Die Diskursanalyse foucaultscher Prägung ist angetreten mit einer Kritik eines finalistischen Wissensbegriffs. Das Machtstreben der Wissenschaft sei maßgeblich für die Disqualifizierung nicht wissenschaftlichen Wissens als Wissen verantwortlich (Foucault 1999: 18f). Es müsse daher darum gehen: „lokale, unzusammenhängende, disqualifizierte, nicht legitimierte Wissen gegen die theoretische Einheitsinstanz ins Spiel zu bringen“ (Foucault 1999: 19) und „ausgehend von solchermaßen beschriebenen lokalen Diskursivitäten, die sich auftuenden und aus der Unterwerfung befreiten Wissen spielen zu lassen“ (Foucault 1999: 20). Doch was ermöglicht es der Diskursanalyse, mit anderen Wissenschaften zu konkurrieren? Foucault liefert bereits Gründe, warum eine solche Problematisierung immer wieder aus dem Blick gerät. Dazu gehört, dass es einen hohen Einsatz gibt, der „bei diesem Aufstand der Wissen gegen die Institutionen und die Wissens- und Machteffekte des wissenschaftlichen Diskurses auf dem Spiel steht“ (Foucault 1999: 22). Die Diskursanalyse war gerade durch ihren Anspruch als Gegenwissenschaft in der Lage, durch Angriffe und Minorisierungen anderer Fragestellungen, einen Platz im etablierten wissenschaftlichen Feld einzunehmen.
Es soll nun gezeigt werden, dass sich die Machteffekte der Diskursanalyse nicht mit ihrer Etablierung erledigt haben, sondern sich durch den Weg ihrer Etablierung in die methodische Fundierung der Diskursanalyse eingeschrieben haben. Es gilt also, eine methodologische Rekonstruktion der Diskursanalyse vorzunehmen, die den Ursprung dieser Machteffekte in den Blick nimmt und anhand von Kompatibilitätsproblemen mit verschiedenen anderen Theorien darstellt. Es steht außer Frage, dass es auch zahlreiche Anknüpfungspunkte und Kontinuitäten gibt. Diese erklären jedoch nicht, den Eigenwert einer Theorie im wissenschaftlichen Feld. Die Prüfung auf Machteffekte ist daher nicht als Konsistenzprüfung gedacht, sondern versucht umgekehrt die Methode auf dem Weg immanenter Kritik nachzuverfolgen, um deren Eigenwert in Abgrenzung zur überkommenen Theorietradition in den Blick zu bekommen. Die Kürze dieser Untersuchung erzwingt dabei eine weitgehende Beschränkung auf das Werk von Foucault, soll aber als Vorarbeit für eine Untersuchung gegenwärtiger diskursanalytischer Ansätze und deren Machteffekte im wissenschaftlichen Feld gesehen werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Bedeutung der Diskursanalyse
- 3 Machtzugang in der Diskursanalyse bei Foucault
- 3.1 Die Macht im Untersuchungsfeld der foucaultschen Diskursanalyse
- 3.2 Strategischer Zugang zur Macht
- 4 Machteffekte der produktiven Macht
- 4.1 produktive Macht statt subjektivistische Theorien
- 4.2 Episteme statt Erkenntnisfähigkeit
- 4.3 Dispositiv statt Handlungsfähigkeit
- 4.4 Selbsttechniken statt Identität
- 5 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Machteffekte der foucaultschen Diskursanalyse. Ziel ist es, die methodologische Fundierung der Diskursanalyse zu rekonstruieren und die Entstehung ihrer Machteffekte anhand von Kompatibilitätsproblemen mit anderen Theorien aufzuzeigen. Die Untersuchung konzentriert sich auf Foucaults Werk, um die Grundlage für spätere Analysen gegenwärtiger diskursanalytischer Ansätze zu legen.
- Kritik des finalistischen Wissensbegriffs und die Rolle der Wissenschaft bei der Disqualifizierung von Wissen
- Foucaults produktiver Machtbegriff und seine Implikationen für die Diskursanalyse
- Inkompatibilitäten der Diskursanalyse mit subjektivistischen Theorien
- Ausschlussmechanismen im Zuge der Problematisierung des Subjekts
- Die Etablierung der Diskursanalyse als wissenschaftliche Methode und deren Machteffekte
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Machteffekte der foucaultschen Diskursanalyse ein. Sie kritisiert den finalistischen Wissensbegriff und stellt die Frage nach den Machttechniken, die die Etablierung der Diskursanalyse ermöglichten. Die Arbeit verfolgt das Ziel, eine methodologische Rekonstruktion der Diskursanalyse vorzunehmen, um den Ursprung dieser Machteffekte zu beleuchten und anhand von Kompatibilitätsproblemen mit anderen Theorien darzustellen. Die Untersuchung konzentriert sich auf Foucaults Werk und dient als Grundlage für zukünftige Analysen gegenwärtiger diskursanalytischer Ansätze.
