Soziale Beziehungen, sozialer Wandel und Gesundheit im Alter


Term Paper, 2012

17 Pages, Grade: 2,0


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Begriffsbestimmungen
2.1 Soziale Beziehungen
2.1.1 Soziale Netzwerke
2.1.2 Soziale Unterstützung
2.1.3 Soziale Reziprozität
2.2 Sozialer Wandel
2.2.1 Rationalisierung
2.2.2 Tertiarisierung
2.2.3 Individualisierung

3 Soziale Beziehungen und sozialer Wandel
3.1 Auswirkungen auf die Gesundheit
3.2 Auswirkungen auf die Lebenslage im Alter

4 Diskussion und Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Noch vor ungefähr einem halben Jahrhundert war jeder Zehnte in Deutschland 65 Jahre oder älter. Heute trifft dies bereits auf fast jeden fünften Menschen zu und es ist davon auszugehen, dass sich diese Entwicklung weiter fortsetzen wird (Hoffmann et al. 2009). Aus diesem Grund sind die Gesundheit und das Wohlbefinden der älteren Bevölkerung vermehrt in den Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen gerückt (von dem Knesebeck 2005) und sollen auch in dieser Ausarbeitung betrachtet werden.

Der Zusammenhang zwischen sozialen Beziehungen beziehungsweise der hieraus resultierenden sozialen Unterstützung und der Gesundheit wurde vielfach untersucht und belegt (Diewald 1991), dennoch sind die Befunde für die Auswirkungen sozialer Beziehungen auf die Gesundheit im Alter nach wie vor inkonsistent (von dem Knesebeck 2005). Da der soziale Wandel einen maßgeblichen Einfluss auf die Strukturen und Institutionen in einer Gesellschaft haben kann (Siegrist 2005), soll im Rahmen der vorliegenden Arbeit die Frage beantwortet werden, wie soziale Beziehungen auf die Gesundheit im Alter einwirken und welchen Einfluss die Auswirkungen des sozialen Wandels hierauf nehmen können.

Hierzu werden zunächst die Begriffe „soziale Beziehungen“ und „sozialer Wandel“ sowie die in diesem Zusammenhang relevanten Aspekte und Indikatoren dargestellt und wenn notwendig eindeutig definiert. Des Weiteren werden Befunde dargestellt, die die Bedeutung dieser Konzepte in Zusammenhang mit der Gesundheit sowie mit der Lebenslage im Alter verdeutlichen sollen. Im Anschluss daran wird diskutiert, in welcher Art und Weise soziale Beziehungen auf die Gesundheit im Alter einwirken können und welche Bedeutung den Auswirkungen des sozialen Wandels beigemessen werden kann. Abschließend werden wesentliche Faktoren angesprochen, welche bei möglichen Interventionen berücksichtigt werden sollten, um negative Konsequenzen für die Gesundheit im Alter reduzieren oder gegebenenfalls vermeiden zu können.

2 Begriffsbestimmungen

Die für diese Ausarbeitung relevanten Begriffe werden im Kontext verschiedener Theorien teilweise unterschiedlich interpretiert. Für ein einheitliches Verständnis ist es daher unerlässlich, diese Begriffe zunächst eindeutig zu beschreiben. Aus diesem Grund werden im folgenden Abschnitt die Konzepte „Soziale Beziehungen“ und „Sozialer Wandel“ näher betrachtet, um das Begriffsverständnis, welches dieser Ausarbeitung zugrunde liegt, zu verdeutlichen.

2.1 Soziale Beziehungen

Max Weber postulierte bereits im Jahr 1922, dass soziale Beziehungen ihrem Sinngehalt nach auf wechselseitigen sozialen Handlungen beruhen. Sie bestehen seiner Ansicht nach auch schon in der Chance, dass sozial gehandelt wird, unabhängig davon, worauf diese Chance beruht. Der Inhalt dieses Handelns kann dabei sehr unterschiedlich sein. Sowohl Feindschaft und Kampf als auch Freundschaft oder Liebe können dem Handeln zugrunde liegen (Weber 1922). Hieraus wird deutlich, dass eine soziale Beziehung aus wenigstens zwei Personen bestehen muss und dass sie erst dann beendet ist, wenn nicht einmal mehr die Chance besteht, dass in ihrem Sinne gehandelt wird.

Im Folgenden werden verschiedene quantitative sowie qualitative Ansätze und Indikatoren vorgestellt, welche mit sozialen Beziehungen einhergehen (von dem Knesebeck 2005).

2.1.1 Soziale Netzwerke

Siegrist (2005) definiert ein soziales Netzwerk als „ein Geflecht sozialer Beziehungen, an dem deren Mitglieder mehrheitlich wechselseitig teilnehmen“ (S. 66). Wesentliche Unterscheidungsmerkmale hinsichtlich der Netzwerkstruktur sind hierbei die Größe, Stabilität und Kontakthäufigkeit des Netzwerks. Bezüglich der Beschreibung der Beziehungen zwischen den Individuen lässt sich insbesondere die Qualität der Bindungen unterscheiden (von dem Knesebeck 2005; Diewald/Sattler 2010).

