Das Zweite Triumvirat. Die Haltung des Marcus Antonius zur Zeit des Perusinischen Krieges


Scientific Essay, 2011

16 Pages, Grade: 1,0


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Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Politisches Genie oder verkannter Stratege?
1.) Der Verlauf des Perusinischen Krieges und seine Auswirkungen
2.) Die Interpretation der Quellen in Bezug auf die Haltung des Marcus Antonius während des Perusinischen Krieges
3.) Die moderne Forschung zur Haltung des Marcus Antonius im Perusinischen Krieg im Vergleich mit den Quellen

III. Fazit

IV. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Nach dem Tode Caesars im Jahre 44 v. Chr. an den Iden des März, erfolgtedie Verkündung des Diktators rechtmäßigen Erben Gaius Octavius[i] und der sich rasant zunehmende Schlagabtausch zwischen Marcus Antonius auf der einen und dem Senat unter der Führung Ciceros auf der anderen Seite. Diese Agitation mündete letztlich in den Mutinensischen Krieg und der daraus resultierenden Niederlage des Antonius gegen die Senatsheere sowie seinem erneuten Aufstieg zum mächtigsten Mann des Römischen Reiches.[ii] Aufgrund einer Brüskierung Octavians durch den Senat[iii] und der damit vollständigen Lähmung des Senats in Folge der abtrünnigen stehenden Heere, wurde Anfang November 43 v. Chr. das Zweite Triumvirat zwischen Marcus Aemelius Lepidus, Marcus Antonius und Gaius Octavius in der Nähe von Bononia auf fünf Jahre geschlossen. Dieses Bündnis, auch bekannt als „Pakt von Bononia“, einte die drei führenden Caesarianer unter einer gemeinsamen Flagge zur Beherrschung des Staates.[iv] Das Abkommen war von Beginn an als kollegiales Ausnahme-Amt konzipiert und besaß infolge dessen nur provisorische Züge.[v] So zeichnete sich das Zweite Triumvirat vor allem durch seinen Charakter als privates Abkommen aus.[vi] Die drei Triumvirn verliehen sich dabei selbst den Titel „tresvirireipublicaeconstituendae“[vii] und stellten ihre Sondergewalt durch die sog. „lexTitia“ postfestum auf eine legale Basis.[viii] Ziel und Zweck war die Wiederherstellung des durch die Caesarmörder zerstörten Rechts[ix] und die Vernichtung der Mörder im Osten.[x] Auf Grundlage der „lexTitia“ wurden die Provinzen entsprechend den faktischen Kräfteverhältnissen aufgeteilt, wobei sich Antonius als Mächtigster in den Besitz der wichtigsten Provinzen GalliaComata und GalliaTransalpina brachte.[xi] Ebenfalls auf Basis der „lexTitia“ wurden die sog. Proskriptionen, nach dem Vorbilde Sullas, zur Ausschaltung politischer Kontrahenten erlassen.[xii] Die Triumvirn standen dabei formell neben den anderen Institutionen der alten Republik, wie etwa dem Senat und der Volksversammlung, wobei sie aufgrund ihres Sonderstatus allerdings besonders privilegiert waren. Ihre Amtsgewalt war mit der eines Prokonsuls vergleichbar.[xiii]

Nach dieser kurzen Einführung wird es sich in der nachfolgenden Untersuchung um die Haltung des Marcus Antonius zur Zeit des Perusinischen Krieges 41—40 v. Chr. gehen. Dabei soll geklärt werden, ob er eine zielorientierte Politik verfolgte oder seine Tatenlosigkeit während dieser Zeit auf politisches Unvermögen zurückzuführen ist. Ferner wird zu untersuchen sein, welche historischen Aspekte für eine Politik des Marcus Antonius sprechen und worin die möglichen Gründe dafür liegen könnten.

