Ohne den Titel des Gemäldes zu kennen, erkennt der Betrachter ein Drama, das sich unmittelbar vor seinen Augen ereignet. Sein Blick verweilt nur sehr kurz im Hintergrund links auf der hell erleuchteten Stelle des Himmels und gleitet diagonal am Blitz entlang in den Vordergrund, wo er eine Frau sieht, die zu einem scheinbar toten Mann läuft. Alles was hinter dem Paar im Vordergrund passiert, ist von einem enormen Tempo ergriffen. Es ist eine merkwürdige Unruhe, die nicht pathetisch wirkt. Weder die Tageszeit noch das Zeitalter, kann man ohne weitere Interpretation erkennen. Was man aber sehr wohl erkennen kann, ist eine menschliche Tragödie, die sich vor dem Hintergrund eines gewaltigen Gewitters abspielt.
„Das Gewitter mit Pyramus und Thisbe“ um welches es sich bei diesem Bild handelt ist eines der berühmtesten Bilder von Nicolas Poussin (1594 – 1665). 1651 malte Poussin das Bild für einen seiner Mäzene Casiano dal Pozzo, heute hat das 193 x 274cm große Gemälde, was gleichzeitig die größte Landschaft Poussins ist, seinen Platz im Städel in Frankfurt am Main.
In der Forschung gibt es viele unterschiedliche Interpretationsansätze für dieses Bild, alle sind sich jedoch darüber einig, dass Poussin eine bemerkenswerte Verbindung von drei Themen gelungen ist. Es ist eine narrative Verbindung von einer mythologischen Erzählung, der idealen Landschaft und einem sehr genau beobachteten Gewitter.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Das Gewitter
- Bildbeschreibung
- Der Modus
- Das Gewässer als ruhender Mittelpunkt des Bildes
- Die Kausalität
- Das Wetter ist das Strafgericht für die unvernünftigen Kinder
- Thisbe: die tragische Heldin
- Poussins Landschaften
- Doppelsinn der Fortuna als Unglück und Gewittersturm
- Die Landschaft
- Poussins Kunstanschauungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Nicolas Poussins Gemälde "Das Gewitter mit Pyramus und Thisbe". Ziel ist es, die verschiedenen Interpretationen des Bildes zu beleuchten und Poussins Verbindung von mythologischer Erzählung, idealer Landschaft und detailgetreuer Gewitterdarstellung zu analysieren. Die Arbeit konzentriert sich auf die ikonographischen Besonderheiten des Gemäldes und deren Bedeutung im Kontext der Kunst Poussins und seiner Zeit.
- Die ikonographische Besonderheit des Gewitters in Poussins Darstellung des Pyramus-und-Thisbe-Mythos
- Die Symbolik der Landschaft und deren Rolle in der Gesamtkomposition
- Die Interpretation des Gewitters als Metapher für menschliche Leidenschaften und Naturgewalten
- Die Analyse der Figurenkomposition und deren Bedeutung für die narrative Struktur
- Die Einordnung des Gemäldes in den Kontext von Poussins künstlerischem Schaffen und der Kunst des 17. Jahrhunderts
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung: Die Einführung beschreibt die unmittelbare Wirkung des Gemäldes auf den Betrachter und stellt die zentrale Frage nach Poussins Verbindung von mythologischer Erzählung, Landschaft und Gewitter dar. Sie hebt die Bedeutung des Bildes in Poussins Gesamtwerk hervor und verweist auf die vielfältigen Interpretationsansätze in der Forschung, die sich jedoch alle auf die gelungene Verbindung dieser drei Elemente einigen. Das Gemälde "Das Gewitter mit Pyramus und Thisbe", eines der größten Landschaftsbilder Poussins, ist 1651 für den Mäzen Cassiano dal Pozzo entstanden und befindet sich heute im Städel Museum in Frankfurt am Main.
Das Gewitter: Dieses Kapitel beleuchtet den ungewöhnlichen Aspekt des Gewitters in Poussins Interpretation des Pyramus-und-Thisbe-Mythos im Vergleich zu anderen Darstellungen, die meist eine stille Mondnacht zeigen. Es wird spekuliert, dass Poussin sich von Théophile de Viaus Stück "Les amours de Pyrame et de Thisbé" oder von Plinius' Beschreibungen inspirierten, die jedoch nur überliefert, nicht aber visuell erhalten sind. Die These lautet, dass Poussin den emotionalen Gleichklang zwischen dem Sturm der menschlichen Affekte und dem Sturm in der Natur darstellt. Die Geschichte von Pyramus und Thisbe, zweier Jugendlicher aus verfeindeten Familien, die gegen den Willen ihrer Eltern zusammen sein wollen, und deren tragische Liebe endet, wird kurz erzählt und als ein beliebtes Motiv für Künstler erwähnt.
