Elektrofahrräder - Chancen für den Tourismus

Am Beispiel von Mecklenburg-Vorpommern


Dossier / Travail de Séminaire, 2013

44 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Zielstellung und Methode

2 Elektrofahrräder im Fahrradtourismus
2.1 Definitionen
2.2 Typisierung von konventionellen und elektrischen Fahrrädern
2.3 Kosten von Elektrofahrrädern

3 Die Nachfrage der Fahrradtouristen
3.1 Wesentliche Merkmale von Fahrradtouristen bisher
3.2 Mögliche Nachfrageänderungen durch das Elektrofahrrad

4 Das Angebot der Tourismusdestinationen im Fahrradtourismus
4.1 Destinationen im Fahrradtourismus
4.2 Betrachtung des ursprünglichen Angebotes
4.3 Betrachtung des abgeleiteten Angebotes
4.3.1 Radwege und Beschilderung
4.3.2 Gastronomie und Unterkunft
4.3.3 Dienstleistungen
4.4 Besondere Anforderungen von Elektrofahrrädern

5 Analyse am Fallbeispiel Mecklenburg-Vorpommern
5.1 Charakteristik der Destination Mecklenburg-Vorpommern
5.2 Analysekriterien und Methodik
5.3 Das ursprünglichen Angebot und die Bedeutung für Elektrofahrräder
5.4 Das abgeleitete Angebot und die Bedeutung für Elektrofahrräder
5.4.1 Radwege und Beschilderung
5.4.2 Unterkünfte und Gastronomie
5.4.3 Dienstleistungen

6 Zusammenfassende Wertung
6.1 Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlung
6.2 Limitationen und Forschungsbedarf.

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Definition E-Fahrradtourismus

Abb. 2: Übersicht über Fahrradtypen

Abb. 3: Überblick über Anschaffungskosten von Pedelecs mit dem Testurteil „Gut“

Abb. 4: Überblick über Radfahrertypologien

Abb. 5: Hauptanforderungen an ein Radwegenetz

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Zielstellung und Methode

Radtourismus ist eine relativ junge Form des Tourismus und hat sich erst in den 80er Jahren ent­wickelt.[1] Mit steigendem Gesundheitsbewusstsein und einem Bewusstsein für die vom Menschen gemachten Umweltverschmutzung, nimmt die Bedeutung dieses Zweiges stetig zu. Diese speziel­le Form des Tourismus verfügt in Deutschland über eine erhebliche ökonomische Bedeutung. So wird pro Jahr etwa ein Bruttoumsatz von 3,869 Mrd Euro durch Fahrradtouristen erzeugt, wo­raus sich insgesamt eine Wertschöpfung von ca. 1,892 Mrd Euro ergibt.[2] Hiervon profitieren vor allem das Gastronomie- und Beherbergungsgewerbe. Zählt man zu diesen direkten Umsätzen noch die Erträge der Fahrradindustrie, sowie die Erträge durch die Anreise und Abreise der Tou­risten etc. noch hinzu, so steigt diese Summe enorm.

Fahrräder mit einem elektrisch betriebenem Motor gelten als eine große Zukunftschance für die Entwicklung des individuellen Personenverkehr und des Tourismus. Diese Fahrräder ermöglichen es, mit geringerem körperlichen Aufwand, weitere Strecken zu fahren und auch bergige Topo­grafien entspannt zu überqueren. Obwohl die sogenannten Pedelecs bereits 1990 injapan erfun­den worden sind[3], nehmen die Verkaufszahlen der Elektrofahrräder erst seit ein paar Jahren in Europa exorbitant zu. Wurden im Jahre 2007 in Deutschland lediglich 70.000 Elektrofahrräder verkauft, waren es im Jahre 2011 schon 310.000 Elektrofahrräder, mit einer klar steigenden Ten­denz.[4] Elektrofahrräder haben nicht nur den Ruf besonders bequem zu sein, sondern werden in der Öffentlichkeit als wichtiger Beitrag zur Senkung des CO2 Ausstoßes beworben und könnten so zum Umweltschutz beitragen.[5]

