Um mich dem Menschen und Poeten Valerio Magrelli sowie seinem lyrischen Werk zu nähern, halte ich es zunächst einmal für sinnvoll, einen kurzen Überblick sowohl seine Biographie als auch sein Schaffen betreffend zu geben.
Valerio Magrelli, 1957 in Rom geboren, schließt das Studium der Philosophie an der römischen Universität ab, befaßt sich jedoch bereits während dieses Studiums intensiv sowohl mit der französischen Sprache als auch mit der französischen Literatur, wobei er letztere heute an der Universität von Cassino lehrt. 1968 beginnt er selbst zu schreiben und tritt zunächst als Literaturkritiker und Übersetzer hauptsächlich französischer Autoren wie Valéry, Mallarmé, Debussy und Verlaine in Erscheinung. Sein erster Gedichtband Ora serrata retinae, der1980 bei Feltrinelli erscheint, wird mit dem Premio Mondello opera prima ausgezeichnet, für die folgende Sammlung Nature e venature, 1987 bei Mondadori veröffentlicht, wird Magrelli der Premio Viareggio verliehen. Neben seiner dichterischen Tätigkeit verfaßt er die Studie Il profilo del Dada (1990), die Anthologie Poeti francesi del Novecento (1991), die Monographie La casa del pensiero. Introduzione all´opera di Joseph Joubert (1995) und Artikel sowohl für diverse Literaturzeitschriften, beispielsweise Nuovi Argomenti oder Il Verri als auch für die Kulturseiten von Il Messaggero, L´Unita sowie Diario. Dem dritten literarischen Werk Esercizi di tiptologia, 1992 bei Mondadori verlegt und mit dem Premio Montale gewürdigt, welches sowohl Lyrik als auch Prosa enthält, folgt 1996 der bei Einaudi publizierte Sammelband Poesie e altre poesie, der die ersten drei Sammlungen vereint. 1999 erscheint bei Einaudi ein weiterer Gedichtband mit dem Titel Didascalie per la lettura di un giornale und voraussichtlich noch im September diesen Jahres ist mit einer weiteren Veröffentlichung Magrellis, ebenfalls bei Einaudi, zu rechnen: dem in Prosa verfaßten Nel condominio di carne.
Inhaltsverzeichnis
I. Valerio Magrelli-Leben und Werk im kurzen Überblick
II. Valerio Magrelli - Ora serrata retinae
II. I. Ora serrata retinae – Form und Inhalt im kurzen Überblick
II. II. Valerio Magrellis Ora serrata retinae - Poetologische Prinzipien und die Bedeutung des Schreibens
III. Fazit
IV. Literaturverzeichnis
IV. I. Internet
I. Valerio Magrelli – Leben und Werk im kurzen Überblick
Um mich dem Menschen und Poeten Valerio Magrelli sowie seinem lyrischen Werk zu nähern, halte ich es zunächst einmal für sinnvoll, einen kurzen Überblick sowohl seine Biographie als auch sein Schaffen betreffend zu geben.
Valerio Magrelli, 1957 in Rom geboren, schließt das Studium der Philosophie an der römischen Universität ab, befaßt sich jedoch bereits während dieses Studiums intensiv sowohl mit der französischen Sprache als auch mit der französischen Literatur[1], wobei er letztere heute an der Universität von Cassino lehrt.[2] 1968 beginnt er selbst zu schreiben und tritt zunächst als Literaturkritiker und Übersetzer[3] hauptsächlich französischer Autoren wie Valéry, Mallarmé, Debussy und Verlaine in Erscheinung.[4] Sein erster Gedichtband Ora serrata retinae, der1980 bei Feltrinelli erscheint, wird mit dem Premio Mondello opera prima ausgezeichnet, für die folgende Sammlung Nature e venature, 1987 bei Mondadori veröffentlicht, wird Magrelli der Premio Viareggio verliehen.[5] Neben seiner dichterischen Tätigkeit verfaßt er die Studie Il profilo del Dada (1990), die Anthologie Poeti francesi del Novecento (1991), die Monographie La casa del pensiero. Introduzione all´opera di Joseph Joubert (1995) und Artikel sowohl für diverse Literaturzeitschriften, beispielsweise Nuovi Argomenti oder Il Verri[6] als auch für die Kulturseiten von Il Messaggero, L´Unita sowie Diario.[7] Dem dritten literarischen Werk Esercizi di tiptologia, 1992 bei Mondadori verlegt und mit dem Premio Montale gewürdigt[8], welches sowohl Lyrik als auch Prosa enthält, folgt 1996 der bei Einaudi publizierte Sammelband Poesie e altre poesie, der die ersten drei Sammlungen vereint.[9]
