John Locke - Philosoph der Glorious Revolution - Die ´Treatises of Government´ im Lichte der englischen Geschichte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.


Seminar Paper, 2000

26 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Die historischen Rahmenbedingungen der glorreichen Revolution

3. Biographische Situationen zu John Locke, sowie zu seiner Beziehung zu Lord Ashley von Shaftesbury

4. Zwei Abhandlungen über die Regierung:
4.1 Allgemeines
4.2 Die „erste Abhandlung“
4.3 Die „zweite Abhandlung“:
4.3.1 Allgemeines
4.3.2 Der Naturzustand
4.3.3 Eigentum als Basis der Gesellschaft
4.3.4 Bildung der Gesellschaft
4.3.5 Organisation des Staates und die Gewaltenteilung
4.3.6 Kontrolle der Regierung durch das Volk und das Recht auf Widerstand

5. Resumee

6. Anlage 1: Literaturverzeichnis

7. Anlage 2: Erklärung

1. Einleitung:

Thema der vorliegenden Hausarbeit sind John Lockes „Treatises of Government“ im Lichte der englischen Geschichte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der Glorreichen Revolution. Die vorliegende Arbeit bemüht sich, zunächst einen kurzen Abriß der englischen Geschichte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu geben, wobei der Schwerpunkt auf der Glorreichen Revolution und der ihr vorangehenden Herrschaft der Stuarts liegt.

Im Anschluß folgen einige biographische Informationen zu John Locke und zu seiner Beziehung zu Ashley Shaftesbury. Im dritten Teil wendet sich die Hausarbeit zuerst der ersten und dann der zweiten Abhandlung über die Regierung zu. Die wesentlichen Erkenntnisse der Arbeit werden in einem abschließenden Resumee zusammengefaßt. Die Arbeit beabsichtigt so, den Leser zunächst mit dem historischen Kontext vertraut zu machen, vor dem Lockes Schriften entstanden sind, um so das Verständnis selbiger zu erleichtern. Diesen Zweck verfolgt ebenfalls der kurze biographische Abriß, da Lockes Leben und die Entstehung seiner Schriften stark von seinem gesellschaftlichen Umfeld und seiner Beziehung zu Shaftesbury geprägt waren.

Neben Lockes Abhandlungen über die Regierung basiert die Hausarbeit im biographischen Teil auf den im Vorwort Walter Euchner[1] enthaltenen Informationen. Die Bearbeitung der Abhandlungen selbst stützen sich im Schwerpunkt auf Euchner und Macpherson.[2] Informationen zum einleitenden Teil zur englischen Geschichte lieferten die Werke von Haan, Niedhart[3] und Wende.[4] Auch die Arbeiten von Hugelmann[5] und Medick[6] fanden Eingang in die Vorbereitung der Arbeit

2. Die historischen Rahmenbedingungen der Glorreichen Revolution:

In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts stand England unter der Herrschaft der katholischen Stuarts, während die Bevölkerung, damit auch der einflußreiche englische Landadel, die Gentry[7], der anglikanischen Kirche angehörte. Die daraus resultierenden Konflikte verschärften sich unter Karl I. bis zum Bürgerkrieg. Die rebellierenden Kräfte unter Oliver Cromwell, einem Puritaner, besiegten die Truppen des Königs in offener Feldschlacht. Nach der Hinrichtung Karls I. 1649 wurde England zur Republik. Die eigentliche Macht lag jedoch nicht in dem vierzigköpfigen Staatsrat, sondern bei dem zum „Lordprotektor“ erhobenen Oliver Cromwell. Nach Cromwells Tod im Jahre 1658, folgte ihm zunächst sein Sohn nach, der sich jedoch als unfähig erwies und daher von seinen Offizieren abgesetzt wurde. Die Armeeführung selbst zerfiel in zahlreiche rivalisierende Gruppen. Erst unter dem Schutz eines schottischen Generals gelang die Neubildung eines Parlaments, welches am 25. 4. 1660 die Restauration der Monarchie beschloß. Noch im Mai des gleichen Jahres wurde der Sohn Karls I. , Karl II., König von England, nachdem er dem Parlament zuvor in der Erklärung von Breda[8] diverse Zugeständnisse machte. Nun begann die Phase der Restauration, die sich im wesentlichen als eine Rückkehr zum politischen System von 1641/42 darstellte, also vor die Zeit des Bürgerkrieges. Zu dieser Restauration gehörte eine weitgehende Amnestie für im Bürgerkrieg begangene politische vergehen, eine Demobilisierung der Armee und eine Wiederherstellung der Führungsstellung der Gentry. Das Kräfteverhältnis in England zu diesem Zeitpunkt stellte sich wie folgt dar: Die beiden stärksten Kräfte im Land waren der König und das von der Gentry dominierte Parlament. Das Parlament spaltete sich in die Fraktionen der „Whigs“ und der „Tories.“[9] Die Tories vertraten vor allem den konservativen Teil der Gentry. Sie wünschten sich eine stabile Regierung, deren Garant in ihren Augen eine starke Position des Königs war.

