„Deutschland liegt weiterhin im Fokus islamistisch-terroristischer Bestrebungen.“ , so der Verfassungsschutzbericht 2011. Der Bewahrung der inneren Sicherheit Deutschlands stehen eine Anzahl islamistischer Gruppen gegenüber, die über zum Teil sehr gut ausgebildete Mitglieder verfügen. Sie können jederzeit einen Anschlag in Deutschland planen und durchführen, sie können allerdings auch aus Deutschland heraus andere islamistisch motivierte Terrornetzwerke finanziell oder organisatorisch unterstützen und damit für Anschläge in anderen Ländern sorgen. Allerdings toleriert nicht jede Gruppe, die eine islamistische Ideologie verfolgt, Gewalt als Mittel zur Durchsetzung ihrer Ziele.
Aus dem Verfassungsschutzbericht 2011 geht hervor, dass Ende 2011 30 bundesweit aktive islamistische Organisationen existierten. Mit 38.080 Anhängern ist das islamistische Personenpotenzial in Deutschland gegenüber 2010 (37.470) leicht angestiegen. Es gibt insgesamt 15 islamistische Gruppen mit arabischem Ursprung und fünf mit türkischem Ursprung. Etwa 3.590 Personen arabischen Ursprungs gelten in Deutschland als Islamisten, die mitgliederstärksten Gruppen sind hier die Muslimbruderschaft (1.300 Anhänger) und die Ḥizb-Allāh (950 Anhänger). Demgegenüber stehen etwa 32.270 türkischstämmige Islamisten in Deutschland, die vor allem der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG; etwa 31.000 Mitglieder) angehören. Die restlichen 2.220 Islamisten anderer Nationen in Deutschland verteilen sich auf zehn weitere Gruppen und zum Teil Einzelkämpfer, deren Aufzählung an dieser Stelle zu aufwändig wäre.
Doch was für Menschen sind diese eben genannten „Islamisten“? Welche Motive führen zu einer Radikalisierung oder sogar zu Anschlägen? Wie schützt sich Deutschland vor Terroranschlägen, wie sieht der Schutz in anderen Ländern aus und vor allem: Wie können wir uns möglicherweise noch effektiver vor Anschlägen schützen? Und wieso gab es schon Anschläge in den USA und Großbritannien, allerdings noch nicht in Deutschland?
Diese und weitere Fragen sollen im Rahmen dieser Bachelorarbeit geklärt werden. Um einen Einstieg in die Thematik zu geben, werde ich zunächst einige Begriffe rund um den Islamismus erklären. Im weiteren Verlauf erkläre ich, welche Faktoren zu einer Radikalisierung bei jungen Muslimen und Konvertiten in Deutschland führen. Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit wird auf dem Thema „Schutzmaßnahmen in Deutschland“ liegen.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- I. Einleitung
- 2 Definitionen
- 2.1 Islamismus
- 2.2 Islamistischer Fundamentalismus
- 2.3 Gihädismus
- 3 Islamistische Gruppen in Deutschland — Eine Übersicht
- 3.1 Arabisch-islamistische Gruppen
- 3.1.1 Die Muslimbruderschaft und die Islamische Gemeinschaft
- 3.1.2 Die Hizb und die
- 3.1.3 Die
- 3.1.4 Die Ciamä'at al-'adl wal-ibsän
- 3.2 Türkisch-islamistische Gruppen
- 3.2.1 Die Islamische Gemeinschaft Milli Görii+
- 3.2.2 Die
- 3.3 Gihädistische Gruppen und al-qä'ida
- 3.3.1 Die Ansär al-isläm, die Islamische Bewegung Usbekistans und die Islamische Cihäd-Union
- 3.3.2 Die Hezb-i Islämi, die A"abäb und salafistische Strömungen
- 3.3.3 Al-qä'ida in
- 3.1 Arabisch-islamistische Gruppen
- 4 Motive der Radikalisierung junger Muslime
- 4.1 Die Familie
- 4.2 Die Peergruppe / Der Freundeskreis
- 4.3 Schulausbildung / Berufswahl
- 4.4 Gewalt
- 4.5 Alkohol
- 4.6 Religion / Politik
- 4.7 Persönliche Probleme: Fremdbestimmung, Diskriminierung
- 4.8 Radikalisierung durch moralische Vergehen
- 4.9 Fremdenfeindliche Gewalt
- 4.10 Der Szeneeinstieg
- 4.11 Zwischenfazit: Radikalisierungsprozess
- 5 Radikalisierungsfaktoren, ausgehend vom Aufnahmeland und der Aufnahmegesellschaft
- 6 Präventionsmaßnahmen und Interventionsstrategien
- 6.1 Prävention und Intervention in Schule und EI—ziehung
- 6.2 Prävention und Intervention im öffentlichen Bereich
- 7 Wie schützt sich Deutschland vor Teroranschlägen?
