Die Finanz- und Staatsschuldenkrise hat gezeigt, dass das europäische Bankenaufsichtssystem und das Krisenmanagement an seine Grenzen gestoßen sind. Während der Krise wurden zahlreiche Banken durch Staatshilfe vor einer Insolvenz bewahrt. Durch Staatskredite besteht ein Zusammenhang zwischen Bank- und Staatsschulden, der negativ auf gestützte Banken zurückgewirkt. Durch die Bankrettungen mit öffentlichen Mitteln wurden zudem Steuerzahler an den hohen Kosten beteiligt. Aufgrund dessen wurde auf dem EU-Gipfeltreffen am 28. und 29. Juni 2012 in Brüssel ein neuer Ansatz für ein effizienteres Krisenmanagement beschlossen: Die Einführung einer europäischen Bankenunion. Diese Reform besteht aus drei Grundbausteinen. Ein einheitlicher Aufsichtsmechanismus in Verbindung mit einem einheitlichen Regelwerk soll homogene Aufsichtsstandards und deren Anwendung gewährleisten. Außerdem soll durch eine einheitliche Bankenaufsicht ermöglicht werden, dass Banken direkte Finanzhilfen von dem „Euro-Rettungsschirm“ erhalten. Dazu soll eine europäische Bankenaufsicht etabliert werden, die bei der Europäischen Zentralbank angesiedelt werden soll. Zukünftig wird sie für alle aufsichtsrechtlichen Themen, z.B. die Lizenzvergabe an Banken oder die Überprüfung der Einhaltung von Eigenkapitalvorschriften, verantwortlich sein. Der zweite Bestandteil der Bankenunion ist ein einheitlicher Restrukturierungs- und Abwicklungsmechanismus. Auf diese Weise sollen die Kosten für Bankrettungen privatisiert und der Steuerzahler geschützt werden.
Zur Vervollständigung des Konzeptes, soll als dritter Bestandteil ein einheitliches Einlagensicherungssystem eingeführt werden, um das Vertrauen der Einleger zu stärken. Die europäische Bankenunion stellt ein geeignetes Konzept dar, um das europäische Finanzsystem zu stabilisieren. Damit wird der EU-Bankensektor enger denn je miteinander verbunden sein. Kritisch könnte sich jedoch die Zuständigkeit der Europäischen Zentralbank als Bankenaufseher erweisen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Hintergrund und Ziele einer europäischen Bankenunion
- 2.1 Die Bankenrettung während der Finanz- und Staatsschuldenkrise
- 2.2 Die Grenzen bisheriger Aufsichtssysteme
- 3 Konzeptionelle Bestandteile einer europäischen Bankenunion
- 3.1 Ein einheitlicher Aufsichtsmechanismus (SSM)
- 3.1.1 Grundsätzliche Beschlüsse der Aufsichtsreform
- 3.1.2 Direkte Bankenrekapitalisierung über den ESM
- 3.2 Ein europäischer Rekapitalisierungs- und Abwicklungsmechanimus
- 3.3 Ein europäisches Sicherungssystem für Bankeinlagen
- 4 Die EZB als Institution für die Bankenaufsicht
- 4.1 Gründe für die Beauftragung der EZB als Bankenaufseher
- 4.2 Aufgabenbereiche und Befugnisse der EZB
- 4.3 Die Rolle des bisherigen Bankenaufsichtssystems
- 5 Kritische Aspekte einer europäischen Bankenunion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Einführung einer europäischen Bankenunion und ihre Auswirkungen auf das europäische Finanzsystem. Sie untersucht die Hintergründe und Ziele der Bankenunion, die konzeptionellen Bestandteile und die Rolle der EZB als Bankenaufseher. Darüber hinaus werden kritische Aspekte der Bankenunion beleuchtet.
- Die Finanz- und Staatsschuldenkrise als Auslöser für die Einführung der Bankenunion
- Die Notwendigkeit einer einheitlichen Bankenaufsicht und eines effizienteren Krisenmanagements
- Die drei zentralen Bestandteile der Bankenunion: einheitlicher Aufsichtsmechanismus, Rekapitalisierungs- und Abwicklungsmechanismus, Einlagensicherungssystem
- Die Rolle der EZB als Bankenaufseher und die damit verbundenen Herausforderungen
- Kritikpunkte und potenzielle Risiken der Bankenunion
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Die Einleitung liefert einen kurzen Überblick über das Thema der Arbeit und die Forschungsfrage.
- Kapitel 2: Hintergrund und Ziele einer europäischen Bankenunion: Dieses Kapitel beleuchtet die Finanz- und Staatsschuldenkrise als Auslöser für die Einführung der Bankenunion. Es beschreibt die bestehenden Probleme des europäischen Bankenaufsichtssystems und die Notwendigkeit einer Reform.
- Kapitel 3: Konzeptionelle Bestandteile einer europäischen Bankenunion: Dieses Kapitel geht detailliert auf die drei zentralen Bestandteile der Bankenunion ein: den einheitlichen Aufsichtsmechanismus, den Rekapitalisierungs- und Abwicklungsmechanismus sowie das Einlagensicherungssystem. Es erklärt die Funktionsweise dieser Mechanismen und die damit verbundenen Ziele.
- Kapitel 4: Die EZB als Institution für die Bankenaufsicht: Dieses Kapitel analysiert die Rolle der EZB als Bankenaufseher im Rahmen der Bankenunion. Es betrachtet die Gründe für die Beauftragung der EZB, die ihr übertragenen Aufgaben und Befugnisse sowie die Interaktion mit dem bestehenden Bankenaufsichtssystem.
- Kapitel 5: Kritische Aspekte einer europäischen Bankenunion: Dieses Kapitel befasst sich mit den Kritikpunkten und potenziellen Risiken der Bankenunion. Es diskutiert die mögliche Belastung der EZB durch die zusätzliche Aufgabe der Bankenaufsicht und die Auswirkungen auf die Finanzmärkte.
Schlüsselwörter
Europäische Bankenunion, Finanz- und Staatsschuldenkrise, Bankenaufsicht, Einheitlicher Aufsichtsmechanismus (SSM), Rekapitalisierung, Abwicklung, Einlagensicherung, Europäische Zentralbank (EZB), Kritik, Risiken, Finanzmärkte.
- Quote paper
- Eva Horn (Author), 2013, Die Einführung einer europäischen Bankenunion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230485