Die Rolle des Lehrers in der Montessori-Pädagogik


Seminararbeit, 2003

16 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Schüler in der Montessori- Pädagogik:
2.1. Die Freiheit/ die Autonomie
2.2. Die Vorbereitete Umgebung
2.3. Schüler helfen Schülern

3. Der Lehrer in der Montessori- Pädagogik:
3.1. Die Vorbereitung
3.2. Die Materialien
3.3. Der Beobachter
3.4. Die Position des Lehrers zu den Schülern
3.5. Der Helfer
3.6. Die Disziplin

4. Kritik

5. Literaturverzeichnis

1.Einleitung

Maria Montessori hat in vielen Reden und Schriften ein neues pädagogisches Verständnis geschaffen.

So nimmt bei ihr z.B. Freiheit für das Kind in der Erziehung und in der Schule eine fundamentale Rolle ein[1] und sie stellte die Bedürfnisse des Kindes in den Mittelpunkt ihrer Theorien.

Montessori fordert einen neuen Typus des Lehrers, bzw. durch ihr neues pädagogisches Verständnis hat sich „ein neuer Typ der Lehrerin herausgebildet“[2]

Was muss der Erzieher oder der Lehrer verändern, um Montessoris Ansprüchen zu genügen? Welche Rolle nimmt der Lehrer überhaupt in dieser Erziehungstheorie ein?

Das Bild vom Lehrer, der vor der Klasse steht und den Schülern versucht etwas zu lehren und ihnen sagt was sie zu tun und zu lassen haben, dieses Bild scheint im starken Gegensatz zu Montessoris Ideen zu verlaufen. Freiheit und Autonomie scheinen im krassen Widerspruch zum Lehrer zu stehen.

Ob dem so ist und welche Rolle der Lehrer bei Montessori einnimmt, soll im weiterem Verlauf dieser Arbeit geklärt werden.

Im ersten Teil werde ich zunächst den Schüler, bzw. das Kind bei Montessori näher untersuchen, denn die Sicht des Kindes spielt natürlich eine äußerst wichtige Rolle, um Montessoris Sicht des Lehrers genauer bestimmen zu können.

Im zweiten Teil werde ich dann den Lehrer genauer untersuchen. Wie ist seine Arbeit aufgebaut, welche Arbeiten hat er zu verrichten und wie ist seine Position zu den Schülern. Es soll geklärt werden, wie und ob sich der Lehrer mit den Grundprinzipien der Montessori- Pädagogik, speziell dem Prinzip Autonomie/Freiheit, vereinen lässt.

2. Der Schüler in der Montessori- Pädagogik

Welche Rolle der Lehrer in der Erziehungs- Theorie von Maria Montessori spielt, hängt natürlich sehr von den Schülern ab. Es ist ganz entscheidend zu erfahren, wie die Schüler lernen, wie sie arbeiten und wie sie sich sozial verhalten.

Aus diesen Punkten lässt sich dann das Aufgabenfeld des Lehrers ableiten.

Grundlegend für die Sicht des Schülers sind die verschiedenen Entwicklungsphasen des Kindes. Zu erkennen, in welcher Entwicklungsphase sich das einzelne Kind befindet ist somit eine der zentralen Aufgaben des Lehrers.

Maria Montessori stellte diese Entwicklungsphasen, bzw. die „sensiblen Perioden“ des Kindes schematisch in ihrem Werk „das Kreative Kind“ dar.

Im Mittelpunkt dieser Darstellung steht der sogenannte „absorbierende Geist“[3].

Dieses von Montessori beschriebene Phänomen beschreibt eine

Fähigkeit der Kinder, die allerdings parallel zum älter werden abnimmt. Der absorbierende Geist ist eine art unbewusste Intelligenz, mit der das Kind Eindrücke aus seiner Umgebung aufnimmt, bzw. absorbiert. Diese Eindrücke, Handlungsweisen oder Gegenstände aus der Umgebung werden nach dieser Absorption selbsttätig verarbeitet, d.h. das Kind ist in der Lage, ohne fremdes Zutun, aus seiner Umgebung selbstständig zu lernen.

Als Beispiel für diese Gabe nennt Montessori das Erlernen der Muttersprache. In diesem Fall lernt das Kind nur durch zuhören eine komplette Sprache und das in einer Geschwindigkeit und Perfektion, die jeden Erwachsenen übertrifft.

In der ersten Entwicklungsphase, die sich in den Lebensjahren 0 –3 abspielt ist dieser absorbierende Geist besonders aktiv, die Absorption findet allerdings unbewusst statt. Das Kind lernt in dieser Phase die wichtigen motorischen Fähigkeiten sowie die Sprache.

Erst in den nächsten Phasen wird das Kind beeinflussbarer und der drang Wissen bewusst aufzunehmen wächst (hier spielen bereits Lernmaterialien, auf die ich später zu sprechen kommen werde, eine große Rolle). Diese Perioden stellen die Basis der Erziehungstheorien Maria Montessoris dar, so zu sagen die anthropologische Begründung ihrer weiteren Theorien.

Was die Schüler, bzw. die Schule betrifft so gibt es bei Montessori gewisse Grundprinzipien, die sich immer wieder finden und absolut fundamental für ihre Erziehung sind. Im weiteren werde ich einige dieser Grundgedanken Montessoris näher erläutern.

2.1. Die Freiheit/ die Autonomie

Um im weiterem Verlauf zu erkennen, in wie fern sich die Autonomie des Kindes und der Lehrer bei Montessori widersprechen, muss zunächst der Begriff Autonomie, bzw. Freiheit näher erklärt werden.