II. Politisches Genie oder verkannter Stratege?

1.) Der Verlauf des Perusinischen Krieges und seine Auswirkungen

Nach der Gründung des Triumvirats 43 v. Chr. und dem Sieg gegen die Caesarmörder Brutus und Cassius 42 v. Chr. in der Schlacht bei Philippi, wurden die Machtverhältnisse innerhalb des Triumvirats neu geordnet. Da Lepidus an diesem Sieg keinen Anteil genommen hatte, wurde er unter dem Vorwand der Kollaboration mit dem Staatsfeind SextusPompeius und seiner angeblich unglücklichen Führung der Geschäfte in Rom, zunehmend aus dem Dreierkollegium heraus gedrängt.[xiv] Er galt als wankelmütig und wenig weitsichtiger Feldherr[xv], der keine eigene Politik anstrebte[xvi] und vielmehr aus Gründen der Erhaltung des Mächtegleichgewichts innerhalb des Triumvirates aufgenommen worden war.[xvii] Im Jahre 42 v. Chr. wurde er daher mit der Provinz Afrika abgefunden, die seinem Zugriff durch die Mittelmeerherrschaft des SextusPompeius entzogen blieb.[xviii] Ferner musste erGalliaNarbonensis an Antonius und ganz Spanien an Octavian abtreten.[xix] Des Weiteren wurden nach der Schlacht von Philippi die Aufgabenbereiche geteilt.Marcus Antonius sollte den wohlhabenden Osten des Reiches ordnen und mit dessen Reichtum die Veteranenansiedelung in Italien unterstützen.Daher hielt er sich im Winter 41 v. Chr. in Alexandria, bei seiner Geliebten Kleopatra auf.[xx] Die Veteranenansiedelung fiel in den Aufgabenbereich Octavians, der den Westen erhalten hatte.[xxi] Diese war mit der Enteignung von achtzehn italienischen Gemeinden verbunden.[xxii] Infolgedessen kam es zu erheblichen Spannungen zwischen den Veteranen, den zu enteignenden Bürgern sowie den Senatoren und Octavian selbst. Denn während die einen aufgrund der Enteignungen erregt waren, zeigten sich die anderen mit dem ihnen geschenkten Land unzufrieden, da sie angesichts ihrer Verdienste mehr erhofft hatten.[xxiii] Die unzufriedenen Stimmen der Leidtragenden fanden rasch ein Sprachrohr in dem Konsul Lucius Antonius, dem Bruder des Marcus. So war dieser der Einzige, der sich für die zu Enteignenden einsetzte.[xxiv] Nachdem jedoch eine friedliche Lösung des Konflikts mehrfach gescheitert war, begannen die Veteranen auf eigene Faust zu verhandeln. Woraufhin sie von Lucius Antonius und der Gattin des Marcus Antonius, Fulvia verlacht wurden und sich infolgedessen gekränkt auf die Seite Octavians schlugen, um das ihnen versprochene Land gewaltsam zu nehmen.

Während Octavian versuchte, die Stadt Nursia mit Gewalt zu nehmen, marschierte Lucius nach Rom um eine Rede gegen die Triumvirn zu halten. Damit hatte er großen Erfolg und zog nun vom römischen Volk beauftragt, offiziell gegen Octavian in den Krieg. Sein erstes Ziel bestand darin, eine Vereinigung der Heere des Octavians mit denen des SalvidienusRufus u verhindern. Unterstützung erhielt er von Gaius AsiniusPollo und PubliusVentidius Bassus, zwei Generälen des Marcus Antonius. Nachdem Lucius durch taktisches Geschick seines Gegners allerdings selbst in die Zange genommen worden war, verschanzte er sich in der stark befestigten Stadt Perusia. Somit endete dieser Krieg schließlich mit einer Niederlage des Lucius und dessen Verbannung ins Exil.[xxv]

