Radtourismus ist eine relativ junge Form des Tourismus und hat sich erst in den 80er Jahren entwickelt. Mit steigendem Gesundheitsbewusstsein und einem Bewusstsein für die vom Menschen gemachten Umweltverschmutzung, nimmt die Bedeutung dieses Zweiges stetig zu. Diese spezielle Form des Tourismus verfügt in Deutschland über eine erhebliche ökonomische Bedeutung.
Fahrräder mit einem elektrisch betriebenem Motor gelten als eine große Zukunftschance für die Entwicklung des individuellen Personenverkehr und des Tourismus. Diese Fahrräder ermöglichen es, mit geringerem körperlichen Aufwand, weitere Strecken zu fahren und auch bergige Topografien entspannt zu überqueren. Obwohl die sogenannten Pedelecs bereits 1990 in Japan erfunden worden sind, nehmen die Verkaufszahlen der Elektrofahrräder erst seit ein paar Jahren in Europa exorbitant zu. Wurden im Jahre 2007 in Deutschland lediglich 70.000 Elektrofahrräder verkauft, waren es im Jahre 2011 schon 310.000 Elektrofahrräder, mit einer klar steigenden Tendenz. Elektrofahrräder haben nicht nur den Ruf besonders bequem zu sein, sondern werden in der Öffentlichkeit als wichtiger Beitrag zur Senkung des CO2 Ausstoßes beworben und könnten so zum Umweltschutz beitragen.
Für das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern nimmt der Tourismus als Wirtschaftsfaktor laut dem Wirtschaftsbericht M-V 2012 eine herausragende Bedeutung ein. Jeder dritte Urlauber benutzt in seinem Urlaub das Rad oder plant die Benutzung. Im Jahr 2012 wurde M-V zur zweit beliebteste Radreisedestination in Deutschland gewählt. Laut der Landestourismuskonzeption Mecklenburg-Vorpommern 2010 gehört der Radtourismus zu den strategischen Hauptmärkten.
Aufgrund der großen Fläche, der weiten Wege, des Windes an der Küsten und der Attraktivität für ältere Touristen, könnte das Elektrofahrrad für Mecklenburg-Vorpommern eine Chance für den Tourismus bedeuten.
Diese Arbeit versucht zu erörtern, wie vielversprechend diese Chance ist und eventuelle Handlungsempfehlungen zu entwickeln, um diese Möglichkeiten zu nutzen.