2 Bedeutung der Diskursanalyse: Dieses Kapitel untersucht die zunehmende gesellschaftliche Bedeutung von Kommunikationsprozessen und deren Einfluss auf die Entwicklung der Diskursanalyse. Es differenziert verschiedene Strömungen der Diskursanalyse, wie „discourse analysis“, Diskursethik, Diskurstheorie und kulturalistische Diskursanalyse, und hebt die zentrale Stellung von Foucaults Diskursverständnis hervor. Der Fokus liegt auf der umfassenden Analysefähigkeit und dem Einfluss dieser Konzeption auf die Sozialwissenschaften. Die zunehmende Relevanz von Kommunikationsprozessen und der damit verbundene „cultural turn“ werden als wichtige Kontextfaktoren für die Entstehung und Verbreitung der Diskursanalyse hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Diskursanalyse, Foucault, Macht, Wissen, Subjekt, Produktive Macht, Kompatibilitätsprobleme, Methodologie, Wissenschaft, Wissensgesellschaft, Diskursivität.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Machteffekte der Foucaultschen Diskursanalyse
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Machteffekte der foucaultschen Diskursanalyse. Sie rekonstruiert die methodologische Fundierung der Diskursanalyse und zeigt die Entstehung ihrer Machteffekte anhand von Kompatibilitätsproblemen mit anderen Theorien auf. Der Fokus liegt dabei auf Foucaults Werk als Grundlage für spätere Analysen gegenwärtiger diskursanalytischer Ansätze.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt u.a. die Kritik des finalistischen Wissensbegriffs und die Rolle der Wissenschaft bei der Disqualifizierung von Wissen, Foucaults produktiven Machtbegriff und seine Implikationen für die Diskursanalyse, Inkompatibilitäten der Diskursanalyse mit subjektivistischen Theorien, Ausschlussmechanismen im Zuge der Problematisierung des Subjekts sowie die Etablierung der Diskursanalyse als wissenschaftliche Methode und deren Machteffekte.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Bedeutung der Diskursanalyse, Machtzugang in der Diskursanalyse bei Foucault (mit Unterkapiteln zu Macht im Untersuchungsfeld und strategischem Zugang zur Macht), Machteffekte der produktiven Macht (mit Unterkapiteln zu produktiver Macht statt subjektivistischer Theorien, Episteme statt Erkenntnisfähigkeit, Dispositiv statt Handlungsfähigkeit und Selbsttechniken statt Identität) und Fazit.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel ist eine methodologische Rekonstruktion der Diskursanalyse, um den Ursprung ihrer Machteffekte zu beleuchten und diese anhand von Kompatibilitätsproblemen mit anderen Theorien darzustellen. Die Arbeit soll als Grundlage für zukünftige Analysen gegenwärtiger diskursanalytischer Ansätze dienen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Diskursanalyse, Foucault, Macht, Wissen, Subjekt, Produktive Macht, Kompatibilitätsprobleme, Methodologie, Wissenschaft, Wissensgesellschaft, Diskursivität.
Wie wird die Bedeutung der Diskursanalyse dargestellt?
Kapitel 2 untersucht die zunehmende gesellschaftliche Bedeutung von Kommunikationsprozessen und deren Einfluss auf die Entwicklung der Diskursanalyse. Es differenziert verschiedene Strömungen der Diskursanalyse und hebt die zentrale Stellung von Foucaults Diskursverständnis hervor, mit Fokus auf deren umfassende Analysefähigkeit und Einfluss auf die Sozialwissenschaften. Der „cultural turn“ wird als wichtiger Kontextfaktor hervorgehoben.
Wie wird Foucaults Machtbegriff behandelt?
Die Arbeit analysiert Foucaults produktiven Machtbegriff und seine Implikationen für die Diskursanalyse. Sie untersucht die Inkompatibilitäten der Diskursanalyse mit subjektivistischen Theorien und die damit verbundenen Ausschlussmechanismen im Zuge der Problematisierung des Subjekts. Der Fokus liegt auf der Frage, wie die Diskursanalyse als wissenschaftliche Methode etabliert wurde und welche Machteffekte dies mit sich brachte.
- Citation du texte
- Mathias Wittchen (Auteur), 2011, Die Macht der Diskursanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232093