redemittel ““[2] verstanden, so änderte sich mit der Diskursanalyse (M. Foucault) das Bild der Kommunikation hin zu einem komplexen Ablauf mit bestimmten Intentionen.

Das sprachliche System ist für die Vertreter der kommunikativen Methode ein System, das hilft, Bedeutungen auszudrücken. Die primären Funktionen der Theorie sind Interaktion und Kommunikation. Dies soll im folgenden genauer betrachtet werden.

3. Das sprachliche System des kommunikativen Ansatzes

Welche Auffassung von Sprache liegt nun dem kommunikativen Ansatz zugrunde? Wie oben erwähnt, wird die Sprache als solche nicht mehr nur als ein System mit grammatischen, syntaktischen, semantischen oder ähnlichen Strukturen verstanden, sondern als kommunikatives Handeln. Sprache wird demnach unter anderem als reproduktive Fähigkeit angesehen. Wurde anfänglich diesem Teil der Methode die größte Aufmerksamkeit geschenkt, so erachten heute viele Didaktiker eher eine Verbindung mit den anderen Kompetenzen (z.B. Hör- und Leseverstehen) als sinnvoller.

Sprache ist Handeln. Diese Voraussetzung hat Konsequenzen, die gerade für Lehrende und Didaktiker wichtig sind. Vertreter der Methode fassen Sprache als Mittel zur Kommunikation und Interaktion auf und klammern teilweise sogar die Grammatik aus. Sie vertreten oft den Standpunkt, „dass die gute Bekanntschaft der Regeln und des Wortschatzes nicht notwendig“[3] sind. Viel wichtiger seien derzeit „ die Entwicklung von zusammenhängender Rede und die Strukturierung ganzer Interaktions-Sequenzen zur Erreichung eines bestimmten Ziels.“[4] Ebenfalls muss das Umfeld des sprachlichen Handelns (Kontext, Redesituation, Sprecherrollen etc.) in die Überlegungen mit einbezogen werden, gleichermaßen die Mitteilungsabsichten des Sprechers und die tatsächliche Wirkung von Äußerungen in entsprechenden Kontexten. Das sprachliche System wird also auf seine kommunikative/interagierende Funktion reduziert. Will man mit Schülern im Unterricht „richtig“ kommunizieren, so müssen die Schüler lernen, mit der Sprache zu handeln bzw. zu interagieren.

Zwar beschäftigt sich die heutige Linguistik ebenfalls mit der Sprache als ein Instrument des Handelns, dennoch unterscheiden sich die Arbeitsbereiche der Linguistik von der Fachdidaktik. „ Sobald der Linguist die Größe Satz verläßt und sich mit gedruckten Texten und zusammenhängender Rede monologischer und dialogischer Natur beschäftigt,“[5] so kommt er in arge Schwierigkeiten. Die zunehmende Komplexität durch Sprecher-Faktoren wie: Individualismus, soziale Schichtung, regional-dialektale Angehörigkeit, kulturelle Zugehörigkeit etc. macht es schwieriger, das sprachliche System zu strukturieren. Deshalb hat sich die Linguistik in den letzten Jahren mehr auf die Funktionalität der Sprache beschränkt.

Die Fachdidaktik bedarf nun der Sprachwissenschaft aufgrund ihrer genauen Methodologie zur Bestimmung von Sprachbenutzung und –wirkung, Sprachformen und –veränderungen, distanziert sich aber von ihr, wenn es um die schulische Sprachverwendung geht. Sozialpsychologische und methodische Bedingungen, die zu den dortigen Sprechtätigkeiten führen, sind Gebiete der Fachdidaktik geworden.

4. Sprachliche Handlungskompetenz

Die sprachliche Handlungskompetenz ist gleichsam die Voraussetzung zum kommunikativen Handeln. Als man begann, die Notwendigkeit dieser neuen Kompetenz zu akzeptieren, stand sie für viele nur als Auswendiglernen von bestimmten Redemitteln, die dem Sprecher helfen sollten seine Absichten klar zu machen. Heute jedoch steht sie vielmehr für den Begriff der dynamischen Interaktion. So ist das Erlernen geeigneter Sprachmittel und die Realisierung einzelner Sprechabsichten sicherlich das Grundgerüst jedweder Kommunikation, dennoch reicht sie für eine reale, erfolgreiche, kontextabhängige Kommunikation, wie sie im Fremdsprachenunterricht praktiziert werden sollte, wohl nicht aus.

