Neuere Untersuchungen der US-Menschenrechtspolitik kommen zu dem Schluss, dass der Regierung Carter von Anfang an bewusst war, dass die Ausrichtung der Außenbeziehungen an menschenrechtlichen Grundsätzen uneinheitlich und kein allumfassendes Kriterium der Regierungspolitik sein könne. Die US-Menschenrechtspolitik von 1977-1981 war eine Abwendung von der als unzeitgemäß erachteten Eindämmungs- und Machtpolitik vorangegangener Administrationen. Carter wandte sich vom Ost-West Konflikt und der Vorstellung einer bipolaren Weltordnung ab. Stattdessen wollte er die Außenpolitik an die Erfordernisse einer multipolaren Welt anpassen. Nach gegenwärtigem Wissensstand standen menschenrechtliche Erwägungen vor allem im späteren Verlauf von Carters Regierungszeit stets hinter nationalen Sicherheitsbelangen zurück.
In literaturwissenschaftlich-vergleichender Perspektive soll in dieser Arbeit die Frage geklärt werden, ob die Einbindung von Menschenrechten in die Regierungspolitik Carters tatsächlich einen Bruch in der amerikanischen Tradition darstellt oder nicht. Dabei geht es nicht um eine Bewertung der reformerischen Rhetorik, noch um eine unmittelbare Bewertung des Erfolges oder Misserfolges der Menschenrechtspolitik. Welche zivilgesellschaftlichen Entwicklungen und institutionellen Veränderungen führten zur Menschenrechtspolitik der Carter-Regierung? Welche Rolle spielten die außenpolitischen Vorgaben vorangegangener Administrationen? Welche Resultate der Menschenrechtspolitik - sowohl positive als auch negative - zeigen ihre Wirkung bis heute?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einblick in den Forschungsstand
- Grundlagen für Carters Menschenrechtspolitik
- Zivilgesellschaftliche Errungenschaften der Siebziger Jahre
- Institutionelle Voraussetzungen
- Die Außenpolitik vor Jimmy Carter
- Kritik und Folgen der Menschenrechtspolitik
- Joshua Muravchiks Uncertain Crusade
- Soziale und wirtschaftliche „Rechte“?
- Moralpolitik und unbeabsichtigte Konsequenzen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Menschenrechtspolitik von Jimmy Carter im Kontext der amerikanischen außenpolitischen Tradition. Ziel ist es, die genauen Umstände, Auslöser und Auswirkungen der so genannten Menschenrechtsrevolution im 20. Jahrhundert zu beleuchten. Im Fokus steht die Frage, ob Carters Einbindung von Menschenrechten in seine Regierungspolitik einen Bruch in der amerikanischen Tradition darstellt.
- Die Rolle zivilgesellschaftlicher Entwicklungen und institutioneller Veränderungen bei der Entstehung der Menschenrechtspolitik der Carter-Regierung
- Der Einfluss außenpolitischer Vorgaben vorangegangener Administrationen
- Die Auswirkungen der Menschenrechtspolitik – sowohl positive als auch negative – bis in die Gegenwart
- Die Beziehung zwischen Menschenrechten und nationaler Souveränität im Kontext der Dekolonisierung
- Die Herausforderungen der Umsetzung von Menschenrechten in einer globalisierten Welt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Menschenrechtspolitik ein und stellt den historischen Kontext dar. Sie beleuchtet die Anfänge der Menschenrechtsdiskussion im 20. Jahrhundert und die Entwicklung des Konzepts der Menschenrechte in der internationalen Politik. Das zweite Kapitel analysiert den Forschungsstand zum Thema und skizziert die verschiedenen Perspektiven und Interpretationen der Menschenrechtspolitik. Im dritten Kapitel werden die Grundlagen für Carters Menschenrechtspolitik erörtert. Dabei werden sowohl zivilgesellschaftliche Errungenschaften der 1970er Jahre als auch institutionelle Voraussetzungen sowie die außenpolitische Tradition der Vereinigten Staaten vor Carter beleuchtet. Das vierte Kapitel analysiert Kritik und Folgen der Menschenrechtspolitik.
Schlüsselwörter
Menschenrechte, Jimmy Carter, Außenpolitik, USA, Dekolonisierung, Dritte Welt, Selbstbestimmung, Kalter Krieg, Moralpolitik, Realpolitik, Zivilgesellschaft, Institution, Internationaler Kontext.
- Quote paper
- Bert Bobock (Author), 2011, Zwischen Kontinuität und Identität. Jimmy Carters Menschenrechtspolitik und die außenpolitische Tradition der USA, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/231359