Für das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern nimmt der Tourismus als Wirtschaftsfaktor laut dem Wirtschaftsbericht M-V 2012 eine herausragende Bedeutung ein.[6] In diesem Flächenland spielt der Radtourismus eine wichtige Rolle und es gibt bereits 8 Radfernwege, 21 Rad-Rundwege und 8 Radregionen mit Tagestouren.[7] Jeder dritte Urlauber benutzt in seinem Urlaub das Rad oder plant die Benutzung.[8] Im Jahr 2012 wurde M-V zur zweit beliebteste Radreisedestination in Deutschland gewählt.[9] Laut der Landestourismuskonzeption Mecklenburg-Vorpommern 2010 gehört der Radtourismus zu den strategischen Hauptmärkten.[10] Mecklenburg-Vorpommern wird in besonderen Maße durch die Veränderungen des demografischen Wandels betroffen sein, denn in diesem Bundesland werden bis zumJahr 2030 voraussichtlich mehr als 35 % der Bevölkerung über 65 Jahre alt sein und damit genau in eine der wichtigsten Zielgruppen für Elektrofahrräder passen.[11] Aufgrund der großen Fläche, der weiten Wege, des Windes an der Küsten und der At­traktivität für ältere Touristen, könnte das Elektrofahrrad für Mecklenburg-Vorpommern eine Chance für den Tourismus bedeuten. Diese Arbeit versucht zu erörtern, wie vielversprechend diese Chance ist und eventuelle Handlungsempfehlungen zu entwickeln, um diese Möglichkeiten zu nutzen.

Hierzu werden zu Beginn die theoretischen Erkenntnisse zum Fahrradtourismus und Elektro- fahrrädern zusammengetragen. Es erfolgt eine Definition der verwendeten Begrifflichkeiten und eine Darstellung verschiedener Fahrradtypen. Im Anschluss daran wird versucht die fahrradtou­ristische Nachfrage zu skizzieren und auf Grundlage aktueller Forschungsergebnisse mögliche Nachfrageänderungen durch Elektrofahrräder darzustellen. Anschließend erfolgt eine Betrach­tung der Anbieterseite des Fahrradtourismus. Unter Zuhilfenahme des Begriffs Destination wer­den das, für Fahrradtouristen relevante ursprüngliche Angebot dargestellt und die Erfolgsfakto­ren für das davon abgeleitete touristische Angebot gesucht. Es soll untersucht werden, ob sich durch den Einsatz von Elektrofahrrädern neue Anforderungen an die Infrastruktur ergeben und ob diese angepasstwerden müssen.

Daraufhin erfolgt ein Transfer der theoretischen Erkenntnisse auf das Bundesland Mecklenburg­Vorpommern. Einführend wird hierbei zuerst die Destination charakterisiert und sowohl die Vor­gehensweise als auch die Methodik dargestellt. Anschließend werden das ursprüngliche und das abgeleitete Angebot des Bundeslandes analysiert und die Tauglichkeit für einen Tourismus mit Elektrofahrrädern überprüft.

Im abschließenden Kapitel sollen die gefundenen Ergebnisse kritisch gewertet werden und die Frage, ob Elektrofahrräder eine Chance für den Tourismus in M-V bieten, beantwortet werden. Falls gefunden, werden dort Handlungsempfehlungen ausgesprochen und Limitationen der Un­tersuchung aufgezeigt.

2 Elektrofahrräder im Fahrradtourismus

2.1 Definitionen

Zum allgemeinen Verständnis sollen nun zuerst die Begriffe Fahrradtourismus und Elektrofahr- rad im allgemeinen definiert werden. Auf eine Definition des konventionellen Fahrrades wird verzichtet und die für diese Arbeit relevanten unterschiedlichen Fahrradtypen werden in Ab­schnitt 2.2 dargestellt.