Inhaltsverzeichnis
1 Zielstellung und Methode
2 Elektrofahrräder im Fahrradtourismus
2.1 Definitionen
2.2 Typisierung von konventionellen und elektrischen Fahrrädern
2.3 Kosten von Elektrofahrrädern
3 Die Nachfrage der Fahrradtouristen
3.1 Wesentliche Merkmale von Fahrradtouristen bisher
3.2 Mögliche Nachfrageänderungen durch das Elektrofahrrad
4 Das Angebot der Tourismusdestinationen im Fahrradtourismus
4.1 Destinationen im Fahrradtourismus
4.2 Betrachtung des ursprünglichen Angebotes
4.3 Betrachtung des abgeleiteten Angebotes
4.3.1 Radwege und Beschilderung
4.3.2 Gastronomie und Unterkunft
4.3.3 Dienstleistungen
4.4 Besondere Anforderungen von Elektrofahrrädern
5 Analyse am Fallbeispiel Mecklenburg-Vorpommern
5.1 Charakteristik der Destination Mecklenburg-Vorpommern
5.2 Analysekriterien und Methodik
5.3 Das ursprünglichen Angebot und die Bedeutung für Elektrofahrräder
5.4 Das abgeleitete Angebot und die Bedeutung für Elektrofahrräder
5.4.1 Radwege und Beschilderung
5.4.2 Unterkünfte und Gastronomie
5.4.3 Dienstleistungen
6 Zusammenfassende Wertung
6.1 Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlung
6.2 Limitationen und Forschungsbedarf.
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Definition E-Fahrradtourismus
Abb. 2: Übersicht über Fahrradtypen
Abb. 3: Überblick über Anschaffungskosten von Pedelecs mit dem Testurteil „Gut“
Abb. 4: Überblick über Radfahrertypologien
Abb. 5: Hauptanforderungen an ein Radwegenetz
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Zielstellung und Methode
Radtourismus ist eine relativ junge Form des Tourismus und hat sich erst in den 80er Jahren entwickelt.[1] Mit steigendem Gesundheitsbewusstsein und einem Bewusstsein für die vom Menschen gemachten Umweltverschmutzung, nimmt die Bedeutung dieses Zweiges stetig zu. Diese spezielle Form des Tourismus verfügt in Deutschland über eine erhebliche ökonomische Bedeutung. So wird pro Jahr etwa ein Bruttoumsatz von 3,869 Mrd Euro durch Fahrradtouristen erzeugt, woraus sich insgesamt eine Wertschöpfung von ca. 1,892 Mrd Euro ergibt.[2] Hiervon profitieren vor allem das Gastronomie- und Beherbergungsgewerbe. Zählt man zu diesen direkten Umsätzen noch die Erträge der Fahrradindustrie, sowie die Erträge durch die Anreise und Abreise der Touristen etc. noch hinzu, so steigt diese Summe enorm.
Fahrräder mit einem elektrisch betriebenem Motor gelten als eine große Zukunftschance für die Entwicklung des individuellen Personenverkehr und des Tourismus. Diese Fahrräder ermöglichen es, mit geringerem körperlichen Aufwand, weitere Strecken zu fahren und auch bergige Topografien entspannt zu überqueren. Obwohl die sogenannten Pedelecs bereits 1990 injapan erfunden worden sind[3], nehmen die Verkaufszahlen der Elektrofahrräder erst seit ein paar Jahren in Europa exorbitant zu. Wurden im Jahre 2007 in Deutschland lediglich 70.000 Elektrofahrräder verkauft, waren es im Jahre 2011 schon 310.000 Elektrofahrräder, mit einer klar steigenden Tendenz.[4] Elektrofahrräder haben nicht nur den Ruf besonders bequem zu sein, sondern werden in der Öffentlichkeit als wichtiger Beitrag zur Senkung des CO2 Ausstoßes beworben und könnten so zum Umweltschutz beitragen.[5]
Für das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern nimmt der Tourismus als Wirtschaftsfaktor laut dem Wirtschaftsbericht M-V 2012 eine herausragende Bedeutung ein.[6] In diesem Flächenland spielt der Radtourismus eine wichtige Rolle und es gibt bereits 8 Radfernwege, 21 Rad-Rundwege und 8 Radregionen mit Tagestouren.[7] Jeder dritte Urlauber benutzt in seinem Urlaub das Rad oder plant die Benutzung.[8] Im Jahr 2012 wurde M-V zur zweit beliebteste Radreisedestination in Deutschland gewählt.[9] Laut der Landestourismuskonzeption Mecklenburg-Vorpommern 2010 gehört der Radtourismus zu den strategischen Hauptmärkten.[10] Mecklenburg-Vorpommern wird in besonderen Maße durch die Veränderungen des demografischen Wandels betroffen sein, denn in diesem Bundesland werden bis zumJahr 2030 voraussichtlich mehr als 35 % der Bevölkerung über 65 Jahre alt sein und damit genau in eine der wichtigsten Zielgruppen für Elektrofahrräder passen.[11] Aufgrund der großen Fläche, der weiten Wege, des Windes an der Küsten und der Attraktivität für ältere Touristen, könnte das Elektrofahrrad für Mecklenburg-Vorpommern eine Chance für den Tourismus bedeuten. Diese Arbeit versucht zu erörtern, wie vielversprechend diese Chance ist und eventuelle Handlungsempfehlungen zu entwickeln, um diese Möglichkeiten zu nutzen.
Hierzu werden zu Beginn die theoretischen Erkenntnisse zum Fahrradtourismus und Elektro- fahrrädern zusammengetragen. Es erfolgt eine Definition der verwendeten Begrifflichkeiten und eine Darstellung verschiedener Fahrradtypen. Im Anschluss daran wird versucht die fahrradtouristische Nachfrage zu skizzieren und auf Grundlage aktueller Forschungsergebnisse mögliche Nachfrageänderungen durch Elektrofahrräder darzustellen. Anschließend erfolgt eine Betrachtung der Anbieterseite des Fahrradtourismus. Unter Zuhilfenahme des Begriffs Destination werden das, für Fahrradtouristen relevante ursprüngliche Angebot dargestellt und die Erfolgsfaktoren für das davon abgeleitete touristische Angebot gesucht. Es soll untersucht werden, ob sich durch den Einsatz von Elektrofahrrädern neue Anforderungen an die Infrastruktur ergeben und ob diese angepasstwerden müssen.
