Nessie. Das Monsterbuch


Livre Spécialisé, 2013

332 Pages


Extrait


Vorwort

Das Gefühl spricht für „Nessie“

In Schottland wird seit fast anderthalb Jahrtausenden immer wieder ein Seeungeheuer gesichtet: das legendäre „Monster vom Loch Ness“. Die meisten Beobachtungen stammen kurioserweise nicht aus dem Mittelalter, als die schlecht informierten Menschen noch an Drachen, Einhörner und Riesen glaubten, sondern aus moderner Zeit, nämlich von 1933 bis heute.

Mit dem weltweit bekannten Seeungeheuer befasst sich das Werk

„Nessie. Das Monsterbuch“ des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst, der sich durch zahlreiche Bücher über prähistorische Themen einen Namen gemacht hat. Es schildert Sichtungen, Ex- peditionen, Deutungen, Irrtümer und Fälschungen und informiert über weitere Ungeheuer, die angeblich in allen Teilen der Welt verborgen leben sollen.

Bei den Recherchen für dieses Werk dienten mehr oder minder seriöse Artikel aus Zeitungen und Zeitschriften sowie aus dem Internet als Quellen. Da der Wahrheitsgehalt dieser Texte nicht immer überprüfbar ist, darf dieses Buch auf gar keinen Fall als wissenschaftliche Abhand- lung über „Nessie“ verstanden werden.

Nach der Lektüre müssen die Leser/innen selbst entscheiden, ob sie an das Seeungeheuer in Schottland glauben wollen oder nicht. Der Autor bezweifelt zwar mit seinem Verstand die Existenz von „Nessie“, würde sie aber mit dem Gefühl lieber bejahen.

Urzeitlich e Plesiosaurier,

Zeichnung von Dmitry Bogdanov bei Wikipedia“

Das „schottische Weltwunder“

Mehr als 10.000 angebliche Augenzeugen schworen bereits hoch und heilig, sie hätten im schottischen Hochlandsee Loch Ness südlich von Inverness ein leibhaftiges Seeungeheuer gesehen. Unter ihnen befanden sich so respektable Leute wie Geistliche, Juristen, Kriminalisten, Wissenschaftler, Ärzte, Bankiers, Offiziere und Politiker. Sogar der Nobelpreisträger für Chemie von 1952, Richard Synge (1914–1994), war ernsthaft davon überzeugt, „Nessie“ erblickt

zu haben.

Bei den Sichtungen im Loch Ness soll oft ein prähistorisches Monster beobachtet worden sein: ein Plesiosaurier, der heute weltweit liebevoll

„Nessie“ genannt wird. Den Schilderungen vieler Augenzeugen zufolge ist das „schottische Weltwunder“ etwa 8 bis 15 Meter lang, trägt einen verhältnismäßig kleinen, pferdeähnlichen Kopf auf einem langen Schlangenhals, besitzt ovale Augen, zwei bis sieben Höcker, paddelartige Flossen und hat eine dunkelgraue bis schwarze Haut. Das Seeungeheuer tauchte für Minuten bis zu maximal einer Dreiviertelstunde auf, verfügte offenbar über keine Stimme und soll

– weil es bei lauten Geräuschen schnell verschwindet – sehr lärm- empfindlich sein.

Diese Beschreibung passt zu urzeitlichen Plesiosauriern, die einst auch in England existierten. Doch jene Meeresreptilien sind nach Erkenntnissen der Paläontologen gegen Ende der Kreidezeit vor mehr als 65 Millionen Jahren ausgestorben und den kaltblütigen Tieren wäre es heute im kalten Wasser von Loch Ness nicht warm genug.

Bei Kryptozoologen verhallten die Argumente gegen ein Vor- handensein von Sauriern im Loch Ness jedoch ungehört. Die

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Belgischer Zoologe

Bernard Heuvelmans (1916–2001)

Kryptozoologie ist jene Wissenschaft, die sich mit der Suche nach verborgenen Tierarten (Kryptiden) befasst. Den Begriff „Krypto- zoologie“ hat 1954 der belgische Zoologe Bernard Heuvelmans (1916–2001) für die Erforschung des Auftretens unbekannter Tier- arten eingeführt. Das aus dem Griechischen stammende Wort „kryp- tos“ bedeutet versteckt, unbekannt, geheim oder geheimnisvoll.