Als Marcus Antonius von der Niederlage seines Bruders erfahren hatte, setzte er umgehend nach Italien über. Hierbei kam es zu erneuten Spannungen zwischen Octavian und Antonius kam, da ihm die Einfahrt in den Hafen von Brundisium verwehrt wurde. Aufgrund der nachdrücklichen Vermittlung der Soldaten und der Schwester des Octavian, Octavia, kam es 40 v. Chr. allerdings zu einer Aussöhnung der beiden Triumvirn im Vertrag von Brundisium sowie einem vorläufigen Abschluss des Konflikts. Dabei wurden allerdings nicht nur mehr wie 42 v. Chr. nach Philippi die Aufgabenbereiche geteilt, sondern es wurde eine Trennung der Herrschaftsgebiete zwischen dem Osten und Westen des Römischen Reiches vollzogen.[xxvi] Bemerkenswerte dabei ist, dass die Zustimmung des Lepidus erst gar nicht mehr abgewartet, sondern schlicht vorausgesetzt wurde. Folglich blieb er auch bei dieser Verteilung der unbeteiligte Dritte im Bunde, der lediglich Afrika behalten durfte.[xxvii] Formal gesehen war Lepidus bis zu seiner Entmachtung durch Octavian 36 v. Chr. ein integrativer Teil des Triumvirats, faktisch jedoch war er seit 42 v. Chr. zunehmend aus diesem heraus gedrängt worden. So spricht auch Sueton ab 42 v. Chr. von einem bloßen Zweierbund: „[…] atque ab eo tempore exercitibuscomparatisprimum cum M. Antonio M. queLepido, deindetantum cum Antonio per duodecimfereannos […] .“[xxviii] Festzuhalten bleibt, Octavian ging zwar wesentlich gestärkt aus dem Perusinischen Krieg hervor und konnte einen deutlichen Machtzuwachs verbuchen, so hatte er Lepidus von seiner Position als zweit mächtigster Mann nach Antonius verdrängt und kontrollierte beinahe den gesamten Westen des Reiches, sah sich aber dennoch großen Schwierigkeiten, wie dem Krieg gegen SextusPompeius, gegenüber.[xxix] Hervorzuheben ist, dass Marcus Antonius, der zu jener Zeit im Osten des Reiches weilte, auf keiner der beiden Seiten intervenierte oder überhaupt in irgendeiner Form zu diesem Krieg Stellung bezog.[xxx]

2.) Die Interpretation der Quellen in Bezug auf die Haltung des Marcus Antonius während des Perusinischen Krieges

Fraglich erscheint, warum Marcus Antonius augenscheinlich in das Geschehen des Perusinischen Krieges nicht eingegriffen und dadurch seine einstige Stellung in Italien beinahe gänzlich aufgegeben hat. Gewiss stellten die räumlichen Distanzen und die damit erschwerte Kommunikation zwischen den einzelnen Akteuren ein Hindernis dar, doch erscheint es ausgeschlossen, dass Antonius über keinerlei Informationen aus seiner Heimat verfügt hatte.[xxxi] So berichtet CassiusDio, dass er über nichts im Unklaren gelassen worden sein soll,[xxxii] ferner ist auch bei Appian die Rede von Boten die mit Nachrichten aus der Heimat zu Antonius in den Osten entsandt worden waren, von diesem allerdings keine klare Antwort erhalten hatten.[xxxiii] Dies führte für Lucius Antonius letztlich zur Niederlage im Perusinischen Krieg, da aufgrund der fehlenden Entscheidung des Marcus, sich die übrigen Antonianer in Italien unentschlossen und zögerlich verhielten und Lucius erst zu Hilfe eilten, als es bereits zu spät war.[xxxiv] Darin kann gewiss ein Mangel an Machtmitteln der Parteigänger des Marcus Antonius gegenüber Octavian zu sehen sein, so wollten diese ihre Truppen schonen und aus diesem Konflikt heraushalten.[xxxv] Die antiken Autoren Plutarch und CassiusDio sehen in der Untätigkeit des Antonius zu diesem Zeitpunkt, die verpasste Gelegenheit zum Eingreifen wodurch eine Entmachtung Octavians versäumt wurde.[xxxvi]

[...]


[i] Vgl. Bengston, Hermann: Marcus Antonius, Triumvir und Herrscher des Orients, München 1977, S. 74.

[ii] Vgl. Ebd., ferner S. 101—118.

[iii] Vgl. Matijevi ć , Krešimir: Marcus Antonius, Consul-Proconsul-Staatsfeind, Rahden-Westfalen 2006, S. 336.

[iv] Vgl. Bringmann, Klaus: Geschichte der römischen Republik, von den Anfängen bis Augustus, München 2002, S. 395 f.

[v] Vgl. Bringmann, Klaus: Das Zweite Triumvirat. Bemerkungen zu Mommsens Lehre von der außerordentlichen konstituierenden Gewalt, in: Alte Geschichte und Wissenschaftsgeschichte. Festschrift für Karl Christ zum 65. Geburtstag,hg. von Peter Kneissl undPeter Losemann, Darmstadt 1988, S. 3.

[vi] Vgl. Ebd., ferner S. 32.

[vii] Vgl. Bengston: Marcus Antonius, S. 120: Neuordnung des Staates.

