Mobilisation und Mobilität langzeitbeatmeter Patienten im ambulanten Versorgungsbereich

Einstieg zur Versogung von Menschen mit Beatmung mit Checkliste für Ausflugsvor- und -nachbereitung


Dossier / Travail, 2013

17 Pages


Extrait


Inhalt

Vorwort

Einleitung
Einführung
Zielsetzung
Vorgehensweise

Mobilität und Mobilisation
Mobilität
Mobilisation

Heimbeatmung und Indikationen
Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)

Mobilisierungspotenziale bei Beatmung
Physische Mobilisation
Soziale Mobilisierung
Weaning

Eigene Erfahrungen

Zusammenfassung

Schlussfolgerung

Literaturverzeichnis

Anhang A

Anhang B

Einleitung

Einführung

Von vielen Menschen wird die Mobilität übersehen oder einfach als selbstverständlich angenommen. Doch ist sie in vielen Bereichen unseres Lebens existenziell, wie der Ortswahl, dem Arbeitsleben oder dem sozialen Umfeld. Sie ist für jede Situationsänderung unseres Lebens verantwortlich und erstreckt sich über alle Lebensbereiche.

Den meisten wird die eigene Mobilität erst bewusst, wenn sie sie verlieren, oder auf „weniger“ mobile Personen treffen. Doch wird nicht die eigene Mobilität geschätzt, sondern der Mangel in den Vordergrund gerückt. Viele reagieren darauf mit Ignoranz, übertriebenem Mitleid, Aggressivität oder Spot und Hohn. Dabei ist zum Beispiel ein Rollstuhlfahrer örtlich mobiler als viele Rentner, die auf Gehhilfen angewiesen sind, und ein extrovertierter Querschnittspatient sozial mobiler als ein introvertierter gesunder Mensch. Mobilität ist ein sehr breites Feld, das sich nicht verallgemeinern lässt.

Sie ist jedoch auch kein absolutes Gut. Mobilität kann sich verschlechtern, oder man kann daran arbeiten, sie zu erhalten und zu steigern. So haben Sport und Physiotherapien einen positiven Einfluss auf unser Allgemeinbefinden und unsere Flexibilität. Und auch kleinere Übungen, wie Krankengymnastik, können ähnliche Effekte hervorrufen.

Diese Beispiele zeigen, dass Mobilisierung zum Erhalt der Mobilität in unserer technisierten Welt immer weiter an Bedeutung gewinnt.

Zielsetzung

Ziel der Arbeit ist es, die Bedeutung der Mobilität und der Mobilisierung zu erörtern. Es sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, was durch Mobilisation erreicht werden kann. Aber auch die Risiken bei zu starker oder falscher Anwendung und bei Vermeidung der Mobilisierung sollen Beachtung finden.

Im Rahmen dieser Arbeit wird gezielt auf Bedürfnisse, Möglichkeiten und Risiken im Bereich der häuslichen Beatmung eingegangen. So soll für Pfleger und Angehörige mit Patienten in diesem Umfeld eine Grundlage geschaffen werden, wie man den Patienten gezielt unterstützen kann, um die Lebensqualität und das Selbstbewusstsein zu steigern und ein Stück Selbstständigkeit zurück zu geben.

Zudem sollen das Nachdenken über und das Verständnis für die Situation der Betroffenen erhöht werden. Denn ein Pflegebedürftiger ist nicht kategorisch unselbstständig und hilflos. Ein gesundes Maß an Wertschätzung, Unterstützung und Selbstverantwortlichkeit ist daher ein wichtiger Schritt zum respektvollen Umgang mit Betroffenen.

Vorgehensweise

Zu Beginn werden Mobilität und Mobilisierung allgemein beleuchtet. Ihre Bedeutung, ihre Möglichkeiten und ihre Notwendigkeiten für die Allgemeinheit werden in einem Überblick dargestellt.

Im zweiten Kapitel folgt ein Überblick über Ursachen und Herausforderungen bei Krankheitsbildern der ambulanten Beatmung von Intensivpatienten.

Im darauf folgenden Teil wird der Zusammenhang der beiden vorangegangenen Kapitel untersucht. Was kann und soll erreicht werden? Welche Voraussetzungen sind gegeben? Was ist möglich? Was ist besonders zu beachten?

Im Schlussteil werden die gewonnenen Erkenntnisse zusammengefasst und ausgewertet.

Mobilität und Mobilisation

Mobilität

Mobilität ist noch ein recht junger Begriff, der erst nach 1885 nachweisbar ist, wie Ryun Choi in der Nachforschung zu ihrer Dissertation feststellt. In Wörterbuch der Gebrüder Grimm tauchte er 1885 nicht auf. Nach einer eingeschobenen Definition, die sie als unvollständig wertet, nimmt Sie das Wort im 2. Kapitel folgender maßen auseinander. „Betrachtet man das (zusammengesetzte) Wort „Mobilität“ sprachanalytisch, beinhaltet es zwei Aspekte: Fähigkeit zur Bewegung und Bewegung an sich. “ [IRC130413]. Damit sind trotz der undeutlichen Definition des Wortes alle wichtigen Aspekte erwähnt.