Montessoris sehr präzise Definition von Freiheit, steht der allgemeinen philosophischen Idee von Freiheit in manchen Punkten entgegen. Ihre Freiheit ist auch keineswegs philosophisch geprägt, ihr ging es um die realisierte Freiheit[4]. Realisiert bedeutet gelebt, also die in die tat umgesetzte Freiheit, die über das Gedachte und die Ideen hinausgeht.

So bedeutet Freiheit in Montessoris Sinn keineswegs Zügellosigkeit. Wenn ein Kind autonom oder frei ist, heißt das nicht, dass es tun und lassen kann was es will[5]. Montessori zieht eine klare Grenze zwischen Freiheit und Vernachlässigung.

Doch was muss geschehen damit Kinder frei werden können?

Die Quelle der Freiheit ist nach Montessori die spontane Aktivität des Kindes.[6] Diese Aktivität ist ein angeborenes inneres Bedürfnis des Kindes. Gewährt man dem Kind nun diese innere Aktivität, dann wird es in seiner Umgebung Tätig. Diese Tätigkeit verläuft selbstständig, also autonom. Mit der Zeit wird durch diese ständige Tätigkeit, mit der

das Kind Schritt für Schritt seine Persönlichkeit ein Stück weiter entwickelt, Freiheit erlangt. Montessori beschreibt Freiheit als das höchste Gut des Menschen, sie ist die Basis von allem („Frei sein oder sterben“[7] ) und natürlich auch der Erziehung und des Lernens.

Wenn durch Zwänge erzogen wird oder gelehrt wird, so führt das automatisch zu Fehlentwicklungen des Kindes, die nur mühsam oder gar nicht ausgebessert werden können.

Jedes Kind besitzt einen inneren Bauplan, sozusagen eine geistige DNA. Dieser Bauplan kann nur umgesetzt werden, wenn das Kind seine Freiheit bekommt, d.h. die Möglichkeit, aus sich selber, nach seinem inneren Bauplan geistig und körperlich zu wachsen. Wird durch Zwänge erzogen, so wird dieser Bauplan umgangen, d.h. die vorbestimmte Entwicklung des Kindes wird gestört.

Wie schon erwähnt geht es bei der Freiheit nicht darum dem Kind sich selbst zu überlassen, die spontanen Aktivitäten müssen geleitet werden, jedoch nicht erzwungen. Tugenden wie Disziplin und Ordnungssinn werden laut Montessori auch oder sogar gerade in der Freiheit erworben.

Eines der wichtigsten Phänomene, welches aus der freien Aktivität des Kindes entspringt, ist die sogenannte „Polarisation der Aufmerksamkeit“[8]. Es ist das Ziel des Unterrichts in der Montessori Schule dieses Phänomen bei Kindern auszulösen. Polarisation der Aufmerksamkeit ist die höchste Form der Konzentration.

Ein Kind, welches sich seien Arbeit selbsttätig gewählt hat und frei Arbeitet, kann seine volle Aufmerksamkeit auf diese Arbeit richten (polarisieren) und verfällt in eine tiefe Konzentration, aus der es Kaum heraus zu hohlen ist. In dieser Phase findet ein ungeheuer großer innerer Wachstum statt.

Dieses Phänomen ist entscheidend für die Selbstwerdung des Kindes.

Ist dieser Schritt einmal getan und hat das Kind einmal erreicht Herr seiner selbst zu werden, so spricht Montessori von einem normalen Menschen mit einem gesunden Geist[9]. Das Zeugt davon, dass Montessori die Freiheit als einen natürlichen Zustand betrachtet. Eine Abweichung von diesem Zustand ist dem entsprechend abnormal und es entsteht eine abnormale Persönlichkeit[10].

Aus der Normalität heraus entstehen Tugenden wie „soziale Haltung, freiwillige Disziplin, Gehorsam und Willensstärke“[11].

[...]


[1] Vgl. M. Montessori: Die Entdeckung des Kindes. S. 13.

[2] Vgl. M. Montessori: Die Schule des Kindes. S. 122.

[3] Vgl. M. Montessori: Das Kreative Kind. S. 23 ff

[4] Vgl. M. Montessori: Die Schule des Kindes. S. 247.

[5] Vgl. ebd. S. 73.

[6] Vgl. M. Montessori: Das Kreative Kind. S. 84.

[7] Vgl. H. Holstiege: Maria Montessori: Neue pädagogik- Prinzip Freiheit- Freie Arbeit. S. 46.

[8] Vgl. H. Helming: Montessori- Pädagogik. S. 53 ff.

[9] Vgl. M. Montessori: Die Schule des Kindes. S. 163.

[10] Vgl. ebd. S. 261.

[11] Vgl. M. Montessori: Grundlagen meiner Pädagogik. S. 16.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Rolle des Lehrers in der Montessori-Pädagogik
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal  (Erziehungswissenschaftliches Institut)
Note
2
Autor
Jahr
2003
Seiten
16
Katalognummer
V23119
ISBN (eBook)
9783638263061
ISBN (Buch)
9783638747707
Dateigröße
489 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kommentar des Dozenten: Die Sachverhalte sind sehr gut dargestellt und herausgearbeitet. Es fehlt nicht an kritischer Reflexion´. Besonders der Begriff "Freiheit" wird sehr gut beschrieben. Allerdings einige orthographische Defizite.
Schlagworte
Rolle, Lehrers, Montessori-Pädagogik
Arbeit zitieren
Myron Maurer (Autor:in), 2003, Die Rolle des Lehrers in der Montessori-Pädagogik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23119

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