Bildbeschreibung: Die detaillierte Beschreibung des Gemäldes beginnt mit dem zentralen Blitz, der das Bild teilt und die dramatische Stimmung betont. Die Beschreibung analysiert die Landschaft, das Gewitter, die Figuren (Pyramus, Thisbe, die kämpfenden Reiter, die flüchtenden Menschen, der Hund) und das Gewässer im Mittelpunkt des Bildes. Die Komposition und die Farbigkeit, insbesondere das Blau der Gewänder, werden im Detail erörtert und ihre symbolische Bedeutung herausgestellt. Das Gewässer wird nicht als See, sondern als Flussschlaufe interpretiert, eine Grenze zwischen menschlichem Drama und ewiger Landschaft. Die Stadt im Hintergrund wird als Babel interpretiert, und das chaotische Hinterland wird mit dem biblischen Tohuwabohu in Verbindung gebracht. Die gewaltigen Bäume werden als markante Elemente der Tiefendimension hervorgehoben. Die Beschreibung unterstreicht die sorgfältige Komposition und die Symbolik der einzelnen Elemente.
Poussins Landschaften: Dieses Kapitel fokussiert sich auf die landschaftlichen Aspekte des Gemäldes, insbesondere den "Doppelsinn der Fortuna als Unglück und Gewittersturm" und die allgemeine Bedeutung der Landschaft in Poussins Werk. Es untersucht Poussins Kunstanschauungen und wie sie sich in der Darstellung der Natur und des Gewitters widerspiegeln. Die Analyse betrachtet die Landschaft nicht nur als Kulisse, sondern als integralen Bestandteil der Erzählung und der emotionalen Wirkung des Gemäldes. Es wird auf Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Landschaftselementen, der Komposition und der Gesamtbedeutung des Bildes eingegangen.
Schlüsselwörter
Nicolas Poussin, Pyramus und Thisbe, Gewitter, Landschaft, Mythologie, Barockmalerei, Bildbeschreibung, Ikonographie, Symbolismus, Naturgewalten, menschliche Leidenschaften, Komposition.
Häufig gestellte Fragen zu Nicolas Poussins "Das Gewitter mit Pyramus und Thisbe"
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Nicolas Poussins Gemälde "Das Gewitter mit Pyramus und Thisbe". Sie untersucht die verschiedenen Interpretationen des Bildes und analysiert Poussins Verbindung von mythologischer Erzählung, idealer Landschaft und detailgetreuer Gewitterdarstellung. Ein Fokus liegt auf den ikonographischen Besonderheiten des Gemäldes und deren Bedeutung im Kontext der Kunst Poussins und seiner Zeit.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Die ikonographische Besonderheit des Gewitters im Pyramus-und-Thisbe-Mythos; die Symbolik der Landschaft und deren Rolle in der Komposition; die Interpretation des Gewitters als Metapher für menschliche Leidenschaften und Naturgewalten; die Analyse der Figurenkomposition und deren Bedeutung für die narrative Struktur; und die Einordnung des Gemäldes in den Kontext von Poussins künstlerischem Schaffen und der Kunst des 17. Jahrhunderts.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu: Einführung (Beschreibung des Gemäldes und der Forschungsfrage); Das Gewitter (Analyse des ungewöhnlichen Gewitters im Vergleich zu anderen Darstellungen des Mythos); Bildbeschreibung (detaillierte Analyse der Komposition, Figuren, Landschaft und Symbolik); und Poussins Landschaften (Fokus auf landschaftliche Aspekte und Poussins Kunstanschauungen).
Wie wird das Gewitter im Gemälde interpretiert?
Das Gewitter wird nicht nur als atmosphärisches Ereignis, sondern als Metapher für die emotionalen und menschlichen Leidenschaften interpretiert, die in der tragischen Geschichte von Pyramus und Thisbe zum Ausdruck kommen. Es symbolisiert den Sturm der Affekte und findet einen Gleichklang zur stürmischen Natur.
Welche Rolle spielt die Landschaft?
Die Landschaft ist kein bloßes Beiwerk, sondern ein integraler Bestandteil der Erzählung und der emotionalen Wirkung. Sie wird detailliert beschrieben und ihre symbolische Bedeutung im Kontext der Gesamtkomposition analysiert. Besondere Aufmerksamkeit erhält die Interpretation des Gewässers als Grenze zwischen menschlichem Drama und ewiger Natur.
Wie wird das Gemälde in den Kontext von Poussins Werk eingeordnet?
Die Arbeit untersucht Poussins Kunstanschauungen und wie diese sich in der Darstellung der Natur und des Gewitters widerspiegeln. Sie vergleicht das Gemälde mit anderen Werken Poussins und ordnet es in den Kontext der Barockmalerei des 17. Jahrhunderts ein.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Nicolas Poussin, Pyramus und Thisbe, Gewitter, Landschaft, Mythologie, Barockmalerei, Bildbeschreibung, Ikonographie, Symbolismus, Naturgewalten, menschliche Leidenschaften, Komposition.
Wo befindet sich das Gemälde?
Das Gemälde "Das Gewitter mit Pyramus und Thisbe" befindet sich im Städel Museum in Frankfurt am Main.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, die verschiedenen Interpretationen von Poussins "Das Gewitter mit Pyramus und Thisbe" zu beleuchten und die gelungene Verbindung von mythologischer Erzählung, Landschaft und Gewitterdarstellung zu analysieren.
- Citar trabajo
- Inna Moltschanova (Autor), 2013, Die Darstellung des Undarstellbaren in Nicolas Poussins Interpretation von Pyramus und Thisbe, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230212