Daraufhin erfolgt ein Transfer der theoretischen Erkenntnisse auf das Bundesland MecklenburgVorpommern. Einführend wird hierbei zuerst die Destination charakterisiert und sowohl die Vorgehensweise als auch die Methodik dargestellt. Anschließend werden das ursprüngliche und das abgeleitete Angebot des Bundeslandes analysiert und die Tauglichkeit für einen Tourismus mit Elektrofahrrädern überprüft.
Im abschließenden Kapitel sollen die gefundenen Ergebnisse kritisch gewertet werden und die Frage, ob Elektrofahrräder eine Chance für den Tourismus in M-V bieten, beantwortet werden. Falls gefunden, werden dort Handlungsempfehlungen ausgesprochen und Limitationen der Untersuchung aufgezeigt.
2 Elektrofahrräder im Fahrradtourismus
2.1 Definitionen
Zum allgemeinen Verständnis sollen nun zuerst die Begriffe Fahrradtourismus und Elektrofahr- rad im allgemeinen definiert werden. Auf eine Definition des konventionellen Fahrrades wird verzichtet und die für diese Arbeit relevanten unterschiedlichen Fahrradtypen werden in Abschnitt 2.2 dargestellt.
Fahrradtourismus wird in der Literatur in Radausflüge, Radurlaub und das Radfahren im Urlaub unterschieden.[12] Radausflüge und Radurlaub sind Teil des Radtourismus im engeren Sinne. Dieser ist nach Dreyer definiert, als „die Aktivitäten von Personen, die an Orte außerhalb ihrer gewohnten Umgebung reisen und bei denen das Radfahren einen wesentlichen Bestandteil der Reise darstellt“[13]. Von einem „Radurlaub“ ist nach seiner Definition hingegen die Rede, „wenn die vorübergehende Abwesenheit vom Wohnort mindestens eine Übernachtung einschließt“. Hiervon unterscheidet sich der „Radtourismus im weiteren Sinne“. Von diesem wird gesprochen, wenn das Radfahren im Urlaub lediglich eine Nebentätigkeit der Touristen darstellt. Diese Definitionen decken sich mit der Grundlagenuntersuchung „Fahrradtourismus in Deutschland“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi)[14] und der Definition der British Sustainable Transport Charity Sustrans[15].
Abzugrenzen ist der Radtourismus demnach vom Radfahren, welches lediglich als Transportmittel für alltägliche Aktivitäten eingesetzt wird. Laut Dreyer ist das Radfahren in der Freizeit am gewöhnlichen Aufenthaltsort, ohne diesen zu verlassen kein Teil des Fahrradtourismus. Diese zweite Abgrenzung wird damit konkretisiert, dass das Radfahren „vom Heimatort in den nahegelegenen Wald oder Stadtpark [...] nicht als Form des Tagestourismus zu sehen“[16] ist, da die Bedingungen für einen Ausflug nicht gegeben sein sollen. Da der Autor jedoch keine Definition für einen Ausflug liefert, ist diese Abgrenzung eher abzulehnen. Gemäß der Definition, dieses eher umgangssprachlichen Begriffes, auf Wikipedia als „eine kleine Reise, eine Fahrt, eine kleine Wanderung oder einen längeren Spaziergang“[17] kann davon ausgegangen werden, dass eine Fahrt mit dem Fahrrad in ein Naherholungsgebiet sehr wohl als Ausflug zu sehen ist. Somit ist anzunehmen, dass alle Fahrradfahrten, die nicht nur als Transportmittel für alltägliche Aktivitäten sind, sondern der Freizeitgestaltung dienen, als Radtourismus gesehen werden können. Unter Radtourismus im aller weitesten Sinne könnte darüber hinaus auch der Besuch von Radfahrevents oder das Reisen zu diesen Events verstanden werden, jedoch soll dies für diese Arbeit ausgeblendet werden.[18]
Für die bisherigen Definitionen wurde immer davon ausgegangen, dass ein konventionelles Fahrrad zum Einsatz kommt. Nun soll eine begriffliche Einführung des Elektrofahrrades unternommen werden. Im Allgemeinen ist zu sagen, dass es sich bei einem Elektrofahrrad um ein Zweioder Dreirad mit Pedalen handelt, welches einen Antrieb besitzt, der mit Strom aus einem Akku betrieben wird. Es wird zwischen Pedelecs, S-Pedelecs und E-Bikes unterschieden, welche sich wie folgt definieren lassen.
