Die menschliche Sprache wird von Raum und Umwelt beeinflusst. Trotz existierender linguistischer Universalien wird die Umsetzung von Raum und Körperlichkeit in der Sprache in jeder Kultur individuell beeinflusst. Dies wiederum wirkt sich auch auf die Bereiche der linguistischen Umsetzung von Emotionen aus. Die vorliegende Arbeit betrachtet diese Prozesse im Tima.
Ein Mensch mit verbotenen Knochen. Der Kopf des Mundes. Ein Mann, dessen Augen lang sind. All dies sind Wendungen der sudanesischen Sprache Tima. Sie bietet auf den ersten Blick ein buntes, jedoch in der wörtlichen Übersetzung auch verwirrendes Sprachbild. Eine nähere Betrachtung zeigt: Der Körper beeinflusst im Tima die Raumwahrnehmung, das Denken und als Konsequenz dessen die Sprache sehr stark.
Wie wird der menschliche Körper von den Tima-Sprechern wahrgenommen? Welche Körperteile werden als wichtig betrachtet, welche weniger? Nach welchen Gesetzmäßigkeiten werden sie benannt? Bildet das Tima hierbei die Bezeichnungen nach ähnlichen Mustern wie andere Sprachen? Und welche Rolle spielt der Körper letztlich in der weiteren Sprache, wenn es zum Beispiel um Lokative, Zahlen und auch Emotionen geht?
Diesen Fragen widmet sich die vorliegende Arbeit zum Tima mit den Schwerpunkten Kognition und Perzeption des Körpers. Die Prozesse und dadurch entstehenden Strukturen der linguistischen Verarbeitung sowie der weiteren sprachlichen Verwendung von physischen und psychischen Erfahrungen werden hierbei eingebettet in den gesamten Kosmos des Lebens der Sprecher sowie ihrer Sprache betrachtet. Daher beginnt diese Arbeit mit einer kurzen Einführung zu den Tima-Sprechern und den markantesten Aspekten ihrer Sprache. Auf diese kurze Vorstellung der Sprechergemeinde sowie der Grundzüge ihrer Sprache folgt ein Blick darauf, wie der Körper durch die Tima-Sprecher wahrgenommen und im Detail benannt wird. Auch die Gültigkeit postulierter Universalien der Körperbenennung wird überprüft. Wie die Beispiele oben bereits andeuten, endet der Einfluss des Körpers auf die Sprache nicht bei der reinen Benennung von ‚Einzelteilen‘ wie Armen und Beinen. Ob bei der Bildung von Lokativen, Zahlen oder Emotionen: Der Körper bildet im Tima die Grundlage für zahlreiche Einzelworte und Idiome. Diese Arbeit zielt darauf ab, auch die Grundzüge dieser „Weiterverwendung“ über die rein körperliche Ebene hinaus aufzuzeigen, sie zu kategorisieren und, so weit wie nach bisherigem Forschungsstand möglich, zu erklären.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Einführung zum Tima und seinen Sprechern
- II.1. Die Ethnie Tima und ihre Sprache
- II.2. Grundzüge des Tima
- III. Wahrnehmung und Benennung des Körpers im Tima
- III.1. Die Bildung der Bezeichnungen für Körperteile
- III.2. Die Benennung von Körperteilen: Universalien auf dem Prüfstand
- IV. Raumwahrnehmung im Tima
- IV.1. Grundzüge der Raumwahrnehmung im Tima
- IV.2. Grammatikalisierung von Körperteilen: Lokative und Räumlichkeit
- IV.3. Körperteile als Paten der Raumbeschreibung
- IV.4. Alles dreht sich um mich? Die egozentrische Perspektive
- IV.5. Wohin und woher kommst Du? Der Ventivmarker im Tima
- IV.6. Es geht noch komprimierter: Sprachveredlung durch alloying
- V. Mein Knochen ist heiß: Die Rolle von Körperteilen bei der Benennung von Emotionen im Tima
- V.1. Vom Körper zur Emotion: Prozesse der Benennung von Emotionen
- V.2. Fühlen wir alle gleich? Universalien zu Emotionen auf dem Prüfstand
- VI. Lange Augen, lange Arme: Weitere sprachliche Verwendung von Körperteilen
- VI. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss des Körpers auf die Sprache der Tima, einer sudanesischen Ethnie. Ziel ist es, die Wahrnehmung und Benennung von Körperteilen, die Raumwahrnehmung und die Rolle des Körpers bei der Benennung von Emotionen zu analysieren. Dabei werden sprachliche Strukturen und Prozesse im Kontext der Lebenswelt der Tima-Sprecher betrachtet.
