1. Einleitung
"Arthur was a young man, only fifteen years old; but he was of outstanding courage and generosity, and his inborn goodness gave him such grace that he was loved by almost all the people. Once he had been invested with the royal insignia, he observed the normal custom of giving gifts freely to everyone. (…) Arthur courage was closely linked with generosity, and he made up his mind to harry the Saxons, so that with their wealth he might reward the retainers who served his own household. The justness of his cause encouraged him, for he had a claim by rightful inheritance to the kingship of the whole island."
Gawain, Avalon, Excalibur und Uther sind nur einige der Namen, die stets im Zu-sammenhang mit dem jenes legendären Königs fallen, der Literatur, Film und auch die Wissenschaft seit langer Zeit zu beschäftigen weiß. Artus - mal das Vor-bild des christlichen Königs schlechthin, mal ein römischer Feldherr und mal in ganz in der Tradition eines keltischen Stammesführers stehend - um seine sagenhafte Gestalt ranken sich Geschichten aus der Zeit eines Landes, in der es um sichere Überlieferungen kärglich bestellt ist. Den historischen Hintergrund des sagenhaften Artus und seine Zeit, d.h. das Britannien des 5. und frühen 6. Jahrhun-derts näher zu beleuchten, ist das Ziel der vorliegenden Arbeit.
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der historische Hintergrund:
- 2.1 Europa
- 2.2 Britannien
3. Die angelsächsischen Invasionen:
- 3.1 Die militärische Expansion
- 3.2 Der kulturelle und gesellschaftliche Wandel
4. Artus
5. Fazit
6. Quellen- und Literaturangaben:
- Quellen
- Monographien
- Zeitschriftenaufsätze
7. Erklärung
1. Einleitung
“Arthur was a young man, only fifteen years old; but he was of outstanding courage and generosity, and his inborn goodness gave him such grace that he was loved by almost all the people. Once he had been invested with the royal insignia, he observed the normal custom of giving gifts freely to everyone. (...) Arthur courage was closely linked with generosity, and he made up his mind to harry the Saxons, so that with their wealth he might reward the retainers who served his own household. The justness of his cause encouraged him, for he had a claim by rightful inheritance to the kingship of the whole island. ”1
Gawain, Avalon, Excalibur und Uther sind nur einige der Namen, die stets im Zusammenhang mit dem jenes legendären Königs fallen, der Literatur, Film und auch die Wissenschaft seit langer Zeit zu beschäftigen weiß. Artus - mal das Vorbild des christlichen Königs schlechthin, mal ein römischer Feldherr und mal in ganz in der Tradition eines keltischen Stammesführers stehend - um seine sagenhafte Gestalt ranken sich Geschichten aus der Zeit eines Landes, in der es um sichere Überlieferungen kärglich bestellt ist. Den historischen Hintergrund des sagenhaften Artus und seine Zeit, d.h. das Britannien des 5. und frühen 6. Jahrhunderts näher zu beleuchten, ist das Ziel der vorliegenden Arbeit.
Im ersten Teil der Arbeit wird die in aller Kürze der allgemeine historische Hintergrund der Völkerwanderungszeit skizziert - bezogen zunächst auf das ganze weströmische Reich und dann erst auf die Entwicklung in der römischen Provinz Britannien. Dies soll es dem Leser erleichtern, die folgenden Darstellungen in den Gesamtkontext einzuordnen. Der zweite Teil beschäftigt sich mit jener Phase der Geschichte Britanniens, die zwischen dem Abzug der letzten römischen Truppen und der Etablierung der angelsächsischen Königreiche liegt. Der Ablauf der schrittweisen Invasion Britanniens durch die germanischen Stämme und die damit einhergehende Zerstörung des römisch-antiken Gesellschaffsgefüges in der ehemaligen Provinz sind Gegenstand dieses Kapitels. Die Person des Artus, von der Entstehung seiner Legende bei Nennius bis zu der heute verbreiteten Form von Geoffrey of Monmouth sind Thema des dritten und letzten Teiles der Arbeit.
Bei der Skizzierung des historischen Hintergrundes orientiert sich die Arbeit im wesentlichen an den Darstellungen Martin2 und Brodersen3, wobei letzterer auch einen guten Überblick über die auf Britannien bezogene spätantike Quellenlage vermittelt. Bei der Darstellung der angelsächsischen Invasionen waren die Ausführungen Kriegers4, und der Aufsatz von Ward-Perkins5 maßgeblich. Für diesen und auch den letzten Teil der Arbeit wurde verstärkt auf die vorliegenden Quel- len6 zurückgegriffen bei deren kritischer Betrachtung die Arbeiten von Hanning7 und Higham8 und der Aufsatz von Johanek9 wesentlich waren.