Pedelec ist die Abkürzung für Pedal Electric Cycle. Es handelt sich hierbei um Fahrräder mit einem Elektromotor, der maximal 250 Watt Leistung hat und den Fahrer bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h unterstützt.[19] Der am Vorderrad, Hinterrad oder bei den Pedalen eingebaute Elektromotor steuert seine Leistung bei diesen Elektrofahrrädern nur bei, wenn der Fahrer auch selbst in die Pedalen tritt. Die Unterstützung durch den Motor ist mehrstufig regelbar und abhängig von der Trittfrequenz des Fahrers. Diese Fahrräder sind konventionellen Fahrrädern rechtlich gleichgestellt und unterliegen somit keinen zusätzlichen Anforderungen. Im Englischsprachigem Raum werden diese Pedelecs auch als E-PAB (electric power assisted bicycle) oder E-PAC (electric power assisted cycle) bezeichnet.[20]
Leistungsstärkere Elektrofahrräder werden als S-Pedelecs bezeichnet. Die maximale Leistung des Motors liegt bei 500 Watt und die Motorunterstützung endet bei einer Geschwindigkeit von 45 km/h.[21] Bei diesen Elektrofahrrädern handelt es sich laut dem Gesetz um Kleinkrafträder, die somit der Versicherungspflicht und der Führerscheinpflicht unterliegen. Aus dieser Einstufung ergibt sich für S-Pedelecs des weiteren eine Helmpflicht.[22]
Anders als bei den bisher genannten Pedelecs und S-Pedelecs handelt es sich bei sogenannten E- Bikes um Elektrofahrräder, die auch ohne eigenes Treten durch den Fahrer gefahren werden können. Sie verfügen ebenfalls über Elektromotoren mit einer Leistung von maximal 500 Watt und beschleunigen selbstständig auf maximal 20 km/h. Höhere Geschwindigkeiten können durch zusätzliches Treten des Fahrers erreicht werden. Auch E-Bikes gelten als Kleinkrafträder und unterliegen der Führerschein-, der Helm- und der Versicherungspflicht. Aufgrund dieser Einordnung dürfen E-Bikes und S-Pedelecs als Kleinkrafträder nur auf Fahrradwegen gefahren werden, die auch für Mofas zugelassen sind und müssen ansonsten auf den öffentlichen Straßen gefahren werden.
Im weiteren Verlauf dieser Arbeit werden unter dem Begriff Elektrofahrrad nur noch Pedelecs mit einer Leistung bis 250 Watt gemeint, da E-Bikes und S-Pedelecs gemäß ihrer Definition keine Fahrräder im rechtlichen Sinne sind[23] und ihr Einsatz aufgrund der Einschränkungen auch nicht als Fahrradtourismus gewertet werden kann.
Anhand dieser Begriffsbestimmungen lässt sich nun eine neue Definition für den neu geschaffenen Bereich des E-Fahrradtourismus bilden. E-Fahrradtourismus im engeren Sinne bezeichnet dabei die Aktivitäten von Personen, die an Orte außerhalb ihrer gewohnten Umgebung reisen und bei denen das Elektrofahrradfahren einen wesentlichen Bestandteil der Reise darstellt. E- Fahrradtourismus im weiteren Sinne bezeichnet demgegenüber die Aktivitäten von Urlaubern bei denen ein Elektrofahrrad genutzt wird, ohne das dies die Hauptaktivität des Aufenthalts darstellt. Dies ist in Abbildung 1 übersichtlich dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Definition E-Fahrradtourismus
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an BMWi (2009), S. 14.
2.2 Typisierung von konventionellen und elektrischen Fahrrädern
Der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) unterscheidet Fahrräder in Kinderfahrräder, Kinderstra- ßenfahrräder,Jugendfahrräder, City- oder Stadträder, Trekking-Räder, Mountainbikes (MTB), All- terrainbike (ATB), Trekking-Cross-Fahrräder, Fitness-Bikes, Rennräder, Spezielle Fahrräder und E-Bikes.[24] Für diese Hausarbeit sollen diese anhand unterschiedlicher Kriterien kategorisiert werden.
Als erstes erfolgt eine Einteilung anhand ihrer Größe in Fahrräder für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Kinder- und Kinderstraßenfahrräder, haben eine Laufradgröße von bis zu 20 Zoll und sind damit der Körpergröße von Kindern angepasst. Kinderstraßenfahrräder verfügen über die Ausstattungsanforderungen der StVZO.Jugendfahrräder sind mit einer Größe von 20-24 Zoll kleiner als Fahrräder für Erwachsene, sind jedoch in allen im folgenden beschriebenen Varianten erhältlich. Fahrräder für Erwachsene werden hinsichtlich des hauptsächlichen Verwendungszwecks, der Ausstattung gemäß der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO), der Rahmengröße, dem Gewicht und der Bereifung voneinander unterschieden.