Im Fachbuch Pflege Heute wird Mobilität im medizinischen Sinn wie folgt definiert:

Mobilität: Fähigkeit, sich in seiner Umgebung frei zu bewegen und die Aktivitäten des täglichen Lebens (nahezu) unabhängig auszuführen.“ [PH00S492]

Der Gegensatz dazu, die Immobilität, definiert sich: Immobilität: Unfähigkeit, sich frei zu bewegen.“ [PH00S492] und es werden gleich darauf die drei folgenden Ursachenschwerpunkte für Immobilität genannt.

Als Erster die körperlichen oder physischen Ursachen, darunter Arthrose, Osteoporose, Frakturen, Durchblutungsstörungen, Medikamenteneinflüsse, sensorische Einschränkungen, z.B. Linsentrübung oder Grauer Star, sowie Herz- und Lungenerkrankungen.

Im Anschluss werden psychische Ursachen genannt, wie Unsicherheit, Angst, Depression, Bequemlichkeit und Entmündigung von der Familie durch übertriebene Sorge.

Als letzter Ursachenschwerpunkt werden Hindernisse der Umgebung genannt, wie Stufen, hohe Kosten, oder Verschlüsse von Kleidungsstücken, die der Betroffene nicht ohne fremde Hilfe überwinden kann.

Durch diese Definition wird sehr deutlich, dass Mobilität ein Zusammenspiel vieler Faktoren darstellt, die von jedem subjektiv anders wahrgenommen werden kann. Daraus wird auch verständlich, weshalb sich anerkannt eingeschränkte Menschen subjektiv mobiler fühlen können, als ein gesunder Mensch, der beispielsweise seinen Führerschein verloren hat. Die Bewertung der Einschränkung ist anhängig von den Bedürfnissen und Ansichten des Betroffenen.

Mobilisation

Die Mobilisation bezeichnet alle Maßnahmen zum Erhalt und zur Bereitstellung der Mobilität. Da sie durch die Einbindung der Mobilität sehr stark an das Empfinden des Einzelnen gebunden ist, liegt es auch hier an der Betrachtungsweise des Betroffenen, als wie erfolgreich eine Maßnahme bewertet wird. Sie bildet den Grundbaustein für ein selbstbestimmtes und freies Leben.

Besonders aus medizinischer Sicht spielt Mobilisation eine sehr wichtige Rolle. Mit Hilfe frühzeitiger Mobilisation wird Erkrankungen, wie Thrombosen und Dekubiti, entgegengewirkt, das Krankheitsgefühl gesenkt, der Appetit angeregt und gesunder Schlaf gefördert. Eine Aktivierung der Fähigkeit zur Selbstpflege kann durch ein ausreichendes Maß an Mobilisation erreicht werden, was den zeitlichen Pflegeaufwand wiederum senkt. Auch deshalb sollte die Zeit für die Mobilisation immer mit eingeplant werden.

Im Rahmen der Mobilisation gibt es nach „Pflege Heute“ neun Grundsätze für eine gute Mobilisation zu beachten [PH00S173].

1. Bewegung planen: Wohin soll der Patient und welche Hilfestellung wird benötigt
2. Informationen geben: Notwendigkeit und Ablauf für gute Kooperation erklären
3. Eindeutige Bewegungsimpulse: Verbal anweisen und deutlich führend unterstützen
4. Ressourcen ausschöpfen: Nur so viel Hilfestellung wie unbedingt nötig geben
5. Zeit sparen: durch langfristig gewonnene Selbstständigkeit der Patienten
6. Rückenschonend arbeiten: geeignete Arbeitshöhen schaffen
7. Gezielt vorbereiten: Allgemeinzustand prüfen und Hindernisse verringern
8. Für Sicherheit sorgen: Verletzungsgefahren, wie Schmuck, beseitigen, für festen Halt sorgen und mobile Hilfsmittel mit Bremse sichern
9. Schwung hohlen: Gewicht der Gliedmaßen für die Bewegung mitnutzen

Die Abbildung 1 aus Anhang A zeigt sehr deutlich, wie sich der pflegerische Aufwand mit der Zeit abhängig von den Mobilisierungsanstrengungen der Pfleger entwickeln kann.

Im Rahmen der Mobilisierung gibt es die Möglichkeit Bewegungsübungen in die tägliche Pflege einzubauen. Sie dienen der Unterstützung physiotherapeutischen Maßnahmen, verringern den Muskelabbau des Stütz- und Bewegungsapparates und verringern sekundär Probleme, wie Kontrakturen und geistigen Abbau. Auch hier sind die ersten beiden Grundsätze neben den anderen von großer Bedeutung, da eine realistische Einschätzung der Leistungsfähigkeit von Nöten ist und der Patient über jeden Schritt informiert werden muss, der an ihm oder mit ihm durchgeführt werden soll.