2. Der historische Hintergrund
2.1 Europa
„Zu dieser Zeit erklangen fast in der ganzen römischen Welt die Kriegstrompeten. Die -wildesten Völker wurden aufgeboten und zogen durch die Grenzgebiete in ihrer Nähe. " 10
Seit dem 4. Jahrhundert kommt es zunehmend zu Einfällen germanischer Stämme in das Gebiet weströmischer Provinzen. Auch wenn diese zunächst noch erfolgreich zurückgeschlagen werden können, gehen sie doch immer häufiger mit einer Landnahme und festen Ansiedlung der Stämme einher. Hierbei etablierte sich die Praxis, diese Stämme zu einem foedus zu bewegen, d.h. einem Bündnis, in welchem den Eindringlingen Siedlungsland und teilweise Autonomie zugesichert wurde, wenn diese im Gegenzug bereit waren, die innere Ruhe des Imperiums nicht weiter zu stören und bei Bedarf Waffenhilfe gegen andere Gegner zu leisten.11
Ausgelöst durch die Wanderung der Hunnen, überschreitet 376 ein Verband germanischer, alanischer und hunnischer Reiter die Reichsgrenze der Donau und vernichtet 378 bei Adrianopel weite Teile der oströmischen Truppen. Nach diesem als Katastrophe empfundenen Ereignis wird die Situation in beiden Reichteilen zunehmend unsicherer. Die verstärkte Autonomie der auf Reichgebiet angesiedelten Stämme wird zum Problem, da die territoriale Einheit des Imperiums verschwimmt und Autoritätskonflikte zwischen Stammesführern und römischer Obrigkeit die Folge sind. Unter dem Druck der verschiedenen Invasionen, kommt es immer wieder zur Abspaltung einzelner Reichsteile, die angesichts der herandrängenden Feinde auf sich allein gestellt sind. Auch zahlreiche Usurpatoren spalten und schwächen die Kräfte des Reiches. Immer mehr ist besonders Westrom von germanischen Heerführern und der Loyalität germanischer Verbündeter abhängig.12 Im Westen wird der Vandale Stilicho ab 391 Heerführer und beherrschende Gestalt, der es bis zu seiner Ermordung 408 gelingt, die Situation einigermaßen stabil zu halten. Nach seinem Tod kommt es zum Einfall des Goten Alarich in Italien, der Rom mehrfach belagert und 410 schließlich einnimmt und plündert.13
Nach einer auf den Abzug der Goten folgenden Zeit der Thronwirren, gelingt es dem Römer Aetius als Feldherr die Situation im Westen des Reiches, besonders in Gallien wieder zu stabilisieren. Auch die wachsende Bedrohung durch die Hunnen, bei denen er lange Zeit als Geisel gelebt hat und die 445 unter Führung Attilas ein eigenes Reich errichtet hatten, wird durch ihn abgewehrt. Aetius wird 454 aus bisher ungeklärten Gründen und wahrscheinlich unter Mittäterschaft des Kaisers Valentinians III. ermordet.14 Nach seinem Tod bricht die Ordnung des weströmischen Reiches trotz gelegentlicher Erfolge des Ricimer (seit 456 magister mi- litum) zusammen. In Gallien entstehen die Reiche von Burgundern und Franken, während sich die Goten in Pannonien ausdehnen. Einzig im Norden Galliens, im Gebiet der Heutigen Normandie, kann der römische Feldherr Aegidius und später sein Sohn Syagrius noch bis 486 Reste der römischen Herrschaft aufrechterhalten. 476 setzt der Skire Odoaker, der zuvor in Diensten des Reiches stand, den letzten weströmischen Kaiser Romulus Augustulus ab und läßt sich selbst von seinen Soldaten zum König ausrufen.15
2.2 Britannien
„Britannien war all seiner bewaffneten Streitkräfte beraubt, seines militärischen Nachschubs, seiner - wenn auch grausamen Herrscher - und seiner kräftigen Jugend. Sie waren in die Fußstapfen des Usurpators getreten und nie wieder zurückgekehrt. In völliger Unkenntnis dessen, was im Kriege üblich ist, blieb Britannien also viele Jahre lang im Schrecken gebannt, erstmals gleich zwei fremden Stämmen von besonderer Grausamkeit ausgesetzt, den Scoten aus dem Nordwesten und den Picten aus dem Norden. “16
Die Bedrohung der römischen Provinz Britannien erwuchs zunächst nicht aus dem Osten, von germanischen Stämmen, sondern aus dem Norden, von den Picten Ca- ledonias, also aus dem Gebiet der heutigen schottischen Hochlande und später auch von den aus Irland stammenden Scoten. Irland und das Caledonia genannte Gebiet wahr niemals von römischen Truppen befriedet worden. Die ursprüngliche Nordgrenze, der Antoniuswall, mußte gegen Ende des 2. Jahrhunderts aufgegeben werden, als der Heerführer Clodius Albinus 196 im Streit um den Kaiserthron einen Großteil der ihm treuen britischen Truppen aus Britannien abzog. Die daraufhin vordringenden Stämme konnten zwar von Albinus Nachfolger Septimius Severus noch einmal zurückgeschlagen werden, doch der Antoniuswall mußte aufgegeben werden. Stattdessen wurde der Hadrianswall, dessen Verlauf auch heute in etwa die Grenze zwischen England und Schottland kennzeichnet, zur neuen Nordgrenze des Reiches.17
Im dritten Jahrhundert verschärfte sich die Lage durch wiederholte Übergriffe der Scoten im Nordwesten und germanischer Küstenstämme im Osten, die als Piraten die britische Küste unsicher machten.