- Körperwahrnehmung und Benennung von Körperteilen im Tima
- Raumwahrnehmung und deren sprachliche Repräsentation
- Der Einfluss des Körpers auf die Benennung von Emotionen
- Sprachliche Verwendung von Körperteilen über die reine Benennung hinaus
- Vergleich mit Universalien der Körperbenennung
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach dem Einfluss des Körpers auf die Sprache der Tima vor. Sie beschreibt die Besonderheiten der Tima-Sprache, die durch den starken Einfluss des Körpers auf Raumwahrnehmung, Denken und Sprache gekennzeichnet ist. Die Arbeit untersucht die Wahrnehmung des Körpers, die Benennung von Körperteilen, und die Rolle des Körpers in verschiedenen sprachlichen Bereichen wie Lokativen, Zahlen und Emotionen. Die zentrale Forschungsfrage fokussiert auf die kognitiven und perzeptiven Prozesse der sprachlichen Verarbeitung physischer und psychischer Erfahrungen der Tima-Sprecher.
II. Einführung zum Tima und seinen Sprechern: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die Ethnie Tima und ihre Sprache. Es beschreibt die geographische Verteilung der Sprecher, ihre Anzahl und die Herausforderungen bei der Erfassung der genauen Bevölkerungszahl aufgrund von Krieg und Abgeschiedenheit. Das Kapitel geht auf den multilingualen Kontext der Tima-Sprecher ein, mit dem Fokus auf den Gebrauch von Arabisch als lingua franca und die Auswirkungen von Codeswitching auf die Sprache. Es beschreibt die Situation sowohl im Ursprungsgebiet als auch in der Exilgemeinde in Khartum und hebt den Unterschied in der Bedeutung des Tima in beiden Kontexten hervor.
III. Wahrnehmung und Benennung des Körpers im Tima: Dieses Kapitel analysiert die Wahrnehmung und Benennung von Körperteilen in der Tima-Sprache. Es untersucht die Bildung von Bezeichnungen für Körperteile und prüft die Gültigkeit postulierter Universalien der Körperbenennung. Der Fokus liegt auf den Prozessen der Namensgebung und der Frage, ob diese Prozesse Ähnlichkeiten zu anderen Sprachen aufweisen.
IV. Raumwahrnehmung im Tima: Dieses Kapitel befasst sich mit der Raumwahrnehmung im Tima und deren sprachlicher Umsetzung. Es untersucht die Grammatikalisierung von Körperteilen in Lokativen und die Verwendung von Körperteilen als Bezugspunkte für die Raumbeschreibung. Die egozentrische Perspektive wird ebenso analysiert, wie der Gebrauch des Ventivmarkers zur Beschreibung von Richtung und Herkunft. Schließlich befasst sich das Kapitel mit der Sprachökonomie durch "alloying", der Verdichtung sprachlicher Ausdrücke.
V. Mein Knochen ist heiß: Die Rolle von Körperteilen bei der Benennung von Emotionen im Tima: Dieses Kapitel untersucht den Zusammenhang zwischen Körper und Emotionen in der Tima-Sprache. Es analysiert die Prozesse der Benennung von Emotionen und die Rolle, die dabei Körperteile spielen. Das Kapitel befasst sich mit der Frage, ob universelle Muster bei der Benennung von Emotionen existieren und vergleicht diese mit den Befunden der Tima-Sprache.
VI. Lange Augen, lange Arme: Weitere sprachliche Verwendung von Körperteilen: Dieses Kapitel beschreibt die vielfältige sprachliche Verwendung von Körperteilen im Tima, die über die reine Benennung hinausgeht. Es analysiert weitere Beispiele für die Integration von Körperteilen in die Sprache, wobei die komplexen sprachlichen und kulturellen Kontexte betrachtet werden.