Zur Unterstützung ist es auch wichtig zu beachten, an welchen Körperstellen man die unterstützenden Handlungen anwendet. So werden bei Frau Mittermayer Massen und Zwischenräume unterschieden [PB10S255]. Als Massen werden der Kopf, der Brustkorb, das Becken und die vier Extremitäten bezeichnet, da sie weniger beweglich sind und sich in der Unterstützung als Griffpunkte eignen. Die Zwischenräume sind der Hals, die Taille, Schultergelenke und die Hüftgelenke. Sie eignen sich nicht zur Führung, da sie keinen festen Halt liefern und Bewegungen blockieren können.

Bei den Bewegungsübungen wird zwischen vier Formen unterschieden, die von den Ressourcen des Patienten abhängen.

Die erste Form sind die passiven Bewegungsübungen, die sich für nicht autark bewegungsfähige Körperregionen oder Patienten eignen, aber auch für erste Mobilisationen nach langer Ruhigstellung. Bei der passiven Bewegungsübung wird keine aktive Muskelspannung vom Patienten selbst erzeugt. Die Muskelarbeit erfolgt nur durch die Bewegung des Pflegenden als Primärbewegungen ohne zusätzliche Belastung. Sie dienen vor allem dem Erhalt der Bewegungsfähigkeit und der Anregung des Kreislaufs, der Atemmuskulatur und des Gehirns. Bei dieser Form ist es zudem wichtig, das nächstliegende Gelenk zu fixieren, um unkontrollierte und ungewünschte Bewegungen auszuschließen. Durch passives Streichen und Schütteln kann auch eine Entspannung der Muskeln unterstützt werden.

Die aktive Bewegungsübung ist die zweite Form. Dies sind autonome Bewegungsabläufe ohne Unterstützung von außen. Sie dienen neben der Aktivierung von Lunge, Herz und Gehirn und dem Erhalt des Bewegungsapparates gezielt dem Aufbau von Muskulatur, der Steigerung des venösen Rückstroms und einer besseren Gewebs- und Hautdurchblutung.

Mögliche Übungen sind gezielte Bewegungen der Gliedmaßen, wie strecken, pendeln, beugen und heben, das Aufrichten aus dem Liegen, Atemübungen und selbstständige Lageveränderungen im Bett. Die Übungen können in zwei Gruppen unterteilt werden, die sich nach Muskelspannung und Muskellänge unterteilen. Isotone Übungen ändern die Länge des Muskels bei konstanter Anspannung und isometrische Übungen ändern die Anspannung des Muskels, während die Länge unverändert bleibt.

Die assistiven Bewegungsübungen bilden die Brücke zwischen den ersten beiden Bewegungsformen. Sie kombiniert die Bewegung durch die Pflegeperson mit der Eigenbemühung des Patienten bis hin zur eigenständigen aktiven Bewegung.

Die vierte und letzte Form sind die resistiven Bewegungsübungen, die der Verbesserung der Muskelspannung und Kräftigung dienen. Bei dieser Übungsform wird mit isometrischen Übungen gegen einen gedachten oder aktiven Widerstand gearbeitet. Sie belasten das Herz-Kreislauf-System nur geringfügig, eignen sich jedoch nicht für Personen mit Schlaganfall, Multipler Sklerose oder ähnlichen Krankheitsbildern mit Spastizitätsneigungen.

[...]

Fin de l'extrait de 17 pages

Résumé des informations

Titre
Mobilisation und Mobilität langzeitbeatmeter Patienten im ambulanten Versorgungsbereich
Sous-titre
Einstieg zur Versogung von Menschen mit Beatmung mit Checkliste für Ausflugsvor- und -nachbereitung
Cours
Fachweiterbildung „Pflegeexperte für außerklinische Beatmung“
Auteur
Année
2013
Pages
17
N° de catalogue
V229611
ISBN (ebook)
9783656454670
ISBN (Livre)
9783656458890
Taille d'un fichier
919 KB
Langue
allemand
Annotations
Die Hausarbeit soll Interessierten, die beatmete oder hilfebedürftige Personen im näheren Umfeld haben, oder sich für das Thema interessieren, einen Einstieg in Bedeutung und Realisierung von Mobilisationsmaßnahmen ermöglichen. Im Anhang befindet sich neben einer fundierten Grundlage zur Behandlung von Hilfebedürftigen eine Checkliste für die Planung von Ausflügen und Unternehmungen. Diese Arbeit wurde von der Dozentin Antje Ewert und der Fachbereichsleiterin Edeltraud Schult betreut und als hervorragend gelobt. Durch die Arbeit wurde die Weiterbildung mit Zertifikat erfolgreich abgeschlossen.
Mots clés
COPD, ALS, Beatmung, Mobilisation, Heimbeatmung, Intensivpflege, Therapie, Pflege, ambulant, Beatmungsgerät, Respirator, Ausflüge mit Beatmung, Checkliste, Transport beatmeter Patienten, Lungenerkrankung, Respiratorische Insuffizienz, Atemversagen, Betreuung, Versorgung, Physiotherapie
Citation du texte
Rene Bormann (Auteur), 2013, Mobilisation und Mobilität langzeitbeatmeter Patienten im ambulanten Versorgungsbereich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/229611

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Titre: Mobilisation und Mobilität langzeitbeatmeter Patienten im ambulanten Versorgungsbereich



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