Fahrradtourismus wird in der Literatur in Radausflüge, Radurlaub und das Radfahren im Urlaub unterschieden.[12] Radausflüge und Radurlaub sind Teil des Radtourismus im engeren Sinne. Dieser ist nach Dreyer definiert, als „die Aktivitäten von Personen, die an Orte außerhalb ihrer gewohn­ten Umgebung reisen und bei denen das Radfahren einen wesentlichen Bestandteil der Reise dar­stellt“[13]. Von einem „Radurlaub“ ist nach seiner Definition hingegen die Rede, „wenn die vor­übergehende Abwesenheit vom Wohnort mindestens eine Übernachtung einschließt“. Hiervon unterscheidet sich der „Radtourismus im weiteren Sinne“. Von diesem wird gesprochen, wenn das Radfahren im Urlaub lediglich eine Nebentätigkeit der Touristen darstellt. Diese Definitionen decken sich mit der Grundlagenuntersuchung „Fahrradtourismus in Deutschland“ des Bundes­ministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi)[14] und der Definition der British Sustaina­ble Transport Charity Sustrans[15].

Abzugrenzen ist der Radtourismus demnach vom Radfahren, welches lediglich als Transportmit­tel für alltägliche Aktivitäten eingesetzt wird. Laut Dreyer ist das Radfahren in der Freizeit am ge­wöhnlichen Aufenthaltsort, ohne diesen zu verlassen kein Teil des Fahrradtourismus. Diese zwei­te Abgrenzung wird damit konkretisiert, dass das Radfahren „vom Heimatort in den nahegelege­nen Wald oder Stadtpark [...] nicht als Form des Tagestourismus zu sehen“[16] ist, da die Bedin­gungen für einen Ausflug nicht gegeben sein sollen. Da der Autor jedoch keine Definition für einen Ausflug liefert, ist diese Abgrenzung eher abzulehnen. Gemäß der Definition, dieses eher umgangssprachlichen Begriffes, auf Wikipedia als „eine kleine Reise, eine Fahrt, eine kleine Wan­derung oder einen längeren Spaziergang“[17] kann davon ausgegangen werden, dass eine Fahrt mit dem Fahrrad in ein Naherholungsgebiet sehr wohl als Ausflug zu sehen ist. Somit ist anzuneh­men, dass alle Fahrradfahrten, die nicht nur als Transportmittel für alltägliche Aktivitäten sind, sondern der Freizeitgestaltung dienen, als Radtourismus gesehen werden können. Unter Radtou­rismus im aller weitesten Sinne könnte darüber hinaus auch der Besuch von Radfahrevents oder das Reisen zu diesen Events verstanden werden, jedoch soll dies für diese Arbeit ausgeblendet werden.[18]

Für die bisherigen Definitionen wurde immer davon ausgegangen, dass ein konventionelles Fahr­rad zum Einsatz kommt. Nun soll eine begriffliche Einführung des Elektrofahrrades unternom­men werden. Im Allgemeinen ist zu sagen, dass es sich bei einem Elektrofahrrad um ein Zwei­oder Dreirad mit Pedalen handelt, welches einen Antrieb besitzt, der mit Strom aus einem Akku betrieben wird. Es wird zwischen Pedelecs, S-Pedelecs und E-Bikes unterschieden, welche sich wie folgt definieren lassen.

Pedelec ist die Abkürzung für Pedal Electric Cycle. Es handelt sich hierbei um Fahrräder mit ei­nem Elektromotor, der maximal 250 Watt Leistung hat und den Fahrer bis zu einer Geschwindig­keit von 25 km/h unterstützt.[19] Der am Vorderrad, Hinterrad oder bei den Pedalen eingebaute Elektromotor steuert seine Leistung bei diesen Elektrofahrrädern nur bei, wenn der Fahrer auch selbst in die Pedalen tritt. Die Unterstützung durch den Motor ist mehrstufig regelbar und abhän­gig von der Trittfrequenz des Fahrers. Diese Fahrräder sind konventionellen Fahrrädern rechtlich gleichgestellt und unterliegen somit keinen zusätzlichen Anforderungen. Im Englischsprachigem Raum werden diese Pedelecs auch als E-PAB (electric power assisted bicycle) oder E-PAC (elec­tric power assisted cycle) bezeichnet.[20]