Ebenfalls aus Gründen der Stabilität, waren sie bestrebt, eine gesellschaftliche und religiöse Konformität in England herzustellen. Die Whigs hingegen waren auf eine möglichst starke Position des Parlaments. In ihrem Interesse lag vor allem der wirtschaftliche Aufschwung des Landes. Da Presbyterianer, Puritaner und andere protestantische Sekten den wirtschaftlich aktivsten Teil der Gesellschaft bildeten, gehörte auch religiöse Toleranz zu ihren Forderungen.

Der König suchte vor allem eine größtmögliche Unabhängigkeit vom Parlament, besonders im finanziellen Bereich, zu erreichen. Des weiteren suchte Karl II., selber ein heimlicher Katholik, Katholiken von den staatlichen Repressalien[10] gegen nicht – anglikanische Religionsgruppen auszunehmen. Da sich Karl II. zunächst nicht gegen das Parlament durchsetzen konnte, versuchte er seine finanziellen Probleme in der Auseinandersetzung mit Holland zu lösen. Nachdem jedoch auch Frankreich und Dänemark in den Krieg eingriffen, wurde England nach einem militärischen Unentschieden zum Friedensvertrag gezwungen. Seine finanzielle Situation hatte sich verschärft. Gegen finanzielle Unterstützung von Ludwig XIV. sicherte der König die Konversion zum Katholizismus zu. Dem folgte eine Lockerung der Repressalien gegen Katholiken, die jedoch durch die vom Parlament beschlossene Test-Akte von 1673 wieder aufgehoben wurde.

In der Folgezeit verschärfte sich der Gegensatz zwischen König und Parlament. Shaftesbury, 1667 noch Mitglied des königlichen Ministerrates, war selbst Presbyterianer, befürwortete aber dennoch die Test-Akte, da er zugleich ein Gegner des Katholizismus war. Auf seinen Einfluß ist die Durchsetzung der Habeas Corpus – Akte[11] zurückzuführen, die eine Verhaftung ohne richterlichen Beschluß auf drei Tage begrenzte und so abermals die königlichen Befugnisse beschnitt. Sein Kampf gegen eine katholische Thronfolge scheiterte jedoch. Bevor Karl II. 1685 starb, sicherte er seine Position noch einmal, indem er in das Wahlrecht verschiedener Städte eingriff und so den Whigs, seinen schärfsten Gegnern, die Basis entzog.

Unter dem nachfolgenden Jakob II. verschärfte sich der Konflikt abermals. Jakob begann mit dem Aufbau eines stehenden Heeres und besetze die Offizierstellen mit Katholiken. Als das Parlament die dafür notwendigen Ausnahmeregelungen der Test-Akte verweigerte, löste er es auf. Ebenfalls begann er mit dem Aufbau einer zentralistischen Verwaltung, deren wichtigste Positionen er wiederum mit Katholiken besetzte. Auch zahlreiche Richterstellen wurden von ihm neu besetzt. Mit diesen Maßnahmen brach er sogar mit den Tories, die bis dahin bereit waren, auch einen katholischen König zugunsten der Stabilität zu stützen. Als Jakob II. im Sommer 1688 verlangte, eine Indulgenzerklärung von allen Kanzeln verlesen zu lassen und im kurz darauf ein Thronfolger geboren wurde, der eine katholische Erbfolge entgültig zu sichern schien, war der Bogen überspannt. In Abstimmung mit einigen Bischöfen unterzeichneten und übersandten Vertreter der vornehmsten englischen Familien, Whigs und Tories gemeinsam, ein Schreiben an Wilhelm von Oranien, der vor der Geburt von Jakobs Sohn erster Thronerbe gewesen war.

In diesem Schreiben forderten sie Wilhelm zur Invasion Englands auf. Die Invasion erfolgte im November 1688. Jakob II. floh nach Frankreich. Die Revolution wurde glorreich genannt, weil sie unblutig verlaufen war. Zwar versuchte Jakob II. noch einmal zurückzukehren und landete in Irland, doch sein französisch-irisches Heer wurde im Juli 1690 am Fluß Boyne geschlagen. Innenpolitisch wurde die Revolution mit der „Declaration of rights“ und dem Toleranzgesetz[12] abgesichert, in welchen die Rechte des Parlaments festgeschrieben wurden und eine freie Religionsausübung gewährleistet wurde. Die anglikanische Kirche blieb jedoch Staatskirche. Die protestantische Thronfolge wurde im „Acts of Settlement“ festgeschrieben.[13] In der Glorreichen Revolution wurde auch das Primat des Parlamentes entgültig entschieden. So mußte Wilhelm im eigens dafür erschaffenen Krönungseid schwören, sich stets an die vom Parlament beschlossenen Gesetze zu halten. Ebenso wurden Neuwahlen auf einen dreijährigen Turnus festgelegt. Von den rund 5 Millionen männlichen Engländern und Walisern waren jedoch nach wie vor nur ca. 300 000 wahlberechtigt. Die Stimmabgabe war öffentlich, nicht geheim und die Beeinflussung der Wähler durch Geschenke und Bewirtung am Wahltag war völlig regulär. Dieses als Wahlbestechung zu werten, wäre allerdings nicht ganz zutreffend, da es mit dem englischen (und auch lockschen) Gedanken des Vertrages zwischen Volk und Regierung konform ging, nur das einige der vereinbarten Leistungen eben vorher und nicht nachher zu erbringen waren.

