Barthold Heinrich Brockes hat sich in seinem zwischen 1721 bis 1748 in neun Bänden erschienenen Werk „Irdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physikalisch- und Moralischen Gedichten“ ganz dem Programm der Aufklärung verschrieben. Er wand sich in ihm der „konkret-physikalischen Natur“ zu und wollte mit seiner Dichtung Vergnügen und eine „moralische Besserung“ erreichen. Seine Dichtkunst sollte nutzen oder belehren und zugleich belustigen. Diesem Zweck diente die physikotheologische Naturpoesie, deren Ziel es war, die neuesten Erkenntnisse der Naturforschung mit dem altbekannten theologischen Weltbild zu verknüpfen. Da sie die Erkenntnisse der neuen Wissenschaften nicht verwarf, sondern versuchte, sie in die bestehende Ordnung einzubinden, bedeutete die Physikotheologie durchaus ein Stück Aufklärung. Brockes verfolgte dieses Ziel mit Hilfe seines deskriptiven Naturpoems. Er nutzte die neueren Erkenntnisse der Naturwissenschaften, um in seinen Gedichten in der Natur die Existenz eines Schöpfergottes nachzuweisen. So stand bei ihm jedes Naturelement als Zeichen für Gottes Weisheit und Güte und musste vom Menschen nur noch als solches wahrgenommen werden.
Im Folgenden soll dargestellt werden, wie Brockes die Natur und ihre Phänomene darstellt, um sowohl in Makro- als auch in Mikrokosmos den Gottesbeweis zu erbringen und wie er mit dem deskriptiven Naturgedicht versucht, dem Menschen zu „einer auf innerweltliche Zufriedenheit und christliches Schöpfervertrauen gegründeten Lebenshaltung“ zu verhelfen. Zunächst werden dazu die erkenntnistheoretischen Folgen der kopernikanischen Krise und ihre Be-deutung für die Dichtung von Brockes erläutert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Naturwissenschaft als Gottesbeweis — ein Ausweg aus der kopernikamschen Krise
- Die Erbringung des Gottesbeweises im Makrokosmos: Das Firmament
- Mikrokosmische Naturphänomene und Schöpfergott: Die kleine Fliege
- Abschließender Vergleich und Fazit
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Aspekte der Naturdarstellung bei Barthold Heinrich Brockes am Beispiel seiner Gedichte „Das Firmament" und „Die kleine Fliege". Die Arbeit befasst sich mit der Frage, wie Brockes die Natur und ihre Phänomene darstellt, um sowohl in Makro- als auch in Mikrokosmos den Gottesbeweis zu erbringen und wie er mit dem deskriptiven Naturgedicht versucht, dem Menschen zu „einer auf innerweltliche Zufriedenheit und christliches Schöpfervertrauen gegründeten Lebenshaltung"' zu verhelfen.
- Die kopernikanische Krise und ihre Bedeutung für die Dichtung von Brockes
- Die Rolle der Naturwissenschaft als Gottesbeweis in Brockes' Werk
- Die Darstellung des Makrokosmos und die Erbringung des Gottesbeweises in „Das Firmament"
- Die Darstellung des Mikrokosmos und die Erbringung des Gottesbeweises in „Die kleine Fliege"
- Der Vergleich der beiden Gedichte und die Bedeutung der Naturdarstellung für Brockes' Gesamtwerk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Arbeit und ihren Gegenstand vor. Sie erläutert die Bedeutung der physikotheologischen Naturpoesie im Werk von Brockes und die Rolle der Naturwissenschaft als Gottesbeweis. Das Kapitel „Die Naturwissenschaft als Gottesbeweis — ein Ausweg aus der kopernikamschen Krise" beleuchtet die erkenntnistheoretischen Folgen der kopernikanischen Krise und ihre Bedeutung für die Dichtung von Brockes. Es wird erläutert, wie die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse die bestehende Ordnung in Frage stellten und wie die Physikotheologie versuchte, diese mit der christlichen Tradition zu verbinden.
Das Kapitel „Die Erbringung des Gottesbeweises im Makrokosmos: Das Firmament" analysiert Brockes' Gedicht „Das Firmament" und zeigt auf, wie er den Makrokosmos und seine überwältigende Wirkung auf das lyrische Subjekt nutzt, um dem Menschen zur Überwindung des kopernikanischen Schocks und der Unsicherheit in Bezug auf seine Stellung in der Welt zu verhelfen. Die Wahrnehmungssituation in „Das Firmament" ist geprägt von emotionaler Überwältigung und dem Gefühl des Verlorenseins.
Das Kapitel „Mikrokosmische Naturphänomene und Schöpfergott: Die kleine Fliege" analysiert Brockes' Gedicht „Die kleine Fliege" und zeigt auf, wie er den Mikrokosmos, naturwissenschaftlich-empirisch betrachtet, dem Nachweis der „Vollkommenheit der Schöpfung zum Beweis der höchsten Vernunft Gottes — wenn sie der Mensch nur recht wahrzunehmen vermag" nutzt. Das Beobachtungssubjekt — die kleine Fliege — lehrt, in der Schönheit und Präzision auch der allerkleinsten Naturphänomene eine irdische und mit ihr eine göttliche Ordnung zu erkennen. Diese Ordnung wiederum führt den Leser zu der Erkenntnis, dass der Mensch auch in der neu erforschten Welt einen festen Platz hat.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Naturdarstellung, die physikotheologische Naturpoesie, Barthold Heinrich Brockes, „Das Firmament", „Die kleine Fliege", der Gottesbeweis, der Makrokosmos, der Mikrokosmos, die kopernikanische Krise, die Naturwissenschaft und die christliche Tradition.
- Citation du texte
- Sabrin Werner (Auteur), 2011, Aspekte der Naturdarstellung bei Barthold Heinrich Brockes am Beispiel von „Das Firmament“ und „Die kleine Fliege“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232642