Leistungsstärkere Elektrofahrräder werden als S-Pedelecs bezeichnet. Die maximale Leistung des Motors liegt bei 500 Watt und die Motorunterstützung endet bei einer Geschwindigkeit von 45 km/h.[21] Bei diesen Elektrofahrrädern handelt es sich laut dem Gesetz um Kleinkrafträder, die so­mit der Versicherungspflicht und der Führerscheinpflicht unterliegen. Aus dieser Einstufung er­gibt sich für S-Pedelecs des weiteren eine Helmpflicht.[22]

Anders als bei den bisher genannten Pedelecs und S-Pedelecs handelt es sich bei sogenannten E- Bikes um Elektrofahrräder, die auch ohne eigenes Treten durch den Fahrer gefahren werden kön­nen. Sie verfügen ebenfalls über Elektromotoren mit einer Leistung von maximal 500 Watt und beschleunigen selbstständig auf maximal 20 km/h. Höhere Geschwindigkeiten können durch zu­sätzliches Treten des Fahrers erreicht werden. Auch E-Bikes gelten als Kleinkrafträder und unter­liegen der Führerschein-, der Helm- und der Versicherungspflicht. Aufgrund dieser Einordnung dürfen E-Bikes und S-Pedelecs als Kleinkrafträder nur auf Fahrradwegen gefahren werden, die auch für Mofas zugelassen sind und müssen ansonsten auf den öffentlichen Straßen gefahren werden.

Im weiteren Verlauf dieser Arbeit werden unter dem Begriff Elektrofahrrad nur noch Pedelecs mit einer Leistung bis 250 Watt gemeint, da E-Bikes und S-Pedelecs gemäß ihrer Definition keine Fahrräder im rechtlichen Sinne sind[23] und ihr Einsatz aufgrund der Einschränkungen auch nicht als Fahrradtourismus gewertet werden kann.

Anhand dieser Begriffsbestimmungen lässt sich nun eine neue Definition für den neu geschaffe­nen Bereich des E-Fahrradtourismus bilden. E-Fahrradtourismus im engeren Sinne bezeichnet dabei die Aktivitäten von Personen, die an Orte außerhalb ihrer gewohnten Umgebung reisen und bei denen das Elektrofahrradfahren einen wesentlichen Bestandteil der Reise darstellt. E- Fahrradtourismus im weiteren Sinne bezeichnet demgegenüber die Aktivitäten von Urlaubern bei denen ein Elektrofahrrad genutzt wird, ohne das dies die Hauptaktivität des Aufenthalts darstellt. Dies ist in Abbildung 1 übersichtlich dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Definition E-Fahrradtourismus

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an BMWi (2009), S. 14.

2.2 Typisierung von konventionellen und elektrischen Fahrrädern

Der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) unterscheidet Fahrräder in Kinderfahrräder, Kinderstra- ßenfahrräder,Jugendfahrräder, City- oder Stadträder, Trekking-Räder, Mountainbikes (MTB), All- terrainbike (ATB), Trekking-Cross-Fahrräder, Fitness-Bikes, Rennräder, Spezielle Fahrräder und E-Bikes.[24] Für diese Hausarbeit sollen diese anhand unterschiedlicher Kriterien kategorisiert wer­den.