In den 360er Jahren kam zur bisher schwersten Krise, als mehrere Völker aus verschiedenen Richtungen in die Provinz eindrangen.18
„Als Constantius zum zehnten und Julian zum dritten Mal Konsuln -waren, durchbrachen in Britannien die wilden Völker der Scoten und Picten die vereinbarte Waffenruhe und verwüsteten mit ihren Einfällen die ]Gegenden in der Nähe der Grenzen; Furcht befiel nun die Provinzen, die noch immer unter den Nachwirkungen der früheren Katastrophen zu leiden hatten. “ 19
Dieses Ereignis wird auf das Jahr 360 datiert.20 Ein erstes nach Britannien entsandtes Heer, wurde wegen den Thronstreitigkeiten zwischen Julian und Constantius II. schon bald wieder zurückgerufen. Die Situation verschärfte sich weiter und Ammianus erwähnt nun zum ersten mal auch die Sachsen:
„Zu dieser zeit erklangen fast in der ganzen römischen Welt die Kriegstrompeten. Die wildesten Völker wurden aufgeboten und zogen durch die Grenzgebiete in ihrer Nähe. . . .;die Picten und Sachsen, Scoten und Attacotten suchten die Britannier mit stetem Unglück heim,... " 21
Bei den Attacotten scheint es sich ebenfalls um ein aus Schottland stammendes Volk gehandelt zu haben. Die Lage eskalierte schließlich 367, als die erwähnten Völker nicht mehr nur die Grenzen unsicher machten, sondern scheinbar wie bei „Verschwörung“ zugleich von mehreren Seiten bis weit ins britische Kernland eindrangen. Dem römischen Feldherrn Theodosius gelang es nur mit Mühe, die Barbaren zurückzuschlagen und die Ordnung der Provinz wiederherzustellen.22 Doch schon kurze Zeit später wurden Teile der Truppen von der Insel abgezogen, als sich Magnus Maximus 383 auf Britannien zum Kaiser ausrufen ließ und auf das Festland übersetzte. Auch wenn der Usurpator 388 schließlich unterlag und getötet wurde, kehrten doch die Truppen nicht nach Britannien zurück.23 Gildas erwähnt, daß erst aufgrund eines erneuten „Barbarensturmes“ und eines darauf folgenden britannischen Hilfegesuches, noch einmal eine Legion von Stili- cho in die bedrängte Provinz entsandt wurde, die jedoch ebenfalls gleich nach ihrem Erfolg wieder zurückkehren mußte.24 399 charakterisierte der Dichter Claudius Claudianus in einer Lobpreisung Stilichos die Situation Britanniens wie folgt:25
„Britannia, in das Fell eines caledonischen monstrum gekleidet, mit tätowierten Wangen die Schritte umweht von einem meeresblauen Mantel, der wie die Flut des Ozeans schien sprach: ’Auch mich, die ich von benachbarten Stämmen in Todesnot gebracht war, hat Stilicho geschützt, als der Scote ganz Irland erregt hatte und das Meer unter dem feindlichen Ruder aufspritzte. Eenes Mannes Fürsorge stellte sicher, daß ich die scotischen Geschosse nicht fürchtete, vor dem Picten nicht erschrak und auch nicht an meinem Ufer mit jeder Drehung des Windes die Ankunft des Sachsen erwarten mußte. ’ "
Doch damit war die Provinz nicht zur Ruhe gekommen. 402 läßt sich der Brite Constantinus von seinen Truppen zum Kaiser ausrufen und setzte mit diesen nach Gallien über. Um 408 hatte er große Teile des römischen Reiches nördlich der Alpen unter seine Herrschaft gebracht und konnte erst von Constantius, einem Feldherrn des Kaisers Honorius besiegt werden. In den Unruhen, die mit diesem Machtkampf einher gingen, kam es zu einer erneuten Einbruch „barbarischer“ Stämme, unter deren Druck sich laut Zosimos auch die Briten vom Imperium lossagten:26
„Nun rüsteten sich die Männer aus Britannien, setzten ihr eigenes Leben ein und befreiten die Städte selbst von der Bedrohung durch die Barbaren. Auch die ganze Armorica und andere gallische Provinzen folgten dem britannischen Vorbild und befreiten sich auf dieselbe Weise, indem sie die römischen Obrigkeiten verjagten und ihren eigenen Staat nach ihrem eigenen Wollen einrichten. "
Laut Zosimos blieb nun selbst Kaiser Honorius keine andere Wahl mehr, als die britannische Provinz aufzugeben und dies 410 in einem (nicht unumstrittenen) Brief an die britannischen Städte bekannt zugeben:27
„Honorius schrieb Briefe an die Städte in Britannien, in denen er sie aufforderte, künftigfür sich selbst Sorge zu tragen. "
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1 Geoffrey of Monmouth: The History of the Kings of Britain, in: Thorpe, Lewis: Geoffrey of Monmouth. The History of the Kings of Britain. London 1966, IX, 1,1. Im folgenden zitiert als: Geoffrey.