Die 1982 gegründete „International Society of Cryptozoology“ zählt heute mehr als 850 Mitglieder. Ihr gehören selbst so renommierte Wissenschaftler wie die britische Schimpansenforscherin Jane Goodall und der südafrikanische Paläoanthropologe Philipp Tobias (1925–2012) an.

Nach Ansicht von Kryptozoologen saß „Nessie“ im Loch Ness, das früher eine Meeresbucht gewesen war, in der Falle, als sich gegen Ende des Eiszeitalters (Pleistozän) das vom Gletschereis befreite Land bei Inverness hob und den Zugang zum Meer abschnitt. Von da ab soll der See das Revier des Monsters gewesen sein.

Das Phänomen „Nessie“ hat sogar einen wissenschaftlichen Namen erhalten: Der britische Biologe Sir Peter Scott (1909–1989) be- zeichnete 1975 die unbekannte Spezies vom Loch Ness als „Nessi- teras rhomboteryx“ – zu deutsch: „rhombenförmiges Ness-Wunder“. Spötter behaupteten, dieser Begriff sei ein Anagramm von „Monster hoax by Sir Peter S.“ („Monster-Fälschung von Sir Peter S.“).

1996 schlugen die Herzen aller Monster-Fans höher, als der unter der Regie von John Henderson gedrehte Film „Nessie – das Geheimnis von Loch Ness“ in die Kinos kam. Der Streifen schildert die Geschichte eines Wissenschaftlers, der in Schottland nach dem sagenumwobenen Ungeheuer suchen und dessen Existenz ein für alle Mal widerlegen sollte.

Der „Nessie“-Forscher Dr. Robert Rines (1922–2009) schockte vor einigen Jahren alle Menschen, die ernsthaft an die Existenz des

„Ungeheuers vom Loch Ness“ glauben. Er meinte, „Nessie“ sei bereits tot. Dies begründete er mit einer dramatischen Verschlechterung der Lebensbedingungen am Loch Ness.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Britische Schimpansenforscherin Jane Goodall

Ungeachtet dessen sind nach wie vor Kameras auf den See gerichtet. Sie streamen Tag und Nacht aktuelle Bilder vom Loch Ness, damit möglicherweise irgendwann einmal der Beweis für die Existenz des Ungeheuers geliefert wird.

Loch Ness-Fans und „Nessie“-Jäger können sogar vom heimischen Computer aus unter die Oberfläche des berühmten schottischen Sees tauchen. Seit Anfang November 2001 überträgt die bewegliche Unterwasserkamera des Forschungsschiffes „M. V. Deepscan“ Bilder aus den Tiefen des Loch Ness ins Internet. Eine weitere Kamera auf einem Hügel hat den nördlichen Teil des Sees im Visier. Die Auf- nahmen aus zehn Perspektiven werden alle 5 Sekunden aktualisiert. Unzählige Seiten im Internet befassen sich in vielen Sprachen in Wort und oft auch in Bild mit dem „Ungeheuer vom Loch Ness“. Leider führt man gar nicht selten „Beweise“ für die Existenz von „Nessie“ an, die – wie das berühmte „Surgeon’s-Foto“ („Chirurgen-Foto“) von 1934 – bereits eindeutig als Fälschungen entlarvt sind.

Plesiosaurierartige Seeungeheuer wie „Nessie“ wurden im Laufe der Zeit angeblich auch anderswo gesichtet: Im Loch Lochy, im Loch Morar, im Loch Shiel und im Loch Lomond in Schottland, in der Faymouth Bay in Cornwall/England, im Vansee (Van Golü) in der Türkei, im Lake Champlain (US-Bundesstaat New York), im Lake Tahoe (Kalifornien) und im Lake Wallowa (Oregon) in den USA.

Vor der neuseeländischen Christchurch-Küste, am Mann Hill Beach (Massachusetts), vor einer der philippinischen Masbate-Inseln und an der ägyptischen Küste sollen sogar Kadaver plesiosaurierartiger Seemonster entdeckt worden sein. Jeder dieser Funde ist aber sehr umstritten.