Als erstes erfolgt eine Einteilung anhand ihrer Größe in Fahrräder für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Kinder- und Kinderstraßenfahrräder, haben eine Laufradgröße von bis zu 20 Zoll und sind damit der Körpergröße von Kindern angepasst. Kinderstraßenfahrräder verfügen über die Ausstattungsanforderungen der StVZO.Jugendfahrräder sind mit einer Größe von 20-24 Zoll kleiner als Fahrräder für Erwachsene, sind jedoch in allen im folgenden beschriebenen Varianten erhältlich. Fahrräder für Erwachsene werden hinsichtlich des hauptsächlichen Verwendungs­zwecks, der Ausstattung gemäß der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO), der Rah­mengröße, dem Gewicht und der Bereifung voneinander unterschieden.

So sind City- oder Stadträder für den Einsatz im städtischen Alltag konstruiert. Diese Fahrräder verfügen über Schutzbleche, Gepäckträger und eine Lichtanlage. Außerdem verfügen sie über große Reifen (26-28 Zoll) mit wenig Profil, wodurch sie vor allem auf asphaltierten Wegen einge­setzt werden, da sie nur geringen Rollwiderstand besitzen. Durch den zunehmenden Einsatz von Federungen wird ein höherer Fahrtkomfort erreicht.

Als weitere Kategorien benennt der ZVI Trekking, Trekking-Cross- und ATB-Fahrräder. Die Fahrräder dieser Kategorie verfügen über alle, für den Straßenverkehr nötigen, Sicherheits- und Komfortmerkmale der City- oder Stadträder (Gepäckträger, Schutzbleche, Beleuchtung), über ebenfalls große Reifen (28 Zoll) jedoch mit einem geländegängigen Profilen und Schaltwerke (Ketten oder Nabenschaltung) mit einer hohen Anzahl von Gängen. Hierdurch eignen sie sich für touristische Ausflüge auf unterschiedlichen Untergründen und werden auch Reiseräder ge­nannt. Da sich die Fahrräder untereinander hauptsächlich in einer leicht geänderten Rahmenform unterscheiden und der Verwendungszweck ziemlich vergleichbar ist, wird in dieser Arbeit keine Unterscheidung zwischen diesen drei Typen vorgenommen und fortan von Trekkingrädern ge­sprochen.

Von dieser Kategorie unterscheiden sich die Mountainbikes (MTB) durch ihre konsequente Ge­staltung als Sportgerät für das Gelände. Sie verfügen über Reifen (26 Zoll) mit einem Gelände­profil, Kettenschaltungen und einem Rahmen, der eine sportliche Sitzposition ermöglicht. Diese Fahrräder verfügen über keine der StVZO entsprechende Ausstattung und sind nicht für den Straßenverkehr zugelassen.

Eine weitere Rubrik bilden die Rennräder. Diese sind ebenfalls als Sportgerät konstruiert und verfügen über einen sehr leichten, festen Rahmen und schmale Reifen mit minimalstem Profil. Durch das geringe Gewicht, von häufig unter 10 kg und einer sehr gebeugten Sitzposition, wel­che einen minimalen Luftwiderstand ermöglicht, können mit diesen Fahrrädern leicht hohe Ge­schwindigkeit erreicht werden. Rennräder eignen sich aufgrund ihrer Reifen ausschließlich für as­phaltierte Straßen. Rennräder unter 11 kg benötigen gemäß der StVZO lediglich batteriebetriebe­ne Beleuchtung für eine Straßenzulassung.

Eine Extra-Kategorie bilden die Spezial-Fahrräder. Hierbei handelt es sich um eine Sammlung von Liege- oder Sesselrädern, Tandem- oder Lastenrädern oder weiteren, die sich von den ge­nannten Fahrrädern unterscheiden. Diese Kategorie soll aufgrund ihrer geringen Verbreitung je­doch nur genannt und nicht vertieft dargestellt werden.

Die Entwicklung von Fahrrädern mit Elektroantrieb hat nicht nur eine weitere Kategorie von Fahrrädern geschaffen, sondern einen neuen Oberbegriff. Mittlerweile sind Elektrofahrräder in allen Variationen erhältlich, was Abbildung 2 verdeutlichen soll.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Übersicht über Fahrradtypen. Quelle: Eigene Darstellung.