2 Martin, Jochen: Spätantike und Völkerwanderung, in: Oldenbourg. Grundriss der Geschichte (Bd. 4). München 1995. Im folgenden zitiert als: Martin.
3 Brodersen, Kai: Das römische Britannien. Spuren seiner Geschichte. Darmstadt 1998. Im folgenden zitiert als: Brodersen.
4 Krieger, Karl-Friedrich: Geschichte Englands. Von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert, in: Bleicken, Jochen, Gall, Lothar und Jakobs, Herrmann (Hg.): Geschichte Englands (Bd. 1) München 1996. Im folgenden zitiert als: Krieger.
5 Ward-Perkins, Bryan: Why did the Anglo-Saxons not become more British?, in: English Historical Review Nr.462. Harlow/ Essex 2000, S. 513-534. Im folgenden zitiert als: Ward-Perkins.
6 Venerabilis Baedae: HISTORICA ECCLESIASTICA GENTIS ANGLORUM, in: Spitzbart, Günther: Beda der Ehrwürdige. Kirchengeschichte des englischen Volkes. Darmstadt 1997. Im folgenden zitiert als: Beda. Gildas: DE EXCIDIO BRITONUM, in: Winterbottom, Michael: Gildas. The Ruin of Britain and other works. London, Chichester 1978. Im folgenden zitiert als: Gildas. Geoffrey.
7 Hanning, Robert W. : The Vision of History in Early Britain. From Gildas to Geoffrey Monmouth. New York, London 1966. Im folgenden zitiert als: Hanning.
8 Higham, N.J. : The English conquest. Gildas and Britain in the fifth century. Manchester 1994. Im folgenden zitiert als Higham.
9 Johanek, Peter: König Arthur und die Plantagenets. Über den Zusammenhang von Historiographie und höfischer Epik in mittelalterlicher Propaganda, in: Frühmittelalterliche Studien. Jahrbuch des Institutes für Frühmittelalterforschung der Universität Münster Bd. 21. Münster, Berlin 1987, S. 346-389. Im folgenden zitiert als: Johanek.
10 Ammianus über die Kämpfe des späten 4. Jahrhunderts. Ammianus: Das römische Weltreich: 26, 4, 5, zit. nach: Brodersen: S. 233. Im folgenden zitiert als: Ammianus.
11 Martin: S. 31.
12 Zur Schlacht von Adrianopel und ihren Folgen: Ebenda: S. 35 f.
13 Zur „Ära“ Stilichos: Ebenda: S. 37 ff.
14 Ebenda: S. 44.
15 Ebenda: S. 45 ff.
16 Gildas: 14. Bei dem genannten Usurpator handelt es sich um Magnus Maximus, der sich 383 in Britannien zum Imperator hatte ausrufen lassen und 388 von Theodosius besiegt und getötet wurde.
17 Krieger: S. 31.
18 Ebenda: S. 31 f
19 Ammianus: 20, 1, 1.
20 Brodersen: S. 232.
21 Ammianus: 26, 4, 5.
22 Ebenda: 27, 8, 1-6.
23 Brodersen: S. 240 ff.
24 Gildas: 14-16.
25 Claudianus: Über Stilichos Konsulat: 2, 247-255, zit. nach: Brodersen. S. 244 f.
26 Zosimos: 6, 5, 3, zit. nach: Brodersen: S. 248.
27 Ebenda: 6, 2, 10, zit. nach: Brodersen: S. 248.