So sind City- oder Stadträder für den Einsatz im städtischen Alltag konstruiert. Diese Fahrräder verfügen über Schutzbleche, Gepäckträger und eine Lichtanlage. Außerdem verfügen sie über große Reifen (26-28 Zoll) mit wenig Profil, wodurch sie vor allem auf asphaltierten Wegen eingesetzt werden, da sie nur geringen Rollwiderstand besitzen. Durch den zunehmenden Einsatz von Federungen wird ein höherer Fahrtkomfort erreicht.
Als weitere Kategorien benennt der ZVI Trekking, Trekking-Cross- und ATB-Fahrräder. Die Fahrräder dieser Kategorie verfügen über alle, für den Straßenverkehr nötigen, Sicherheits- und Komfortmerkmale der City- oder Stadträder (Gepäckträger, Schutzbleche, Beleuchtung), über ebenfalls große Reifen (28 Zoll) jedoch mit einem geländegängigen Profilen und Schaltwerke (Ketten oder Nabenschaltung) mit einer hohen Anzahl von Gängen. Hierdurch eignen sie sich für touristische Ausflüge auf unterschiedlichen Untergründen und werden auch Reiseräder genannt. Da sich die Fahrräder untereinander hauptsächlich in einer leicht geänderten Rahmenform unterscheiden und der Verwendungszweck ziemlich vergleichbar ist, wird in dieser Arbeit keine Unterscheidung zwischen diesen drei Typen vorgenommen und fortan von Trekkingrädern gesprochen.
Von dieser Kategorie unterscheiden sich die Mountainbikes (MTB) durch ihre konsequente Gestaltung als Sportgerät für das Gelände. Sie verfügen über Reifen (26 Zoll) mit einem Geländeprofil, Kettenschaltungen und einem Rahmen, der eine sportliche Sitzposition ermöglicht. Diese Fahrräder verfügen über keine der StVZO entsprechende Ausstattung und sind nicht für den Straßenverkehr zugelassen.
Eine weitere Rubrik bilden die Rennräder. Diese sind ebenfalls als Sportgerät konstruiert und verfügen über einen sehr leichten, festen Rahmen und schmale Reifen mit minimalstem Profil. Durch das geringe Gewicht, von häufig unter 10 kg und einer sehr gebeugten Sitzposition, welche einen minimalen Luftwiderstand ermöglicht, können mit diesen Fahrrädern leicht hohe Geschwindigkeit erreicht werden. Rennräder eignen sich aufgrund ihrer Reifen ausschließlich für asphaltierte Straßen. Rennräder unter 11 kg benötigen gemäß der StVZO lediglich batteriebetriebene Beleuchtung für eine Straßenzulassung.
Eine Extra-Kategorie bilden die Spezial-Fahrräder. Hierbei handelt es sich um eine Sammlung von Liege- oder Sesselrädern, Tandem- oder Lastenrädern oder weiteren, die sich von den genannten Fahrrädern unterscheiden. Diese Kategorie soll aufgrund ihrer geringen Verbreitung jedoch nur genannt und nicht vertieft dargestellt werden.
Die Entwicklung von Fahrrädern mit Elektroantrieb hat nicht nur eine weitere Kategorie von Fahrrädern geschaffen, sondern einen neuen Oberbegriff. Mittlerweile sind Elektrofahrräder in allen Variationen erhältlich, was Abbildung 2 verdeutlichen soll.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Übersicht über Fahrradtypen. Quelle: Eigene Darstellung.
2.3 Kosten von Elektrofahrrädern
Ein einfacher Test auf sogenannten Preissuchmaschinen im Internet[25] zeigt die preislichen Unterschiede in der Anschaffung von Elektrofahrrädern auf den ersten Blick deutlich. Das günstigste Elektro fahr rad ist demnach das „Ruhrwerk Elektro-Cityrad 28 Zoll“, welches bereits ab 599 Euro erhältlich ist. Dem gegenüber ist das günstigste 28 Zoll Cityrad ohne Elektroantrieb „VCM Eclypse Voyager“ in der Anschaffung 420 Euro günstiger und kostet nur 179 Euro. Dieser Vergleich ist jedoch weder inhaltlich noch methodisch einwandfrei. Auch wenn beide Fahrräder über Räder, Pedale, Sattel, Lenker etc. verfügen, so werden doch völlig andere Anforderungen an diese Produkte gestellt. Aus diesem Grund soll nun versucht werden, einen Überblick über den Markt der Elektrofahrräder zu geben und die zusätzlichen Kosten, die für den Betrieb dieser Fahrräder anfallen zu identifizieren.