2.3 Kosten von Elektrofahrrädern

Ein einfacher Test auf sogenannten Preissuchmaschinen im Internet[25] zeigt die preislichen Unter­schiede in der Anschaffung von Elektrofahrrädern auf den ersten Blick deutlich. Das günstigste Elektro fahr rad ist demnach das „Ruhrwerk Elektro-Cityrad 28 Zoll“, welches bereits ab 599 Euro erhältlich ist. Dem gegenüber ist das günstigste 28 Zoll Cityrad ohne Elektroantrieb „VCM Eclypse Voyager“ in der Anschaffung 420 Euro günstiger und kostet nur 179 Euro. Dieser Ver­gleich ist jedoch weder inhaltlich noch methodisch einwandfrei. Auch wenn beide Fahrräder über Räder, Pedale, Sattel, Lenker etc. verfügen, so werden doch völlig andere Anforderungen an diese Produkte gestellt. Aus diesem Grund soll nun versucht werden, einen Überblick über den Markt der Elektrofahrräder zu geben und die zusätzlichen Kosten, die für den Betrieb dieser Fahrräder anfallen zu identifizieren.

Die Stiftung Warentest[26] hat zusammen mit dem ADAC imjahr 2011 insgesamt 13 Elektrofahr­räder im Hinblick auf Fahrverhalten, Motor, Handhabung, sowie Sicherheit und Haltbarkeit ge­testet. Bei diesem Test fiel, das zu Beginn genannte, zurzeit günstigste Elektrofahrrad, mit dem Testurteil Mangelhaft durch.Jedoch bietet die Liste der getesteten Fahrräder einen guten Anhalts­punkt um einen kleinen Überblick über die Anschaffungspreise von Elektrofahrrädern zu be­kommen. Abbildung 3 zeigt die Elektrofahrräder mit den Testurteilen „Gut“ sowie deren Bauart und die Preise im Dezember 2012.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Überblick über Anschaffungskosten von Pedelecs mit dem Testurteil „Gut“ Quelle: Eigene Darstellung.

Für „gute“ Elektrofahrräder müssen demnach zwischen 1.600 und 2.300 Euro veranschlagt wer­den. Zu diesen Anschaffungskosten kommen dann die Kosten für den Strom hinzu. Der Strom­verbrauch eines Elektrofahrrades ist erheblich von äußeren Einflüssen abhängig. Hier spielen ne­ben der Steigung auf der Strecke, auch der Wind, das Gewicht des Fahrers, die Temperatur und nicht zuletzt die Tretleistung eine erhebliche Rolle. Der Stromverbrauch eines Elektrofahrrad schwankt deshalb zwischen 0,5 und 2 KWh pro 100 km.[27] Legt man einen durchschnittlichen Strompreis von 24,34 Cent pro KWh[28] zugrunde, erhält man Kosten von 0,12 — 0,49 Euro pro 100 km. Einen viel erheblicheren Teil der Kosten für den Betrieb eines Elektrofahrrades dürfte jedoch durch den jeweiligen Akku entstehen. Der Akku des Kreidler Vitality Elite ist laut Herstel­ler mit einer Kapazität von 288 Wh angegeben und hat eine Garantie über 2 Jahre oder für 500 Ladezyklen[29]. Es ist eine Fahrtreichweite von 40.000 km angegeben, die jedoch nicht garantiert wird. Demnach wird im schlechtesten Fall nur für eine Kapazität von 144.000 Wh garantiert.[30] Bei dem angenommenen Verbrauch ergibt dies eine garantierte Reichweite von lediglich 7.200 km[31] bis zu den maximal versprochenen 40.000 km. Impliziert man aus der gegebenen Garantie, dass nach dieser Distanz ein neuer Akku gekauft werden muss, ergeben sich Abschreibungskos­ten von maximal 9,03 Euro, mindestens jedoch 1,63 Euro auf 100 km, da ein Ersatzakku ca. 650 Euro kostet[32]. Somit liegen die kalkulatorischen Zusatzkosten (ohne Reparaturen) für die Fahrt von 100 km mit einem Elektrofahrrad bei mindestens 1,75 Euro und bis zu 9,52 Euro im Ver­gleich zu einem konventionellen Fahrrad.[33] Selbstverständlich muss ein Akku nicht zwingend ge­tauscht werden, weil nicht mehr die volle Kapazität gegeben ist.Jedoch deuten die Nutzungsemp­fehlungen der Hersteller (nicht unter 0°C lagern; keiner starken Sonnenstrahlung aussetzen; nur mit dem originalen Ladegerät laden)[34] und des ADFC[35] darauf hin, dass die aktuell verwendeten Batterien noch sehr empfindlich sein könnten. Vor allem für Verleihstationen von Elektrofahrrä- dern dürften diese Werte relevant sein, wenn man davon ausgeht, dass diese ihren Kunden immer vollständig Funktionsfähige Akkus anbieten wollen.

