Essay über:
Illouz, Eva: Kapitalismus und Kultur: Der Konsum der Romantik, Frankfurt, 2003, S.1-15; 107-150.
Kapitalismus und Kultur: Der Konsum der Romantik
Illouz (2003): 1-15 und 107-150
Die israelische Soziologin und Anthropologin Eva Illouz beschäftigt sich in ihrem Buch „Der Konsum der Romantik“ mit der Liebe in einer modernen, spätkapitalistischen Gesellschaft. Sie stellt die These auf, dass der Kapitalismus auch das vermeindlich letzte Refugium von Autenzität und Wärme, die romantische Liebe, fundamental beeinflusst.
Auf den ersten Blick ist Liebe alles, was Kapitalismus nicht ist. Sie ist „eher irrational als rational, eher uneigennützig als gewinnorientiert, eher organisch als unitaristisch, eher privat als öffentlich“ (Illouz 2003 S.2) Trotzdem beeinflusst der kulturelle Rahmen, in dem romantische Gefühle praktiziert werden, die physiologische Erregung und letztendlich Liebe auf verschiedene Art und Weise. Er „versieht die physiologische Erregung mit einer Bedeutung, indem er sie etikettiert. […] Diese Etiketten erhalten Bedeutungen, die in eine ganze Reihe von Normen, Vorschriften und Verboten eingebettet sind. […] Des Weiteren legen die kulturellen Werte fest, wie die Intensität einer physiologischen Erregung zu bewerten ist.“ (S.5)
Illouz stellt die Frage, wann Situationen überhaupt romantisch sind. Sie kommt mit Hilfe von verschiedenen Interviews zu dem Schluss, dass Liebe, als eine Art Ritual, in einem symbolischen Raum gelebt wird, der zeitlich, räumlich, emotional und künstlich eingegrenzt wird.
Romantische Momente sind oft temporär, gegenüber der „gewöhnlichen Zeit“ abgegrenzt. Man sieht bewusst die Nacht, als romantischer an, da die, das Abstandnehmen zu einer der normalen Tagesidentität erleichtert.
Räumliche Grenzen haben denselben Effekt. Sie helfen Abstand vom Alltagsleben zu nehmen, indem man beispielsweise zum Essen geht. An so einem öffentlichen Ort wird dann ein „privater Raum“ geschaffen, der sich deutlich vom eigentlichen „zu Hause“ unterscheidet.
Künstliche Grenzen haben ebenfalls den Zweck, romantische Momente zu schaffen, in dem man zum Beispiel besondere Kleidung trägt, oder andere rituelle Objekte, wie Kerzen, Rosen oder Champagner verwendet.
Bei der emotionalen Grenzziehung, geht es darum, Liebe von bloßer Freundschaft, auf gewisse Weise abzugrenzen.
Schlussendlich geht es darum, ein Erlebnis von der Alltagswelt und dem „normalen Leben“ zu lösen, um eine romantische Erfahrung zu machen.
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- Citation du texte
- Stefan Raß (Auteur), 2013, Zum "Konsum der Romantik" von Eva Illouz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232246