Wenn es nach Kryptozoologen ginge, verbergen sich auf allen Erdteilen noch viele bisher unbekannte Tierarten. Außer „Nessie“ und zahlreichen anderen Seeungeheuern suchen sie weltweit nach Affenmenschen wie dem „Yeti“ und „Bigfoot“, Beutelwölfen, Dinosauriern, Flugsauriern, Großkatzen, Mammuten, Moas,

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Figur des Riesenaffen „King Kong“ im Erlebnisbad

„Aman a Waterpark“ auf den Philippinen

Riesenfaultieren, Riesenhaien, Riesenkraken, Riesenstraußen, See- schlangen und Stellerschen Seekühen.

Auch in weiten Teilen der Bevölkerung herrscht eine merkwürdige Begeisterung für Ungeheuer jedweder Art. Diese Monstermanie ermöglicht den Erfolg von Filmen im Kino und im Fernsehen, in denen Dinosaurier, Drachen, Einhörner, Riesenaffen („King Kong“) und der Weiße Hai Furcht und Schrecken verbreiten.

Trotz zahlreicher Sichtungen, Fotos, Filme und Sonarkontakte liegt bisher kein hundertprozentiger Beweis für die Existenz eines Ungeheuers im Loch Ness vor. Nur der Fang eines lebenden oder der Fund eines toten Exemplars kann jeden Zweifel beseitigen. Bis dahin lebt „Nessie“ zumindest in der Phantasie.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Schottischer Hochlandsee Loch Ness,

Karte aus dem Online-Lexikon „Wikipedia“

Ein rätselhafter See: Loch Ness

Das Gewässer, in dem das mysteriöse Seeungeheuer „Nessie“ immer wieder gesichtet wird, ist der schottische Hochlandsee Loch Ness. In der keltisch-englischen Sprache bezeichnet man Binnenseen als Loch, in Schottland auch tief in das Land einschneidende Meeresarme, die langgestreckten Fjorde (Firth genannt).

Loch Ness ist eines von rund 30.000 Lochs in Schottland. Die größten Seen des Landes sind Loch Lomond (71 Quadratkilometer), Loch Ness (56 Quadratkilometer) und Loch Awa (39 Quadratkilometer), das mit 41 Kilometern das längste Loch ist. Schottland besitzt mit seinen von eiszeitlichen Gletschern geschaffenen Lochs einige der tiefsten Inlandgewässer der Welt: Loch Morar beispielsweise misst 372 Meter Tiefe.

Den Forschern gibt Loch Ness noch Rätsel auf. Bis heute weiß man beispielsweise nicht, wie tief dieser etwa 36 Kilometer lange und rund 1,5 Kilometer breite See ist. Maximal 230 Meter, wie bisher gemessen, oder sogar bis zu 1.000 Meter? Und lebt in seinen Tiefen tatsächlich eine unbekannte Tierart? Oder sogar ein prähistorisches Monster?

Loch Ness gehört zum Great Glen (auch Glen More genannt), einem langen und tiefen Graben, der bereits in der Devonzeit vor etwa 400 Millionen Jahren durch gigantische Verschiebungen der Erdkruste aufbrach. Seitdem trennt der etwa 95 Kilometer lange Great Glen den Nordwesten Schottlands (die Northwest Highlands) vom Nordosten (die Northeast Highlands) und dem übrigen Land.

Im Talzug des Great Glen – der „Großen Schlucht“ – reihen sich vier längliche Seen aneinander: Loch Ness, Loch Oich, Loch Lochy und Loch Linnhe (von Nordosten nach Südwesten). Davon ist Loch Ness

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Schottischer Hochlandsee Loch Ness

vom östlichen Ende (Inverness) aus gesehen

das bekannteste Gewässer. Der See gilt als eines der größten Süßwasserreservoire in ganz Großbritannien.

Loch Ness ist ein Teil des 95 Kilometer langen Schifffahrtsweges

„Kaledonischer Kanal“ („Caledonian Canal“). Er verbindet zwischen dem Firth of Lorne im Südwesten und dem Moray Firth im Nordosten den Atlantischen Ozean mit der Nordsee. Der Kanal erspart Schiffen den langen Weg um die Highlands im Norden und schafft eine wesentlich günstigere Verbindung zwischen den irischen Häfen und den Häfen im Osten Schottlands wie Aberdeen und Dundee.

