Die vorliegende Studie handelt von Aussteigern. Umgeben von Meer und andalusischer Wüste, am Rande des Nationalparkes Cabo de Gata, befindet sich eine versteckte Aussteiger-Enklave. In Höhlen und Hütten leben die Bewohner in den Tag hinein, in scheinbarer Idylle und Glückseligkeit.
Doch was steckt wirklich hinter einem Aussteiger-Leben? Was sind das für Menschen, die der Gesellschaft den Rücken zukehren und ein Leben in Abgeschiedenheit und Einsamkeit führen und wo liegen die Gründe für ihren Ausstieg? Dies galt es für mich herauszufinden. Deshalb entschloss ich mich, dem Hippieparadies einen Besuch abzustatten. Insgesamt verbrachte ich einen Monat im Aussteiger-Dorf, führte teilnehmende Beobachtungen durch und ergänzte diese durch ero-epische Gespräche (Girtler, 2010).
Schon bald wurde deutlich, dass das idyllische Leben in Abgeschiedenheit und Einsamkeit ein Mythos ist. Der Ausstieg der Bewohner aus bürgerlichen Strukturen vollzog sich oftmals nicht freiwillig, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat. Viele führten schon immer ein Leben am Rande der Gesellschaft. Geprägt von Ausgrenzung und Stigmatisierung, waren sie auf der Suche nach einer neuen Identität, die sie im Aussteiger-Dorf fanden.
Jedes Jahr während der Sommersaison fallen tausende Touristen und Backpacker in die Enklave ein, Hippiewatching und Party machen steht auf ihrer to-do-Liste. Die Bewohner machen sich die Aufmerksamkeit, die ihnen durch die Besucher entgegengebracht wird, zunutze. Durch den Verkauf von Cannabis, Getränken und selbst gefertigtem Schmuck verdienen sie sich ihren Lebensunterhalt. Desweitern erfahren sie von den Besuchern die soziale Anerkennung, die ihnen zuvor verwehrt geblieben ist.
Oft kommt es aber auch zu Konflikten zwischen Aussteigern und Besuchern, die das Dorf verschmutzen und den nötigen Respekt gegenüber den alteingesessenen Bewohnern vermissen lassen. Auch das Verhältnis zu Behörden ist durch Ambivalenz geprägt. So ist die Besiedlung der Piratenbucht, in der sich die Enklave befindet, illegal. Durch ein inoffizielles System aus Komprimissen mit den Behörden gelang es den Aussteigern bisher, ihre Enklave halten zu können. Trotzdem ist die Angst vor einer bevorstehenden Räumung allgegenwärtig.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Themenwahl und Zugang
- Rezeption des Themas
- Erkenntnisinteresse
- Methodik
- Meine Rolle als Forscher
- Die unstrukturierte, teilnehmende Beobachtung
- Das Ero-epische Gespräch
- Die Protokolle
- Die Piratenbucht
- Topographie einer Insel
- Hippies und Aussteiger: Überlegungen zu einer Randkultur
- Biographien
- Harry
- Carlos
- Rick
- Breiti
- Andreas
- Anna
- Das Verhältnis zu Touristen
- Das Verhältnis zu Behörden
- Überlebensstrategien
- Die Bedeutung von Alkohol und Drogen
- Symbole und Techniken der Selbststigmatisierung
- Verwegenheit
- Provokation und Spontanität
- Askese
- Conclusio
- Ausblick
- Anhang
- Quellenverzeichnis
- Zusammenfassung
- Abstract
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit verfolgt das Ziel, das Phänomen der Aussteiger-Enklave San Pedro, einem besetzten Strand im Nationalpark Cabo de Gata in Andalusien, zu erforschen. Die Arbeit soll einen ethnographischen Einblick in die Lebenswelt und die Motivationen der Bewohner von San Pedro bieten und das Phänomen des Aussteigens aus soziologischer Perspektive beleuchten.