Soziale Netzwerke variieren hinsichtlich ihrer Größe, umfassen heutzutage aber meist mehrere Dutzend Mitglieder. Diese stammen unter anderem aus dem Familien- und Freundeskreis, es handelt sich aber auch um Arbeitskollegen oder Mitglieder von Selbsthilfegruppen. Ein wesentliches Merkmal besteht darin, dass unter den Mitgliedern des Netzwerks ein Gefühl von Zugehörigkeit besteht (Diewald 1991; Siegrist 2005).

Des Weiteren sind Netzwerke selbst in modernen Gesellschaften durch eine relative Stabilität gekennzeichnet. Auch wenn einzelne Mitglieder häufiger wechseln, bleibt die Art und Größe der Zusammensetzung meist über viele Jahre konstant (Siegrist 2005).

Siegrist (2005) legt weiter dar, dass die Kontakthäufigkeit stark variiert und betont, dass ein Intensitätsgefälle von Familien- und Freundschaftsbeziehungen zu den anderen Arten von sozialen Kontakten besteht. Die Kontakthäufigkeit wird als Dimension zur Beschreibung sozialer Netzwerke jedoch häufig kritisiert. Dies liegt unter anderem daran, dass der Qualität der Bindungen eine größere Bedeutung beigemessen wird. So zählen beispielsweise Verwandtschaftskontakte häufig zu den Pflichtkontakten, während Kontakte im Freundeskreis freiwillig eingegangen werden und an Freizeitinteressen orientiert sind (Diewald 1991).

In Bezug auf die Qualität der Bindungen gilt es zudem festzuhalten, dass soziale Netzwerke eine Teilhabe an gesellschaftlichen Erfahrungen ermöglichen. Sie ermöglichen somit durch ihre besondere Qualität kollektives Erleben sozialer Kohäsion (Siegrist 2005).

2.1.2 Soziale Unterstützung

Das Konzept der sozialen Unterstützung ist häufig Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen (Knoll/Schwarzer 2005; Dehmel/Ortmann 2006). Dennoch ist der Begriff nach wie vor nicht einheitlich definiert. Laireiter (2009) beschreibt soziale Unterstützung als komplexes System, welches soziale Rahmenbedingungen (Personen die unterstützend zur Verfügung stehen) beinhaltet sowie soziale Interaktionen in denen diese Ressourcen vermittelt werden und soziale Wahrnehmungen die das Gefühl der Unterstütztheit erzeugen und zur Befriedigung von Bedürfnissen beitragen. Da diese sehr umfassende Definition in der Praxis schwierig zu operationalisieren ist, wird meist auf weniger komplexe Beschreibungen zurückgegriffen. So sind zum Beispiel nach Diewald und Sattler (2010) unter sozialer Unterstützung die Auswirkungen sozialer Beziehungen auf das Wohlergehen eines Individuums zu verstehen. Diese Definition kann sowohl auf die wahrgenommene, als auch auf die erhaltene Unterstützung bezogen werden und dient auch als Grundlage für das Verständnis in dieser Ausarbeitung.

Wie bereits angedeutet, kann zwischen wahrgenommener und erhaltener Unterstützung differenziert werden. Hierbei umfasst die wahrgenommene Unterstützung die Überzeugung, dass im Bedarfsfall Unterstützung zur Verfügung stehen würde. Die erhaltene Unterstützung beinhaltet hingegen die tatsächlich erhaltene soziale Unterstützung (Knoll/Schwarzer 2005; Ditzen/Heinrichs 2007; Diewald/Sattler 2010). Des Weiteren ist eine Unterscheidung hinsichtlich der Art der Unterstützung möglich. Hierbei können die emotionale (zum Beispiel Trost, Mitleid oder Zuspruch), instrumentelle (zum Beispiel die Bereitstellung von finanziellen Ressourcen) und die informationelle Unterstützung (zum Beispiel die Übermittlung von hilfreichen Informationen) differenziert werden (Knoll/Schwarzer 2005; Dehmel/Ortmann 2006; Kienle et al. 2006).

Des Weiteren ist eine inhaltliche Typologisierung sozialer Unterstützung möglich. Diewald (1991) unterscheidet hierbei zwischen direkt beobachtbaren Verhaltensweisen sowie der Vermittlung von Kognitionen und Emotionen. Die konkret beobachtbaren Verhaltensweisen umfassen beispielsweise Arbeitshilfen (personen- oder güterbezogene Dienstleistungen), materielle Unterstützung, Informationen oder Beratung. Die Vermittlung von Kognitionen erfolgt unter anderem durch die Weitergabe von Anerkennung und Orientierung sowie eines Zugehörigkeitsbewusstseins. Emotionen werden zum Beispiel durch Liebe und Zuneigung sowie motivationale Unterstützung vermittelt.

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Details

Title
Soziale Beziehungen, sozialer Wandel und Gesundheit im Alter
College
Bielefeld University
Course
Society and Health – Supplements (Gesundheitssoziologie)
Grade
2,0
Author
Year
2012
Pages
17
Catalog Number
V232135
ISBN (eBook)
9783656487470
ISBN (Book)
9783656491446
File size
482 KB
Language
German
Keywords
soziale, beziehungen, wandel, gesundheit, alter
Quote paper
Pajam Rais Parsi (Author), 2012, Soziale Beziehungen, sozialer Wandel und Gesundheit im Alter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232135

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Title: Soziale Beziehungen, sozialer Wandel und Gesundheit im Alter



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