Der „Kaledonische Kanal“ wurde 1822 nach 19-jähriger Bauzeit eröffnet. Für seinen Bau war der schottische Ingenieur Thomas Telford (1757–1834) verantwortlich. Dieses Projekt gab vielen Menschen Arbeit und Brot. Durch den „Kaledonischen Kanal“ und den Fluss Ness ist Loch Ness mit der Nordsee verbunden. Der Kanal und der Fluss dienen Meerestieren als Wanderwege in den See.

Loch Ness liegt auf einer Linie, die angeblich für erhöhte Erdbebenhäufigkeit bekannt ist. In Fort Augustus war am 22. Dezember 1755 das verheerende Erdbeben, bei dem zwei Drittel der portugiesischen Hauptstadt Lissabon zerstört wurden, stark spürbar: Das Wasser des Loch Ness stieg mehr als 1 Meter, überschwemmte den Ort und flutete angeblich 1 Stunde lang vor- und rückwärts.

Erdbeben wurden auch 1816, 1888, 1890 und 1901 im Gebiet des Loch Ness registriert. Das Beben von 1816 war in ganz Schottland spürbar. Beim Erdbeben von 1901 mit der Stärke 5 erlitt die Bank des „Kaledonischen Kanals“ bei Dochgarroch Gebäudeschäden. Die Epizentren der Erdstöße liegen meistens bei Lochend und Doch- garroch.

Im Eiszeitalter (Pleistozän) vor etwa 20.000 Jahren lastete bis zu 1.700 Meter mächtiges Eis auf Teilen von Schottland. Gegen Ende des Eiszeitalters vor etwa 12.000 Jahren war Loch Ness vermut- lich noch eine Meeresbucht. Doch als sich das vom Gletschereis befreite Land bei Inverness hob, wurde der Zugang zum Meer abgeschnitten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Burg „Urquhart Castle“

am schottischen Bergsee Loch Ness

Ablagerungen des Flusses Foyers teilen Loch Ness etwa in der Mitte in zwei tiefe Becken. Jedes Jahr wachsen die Ablagerungen auf dem Grund durchschnittlich um etwa 1 Millimeter an. Eine der tiefsten Stellen des Sees befindet sich südwestlich der Burg „Urquhart Castle“. In der Bronzezeit vor etwa 4.000 Jahren entstand die einzige Insel im Loch Ness. Sie wird „Cherry Island“ genannt. Vor „Urquhart Castle“ hat man ein ausgedehntes System von Unterwasserhöhlen ausgelotet, in denen sich mehrere unbekannte Tiere gut verstecken könnten.

Die Temperatur des Wassers vom Loch Ness erreicht selbst in heißesten Sommern selten mehr als sechs oder sieben Grad Celsius. Im Winter ist das Wasser des Lochs wärmer als die Luft und friert nie zu. In Schottland sind die Sommer verhältnismäßig kühl und die Winter mild.

Obwohl Loch Ness auch in der warmen Jahreszeit kaum zum Baden einlädt, haben einige wagemutige Schwimmer den 36 Kilometer langen See durchquert. Rekordhalter ist David Morgan: Er schaffte die einfache Strecke in 10 Stunden und 59 Minuten und die doppelte in 23 Stunden und 50 Minuten.

Tödlich endete am 29. September 1952 der Versuch von John Cobb (1899–1952), im Loch Ness mit einem Motorboot den damaligen Geschwindigkeitsweltrekord auf dem Wasser zu brechen. Spötter meinten, er sei bei seiner zweiten Fahrt auf dem See mit dem Monster zusammengetroffen. Doch in Wirklichkeit war die bei seiner ersten Fahrt erzeugte Welle die Unglücksursache gewesen.

Der schottische Hochlandsee hat noch nie die Leiche eines ertrunkenen Menschen oder Tieres wieder freigegeben. Deshalb ist es kein Wunder, dass von dem Seeungeheuer „Nessie“ bisher kein Skelett, kein Kadaver, kein Ei und kein Koprolith (Kot) entdeckt wurde.