1999 erscheint bei Einaudi ein weiterer Gedichtband mit dem Titel Didascalie per la lettura di un giornale[10] und voraussichtlich noch im September diesen Jahres ist mit einer weiteren Veröffentlichung Magrellis, ebenfalls bei Einaudi, zu rechnen: dem in Prosa verfaßten Nel condominio di carne.[11]
II. Valerio Magrelli - Ora serrata retinae
II. I. Ora serrata retinae - Form und Inhalt im kurzen Überblick
Beinahe alle Sammlungen und Gedichte Magrellis sind durch eine relativ klare Struktur[12] und einen nahezu wissenschaftlich anmutenden Gebrauch der Sprache[13], die von Giorgio Manacorda als “[...] limpido e piano, eppure alto.“ bezeichnet wird[14], gekennzeichnet; traditionell in der Lyrik verwandtes Vokabular findet sich kaum.[15] In Ora serrata retinae manifestiert sich dies auf exemplarische Weise: Die aus neunzig Texten bestehende Sammlung weist eine Gliederung in zwei symmetrische Hälften auf[16], deren Überschriften Rima palpebralis und Aequator lentis, wie auch der Titel, in lateinischer Sprache, der traditionellen Sprache der Wissenschaft, formuliert sind. Die mit Ausnahme eines Textes (G. Berkeley, Trattato sui principi della conoscenza umana, Parte prima, paragrafi 30, 31, 32)[17] unbetitelten Gedichte, die nie mehr als zweiundzwanzig Verse umfassen, bestehen jeweils aus nur einer Strophe und verzichten auf jeglichen Reim.
Wie bereits der Titel sowie die Teilüberschriften suggerieren, steht das Auge als zentrales Sinnes- bzw. Wahrnehmungsorgan im Mittelpunkt des Werkes.[18] Es fungiert “[...] als Metapher für die Sinnproduktivität des Textes, so daß der gesamte Zyklus im wesentlichen die Thematisierung des dichterischen Schaffensprozesses darstellt.“[19]: Ora serrata retinae scheint also gänzlich der Erfahrung bzw. dem Akt des lyrischen Schreibens als solchem gewidmet zu sein[20], woraus sich für mich beinahe selbstverständlich die Fragestellung sowohl nach der Bedeutung, die das lyrische Ich dem Scheiben beimißt, als auch nach den poetologischen Prinzipien Magrellis ergibt. Beide Aspekte werde ich im Folgenden anhand ausgewählter Texte aus Ora serrata retinae genauer untersuchen.
[...]
[1] M. Lentzen, Italienische Lyrik des 20. Jahrhunderts. Von den Avantgarden der ersten
Jahrzehnte zu einer “neuen Innerlichkeit“, Frankfurt a. M.,1994, 343
[2] J. McKendrick, Valerio Magrelli, publiziert im Internet unter: http://italy.poetryinternational.org/cwolk/view/20100, 1
[3] Lentzen, 1994, 344
[4] Circolo culturale Albatross. Valerio Magrelli. Biografia, publiziert im Internet unter:
http://digilander.libero.it/ccalbatross/poesia/magrelli/bio.htm, 1
[5] Lentzen, 1994, 344
[6] Lentzen, 1994, 344
[7] Circolo culturale Albatross. Valerio Magrelli. Biografia, 1
[8] Italy. Poetry international Web. Valerio Magrelli, publiziert im Internet unter: http://italy.poetryinternational.org/cwolk/view/20095, 4
[9] Circolo culturale Albatross. Valerio Magrelli. Biografia, 1
[10] Italy. Poetry international Web. Valerio Magrelli, 4
[11] Valerio Magrelli. Nel condominio del carne, publiziert im Internet unter: http://www.alice.it/forthcom/ni/ni873246.htm, 1
[12] Lentzen, 1994, 345
[13] La poesia italiana del novecento, Hg. R. Baroni / P. Cigada, Milano, 2000, 203
[14] G. Manacorda, Per la poesia. Manifesto del pensiero emotivo, Roma, 1993, 80
[15] V. Bonito, Il gelo e lo sguardo. La poesia di Cosimo Ortesa e Valerio Magrelli, Bologna, 1996, 89
[16] Lentzen, 1994, 345
[17] V. Magrelli, Ora serrata retinae, Milano, 1980, 26
[18] Lentzen, 1994, 345
[19] Lentzen, 1994, 345
[20] Manacorda, 1993, 81
- Arbeit zitieren
- Nadin Meyer (Autor:in), 2003, Ora serrata retinae - Magrellis poetologische Prinzipien und die Bedeutung des Schreibens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22979
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