Die vorliegende Arbeit widmet sich der „Volksetymologie“, einer relativ wenig beachteten Erscheinung, die sich jedoch immer wieder in der Lexik der deutschen Sprache bemerkbar macht. Im Vordergrund der Untersuchung steht hierbei die Wortsemantik sowie die erstaunliche Tatsache, dass rein innersprachliche Prozesse die Bedeutung eines Wortes ändern können, ohne dass hierfür „reale“, außersprachliche Gründe vorliegen. [...] Der Leitgedanke dieser Arbeit besteht in der Annahme, dass die Volksetymologie ein ebenso interessantes, forschungsrelevantes Gebiet ist, wie z. B. die Lautgesetze oder die Theorien über das sprachliche Zeichen. In diesem Sinne folge ich gerne Jost Trier, der über die Volksetymologie äußerte:
"Das sind die falschen Etymologien innerhalb der lebendigen Sprache. Sie sind für den Sprachgenossen meist wichtiger als die richtigen. Und sie sind auch ebenso folgenreich für den Sprachgebrauch und die Sprachgeschichte wie die richtigen Anschlüsse beim Sprechen und Verstehen. Daher darf der Sprachforscher keineswegs hochmütig über sie hinwegsehen. Sie sind eine Wirklichkeit, die er anerkennen und beschreiben muß, wie jedes andere sprachliche Ereignis auch."
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Was ist „Volksetymologie“?
- 2. Zutaten für eine gelungene Volksetymologie
- 2.1. Isolation
- 2.2. Verwendungshäufigkeit
- 2.3. lautliche Ähnlichkeit
- 2.4. semantische Ähnlichkeit
- 3. Arten der semantischen Volksetymologie
- 3.1. Keine semantische Änderung trotz lautlicher Angleichung
- 3.2. Geringe semantische Änderung: Wandel des Konnotats
- 3.3. Starke semantische Änderung: Wandel des Denotats
- 4. Die Bedeutung des Sprechers: Motivationsbedürfnis und Sprachstrukturen
- 5. Ist das Deutsche prädestiniert für die Volksetymologie?
- 6. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit widmet sich der Volksetymologie als einem wichtigen Faktor des semantischen Wandels in der deutschen Sprache. Die Untersuchung beleuchtet die Mechanismen, die zur Umdeutung von Wörtern führen, und analysiert die verschiedenen Arten der Volksetymologie, die auf unterschiedliche semantische Veränderungen hindeuten.
- Definition und Entstehung des Begriffs "Volksetymologie"
- Bedingungen für die Entstehung von Volksetymologie
- Arten der Volksetymologie und ihre Auswirkungen auf die Wortbedeutung
- Die Rolle des Sprechers in der Volksetymologie
- Die Eignung der deutschen Sprache für Volksetymologie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Volksetymologie ein und erklärt, warum diese Erscheinung in der Sprachwissenschaft besondere Aufmerksamkeit verdient. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Definition und der historischen Entwicklung des Begriffs „Volksetymologie“. Das zweite Kapitel beleuchtet die Bedingungen, die ein Wort erfüllen muss, um ein Kandidat für volksetymologische Umdeutung zu werden. Hierbei werden die Faktoren Isolation, Verwendungshäufigkeit, lautliche Ähnlichkeit und semantische Ähnlichkeit beleuchtet. Das dritte Kapitel widmet sich den Arten der Volksetymologie, die nach dem Grad der semantischen Veränderung kategorisiert werden. So werden Fälle ohne semantische Änderung, Fälle mit geringer semantischer Änderung (Konnotatswandel) und Fälle mit starker semantischer Änderung (Denotatswandel) vorgestellt. Das vierte Kapitel widmet sich der Rolle des Sprechers in der Volksetymologie und fragt, welche Motivationen und Sprachstrukturen diesen Prozess beeinflussen. Das fünfte Kapitel analysiert die Eignung der deutschen Sprache für die Volksetymologie und untersucht, ob die deutsche Sprache mit ihrer besonderen Wortbildung eine Oase für volksetymologische Prozesse darstellt.
Schlüsselwörter
Volksetymologie, semantischer Wandel, Wortbedeutung, Isolation, lautliche Ähnlichkeit, semantische Ähnlichkeit, Motivationsbedürfnis, Sprachstrukturen, Deutsche Sprache, Wortbildung.
- Citar trabajo
- Linda Kahn (Autor), 2011, Volksetymologie als Ursache semantischen Wandels, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/231483