Zunehmend mehr und mehr Didaktiker unterteilen zu diesem Zweck den Unterricht in zwei Phasen ein. W. Brockhaus verwendete dazu die Begriffe „Lernphase“ und „Anwendungsphase“, dem hinzufügen möchte ich noch eine dritte, die „Transferphase“. In der „Lernphase“ soll der Schüler sich die notwendigen Redemittel aneignen und lernen. Das Lernen bezieht sich aber nicht nur darauf, Wörter in bestimmter Reihenfolge zu erlernen, sondern auch Ausspracheübungen, pattern drill, Wortschatzübungen und das Erarbeiten idiomatischer Wendungen.

Dabei muß allerdings auch schon beachtet werden, dass die verwendeten Inhalte, Kontexte und Textsorten schülerorientiert ausgewählt werden, so dass man statt von Zwang zur Identifizierung eher von Motivation zur Identifizierung reden kann.[6]

Die „Übungsphasen“ sollten zwar das mehrmalige Wiederholen ermöglichen, will man doch beim Schüler erreichen, bestimmte Anwendung zu automatisieren, dennoch ist ein overlearning tunlichst zu vermeiden. Leider gibt es, was für die Lehrenden und den Lernerfolg der Lerner sehr hilfreich wäre, keine Angaben wie oft man wiederholen muss, damit sich ein entsprechender Erfolg einstellt. Zu langwidrige Übungs- oder Drillphasen erzielen nicht den gewünschten Effekt, es wird daher befürwortet, möglichst oft und regelmäßig in die „Anwendungsphase“ überzugehen. Die Anwendungsphase soll dem Schüler die Möglichkeit bieten, sein erlerntes Wissen in situationsgerechten, schülerorientierten Sprechsituationen anzuwenden und so weiter zu vertiefen.

Viel wichtiger, meiner Meinung nach, als diese Phase des Unterrichts ist die „Transferphase“. Sie hat die Aufgabe, die bisher erlernten Sprachmittel in bislang noch nicht versprachlichte Situationen einzubringen. In vielen Büchern taucht diese Phase unter anderen Namen auf, so verwendet Piepho z.B. gern den Begriff Diskurs oder problemlösendes Verfahren. Für viele ,Pragmadidaktiker’ ist die Transferphase nichts weiter als eine Art Wiederholungsphase, daher beurteilen sie diese kommunikative Kompetenz nur als „Aneignung von Sprachmitteln“. Aber die Anwendung von bestimmten Sprachmitteln ist nicht der Schwerpunkt der Transferphase, sondern vielmehr „ die inhaltlichen Aussagen, die Kommentierung, die Stellungnahme, die distanzierte Reflexion und das selbstbestimmte Rollenverhalten[7].

In den nächsten Abschnitten soll nun betrachtet werden, was Gegenstand dieser Unterrichtsphasen ist, Grammatik, Hör-, Leseverstehen, Sprechen?

[...]


[1] H.-E. Piepho: „Kommunikative Didaktik des Englischunterrichts“, S. 9

[2] Timm: „Englisch Lehren und Lernen“, S. 237

[3] http://www.professor.pl/mat/na2/na2_skar_020228_2.php

[4] Timm: „Englisch Lehren und Lernen“, S. 237

[5] H.-E. Piepho: „Kommunikative Didaktik des Englischunterrichts“, S. 53

[6] W. Pauels: „Kommunikative Fremdsprachendidaktik“, S. 57

[7] W. Pauels: „Kommunikative Fremdsprachendidaktik“, S. 58

Fin de l'extrait de 21 pages

Résumé des informations

Titre
Kommunikativer Ansatz
Université
Carl von Ossietzky University of Oldenburg  (LA GHRS)
Cours
HS: Anfangsunterricht
Note
bestanden
Auteur
Année
2002
Pages
21
N° de catalogue
V22954
ISBN (ebook)
9783638261722
Taille d'un fichier
590 KB
Langue
allemand
Mots clés
Kommunikativer, Ansatz, Anfangsunterricht
Citation du texte
Axel Adler (Auteur), 2002, Kommunikativer Ansatz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22954

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