3. Biographische Informationen zu John Locke, sowie zur seiner Beziehung zu Lord Ashley von Shaftesbury:

John Locke wurde am 29. August 1632 in Wrington geboren. Lockes Großvater war ein Tuchverleger, der durch seine Geschäfte genug Wohlstand angehäuft hatte, um auch noch seinen Enkel davon zehren zu lassen. Lockes Vater war als Rechtsanwalt geschäftlich weniger erfolgreich, hatte jedoch im Bürgerkrieg unter Cromwell gedient und dabei Beziehungen erworben und Kontakte geknüpft, die seinem Sohn später einmal von Nutzen sein sollten. Locke entstammte also selbst dem englischen Bürgertum, dessen Philosoph er später wurde[14].

Mit fünfzehn Jahren, im Jahre 1647, trat er in die angesehene Londoner Westminster School ein, wo er nach erfolgreichem Abschluß ein Stipendium für das Oxforder Christ Church College erhielt. Bei der Aufnahme in die Schule, als auch bei der Erlangung des Stipendiums waren ihm wahrscheinlich die Beziehungen seines Vaters behilflich. Sowohl in Oxford als auch in Westminster herrschte noch immer der scholastische Fächerkanon[15] vor, der, obwohl er Locke nicht behagte und später immer wieder von ihm kritisiert wurde, von diesem mühelos bewältigt wurde. Nach dem Bachelor – Examen 1656 schloß er 1658 mit dem „magister artium“ ab. Locke beschäftigte sich zeitgleich auch mit Medizin und Naturwissenschaften und hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits einen Ruf als gelehrter junger Mann erworben. Interessant ist Lockes politische Gesinnung zu diesem Zeitpunkt die seiner späteren Meinung stark widerspricht und wahrscheinlich von der konservativen, royalistischen Atmosphäre Oxford beeinflusst ist. In einer Abhandlung über die Rechte und die Entscheidungsfreiheit der Bürger in religiösen Belangen begründete er eine starke Position der Regierung als Vorraussetzung von Stabilität, Sicherheit, Frieden und Wohlstand und befürwortete eine Übertragung der natürlichen Rechte des Volkes an eine Regierung.

[...]


[1] Euchner, Walter (Hg.): John Locke. Zwei Abhandlungen über die Regierung. Frankfurt am Main 1998.

[2] Macpherson, C.B.: Die politische Theorie des Besitzindividualismus. Oxford 1962.

[3] Haan, Heiner und Niedhart, Gottfried: Geschichte Englands (Bd. 2). Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. München 1993.

[4] Wende, Peter: Geschichte Englands. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1985.

[5] Hugelmann, Frank: Die Anfänge des englischen Liberalismus. John Locke und der first Earl of Shaftesbury. Frankfurt am Main 1992.

[6] Medick, Hans: Naturzustand und Naturgeschichte der bürgerlichen Gesellschaft. Göttingen 1973.

[7] zur Gentry: Wende: S. 176 ff.

[8] zur Erklärung von Breda: Haan/ Niedhart, S. 189.

[9] ebenda, S. 196. Beide Bezeichnungen gehen auf Beleidigungen aus der Zeit des Bürgerkriegs zurück.

[10] Durch den Claredon Code und später durch die Test-Akte waren alle öffentlichen Versammlungen außerhalb der anglikanischen Staatskirche verboten. Ebenso wurden alle militärischen Und zivilen Ämter (auch Parlamentssitze) für nicht Anglikaner gesperrt. Vgl. Haan/ Niedhart, s. 192 f.

[11] ebenda, S. 196.

[12] Haan/ Niedhart, S. 202.

[13] ebenda

[14] Hierin beziehe ich mich, wenn nicht anders angegeben auf: Euchner: John Locke, S. 9 ff.

[15] ebenda, S. 12.

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Details

Title
John Locke - Philosoph der Glorious Revolution - Die ´Treatises of Government´ im Lichte der englischen Geschichte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
College
Helmut Schmidt University - University of the Federal Armed Forces Hamburg  (FB Geschichte)
Course
Seminar Locke, Rousseau, Kant
Grade
1,3
Author
Year
2000
Pages
26
Catalog Number
V2321
ISBN (eBook)
9783638114233
File size
502 KB
Language
German
Keywords
John Locke, Shaftesbury, Glorious Revolution, Zwei Abhandlungen über die Regierung, Glorious Revolution
Quote paper
Robert Albrecht (Author), 2000, John Locke - Philosoph der Glorious Revolution - Die ´Treatises of Government´ im Lichte der englischen Geschichte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2321

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