Erzählperspektive und unzuverlässiges Erzählen im Roman „Pan“ von Knut Hamsun


Bachelorarbeit, 2013

12 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

I. Einleitung

II. Erzählperspektive
1. Erster Erzählerbericht
2. Zweiter Erzählerbericht

III. Unzuverlässiges Erzählen

IV. Schluss

V. Bibliographie

I. Einleitung

Den Roman „Pan“ von Knut Hamsun kann man vermutlich in vielerlei Hinsicht deuten, interpretieren oder erklären. Beschäftigt man sich aber genauer mit der Thematik der Erzählperspektive oder dem unzuverlässigen Erzählen, so hat man mit diesem Roman ein ausgesprochen umfangreiches Werk zur Bearbeitung dieser Thematik zur Hand genommen.

Viele Perspektivwechsel gibt es zwar nicht, aber wenn sie wechselt, dann aus einem sinnvollen Grund für den Inhalt des Romans.

Für einen unzuverlässigen Erzähler wiederum gibt es zahlreiche Anzeichen.

Im Folgenden möchte ich mich damit auseinandersetzten, wo die Erzählperspektive wechselt, warum sie das tut und inwiefern das Auswirkungen auf den Leser hat. Durch diesen Einblick in die Wechsel in der Erzählperspektive möchte ich die allgemeine Stimmung des Romans aufzeigen und auch einen genaueren Einblick geben.

Auch werde ich das Thema des unzuverlässigen Erzählens aufgreifen und verfolgen. Sehr oft wird in Romanen der Leser absichtlich über gewisse Dinge im Unklaren gelassen, es werden Dinge erzählt, die sich später als falsch herausstellen oder der Erzähler widerspricht sich selbst. Solche Unzuverlässigkeit des Erzählers möchte ich aufgreifen und mich genauer damit beschäftigen, warum an welcher Stelle unzuverlässig erzählt wird. Vielleicht hat das einen Effekt auf den Leser, vielleicht will der Erzähler eine Figur einfach besser darstellen als sie wirklich ist und verrät dies dem Leser erst am Ende.

II. Erzählperspektive

1. Erster Erzählerbericht – Leutnant Glahn

Sich mit der Erzählperspektive eines Textes zu beschäftigen ist eine interessante Sache, denn die Erzählperspektive verdeutlicht dem Leser die Funktion des Erzählers und der Leser kann dadurch auch schon Rückschlüsse darauf ziehen, wie sehr er dem Erzähler vertrauen kann beziehungsweise wie viel Eigeninterpretation der Leser leisten muss, wenn zum Beispiel der Erzähler gewisse Dinge nur aus bestimmten Blickwinkeln sehen kann und entsprechende Wissenslücken beim Leser zurückbleiben.

In dem mir vorliegenden Werk „Pan“ von Knut Hamsun wird die Geschichte aus der personalen Ich-Perspektive mit interner Fokalisierung von der Hauptperson Leutnant Thomas Glahn selbst erzählt.[1]

Der erste Abschnitt handelt von der Gegenwart. Der Erzähler erinnert sich hier an den zwei Jahre zurückliegenden Sommer 1855. Diesen hat er in einer Hütte am Waldrand, abseits der Zivilisation in Nordnorwegen verbracht und hat sich als Jäger selbst versorgt. Ab Zeile 20[2] kommt es dann auch zu einem tatsächlichen Wechsel in der Zeitebene, das heißt der Erzähler springt jetzt diese zwei Jahre in der Zeit zurück, zu dem Sommer, an den er sich gerade noch erinnert hatte, dessen Ereignisse er aufschreiben will und den er jetzt autodiegetisch dem Leser erzählt. Die Perspektive verändert sich allerdings nicht, Glahn erzählt weiter selbst von seinen eigenen Erlebnissen. Die kommende Geschichte von jenem längst vergangenen Sommer wird immer gleich bleibend in der Ich-Perspektive erzählt, mit einer internen Fokalisierung und einem autodiegetischen Erzähler.

Der Grund für die Wahl der Ich-Perspektive ist simpel: Der Erzähler macht sich dadurch für den Leser als Person greifbar und der Leser kann sich auf diese Weise leichter mit dem Erzähler identifizieren oder sich von ihm distanzieren. Dadurch ist der Leser emotional noch mehr in die Geschichte eingebunden und macht sich auch Gedanken über das Gelesene.