Die Stiftung Warentest[26] hat zusammen mit dem ADAC imjahr 2011 insgesamt 13 Elektrofahrräder im Hinblick auf Fahrverhalten, Motor, Handhabung, sowie Sicherheit und Haltbarkeit getestet. Bei diesem Test fiel, das zu Beginn genannte, zurzeit günstigste Elektrofahrrad, mit dem Testurteil Mangelhaft durch.Jedoch bietet die Liste der getesteten Fahrräder einen guten Anhaltspunkt um einen kleinen Überblick über die Anschaffungspreise von Elektrofahrrädern zu bekommen. Abbildung 3 zeigt die Elektrofahrräder mit den Testurteilen „Gut“ sowie deren Bauart und die Preise im Dezember 2012.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Überblick über Anschaffungskosten von Pedelecs mit dem Testurteil „Gut“ Quelle: Eigene Darstellung.
Für „gute“ Elektrofahrräder müssen demnach zwischen 1.600 und 2.300 Euro veranschlagt werden. Zu diesen Anschaffungskosten kommen dann die Kosten für den Strom hinzu. Der Stromverbrauch eines Elektrofahrrades ist erheblich von äußeren Einflüssen abhängig. Hier spielen neben der Steigung auf der Strecke, auch der Wind, das Gewicht des Fahrers, die Temperatur und nicht zuletzt die Tretleistung eine erhebliche Rolle. Der Stromverbrauch eines Elektrofahrrad schwankt deshalb zwischen 0,5 und 2 KWh pro 100 km.[27] Legt man einen durchschnittlichen Strompreis von 24,34 Cent pro KWh[28] zugrunde, erhält man Kosten von 0,12 — 0,49 Euro pro 100 km. Einen viel erheblicheren Teil der Kosten für den Betrieb eines Elektrofahrrades dürfte jedoch durch den jeweiligen Akku entstehen. Der Akku des Kreidler Vitality Elite ist laut Hersteller mit einer Kapazität von 288 Wh angegeben und hat eine Garantie über 2 Jahre oder für 500 Ladezyklen[29]. Es ist eine Fahrtreichweite von 40.000 km angegeben, die jedoch nicht garantiert wird. Demnach wird im schlechtesten Fall nur für eine Kapazität von 144.000 Wh garantiert.[30] Bei dem angenommenen Verbrauch ergibt dies eine garantierte Reichweite von lediglich 7.200 km[31] bis zu den maximal versprochenen 40.000 km. Impliziert man aus der gegebenen Garantie, dass nach dieser Distanz ein neuer Akku gekauft werden muss, ergeben sich Abschreibungskosten von maximal 9,03 Euro, mindestens jedoch 1,63 Euro auf 100 km, da ein Ersatzakku ca. 650 Euro kostet[32]. Somit liegen die kalkulatorischen Zusatzkosten (ohne Reparaturen) für die Fahrt von 100 km mit einem Elektrofahrrad bei mindestens 1,75 Euro und bis zu 9,52 Euro im Vergleich zu einem konventionellen Fahrrad.[33] Selbstverständlich muss ein Akku nicht zwingend getauscht werden, weil nicht mehr die volle Kapazität gegeben ist.Jedoch deuten die Nutzungsempfehlungen der Hersteller (nicht unter 0°C lagern; keiner starken Sonnenstrahlung aussetzen; nur mit dem originalen Ladegerät laden)[34] und des ADFC[35] darauf hin, dass die aktuell verwendeten Batterien noch sehr empfindlich sein könnten. Vor allem für Verleihstationen von Elektrofahrrä- dern dürften diese Werte relevant sein, wenn man davon ausgeht, dass diese ihren Kunden immer vollständig Funktionsfähige Akkus anbieten wollen.