In den Wäldern um Loch Ness wachsen Eichen, Eschen, Ebereschen, Haselnuss und Kiefern. Die meisten Eichen wurden im frühen 19. Jahrhundert für den Bau des erwähnten „Kaledonischen Kanals“ gefällt.

Zur Tierwelt im Loch Ness zählen Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere. Über die dort vorkommenden Tierarten informiert umfassend die sehr interessante Internetseite des „Nessie“- Forschers Anthony („Tony“) Harmsworth aus Drumnadrochit.

Loch Ness gilt als einer der fischreichsten Seen Großbritanniens. Dort schwimmen unter anderem Lachse, Aale, Elritzen, Forellen, Hechte und Stichlinge. Diese Tiere böten – falls vorhanden – einer Gruppe von Seeungeheuern reichlich Nahrung.

Wie Loch Oich und Loch Lochy dient Loch Ness aus dem Meer eingewanderten „Atlantischen Lachsen“(Salmo salar) im Herbst als Laichgrund. Nach zwei Jahren wechseln die bis zu 20 Zentimeter langen Jungfische ins Meer, wo sie rasch wachsen und nach weiteren zwei Jahren bereits 3,5 bis 17, 5 Kilogramm wiegen.

Ins Loch Ness wandern auch „Arktische Lachse“(Salvelinus alpinus)

ein. Diese nördlich des Polarkreises vorkommenden Lachse heißen

„Arctic Charr“, Seesaibling, Tiefseesaibling oder Wandersaibling. In Europa kommt diese Fischart in kalten, tiefen und nährstoffreichen Seen vor. 1982 wurden im Loch Ness in etwa 220 Meter Tiefe drei

„Arctic Charr“ gefangen – ein Tiefenrekord in britischen Süß- wasserseen.

Die schlangenförmigen und räuberisch lebenden Aale (Anguilla anguilla) kommen im Loch Ness häufig vor. Zum Laichen wandern sie ohne Nahrungsaufnahme zur Tausende von Kilometern entfernten Sargossasee im Atlantik, wo sie nach Eiablage und Besamung absterben. Die Larven gelangen mit dem Golfstrom nach etwa 3 Jahren an die europäischen Küsten und wandern flussabwärts.

Elritzen (Phoxinus phoxinus) halten sich meistens in ufernahen Bereichen des Loch Ness zwischen Wasserpflanzen auf. Die in Schwärmen auftretenden Elritzen werden zu den Karpfenfischen gerechnet, sind überwiegend etwa 7 bis 12 Zentimeter lang, fressen vor allem Kleinkrebse und gelten als Anzeiger für sauberes Wasser. Forellen (Salmo trutta) existieren in großer Zahl im Loch Ness. Im Jahr 2000 gelang dort der Rekordfang einer 7,5 Kilogramm schweren

Forelle. Bei Suchaktionen nach „Nessie“ erzeugten Forellen oft Sonarkontakte.

Hechte (Esox lucius) sind im Loch Ness eher selten anzutreffen. Diese Raubfische mit walzenförmigem Körper und entenschnabelförmiger Schnauze am Maul erreichen eine beachtliche Länge bis zu etwa 1,50 Metern. Sie besitzen eine große Schwimmblase und können beim Schallortungsverfahren starke Sonarkontakte erzeugen.

Dreistachlige Stichlinge (Gasterosteus aculeatus) treten im Loch Ness zahlreich auf. Dabei handelt es sich meistens um bis zu 8 Zentimeter lange, gedrungene und seitlich gepanzerte Raubfische mit auf- richtbaren Knochenstacheln vor der Rückenflosse. Sie sind als Laich- und Bruträuber gefürchtet.

Auch Barsche, Karpfen, Plötzen und Weißfische sind aus dem Loch Ness bekannt.

Zu den im Loch Ness vorkommenden Amphibien zählen Frösche, Kröten und Wassermolche. Am größten unter ihnen werden die Kröten, die eine Länge bis zu 12,5 Zentimetern erreichen. Die Wassermolche bringen es maximal auf 7,5 Zentimeter und die Frösche auf 10 Zentimeter.

Reptilien sind am Loch Ness durch Eidechsen, Blindschleichen und Schlangen vertreten. Eidechsen halten sich auf den Felsen am Seeufer auf. Blindschleichen trifft man sehr selten an. Auch die giftigen Schlangen werden nur an Land gesichtet.