Dies lässt sich an den Preisen von Elektrofahrrädern an Verleihstationen ablesen, denn diese ge­ben die höheren Anschaffungs- und Betriebskosten an die Kunden weiter. So kostet bei einer kleinen Stichprobe ein Elektrofahrrad im Vergleich mit einem konventionellen Fahrrad durch­schnittlich 12,20 Euro mehr Miete pro Tag.[36]

Für diese Arbeit sollen die nicht-monetären Kosten durch Umweltverschmutzung und Ressour­cenverbrauch nicht betrachtet werden. Diese lassen sich methodisch nicht einwandfrei und allge­meingültig feststellen, da sie neben der Quelle des eingesetzten Stroms ganz erheblich von der Haltbarkeit, der Art und der Produktionsweise der Batterien abhängig ist.[37] Es muss jedoch ein­deutig festgehalten werden, dass Elektrofahrräder nicht prinzipiell so nachhaltig oder umwelt­freundlich sind, wie sie in der Öffentlichkeit dargestellt werden. Ein konventionelles Fahrrad ist sowohl in der Produktion, als auch in der Nutzung und der Entsorgung günstiger und umwelt­freundlicher.

3 Die Nachfrage der Fahrradtouristen

3.1 Wesentliche Merkmale von Fahrradtouristen bisher

Die Grundlagenuntersuchung zum Fahrradtourismus in Deutschland, hat umfassende Marktfor­schungsstudien ausgewertet um die Fahrradtouristen zu kategorisieren.[38] Es hat sich gezeigt, dass Fahrradtouristen eine sehr heterogene Gruppe sind, die sich nicht einfach segmentieren lassen. Es erfolgt nun eine differenzierte Betrachtung von Tagesreisen mit Fahrradnutzung und dem so­genannten Radurlaub.

Tagesreisen mit Fahrradnutzung werden von allen Altersgruppen, bis zu den über 75Jährigen re­lativ gleichmäßig verteilt betrieben. Betrachtet man die Haushaltsstruktur der Tagesreisenden ver­teilen sich die Personen auf Paare ohne Kinder (42%), Mehrpersonenhaushalte (21%), Singles (19%) und Familien mit Kindern (18%). Unter Betrachtung des Einkommen fällt auf, dass Rad­touristen in der Gruppe der Spitzenverdiener mit einem Einkommen von über 3000 Euro deut­lich stärker repräsentiert sind, als unter den Tagestouristen ohne Fahrräder. Dies führt jedoch nicht zwangsweise zu höheren Gesamtausgaben während der Reise. Tatsächlich liegen diese Aus­gaben sogar im Schnitt 45% unter denen der anderen Tagestouristen.[39]

[...]


[1] Vgl. Dreyer (2012a), S. 5.

[2] Vgl. BMWi (2009), S. 29ff.

[3] Vgl. Parker (2011), S. 1f.

[4] Vgl. ZIV (2012a), S. 63.

[5] Vgl. z.B.: Parker (2011); ETRA (2010).