- 7.1 Das Sicherheitspaket I
- 7.1.1 Vereinsgesetz und Gesetz zur Finanzierung der Terrorismusbekämpfung
- 7.1.2 Erweiterung des
- 7.1.3 Rasterfahndung
- 7.2 Das Sicherheitspaket II
- 7.2.1 Geheimdienstkompetenzen
- 7.2.1.1 Das Bundesamt für (BfV)
- 7.2.1.2 Der Militärische Abschirmdienst (MAD)
- 7.2.1.3 Der Bundesnachrichtendienst (BND)
- 7.2.1.4 Zusätzliche Befugnis: Einsatz des IMSI-Catcher
- 7.2.2 Sicherheitsüberprüfungen
- 7.2.3 Der Bundesgrenzschutz / Die Bundespolizei
- 7.2.4 Das Bundeskriminalamt
- 7.2.5 Das Vereinsrecht
- 7.2.6 Das Ausländer- und Asylrecht
- 7.2.7 Das Ausländerzentralregister
- 7.2.8 Biometrische Ausweisdokumente
- 7.2.1 Geheimdienstkompetenzen
- 7.3 Die Bundeswehr im Innern und das Luftsicherheitsgesetz
- 7.4 Das Gemeinsame Terrori smusabwehruntrum (GT AZ)
- 7.5 Die Antiterrordatei
- 7.6 Das Gemeinsame Internetzen trum (GIZ)
- 7.1 Das Sicherheitspaket I
- 8 Schutzmaßnahmen derUSA
- 8.1 Verhaftungswellen
- 8.2 Homeland Security
- 8.3 Der USA PATRIOT Act
- 8.4 Geheime Überwachungs- und Abhörprogramme
- 8.5 Internierungslager
- 9 Schutzmaßnahmen Großbritanniens
- 9.1 Der UK Anti-terrorism, Crime and Security Act (ATCSA)
- 9.2 Die Folterfrage
- 9.3 Der Prevention of Terrorism Act
- 10 Stellungnahme den Schutzmaßnahmen Deutschlands, der USA und Großbritanniens
- 10.1 Rasterfahndung vs. Verhaftungswellen
- 10.2 Terrorismusbekämpfungsgesetze im Vergleich
- 10.3 Evaluierung Vereinsgesetzänderung
- 11 Fazit
- 12 Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit dem Islamismus in Deutschland, insbesondere mit der Radikalisierung junger Muslime und den darauf folgenden Interventionsstrategien und Schutzmaßnahmen. Die Arbeit analysiert die Motive, die zu einer Radikalisierung führen können, und untersucht die Auswirkungen der deutschen, amerikanischen und britischen Sicherheitspolitik auf die Bekämpfung des Islamismus.
- Islamistische Gruppen in Deutschland
- Motive der Radikalisierung junger Muslime
- Präventionsmaßnahmen und Interventionsstrategien
- Schutzmaßnahmen in Deutschland, den USA und Großbritannien
- Evaluierung der Schutzmaßnahmen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Definition von Islamismus, Islamistischem Fundamentalismus und Gihädismus, um den Leser mit den grundlegenden Begriffen vertraut zu machen. Anschließend wird ein Überblick über die wichtigsten islamistischen Gruppen in Deutschland gegeben, wobei die Schwerpunkte auf den arabisch- und türkisch-islamistischen Gruppen sowie den gihädistischen Gruppierungen liegen.
Im vierten Kapitel werden die Motive der Radikalisierung junger Muslime in Deutschland untersucht, wobei die Ergebnisse verschiedener Studien herangezogen werden. Die Arbeit analysiert dabei die Rolle der Familie, der Peergruppe, der Schulausbildung, von Gewalt und Alkohol sowie von Religion und Politik.
Kapitel fünf beleuchtet die Radikalisierungsfaktoren, die vom Aufnahmeland und der Aufnahmegesellschaft ausgehen. Die Arbeit analysiert dabei die Rolle der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Herkunfts- und Aufnahmeland, die Migrationspolitik des Aufnahmelandes, die staatlichen Maßnahmen zur Integration und die soziale Integration.
Kapitel sechs behandelt Präventionsmaßnahmen und Interventionsstrategien gegen die Entwicklung extremistischen Gedankenguts. Die Arbeit betrachtet dabei die Rolle der Schule, der Erziehung und der Jugendhilfe sowie die Bedeutung von Kommunikation zwischen Polizei und Muslimen in Deutschland.
Im siebten Kapitel werden die Schutzmaßnahmen Deutschlands vor Terroranschlägen analysiert. Die Arbeit untersucht dabei die Sicherheitspakete I und II, die Einführung der Antiterrordatei und des Gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrums (GTAZ) sowie die Erweiterung der Kompetenzen der deutschen Geheimdienste.
Kapitel acht behandelt die Schutzmaßnahmen der USA nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Die Arbeit analysiert dabei die Verhaftungswellen, die Einrichtung des Department of Homeland Security (DHS), den USA PATRIOT Act und die geheimen Überwachungs- und Abhörprogramme.
Kapitel neun befasst sich mit den Schutzmaßnahmen Großbritanniens im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus. Die Arbeit untersucht dabei den UK Anti-terrorism, Crime and Security Act (ATCSA), die Folterfrage und den Prevention of Terrorism Act.
Im zehnten Kapitel werden die Schutzmaßnahmen Deutschlands, der USA und Großbritanniens im Vergleich betrachtet. Die Arbeit analysiert dabei die Rasterfahndung, die Verhaftungswellen, die Terrorismusbekämpfungsgesetze und die Evaluierung der Vereinsgesetzänderung.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Islamismus, die Radikalisierung junger Muslime, Interventionsstrategien, Schutzmaßnahmen, Terrorismusbekämpfung, Sicherheitspolitik, Deutschland, USA, Großbritannien, Familie, Peergruppe, Schulausbildung, Gewalt, Alkohol, Religion, Politik, Integration, Aufnahmegesellschaft, Prävention, Geheimdienste, Antiterrordatei, GTAZ, USA PATRIOT Act, Homeland Security, UK Anti-terrorism, Crime and Security Act, Prevention of Terrorism Act, Rasterfahndung, Verhaftungswellen, Vereinsgesetzänderung.
- Quote paper
- Marina Schauer (Author), 2012, Islamismus in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232554