- Die Lebensgeschichten der Bewohner und die Gründe für ihren Ausstieg aus der Gesellschaft
- Die Herausforderungen und Möglichkeiten des Lebens in einer Aussteiger-Enklave
- Die sozialen Beziehungen zwischen den Bewohnern und das Verhältnis zu den zahlreichen Touristen
- Die Bedeutung von Alkohol und Drogen für das soziale Leben in San Pedro
- Die Techniken der Selbststigmatisierung, die die Bewohner einsetzen, um ihre beschädigte Identität aufzuwerten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Themenwahl und den Zugang zur Forschungsarbeit ein. Sie beschreibt die Entstehung des Interesses des Autors für San Pedro und die Schwierigkeiten bei der Definition der Begriffe Hippie und Aussteiger.
Das Kapitel Methodik erläutert die methodischen Vorgehensweisen der Arbeit, die auf der freien Feldforschung und dem Prinzip der Offenheit und Kommunikation basieren. Der Autor beschreibt seine Rolle als Forscher, die unstrukturierte, teilnehmende Beobachtung, das ero-epische Gespräch und die Protokollierung der Ergebnisse.
Im Kapitel Die Piratenbucht wird die Topographie und die geographische Lage von San Pedro beschrieben. Der Autor erläutert die Besonderheiten des Ortes, wie die Abgeschiedenheit, die fehlende Infrastruktur und die einzigartige Landschaft.
Das Kapitel Biographien stellt einige der Bewohner San Pedros vor. Der Autor zeichnet ein Bild ihrer Lebensgeschichten, ihrer Motivationen und ihrer Überlebensstrategien. Er beschreibt die verschiedenen Herausforderungen, denen die Bewohner in San Pedro begegnen, und die Vorteile, die sie aus ihrem Leben in der Enklave ziehen.
Das Kapitel Das Verhältnis zu Touristen befasst sich mit der ambivalenten Beziehung zwischen den Bewohnern und den zahlreichen Touristen, die San Pedro jährlich besuchen. Der Autor beschreibt die Konflikte, die sich aus dem Zusammenleben ergeben, aber auch die Vorteile, die die Bewohner durch die Touristen erfahren.
Das Kapitel Das Verhältnis zu Behörden beleuchtet die Beziehung der Bewohner zu den spanischen Behörden. Der Autor beschreibt die Gründe für die Duldung der illegalen Besiedlung von San Pedro und die wechselseitigen Vorteile, die sich für beide Seiten ergeben. Er erläutert die verschiedenen Kontrollen und Razzien, die die Behörden durchführen, und die Angst der Bewohner vor einer bevorstehenden Räumung.
Das Kapitel Überlebensstrategien befasst sich mit den verschiedenen Möglichkeiten der Bewohner, ihren Lebensunterhalt in San Pedro zu sichern. Der Autor beschreibt die verschiedenen Wirtschaftsformen, wie den Verkauf von Getränken, Snacks und Schmuck, die Gelegenheitsarbeit in den andalusischen Gewächshäusern und den Tausch von Arbeit gegen Ware.
Das Kapitel Die Bedeutung von Alkohol und Drogen beschreibt den Konsum von Alkohol und Marihuana in San Pedro. Der Autor erläutert die gesellschaftlichen Funktionen von Drogen in der Aussteiger-Enklave und die eskapistischen Funktionen, die Alkohol und Drogen für einige der Bewohner haben.
Das Kapitel Symbole und Techniken der Selbststigmatisierung beleuchtet die verschiedenen Techniken, die die Bewohner einsetzen, um ihre beschädigte Identität aufzuwerten. Der Autor beschreibt die Bedeutung von Verwegenheit, Provokation und Askese für das Selbstverständnis der Bewohner und die Konstruktion ihrer Randkultur.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Ausstieg aus der Gesellschaft, die Aussteiger-Enklave San Pedro, die Lebenswelt der Bewohner, die sozialen Beziehungen zwischen den Bewohnern und den Touristen, die Bedeutung von Alkohol und Drogen, die Techniken der Selbststigmatisierung und die Rolle der Behörden. Die Arbeit analysiert die Motivationen der Bewohner, die Herausforderungen und Möglichkeiten des Lebens in einer Aussteiger-Enklave und das Verhältnis der Bewohner zu den Touristen und den Behörden.
- Quote paper
- M.A. M. Westen (Author), 2011, Endstation Piratenbucht. Eine Ethnographie über Aussteiger in Spanien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/229968