2. Zweiter Erzählerbericht

Auf Seite 141[3] erfolgt jetzt zum ersten Mal ein Wechsel in der Erzählperspektive. Aus der Überschrift „GLAHNS DØD. ET PAPIR FRA 1861“[4] geht hervor, dass ein anderer jetzt vermutlich über Glahns Tod berichten wird, schließlich kann Glahn das nicht selbst tun. Der neue Erzähler ist ebenfalls ein personaler Ich-Erzähler. Er kommt in diesem letzten Teil des Buches ebenfalls selbst in der Geschichte vor, ist also auch ein autodiegetischer Erzähler. Er erzählt Glahns Tod aus seiner eigenen Sicht, er kann sich weder in Glahn noch in andere ihn umgebende Menschen hineinversetzen, sondern kann nur die offen zur Schau gestellten Emotionen und Handlungen darstellen und seine eigene Gefühlswelt darlegen. Dieser Wechsel in der Perspektive hat zwei Hintergründe. Zum einen kann Glahn nicht selbst von seinem Tod erzählen, da er zum Zeitpunkt der Erzählung schon tot ist. Daher wird ein zweiter Erzähler benötigt, was hier ein Reisegefährte Glahns übernimmt. Zum anderen ist durch die Anfügung einer zweiten Erzählung die Außensicht auf Leutnant Glahn als die zentrale Erzählerfigur möglich. Vor diesem Bericht hatte der Leser nur die Möglichkeit durch Glahns Augen das Geheschen und die darin auftauchenden Personen zu sehen und dadurch war die Perspektive des Lesers stark eingeschränkt und subjektiv. Durch den Bericht über Glahns Tod hat der Leser jetzt erstmals die Möglichkeit sich von der Figur „Thomas Glahn“ kritisch zu distanzieren und diese aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Allerdings gibt es diese Option nur durch eine Erzählperspektive, die ebenfalls stark subjektiv und voreingenommen und außerdem deutlich emotional gefärbt ist. Das wird schon direkt am Anfang von diesem Epilog deutlich, als der Erzähler sagt: „ […] Glahn endnu er min sjæl fiendsk og hans minde vækker mit førerisk væsen.“[5] Etwas weiter unten sagt er weiter, dass er Glahn hasse und daher seine Fehler nicht verbergen werde. („Men Thomas Glahn hadde sine feil og jeg har ikke i sinde å skjule dem da jeg hater ham.“)[6] Dadurch kann der Leser jetzt davon ausgehen, hier nochmal ein anderes Bild von Glahn gezeichnet zu bekommen. Dieses Bild ist insofern glaubwürdiger, da es eine eher nüchtern gehaltene Sichtweise, beziehungsweise eine Aussensicht auf Glahn gibt und keinen seiner Fehler verschleiert, weil der Erzähler genau diese Fehler zeigen will, eben weil er Glahn hasst. Durch diese Außensicht wird Glahn in einem anderen Bild dargestellt als der Leser es bisher von Glahn gezeichnet bekommen hat.

[...]


[1] Vgl. Arnold, Heinz Ludwig / Heinrich Detering. Grundzüge der Literaturwissenschaft. München 1999. S. 300 ff.

[2] Hamsun, Knut. Pan. Roman. Deutscher Taschebuch Verlag. München 2009.

[3] Ebd.:

[4] Hamsun, Knut. Samlede Verker 2. Gyldendal Norsk Forlag. Oslo 1954.

[5] Hamsun, Knut. Samlede Verker 2. Gyldendal Norsk Forlag. Oslo 1954.

[6] Ebd.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Erzählperspektive und unzuverlässiges Erzählen im Roman „Pan“ von Knut Hamsun
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg  (Deutsches Seminar)
Veranstaltung
Einführung in das Studium der neueren skandinavischen Literaturen
Note
1,7
Autor
Jahr
2013
Seiten
12
Katalognummer
V231963
ISBN (eBook)
9783656484103
ISBN (Buch)
9783656484349
Dateigröße
472 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Es gibt Zitate auf dänisch.
Schlagworte
erzählperspektive, erzählen, roman, knut, hamsun
Arbeit zitieren
Katharina Heitz (Autor:in), 2013, Erzählperspektive und unzuverlässiges Erzählen im Roman „Pan“ von Knut Hamsun , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/231963

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