[viii] Vgl. Lange, Carsten Hjort: Res PublicaConstituta, Actium, Apollo and the Accomplishment of the Triumviral Assignment, Leiden 2009, S. 18.

[ix] Vgl. Bringmann, Klaus: Augustus, Darmstadt 2007, S. 62 f.

[x] Vgl.Matijevi ć : Marcus Antonius, S. 342.

[xi] Vgl. Bringmann: Augustus, S. 63.

[xii] Vgl. C. SuetoniTranquilli opera, Vol. 1: De vita Caesarumlibri VIII, rec. M. Jhm, Bibliotheca scriptorium GraecorumetRomanoumTeubneriana, Stuttgart 1973, Div. Aug. 27, 1—2.

[xiii] Vgl. Bleicken, Jochen: Zwischen Republik und Prinzipat. Zum Charakter des Zweiten Triumvirats, Göttingen 1990, S. 38—39; 49; 58—59; 108.

[xiv] Vgl. Bringmann: Augustus, S. 70.

[xv] Vgl. Bengston: Marcus Antonius, S. 117 f.

[xvi] Vgl. Matijevi ć : Marcus Antonius, S. 343.

[xvii] Vgl. Roberts, Alan: Mark Antony, His Life and Times, Malvern 1989, S. 152.

[xviii] Vgl. Lange: Res Publica, S. 26.

[xix] Vgl. Bringmann: Geschichte der römischen Republik, S.398.

[xx] Vgl. Bengston: Marcus Antonius, S. 164.

[xxi] Vgl. Bringmann: Geschichte der römischen Republik, S. 398.

[xxii] Vgl. Suet. Div. Aug. 13, 3.

[xxiii] Vgl. Ebd.

[xxiv] Vgl. Appian’s Roman History, Vol. 1, with an engl.transl. By Horace White, The Loeb Classical Library 2, Cambridge 1912, B.C. 5, 19, 74.

[xxv] Vgl. Ders. 5, 54, 224.

[xxvi] Vgl. Buchheim, Hans: Die Orientpolitik des Triumvirn M. Antonius. Ihre Voraussetzungen, Entwicklung und Zusammenhang mit den politischen Ereignissen in Italien, Heidelberg 1960, S. 38.

[xxvii] Vgl. Bringmann: Geschichte der römischen Republik, S. 400; Allély, Annie: Lépide, le Triumvir, Bordeaux 2004,S. 148; 181.

[xxviii] Suet. Div. Aug. 8, 3.

[xxix] Vgl. Bringmann: Augustus, S. 80.

[xxx] Vgl. Buchheim, Orientpolitik, S. 30—32.

[xxxi] Vgl. App.B.C. 5, 21, 83.

[xxxii] Vgl. Cass.Dio. 48, 27, 1.

[xxxiii] Vgl. App. B.C. 5, 21, 83.

[xxxiv] Vgl. Buchheim: Orientpolitik, S. 31.

[xxxv] Vgl. Bengston: Marcus Antonius, S. 170 f.

[xxxvi] Vgl. Plutarch’s Lives, in ten volumes, Vol. III; IX wih an engl.transl. by Bernadotte Perrin, The Loeb Classical Library 65; 101, Cambridge 1916, Ant.28, 1; Dio’s Roman History, in nine volumes, with an engl. transl. by Cary Earnest, on the basis of the version of H. B. Foster, The Loeb Classical Library 177, Cambridge 1927, ND London 1969,48, 27, 1.

Excerpt out of 16 pages

Details

Title
Das Zweite Triumvirat. Die Haltung des Marcus Antonius zur Zeit des Perusinischen Krieges
College
University of Tubingen
Grade
1,0
Author
Year
2011
Pages
16
Catalog Number
V231127
ISBN (eBook)
9783656477600
ISBN (Book)
9783656479109
File size
532 KB
Language
German
Notes
Keywords
Triumvirat, Zweites Triumvirat, Marcus Antonius, Mark Anton, Antonius, Perusinischer Krieg, Perusia, Octavian, Gaius Octavius, Kleopatra, Politik, Marc, Anton, Mark Antony, Cicero, Trium, Bononia, Pakt von Bonina, 44 v. Chr., Ermordung Caear, Caesarmörder, Caesarianer
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Ralf Gutmann (Author), 2011, Das Zweite Triumvirat. Die Haltung des Marcus Antonius zur Zeit des Perusinischen Krieges, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/231127

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