In dieser Arbeit geht es um betriebliche Gesundheitsförderung und ganz konkret umd das Bochumer Modell "Haltung in Bewegung" mit der Ruhrkohle Bergbau AG aus den 1990er Jahren.
Inhaltsverzeichnis
1. Betriebliche Gesundheitsförderung
2. „Haltung in Bewegung“
2.1 Entstehung
2.2 Inhalt
2.3 Umsetzung
2.3.1 Fakten
2.3.2 Stufenmodell
2.4 Ergebnisse
2.4.1 Kritik
2.4.2 Kosten/Nutzen
2.4.3 Einordnung
3. Auswertung Gruppenarbeit
4. Quellenverzeichnis
1. Betriebliche Gesundheitsförderung
„Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) umfasst alle gemeinsamen Maßnahmen von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Gesellschaft zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz.“ (Wikipedia Internet-Enzyklopädie - Betriebliche Gesundheitsförderung, 06.12.2011) Unter betrieblicher Gesundheitsförderung versteht man Arbeitsbedingungen zu schaffen, unter denen Menschen nicht nur gesund bleiben, sondern auch ihre Persönlichkeit und ihre Fähigkeiten weiterentwickeln können. Neben der Verbesserung der Arbeitsorganisation und der Arbeitsbedingungen bedeutet dies außerdem
„Förderung einer aktiven Mitarbeiterbeteiligung sowie die Stärkung persönlicher Kompetenzen“ (Wikipedia Internet-Enzyklopädie - Betriebliche Gesundheitsförderung, 06.12.2011). Die Vorteile der BGF liegen vor allem in den meist geschlossenen Adressatengruppen (Beschäftigte im Betrieb) und in der „erhöht[en] […] Chance der Beteiligung an Gesundheitsprogrammen, da es in den Betrieben bereits etablierte Kommunikationskanäle gibt“. Nach Naidoo/Wills (2003) sind die Bereiche, in denen die BGF greift, sehr vielfältig: Erste Hilfe und medizinische Behandlung, Unfallschutz, Überwachung von Gesundheits- und Infektionsgefahren, aber auch Aufklärung und Beratung zu gesünderen Lebensweisen, Verfahren und Regelungen zur Schaffung gesünderer Arbeitsbedingungen genauso wie Bereitstellung von Diensten. Auf mehreren Ebenen werden Handlungsstrategien für Mensch, Organisation und Arbeit genutzt, die im Gegensatz zu Prävention nicht Krankheit vermeiden, sondern Gesundheitsressourcen aufbauen sollen (vgl. auch Gesundheitsförderung und Salutogenese/Aaron Antonovsky). „Ein Grund zur Förderung von Gesundheit am Arbeitsplatz ist der Schutz der Beschäftigten vor Schädigungen ihrer Gesundheit, die durch bestimmte berufliche Tätigkeiten hervorgerufen werden können. Ein anderer Aspekt ist das allgemeine Arbeitsumfeld mit seinen Auswirkungen auf die Gesundheit.“ (vgl. Wikipedia Internet-Enzyklopädie - Betriebliche Gesundheitsförderung; Gesundheitsförderung, beides 06.12.2011)
2. „Haltung in Bewegung“
„Die Wirbelsäule und die daran gebundene Muskulatur sind das zentrale Stütz- und Bewegungsorgan des Körpers“. Durch die Sozialisation und den technologischen Fortschritt nimmt die körperliche Beanspruchung zunehmend ab und vermindert die muskuläre Leistungsfähigkeit. Kommen zu einem unzureichenden Trainingszustand noch der Umgang mit hohen Lasten und extreme Gelenkbewegungen, kann es zu Überbeanspruchungen und in der Folge zu Schädigungen kommen. (Ritter/Winkelmann, 2004, S.53)
Das Bochumer Modell „Haltung in Bewegung“ wurzelt in zwei Projekten: zunächst begann man von 1994-1996 mit Wirbelsäulenprävention im Steinkohlenbergbau mit Auszubildenden der Ruhrkohle AG (Förderung: RAG Aktiengesellschaft, Bergbauberufsgenossenschaft und Bundesknappschaft). Von 1997-2002 verknüpfte man die gesammelten Erfahrungen mit dem Konzept der Gesundheitsbildung, diesmal mit Mitarbeitern deren Beschwerden fast schon chronisch waren. (Institut für Qualitätssicherung und -entwicklung in der Gesundheitsbildung (IQG), 2009, S.1)
2.1 Entstehung
Die Ausgangssituation in der Ruhrkohle Bergbau AG zu Beginn bzw. Mitte der 1990er Jahre war so, dass über ein Viertel aller Arbeitsunfähigkeitstage durch Dorsopathien verursacht wurden, also durch Krankheiten von Knochen, Gelenken, Bindegewebe, Muskeln oder Nerven des Rückens.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1&2: eigene Darstellung (vgl. Ritter/Winkelmann, 2004, S. 52)
Diese Entwicklung war zu diesem Zeitpunkt branchenübergreifend in ganz Deutschland zu beobachten. Aus diesen Daten ergab sich die Überlegung, dass zunehmende Dorsopathien gleichzeitig zunehmende Belastungen für Sozialversicherungsträger (Krankenkassen, Berufsgenossenschaften, Rentenversicherungen), Betroffene und Arbeitgeber bedeuten. (vgl. Ritter/Winkelman, 2004, S.52) So werden die Kosten verursacht durch Rückenschmerzen in Industrienationen auf ca. 1% des Bruttosozialproduktes geschätzt. In Deutschland waren das 2003 etwa 10,6 Mrd. €, der Ausfall an Bruttowertschöpfung lag sogar bei ungefähr 16,53 Mrd. € (Lühmann/Zimolong, 2006, S.3).