[6] Vgl. Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern (2012), S. 68f.

[7] Vgl. Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern (2012a).

[8] Vgl. Bretschneider (2004), S. 17.

[9] Vgl. ADFC (2012a), S. 32.

[10] Vgl. Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern (2004), S. 38.

[11] Vgl. Scholz et al. (2008), S. 21f.

[12] Vgl. Dreyer (2012a), S. 4.

[13] Dreyer (2012a), S. 5.

[14] Vgl. BMWi (2009), S. 14.

[15] Vgl. Sustrans (1999), S. 1f.

[16] Vgl. Dreyer (2012a), S. 3.

[17] de.wikipedia.org/wiki/Ausflug

[18] Vgl. Lamont (2009), S. 62ff.

[19] Dies Begrenzung ergibt sich aus Artikel 1 (1) h) der europäischen Richtlinie 2002/24/EG.

[20] Vgl. z.B. Parker (2004) und .

[21] Vgl. ADFC (2012b).

[22] In der genannten Quelle ADFC (2012a) wird erklärt, dass für Elektrofahrräder keine Helmpflicht besteht. In der Drucksache 17/9110 vom 26.03.2012 des deutschen Bundestages wird jedoch auf die Fragen 29 und 39 erklärt, dass für E-Bikes und S-Pedelecs eine Helmpflicht besteht.

[23] Auch das Europäische Parlament hat am 21.11.2012 beschlossen, dass nur Pedelecs als Fahrräder zu sehen sind. Vgl. BIKE europe (2012).

[24] Vgl. ZVI (2012).

[25] Es wurde auf www.idealo.de,www.billiger.de,www.guenstiger.de und www.google.de/shopping gesucht.

[26] Vgl. Stiftung Warentest (2011), S. 70 — 97.

[27] Vgl. Oehler (2009), S.11f.

[28] Anhang 04: Verivox-Verbraucherpreisindex Strom 2011.

[29] Ein Ladezyklus entspricht dem vollen aufladen des Akku.

[30] 500x288Wh = 144.000 Wh.

[31] 144 kWh / 2 kWh = 72 ; 72x100 km = 7.200 km.

[32] Preis für den neuen Akku aus e-bike-test.org (2012), geteilt durch die Reichweite.

[33] (650 Euro pro Akku / 40.000 km Reichweite) * 100 + 0,12 Euro Stromverbrauch = 1,75 Euro je 100 km (650 Euro pro Akku / 7.200 km Reichweite) * 100 + 0,49 Euro Stromverbrauch = 9,52 Euro je 100km.

[34] Vgl. Oehler (2009), S.12 und Stiftung Warentest (2011), S. 71.

[35] Vgl. ADFC (2012c).

[36] Siehe Anhang 05: Preisvergleich Mietpreise von Elektrofahrrädern und konventionellen Fahrräder beim Fahrradverleih (1 Tag)

[37] Vgl. Schlagintweit (2012).

[38] Vgl. BMWi (2009), S. 39ff.

[39] Vgl. BMWi (2009), S. 46ff.

Fin de l'extrait de 44 pages

Résumé des informations

Titre
Elektrofahrräder - Chancen für den Tourismus
Sous-titre
Am Beispiel von Mecklenburg-Vorpommern
Université
University of Rostock  (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät)
Note
1,3
Auteur
Année
2013
Pages
44
N° de catalogue
V230001
ISBN (ebook)
9783656457855
Taille d'un fichier
2412 KB
Langue
allemand
Mots clés
Elektrofahrrad, Pedelec, S-Pedelec, E-Bike, Tourismus, Fahrradtourismus, Radtourismus, Radausflug, Mecklenburg, Mecklenburg-Vorpommern, ADFC, Elektrofahrräder, Tourismusdestination, Mecklenburgische Seenplatte, Ostseeküste, Radfernwege, Radwege
Citation du texte
Stefan Goletzke (Auteur), 2013, Elektrofahrräder - Chancen für den Tourismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230001

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