Zur Vogelwelt im Loch Ness gehören Enten, Kormorane und Reiher. Enten oder die von ihnen im See erzeugten Wellen sind aus großer Distanz schon oft für „Nessie“ gehalten worden. Auch die lang- halsigen Kormorane werden aus der Entfernung gelegentlich als

„Monster“ verkannt. Reiher kommen am Loch Ness oft vor.

Die am häufigsten im Loch Ness beobachteten Säugetiere sind Hirsche. Auf etlichen Fotos des „Loch Ness Projects“ sind im See schwimmende Hirsche oder Rehe erkennbar. Otter dagegen werden dort selten gesehen und vermutlich zuweilen als „Nessie“ fehl- gedeutet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ausstellung „The Official Loch Ness Monster Exhibition Centre“ in Drumnadrochit

Ab Mitte der 1980-er Jahre wurden öfter Seehunde (Phoca vitulina) im Loch Ness gesichtet. Diese Robben folgten offenbar Lachsen den Fluss Ness hinauf in den See und verbrachten dort einige Monate im Süßwasser.

Im Schlamm auf dem Grund des Loch Ness leben unter anderem winzige Würmer, die nur unter dem Mikroskop sichtbar sind. Dies fanden Wissenschaftler des Londoner „British Museum of Natural History“ 1993 heraus. Sie identifizierten insgesamt 27 Arten solcher Würmer, darunter waren auch einige bis dahin unbekannte Spezies. Ins Loch Ness münden sieben Flüsse (Oich, Tarff, Enrich, Coiltie, Moriston, Foyers, Farigaig), 60 große Bäche und mehrere hundert kleiner Rinnsale. Nur der etwa 8 Kilometer lange Fluss Ness dient als Abfluss des Sees: Er strömt durch Inverness und mündet in den Moray Firth, der rund 17 Meter tiefer liegt als Loch Ness.

Flüsse und Bäche schwemmen aus Mooren und Heiden unzählige Torfpartikel ins Loch Ness, die dem Wasser die Farbe kräftiger Fleischbrühe verleihen. Taucher können bereits in 2 Metern Tie- fe kaum noch ihre eigene Hand vor Augen erkennen. Aus diesem Grund ist „Nessie“ auf Fotos von Unterwasserkameras schlecht zu sehen.

Durch langanhaltende und starke Regenfälle kann der Wasserspiegel des Loch Ness um mehr als 2 Meter ansteigen. Bereits bei normalen Regenfällen schwillt der Wasserspiegel des Sees häufig über einen halben Meter an. Schon ein viertelstündiger Regen fügt dem Loch bis zu 10.000.000 Tonnen Wasser hinzu.

Am Loch Ness liegen die Orte Dochgarroch, die Burg „Aldourie Castle“, Dores, Inverfarigaig, Foyers, Fort Augustus, Invermoriston, die Burg „Urquhart Castle“, Drumnadrochit, Temple Pier, Abriachan und Lochend. Einige dieser Lokalitäten machten bei Sichtungen von

„Nessie“ immer wieder Schlagzeilen.

In Drumnadrochit informieren zwei Ausstellungen über das

„Ungeheuer vom Loch Ness“: das „The Official Loch Ness Exhibition Centre“ und das „Original Loch Ness Monster Centre“. Neben dem

„The Official Loch Ness Monster Exhibition Centre“ in Drumnadrochit

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Schild vor dem „The Official Loch Ness Monster Exhibition Centre“ in Drumnadrochit

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ausstellung „Original Loch Ness Monster Centre“ in Drumadrochit

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Fin de l'extrait de 332 pages

Résumé des informations

Titre
Nessie. Das Monsterbuch
Auteur
Année
2013
Pages
332
N° de catalogue
V230642
ISBN (ebook)
9783656457572
ISBN (Livre)
9783656457688
Taille d'un fichier
31750 KB
Langue
allemand
Annotations
Mots clés
Nessie, Kryptozoologie, Loch Ness, Seeungeheuer, Monster, Ernst Probst
Citation du texte
Ernst Probst (Auteur), 2013, Nessie. Das Monsterbuch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230642

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