Zu Beginn des 1. Projekts hatten 69% der untersuchten (teilnehmenden) Auszubildenden bereits Erfahrungen mit Rückenschmerzen, bei 23% wurde sogar ein kernspintomographisch ermittelter, auffälliger Befund der Bandscheibe diagnostiziert. Da es in der Fehlzeitenstatistik einen ersten Häufigkeitsgipfel bei den jüngsten Mitarbeitern gab, entschied man sich 1994 für ein Modelvorhaben mit den Auszubildenden. Das Projekt beinhaltete neben Kraft- und Koordinationstraining, Maßnahmen zur Analyse, Bewusstmachung und Modifikation des individuellen Verhaltens beim Heben und Tragen. Bereits bei diesem ersten Program konnten nachhaltige Ergebnisse erzielt werden, v.a. motorische Verhaltensänderungen und physiologische Verbesserungen (Muskel- und Kraftzuwachs) sowie dauerhaft positiv beeinflusstes Bewegungsverhalten mit Lasten und Haltungsbewusstsein. Es wurden jedoch auch Erfahrungswerte gesammelt, die noch verbessert werden mussten. So war dieses Projekt rein trainingswissenschaftlich orientiert und Entstehungsbedingungen von Dorsopathien wurden nicht berücksichtigt. Das Programm war eindimensional auf physiologisch-funktionelle „Funktionsfähigkeit“ ausgerichtet. (vgl. IQG, 2009)
Die Kriterien für die Teilnehmer des zweiten Projekts waren langfristige Ausfallzeiten auf Grund von Dorsopathien (in 12 Monaten 1x länger als 6 Wochen oder in 36 Monaten 3x länger als 2 Wochen). Die Gruppe hatte zudem teils erhebliche Einschränkungen im Heben und Bewegen von Lasten. Aus den Erfahrungen mit der Gruppe der Auszubildenden heraus erweiterte man die reine „Funktionsfähigkeit“ durch „Leistungsfähigkeit“ und „Gestaltungsfähigkeit“, was dem Konzept der Gesundheitsbildung entspricht. Dessen Leitsatz ist „ GeWeBe: Ge sundheitsbildung soll erreicht werden durch W ahrnehmungs e ntwicklung und Be wegungserfahrung“ (IQG, 07.12.2011). Erarbeitet werden sollen dabei dauerhafte Lösungsansätze. Es geht um mehr als nur die reine Bekämpfung oder Vermeidung von Risikofaktoren: die gesundheitlichen Ressourcen und deren Stärkung stehen im Vordergrund. (vgl. IQG, 2009, S.2 ff)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.3: Gesundheitserziehung/Gesundheitsbildung (Beckers et. Al., 1992, S.11 und 2006, S.88 von http://www.iqg-online.de/gesundheitsbildung_GeWeBe.php 07.12.2011)
2.2 Inhalt
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.4: Haltungsmodell (Ritter / Winkelman, 2004, S.55)
Das Haltungsmodell ist die Grundlage des Bochumer Modells. Demnach wird „individuelle (gesunde) Haltung über drei Ebenen sowohl positiv als auch negativ beeinflusst und umgekehrt aktiv reguliert: durch funktionell-körperliche Bedingungen (z.B. muskuläre Dysbalancen), durch persönliche Einstellungen (Gefühle, Selbstbewusstsein) und Erfahrungen im Umgang mit sich und dem sozialen Umfeld und durch das Arbeitsumfeld betreffende und alltägliche Lebensbedingungen.“ Die Maßnahmen von „Haltung in Bewegung“ haben das Ziel, auf allen drei Ebenen zu wirken, v.a. aber auf der Alltags- und Arbeitsebene. (Ritter / Winkelman, 2004, S.55 f)
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- Quote paper
- Anonymous,, 2012, Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz. Das Bochumer Modell "Haltung in Bewegung", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230183
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