Gesundheitsselbsthilfe ist heute eine wichtige Stütze des Gesundheitswesens in Deutschland. Millionen von Menschen sind Mitglied in einer Selbsthilfegruppe, um von dem dort konzentrierten Erfahrungswissen zu profitieren. In beratender Tätigkeit im Gemeinsamen Bundesausschuss haben Selbsthilfegruppen und -organisationen über Patientenorganisationen auch politischen Einfluss. Die Aufgaben der Selbsthilfeorganisationen sind vielfältig, die Erwartungen der Patienten anspruchsvoll. Zugleich haben Selbsthilfegruppen und -organisationen häufig nur wenig Geld und sind stets auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten ihrer Arbeit. Eine mögliche Finanzierungsquelle ist das Sponsoring durch ein pharmazeutisches Unternehmen. Eine solche Zusammenarbeit kann für beide Seiten vorteilhaft sein, birgt jedoch auch das Risiko von Interessenkonflikten. In Deutschland steht die Forschung zu Interessenkonflikten in Beziehungen zwischen Selbsthilfe und Pharma-Industrie bzw. zu Interessenkonflikten in der Medizin im Allgemeinen noch am Anfang. Aus diesem Grund soll in dieser Arbeit die Fragestellung bearbeitet werden: Kommt es zu Interessenkonflikten bzw. Einflussnahme in der Selbsthilfe durch Pharma-Sponsoring? Es wird untersucht ob, und wenn ja in welcher Form, Selbsthilfegruppen und –organisationen von Pharmakonzernen beeinflusst werden bzw. inwiefern Interessenkonflikte entstehen können.
Die Arbeit ist wie folgt aufgebaut. Im ersten Teil werden theoretische Grundlagen geklärt. Dazu werden zunächst die Begriffe Selbsthilfe, Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorganisationen definiert und die Selbsthilfe in aller Kürze im Dritten Sektor verortet. Anschließend werden die Begriffe Sponsoring und Interessenkonflikt definiert. Zuletzt wird kurz dargelegt wie Beeinflussung (psychologisch) funktioniert. Im zweiten Teil wird zuerst kurz auf den Anteil des Sponsorings an den Finanzierungsquellen der Selbsthilfegruppen und –organisationen eingegangen. Anschließend werden die Ziele betrachtet, die Pharmaunternehmen und Selbsthilfegruppen bzw. –organisationen mit einem Sponsoring verbinden und welche möglichen Vorteile beide Seiten daraus ziehen können. Danach wird auf die problematischen Aspekte des Sponsorings, also mögliche Einflussnahme der Unternehmen und Interessenkonflikte bei Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorganisationen eingegangen. Im abschließenden Teil wird ein Fazit gezogen und die Forschungsfrage beantwortet.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theoretische Grundlagen
- 2.1 Definitionen: Selbsthilfe, Selbsthilfegruppe, Selbsthilfeorganisation
- 2.2 Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorganisationen als Teil des Dritten Sektors
- 2.3 Definition: Sponsoring
- 2.4 Definition: Interessenkonflikt
- 2.5 Beeinflussung aus psychologischer Sicht – Die Reziprozitätsregel
- 3. Interessenkonflikte durch Pharma-Sponsoring
- 3.1 Anteil des Sponsorings an den Finanzierungsquellen von Selbsthilfeorganisationen und Selbsthilfegruppen
- 3.2 Ziele und Vorteile des Sponsorings für Selbsthilfegruppen und -organisationen und pharmazeutische Unternehmen
- 3.2.1 Ziele und Vorteile der Selbsthilfegruppen und -organisationen
- 3.2.2 Ziele und Vorteile der Pharma-Unternehmen
- 3.3 Probleme und Gefahren des Sponsorings durch Pharma-Unternehmen
- 4. Fazit
- 5. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob und in welcher Form Selbsthilfegruppen und -organisationen von Pharmakonzernen beeinflusst werden und inwiefern Interessenkonflikte durch Pharma-Sponsoring entstehen können. Die Arbeit analysiert die Beziehung zwischen Selbsthilfe und Pharma-Industrie im Hinblick auf mögliche Einflussnahme und Interessenkonflikte.
- Definitionen von Selbsthilfe, Selbsthilfegruppen, Selbsthilfeorganisationen und Sponsoring
- Einordnung der Selbsthilfe im Dritten Sektor
- Analyse der Ziele und Vorteile von Pharma-Sponsoring für Selbsthilfegruppen und -organisationen sowie Pharmaunternehmen
- Bewertung der potentiellen Probleme und Gefahren von Pharma-Sponsoring im Hinblick auf Einflussnahme und Interessenkonflikte
- Reziprozitätsregel als psychologischer Faktor für Beeinflussung
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Diese Einleitung erläutert die Relevanz der Gesundheitsselbsthilfe in Deutschland und die Bedeutung der Finanzierung von Selbsthilfegruppen. Sie stellt die Fragestellung der Arbeit vor: Kommt es zu Interessenkonflikten durch Pharma-Sponsoring in der Selbsthilfe?
- Kapitel 2: Theoretische Grundlagen: Dieses Kapitel definiert die zentralen Begriffe der Arbeit, darunter Selbsthilfe, Selbsthilfegruppen, Selbsthilfeorganisationen, Sponsoring und Interessenkonflikt. Außerdem wird die Einordnung der Selbsthilfe im Dritten Sektor anhand des Vier-Sektoren-Modells von Schulz-Nieswandt erläutert. Die Reziprozitätsregel wird als psychologischer Faktor für Beeinflussung vorgestellt.
- Kapitel 3: Interessenkonflikte durch Pharma-Sponsoring: Dieses Kapitel untersucht den Anteil des Sponsorings an den Finanzierungsquellen von Selbsthilfegruppen und -organisationen. Es werden die Ziele und Vorteile von Pharma-Sponsoring für beide Seiten (Selbsthilfegruppen und Pharmaunternehmen) beleuchtet. Abschließend werden die problematischen Aspekte des Sponsorings, wie z.B. mögliche Einflussnahme und Interessenkonflikte, diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Selbsthilfe, Selbsthilfegruppen, Selbsthilfeorganisationen, Sponsoring, Pharma-Industrie, Interessenkonflikte, Einflussnahme, Reziprozitätsregel und den Dritten Sektor.
- Quote paper
- Bachelor of Arts Johannes Müller (Author), 2013, Interessenkonflikte in der Selbsthilfe durch Pharma-Sponsoring, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230885