Dies lässt sich an den Preisen von Elektrofahrrädern an Verleihstationen ablesen, denn diese geben die höheren Anschaffungs- und Betriebskosten an die Kunden weiter. So kostet bei einer kleinen Stichprobe ein Elektrofahrrad im Vergleich mit einem konventionellen Fahrrad durchschnittlich 12,20 Euro mehr Miete pro Tag.[36]
Für diese Arbeit sollen die nicht-monetären Kosten durch Umweltverschmutzung und Ressourcenverbrauch nicht betrachtet werden. Diese lassen sich methodisch nicht einwandfrei und allgemeingültig feststellen, da sie neben der Quelle des eingesetzten Stroms ganz erheblich von der Haltbarkeit, der Art und der Produktionsweise der Batterien abhängig ist.[37] Es muss jedoch eindeutig festgehalten werden, dass Elektrofahrräder nicht prinzipiell so nachhaltig oder umweltfreundlich sind, wie sie in der Öffentlichkeit dargestellt werden. Ein konventionelles Fahrrad ist sowohl in der Produktion, als auch in der Nutzung und der Entsorgung günstiger und umweltfreundlicher.
3 Die Nachfrage der Fahrradtouristen
3.1 Wesentliche Merkmale von Fahrradtouristen bisher
Die Grundlagenuntersuchung zum Fahrradtourismus in Deutschland, hat umfassende Marktforschungsstudien ausgewertet um die Fahrradtouristen zu kategorisieren.[38] Es hat sich gezeigt, dass Fahrradtouristen eine sehr heterogene Gruppe sind, die sich nicht einfach segmentieren lassen. Es erfolgt nun eine differenzierte Betrachtung von Tagesreisen mit Fahrradnutzung und dem sogenannten Radurlaub.
Tagesreisen mit Fahrradnutzung werden von allen Altersgruppen, bis zu den über 75Jährigen relativ gleichmäßig verteilt betrieben. Betrachtet man die Haushaltsstruktur der Tagesreisenden verteilen sich die Personen auf Paare ohne Kinder (42%), Mehrpersonenhaushalte (21%), Singles (19%) und Familien mit Kindern (18%). Unter Betrachtung des Einkommen fällt auf, dass Radtouristen in der Gruppe der Spitzenverdiener mit einem Einkommen von über 3000 Euro deutlich stärker repräsentiert sind, als unter den Tagestouristen ohne Fahrräder. Dies führt jedoch nicht zwangsweise zu höheren Gesamtausgaben während der Reise. Tatsächlich liegen diese Ausgaben sogar im Schnitt 45% unter denen der anderen Tagestouristen.[39]
[...]
[1] Vgl. Dreyer (2012a), S. 5.
[2] Vgl. BMWi (2009), S. 29ff.
[3] Vgl. Parker (2011), S. 1f.
[4] Vgl. ZIV (2012a), S. 63.
[5] Vgl. z.B.: Parker (2011); ETRA (2010).
[6] Vgl. Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern (2012), S. 68f.
[7] Vgl. Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern (2012a).
[8] Vgl. Bretschneider (2004), S. 17.
[9] Vgl. ADFC (2012a), S. 32.
[10] Vgl. Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern (2004), S. 38.
[11] Vgl. Scholz et al. (2008), S. 21f.
[12] Vgl. Dreyer (2012a), S. 4.
[13] Dreyer (2012a), S. 5.
[14] Vgl. BMWi (2009), S. 14.
[15] Vgl. Sustrans (1999), S. 1f.
[16] Vgl. Dreyer (2012a), S. 3.
[17] de.wikipedia.org/wiki/Ausflug
[18] Vgl. Lamont (2009), S. 62ff.
[19] Dies Begrenzung ergibt sich aus Artikel 1 (1) h) der europäischen Richtlinie 2002/24/EG.
[20] Vgl. z.B. Parker (2004) und .
[21] Vgl. ADFC (2012b).
[22] In der genannten Quelle ADFC (2012a) wird erklärt, dass für Elektrofahrräder keine Helmpflicht besteht. In der Drucksache 17/9110 vom 26.03.2012 des deutschen Bundestages wird jedoch auf die Fragen 29 und 39 erklärt, dass für E-Bikes und S-Pedelecs eine Helmpflicht besteht.
[23] Auch das Europäische Parlament hat am 21.11.2012 beschlossen, dass nur Pedelecs als Fahrräder zu sehen sind. Vgl. BIKE europe (2012).
[24] Vgl. ZVI (2012).
[25] Es wurde auf www.idealo.de,www.billiger.de,www.guenstiger.de und www.google.de/shopping gesucht.
[26] Vgl. Stiftung Warentest (2011), S. 70 — 97.
[27] Vgl. Oehler (2009), S.11f.
[28] Anhang 04: Verivox-Verbraucherpreisindex Strom 2011.
[29] Ein Ladezyklus entspricht dem vollen aufladen des Akku.
[30] 500x288Wh = 144.000 Wh.