Schlüsselwörter
Tima, Sudan, Nubaberge, Körper, Raum, Emotion, Sprache, Kognition, Perzeption, Benennung, Universalien, Grammatikalisierung, Lokative, Codeswitching, Linguistik, Afrikanistik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Sprachstudie "Der Einfluss des Körpers auf die Sprache der Tima"
Was ist der Gegenstand dieser sprachwissenschaftlichen Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Einfluss des Körpers auf die Sprache der Tima, einer sudanesischen Ethnie. Der Fokus liegt auf der Wahrnehmung und Benennung von Körperteilen, der Raumwahrnehmung und der Rolle des Körpers bei der Benennung von Emotionen. Analysiert werden sprachliche Strukturen und Prozesse im Kontext der Lebenswelt der Tima-Sprecher.
Welche Themen werden in der Studie behandelt?
Die Studie behandelt folgende zentrale Themen: Körperwahrnehmung und Benennung von Körperteilen im Tima; Raumwahrnehmung und deren sprachliche Repräsentation; Der Einfluss des Körpers auf die Benennung von Emotionen; Sprachliche Verwendung von Körperteilen über die reine Benennung hinaus; Vergleich mit Universalien der Körperbenennung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel:
- Kapitel I (Einleitung): Stellt die Forschungsfrage und den Hintergrund der Studie vor.
- Kapitel II (Einführung zum Tima und seinen Sprechern): Gibt einen Überblick über die Ethnie Tima, ihre Sprache und ihren soziolinguistischen Kontext.
- Kapitel III (Wahrnehmung und Benennung des Körpers im Tima): Analysiert die Wahrnehmung und Benennung von Körperteilen und prüft Universalien der Körperbenennung.
- Kapitel IV (Raumwahrnehmung im Tima): Untersucht die Raumwahrnehmung und deren sprachliche Umsetzung, inklusive Grammatikalisierung von Körperteilen in Lokativen und der egozentrischen Perspektive.
- Kapitel V (Mein Knochen ist heiß: Die Rolle von Körperteilen bei der Benennung von Emotionen im Tima): Analysiert den Zusammenhang zwischen Körper und Emotionen in der Tima-Sprache und prüft universelle Muster.
- Kapitel VI (Lange Augen, lange Arme: Weitere sprachliche Verwendung von Körperteilen): Beschreibt die vielfältige sprachliche Verwendung von Körperteilen über die reine Benennung hinaus.
Welche Methoden werden in der Studie angewendet?
Die Studie verwendet eine qualitative, sprachwissenschaftliche Methode, die sich auf die Analyse sprachlicher Daten konzentriert. Es wird eine detaillierte Beschreibung der Sprache der Tima und eine Analyse ihrer sprachlichen Strukturen vorgenommen. Ein Vergleich mit bekannten Universalien der Körperbenennung wird ebenfalls durchgeführt.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die genauen Schlussfolgerungen der Studie sind aus der gegebenen Zusammenfassung nicht im Detail ersichtlich. Die Studie analysiert jedoch den Einfluss des Körpers auf verschiedene Aspekte der Tima-Sprache und vergleicht ihre Erkenntnisse mit bestehenden linguistischen Theorien.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Studie am besten?
Tima, Sudan, Nubaberge, Körper, Raum, Emotion, Sprache, Kognition, Perzeption, Benennung, Universalien, Grammatikalisierung, Lokative, Codeswitching, Linguistik, Afrikanistik.
Für wen ist diese Studie relevant?
Diese Studie ist relevant für Linguisten, Afrikanisten, Kognitive Wissenschaftler und alle, die sich für die Beziehung zwischen Sprache, Kultur und Kognition interessieren.
Wo finde ich den vollständigen Text der Studie?
Die vollständige Studie ist nicht in diesem HTML-Dokument enthalten. Dies ist lediglich eine Zusammenfassung des Inhaltsverzeichnisses, der Zielsetzung, der Kapitelszusammenfassungen und der Schlüsselwörter.
- Quote paper
- Andrea Lieske (Author), 2013, Körper, Raum, Emotion. Strukturen, Universalien und Besonderheiten in der sudanesischen Sprache Tima, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/231442