[31] 144 kWh / 2 kWh = 72 ; 72x100 km = 7.200 km.
[32] Preis für den neuen Akku aus e-bike-test.org (2012), geteilt durch die Reichweite.
[33] (650 Euro pro Akku / 40.000 km Reichweite) * 100 + 0,12 Euro Stromverbrauch = 1,75 Euro je 100 km (650 Euro pro Akku / 7.200 km Reichweite) * 100 + 0,49 Euro Stromverbrauch = 9,52 Euro je 100km.
[34] Vgl. Oehler (2009), S.12 und Stiftung Warentest (2011), S. 71.
[35] Vgl. ADFC (2012c).
[36] Siehe Anhang 05: Preisvergleich Mietpreise von Elektrofahrrädern und konventionellen Fahrräder beim Fahrradverleih (1 Tag)
[37] Vgl. Schlagintweit (2012).
[38] Vgl. BMWi (2009), S. 39ff.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Ziel dieser Arbeit über Elektrofahrräder im Fahrradtourismus?
Das Ziel ist zu untersuchen, ob Elektrofahrräder eine Chance für den Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern darstellen und Handlungsempfehlungen zu entwickeln, um diese Möglichkeiten zu nutzen. Die Arbeit analysiert die Nachfrage und das Angebot im Fahrradtourismus, insbesondere im Hinblick auf Elektrofahrräder.
Wie wird Fahrradtourismus definiert?
Fahrradtourismus wird in Radausflüge, Radurlaub und das Radfahren im Urlaub unterschieden. Radtourismus im engeren Sinne umfasst die Aktivitäten von Personen, die an Orte außerhalb ihrer gewohnten Umgebung reisen und bei denen das Radfahren einen wesentlichen Bestandteil der Reise darstellt. Radurlaub beinhaltet mindestens eine Übernachtung.
Was sind die Unterschiede zwischen Pedelecs, S-Pedelecs und E-Bikes?
Pedelecs haben einen Elektromotor mit maximal 250 Watt, der den Fahrer bis zu 25 km/h unterstützt und nur bei Pedalbetätigung arbeitet. S-Pedelecs haben eine höhere Leistung (500 Watt) und unterstützen bis zu 45 km/h. E-Bikes können auch ohne Pedalbetätigung fahren und erreichen maximal 20 km/h. Rechtlich gelten E-Bikes und S-Pedelecs als Kleinkrafträder.
Welche Fahrradtypen werden unterschieden?
Es gibt verschiedene Typen wie Kinderfahrräder, Jugendfahrräder, Cityräder, Trekkingräder, Mountainbikes, Rennräder und Spezialfahrräder. Elektrofahrräder sind in vielen dieser Kategorien verfügbar.
Welche Kosten sind mit dem Betrieb von Elektrofahrrädern verbunden?
Neben den höheren Anschaffungskosten fallen zusätzliche Kosten für Strom und den Akku an. Der Stromverbrauch variiert je nach Bedingungen, und der Akku muss möglicherweise nach einer bestimmten Anzahl von Ladezyklen oder Kilometern ausgetauscht werden, was zu Abschreibungskosten führt. Der Akku Austausch kann bis zu 650 Euro kosten.
Was sind die wesentlichen Merkmale von Fahrradtouristen?
Fahrradtouristen sind eine heterogene Gruppe, die sich nicht einfach segmentieren lässt. Tagesreisen mit Fahrradnutzung werden von allen Altersgruppen betrieben. Radurlauber sind oft Paare ohne Kinder oder Mehrpersonenhaushalte. Spitzenverdiener sind überproportional vertreten.
Welche Bedeutung hat der Tourismus für Mecklenburg-Vorpommern?
Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Mecklenburg-Vorpommern. Radtourismus spielt eine bedeutende Rolle, und das Bundesland ist eine beliebte Radreisedestination. Aufgrund des demografischen Wandels und der älter werdenden Bevölkerung könnte das Elektrofahrrad für Mecklenburg-Vorpommern eine Chance für den Tourismus bedeuten.
Welche Anforderungen stellt der Einsatz von Elektrofahrrädern an die Infrastruktur?
Es wird untersucht, ob durch den Einsatz von Elektrofahrrädern neue Anforderungen an die Infrastruktur ergeben und ob diese angepasstwerden müssen. Dies umfasst Radwege, Beschilderung, Gastronomie, Unterkünfte und Dienstleistungen.
- Quote paper
- Stefan Goletzke (Author), 2013, Elektrofahrräder - Chancen für den Tourismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230001